Produkttester
Im Rahmen der Testers Keepers Aktion bin ich in den Besitz eines Exemplars gekommen und habe es mehr oder weniger gründlich testen können. Vielen Dank also an Mindfactory! Das Z590 Pro WIFI aus dem Hause MSI verwendet den neuen, namensgebenden Intel Z590 Chipsatz für Sockel 1200 Intel Prozessoren der aktuellsten Generation, unterstützt also auch die neuen Rocket-Lake-S Prozessoren. Zudem bringt der Z590 gegenüber den Vorgängern ohne zusätzliche Chips auf der Platine mehr USB 3.1 Ports und native Unterstützung für USB 3.2 nebst anderen Detailverbesserungen.
"PRO" Series?
Was mich während des Tests eine Weile bewegt hat, war die Überlegung, an welche Adressaten sich die PRO Serie auch angesichts ihres Namens wirklich richtet. Letztlich legt die Bezeichnung für mich solche Anwender nahe, die sich selbst eine leistungsfähige Workstation für vielfältigste Zwecke aufbauen wollen, sei es durch Virtualisierung, Rendering, sonstige rechenlastige Anwendungen eben. Laut MSI zielt die Pro-Serie auf Nutzer ab, die hochwertige Komponenten benötigen um effizient und produktiv zu arbeiten. Sind das nicht grundlegende Anforderungen eines jeden Anwenders? Zweifelsohne! Man muss also etwas genauer hinschauen, um zu verstehen, wie sich die Pro-Serie einsortiert.
Preislich orientieren sich die "PRO" Boards unterhalb der verschiedenen MSI Gaming Mainboards. Tatsächlich gehört das Z590 Pro Wifi herstellerübergreifend zu den günstigsten Intel Z590 Mainboards mit WIFI - nur das Gigabyte Z590 UC AD und das ASRock Z590M-ITX/ac sind aktuell günstiger zu haben, letzteres muss allerdings aufgrund des M-ITX Formfaktors natürlich in Sachen Ausstattung Abstriche machen.
In der Masse an auf Gamer ausgerichteten Mainboards springen bei näherer Betrachtung dann diverse Punkte hervor: eher zurückhaltende Ausstattung an virtuellen Phasen, keine Beleuchtung, durchschnittliche Anzahl PCIe-Slots&Leidenschaftliche Übertakter, Gamer, RBG-Fetischisten sind hier also nicht die primäre Zielgruppe. Das spiegelt sich in der Ausstattung wieder und darüber entsprechend auch im Preis. Allerdings mag man über andere Features nachdenken, die gewissermaßen "Pro" erscheinen. Wie wäre es mit einem zweiten LAN Adapter?
Den gibt es auch bei MSI, jedoch innerhalb der Content Creation Serie. Zwar bringen diese auch eine Vielzahl LEDs mit, die im ersten Moment für das von mir genannte Umfeld eher irrelevant sind. Jedoch hat z.B. das MSI Prestige X570 Creation tatsächlich einen zweiten LAN Adapter | 10G sogar! Auch sonst bringt das X570 mehr USB Ports, mehr SATA, eine Zusatzkarte mit Thunderbolt Ports& Dafür ist der Kostenpunkt natürlich auch erheblich höher, sicher. Dennoch verbirgt sich hinter solch einer Platine eher das, was mir als "PRO" vorschwebt.
Das tut der Z590 Pro WIFI aber keinen Abbruch | man muss eben nur die Ansprüche richtig abstecken und sich nicht allein von der Bezeichnung irreführen lassen. Am Kostenpunkt gemessen ist das Mainboard einwandfrei aufgestellt. Somit muss man auch die Zielgruppe eher im Budgetsegment verorten. Das ist nicht schlecht, denn MSI hat hier nicht geschludert und immer noch eine sehr leistungsfähige Platine auf den Markt gebracht, bei der ein Durchschnittsanwender kaum Abstriche machen muss.
Letztlich darf man an dieser Stelle vielleicht auch überlegen, ob ein H570 Chipsatz nicht in einem "Pro"-Board ausreichend gewesen wäre. Übertakten wird fürs Klientel vermutlich kaum relevant sein, zumal aktuelle Intel Prozessoren von Haus aus wenig Reserven haben. Für Mehrleistung durch Übertakten nimmt man einen überproportional hohen Anstieg von Abwärme und Leistungsaufnahme in Kauf. Übertaktet man nicht, hat man letztlich vor allem Einschränkungen hinsichtlich der Anzahl und Bandbreite speziell bei USB 3.2 Ports. Die Kapazitäten des Z590 diesbezüglich schöpft aber kaum eine Platine aus. Tatsächlich sind Mainboards mit H570 weit weniger verbreitet, da hier auch preislich kaum ein Vorteil generiert wird. Zum Zeitpunkt meines Reviews gibt es mit H570 und WIFI nur das ASRock H570M-ITX/AC und das ASUS TUF Gaming H570-Pro WIFI.
Weitere Pro-Eigenschaften sind laut MSI ein optimierter Workflow, weniger Fehlermeldungen und mehr Langlebigkeit. Das klingt erstmal etwas vage, wie man am Mainboard welchen Workflow optimiert haben will sagt MSI nicht und zumindest ich hatte noch nie Probleme mit kurzlebigen und fehlergeplagten Mainboards im durchschnittlichen Betrieb daheim. MSI gibt auf das Mainboard jedenfalls satte 3 Jahre Garantie, was sich allerdings bei den meisten Mainboardherstellern als quasi-Standard etabliert hat.
Erster Eindruck, Ausstattung, Zubehör
Nach dem vielen Gefasel nun aber zum konkreten Board selbst. Nach dem ersten Auspacken macht das Mainboard einen sehr guten Eindruck. Die Verpackung ist soweit schlicht gehalten und aufs Nötigste beschränkt. Das mitgelieferte Zubehör beschränkt sich mehr oder weniger auf die absoluten Notwendigkeiten. M.2 Schrauben und Abstandhalter, 2 SATA Kabel, WIFI-Antennen (leider keine Tischantenne, die sicherlich toll gewesen wäre), I/O Shield, Treiber-DVD (die man sich wiederum m.E. gerne sparen könnte), Quick Installation Guide und Product Registration Code.
Das Design des Boards ist völlig unaufgeregt bzw. dezent, wichtiger noch: alles sieht tadellos verarbeitet aus. Das Aussehen ist für mich auch weniger wichtig als das Layout an sich, da der Rechner ohne jedes Sichtfenster unterm Tisch sein Dasein fristet.
Alle Pins, Kondensatoren, Slots etc. sitzen fest, nichts wackelt. Die Fülle an Anschlüssen erschlägt mich im ersten Moment nach Umstieg von einem Mini-ITX Mainboard fast. Die Ausstattung ist nämlich grundsätzlich - mit wenigen Abstrichen - sehr gut:
3 M.2 SSD Slots
6 SATA Ports
jede Menge USB Anschlüsse sowohl extern als auch intern
2 PCIe x16 Slots
2 PCIe x1 Slots
20 GB/s USB 3.2 C Anschluss
WIFI im neuen 6E Standard
2.5 GB LAN
HDMI 2.0b und Displayport 1.4 für die Nutzer der iGPU
Bluetooth
und sogar ein PS/2 Kombo Anschluss.
6 Header für PWM-Lüfter
Header für Wasserpumpe
Header für RGB
Thunderbolt
Für den obersten M.2 SSD Slot, der sogar mit PCIe 4.0 angebunden ist, gibt es den von MSI genannten "Shield Frozr" Passivkühler - die weiteren Slots müssen leider ohne auskommen.
Die Versorgung der CPU mit konstanter Energie und Spannung sichert das Voltage Regulator Module (VRM). VRMs sind mehrphasig ausgelegt, wodurch die Wärmeentwicklung und die Belastung der Komponenten reduziert und weitere elektrische Optimierungen in Bezug auf den Wirkungsgrad erzielt werden. Minderwertige VRMs können daher zu Stabilitätsproblemen führen - insbesondere beim Übertakten. Das Z590 Pro WIFI hat insgesamt 14 (12+2) virtuelle Phasen. Zum Vergleich: das Z590 Tomahawk WIFI aus gleichem Hause für etwa 20€ mehr hat 16 (14+2), das Z590 Gaming Force sogar 17 | dafür aber auch bei einem Kostenaufschlag von etwa 100€. Satte 18 (16+2) Phasen bringt das Z590 Ace, kostet aber auch mehr als das Doppelte. Für Übertakter sind diese Boards damit sicherlich attraktiver. Im direkten Vergleich haben (nicht übertaktbare) H570 Boards üblicherweise nur 8-9 Phasen.
Mit dem Realtek ALC897 hat man zudem eher einen Budget-Soundcodec implementiert, auch wenn man das angesichts der Zielgruppe für das Mainboard verschmerzen kann. Die Bandbreite an Features eines ALC1220 oder gar ALC4080 deckt der kleine Codec nicht ab, wird aber den meisten Anwendern immer noch völlig ausreichen.
Angesichts der "Pro" Bezeichnung könnte man jedoch vielleicht z.B. einen zweiten LAN-Anschluss erwünschen, den in dieser Preisklasse allerdings tatsächlich nur das ASRock Z590M-ITX/ax aufbieten kann, welches dafür aber im Mini-ITX Format auf viele andere Annehmlichkeiten des MSI Z590 Pro WIFI verzichten muss.
Da man hier zudem kein reinrassiges Gaming-Board vor sich hat, ist Beleuchtung bis auf Diagnose-LEDs Fehlanzeige. Mich stört das nicht | die Platine wird im Fractal Design Define 7 Compact ohne Glastüren verbaut und unterm Tisch betrieben und idealerweise weder gesehen noch gehört. Ebenso ist die I/O-Blende leider nicht integriert, was mir beim Kostenpunkt von gut 200€ durchaus angemessen erschienen wäre.
Das digitale Handbuch ist kurz und prägnant und klärt fast alles, was man zur Installation des Mainboards gerne wissen würde. Die meisten Infos findet man darüber hinaus auch auf der Platine selbst | löblich! Allein die vielen Funktionen des UEFI BIOS hätte man vielleicht noch zusätzlich beschreiben können und auch auf das MSI Center Tool | wenn man es denn nutzen will | wird nicht eingegangen. Features wie der M.2 Shield Frozr werden im Handbuch gerade einmal namentlich erwähnt | seltsam. So macht das Handbuch insgesamt einen etwas unvollständigen Eindruck.
Inbetriebnahme
Meine Testhardware sieht wie folgt aus:
Intel i5-11400 + be quiet! Pure Rock 2
2x16 GB Crucial Ballistix DDR4-3200 RAM
Western Digital Black SN750 1TB
Gigabyte Geforce GTX 1650
Aufgrund der zur Zeit herrschenden Knappheit an bezahlbaren Grafikkarten leistet eine etwas betagtere Gigabyte GTX 1650 ihren Dienst. Zusätzlich verbaue ich noch eine Creative Soundblaster Z SE. Durchaus längere Zeit habe ich mit der Überlegung zugebracht, statt der CPU einen i7-11700, ggf. K/F, zu nutzen | allerdings ist das Preis-Leistungs-Verhältnis des "kleinen" i5 bedeutend besser und passt mir damit auch besser ins Konzept, welches das doch eher bodenständige Mainboard vorgibt. Hardwaretechnisch nutze ich also recht gewöhnliche "Brot & Butter"-Komponenten, von denen auch fast alle auf Anhieb völlig stabil und reibungslos liefen. Fast alle?
Ein paar Kleinigkeiten sind mir beim Zusammenbau und danach aufgefallen:
Negativ: Der untere PCIe 3.0 x1 Slot ist mit einigen Erweiterungskarten bei Verwendung des PCIe Stromanschlusses am Mainboard ggf. nicht voll nutzbar. Da ich selbst das Stromkabel für den PCIe am Mainboard nicht angeschlossen habe, ist das für mich irrelevant. Andernfalls würde jedoch meine Soundblaster Z SE - mit der zugegebenermaßen recht aufwändigen roten Blende - nicht in den Slot passen. Interessanterweise verzichten viele Hersteller komplett auf den PCIe Stromanschluss auf der Hauptplatine, in diesem Sinne ist diese Designentscheidung vielleicht diskussionswürdig.
Negativ: Eher zufällig fiel mir im BIOS auf, dass der RAM gar nicht bei vollem Takt lief, sondern nur bei 2666 MHz. "Verschenktes Potenzial", denke ich, ändere den Takt im BIOS auf 3200 MHz und schwupp | das System startet nicht mehr, die DRAM Diagnose LED leuchtet. Es half nur der BIOS Reset. Bei der Gelegenheit fiel mir übrigens erstmalig auf, dass ich einerseits schon lange keinen BIOS Reset mehr durchgeführt habe und andererseits auch keinen Jumper mehr daheim habe | so musste ein Schraubenzieher zum Überbrücken herhalten. Anschließend probierte ich das "Game Boost" Profil für den Arbeitsspeicher, auch hier wird der Takt auf 3200 MHz gesetzt. Leider wird das aus der Übersicht im UEFI-Startbildschirm heraus nicht deutlich, in den OC-Settings jedoch schon. Doch auch damit blieb der Bildschirm noch manchmal beim Booten schwarz.
Erst das BIOS-Update auf die aktuellste Version schuf hier Abhilfe, obwohl die Patchnotes keine entsprechende Änderung diesbezüglich angeben. Zudem sind die UEFI-Farben dadurch deutlich angenehmer geworden (Grautöne statt roter Akzente), das nur am Rande.
Neutral: Das eben angesprochene Flashen des BIOS auf eine neue Version war recht leicht | BIOS herunterladen, auf einen FAT32 USB-Stick entpacken, ins BIOS booten, M-Flash starten. Zugegebenermaßen bieten anderen Hersteller Methoden an, um den Flashvorgang direkt aus Windows heraus zu starten, wodurch sich obiges Prozedre doch sehr antiquiert anfühlt.
Positiv: Die Lüftereinstellungen ab Werk sind für mich direkt einwandfrei, das System schnurrt kühl und leise vor sich hin. Überhaupt muss man am UEFI BIOS kaum Einstellungen vornehmen. Will man das aber doch, ist alles schön aufgeräumt und größtenteils mit Hinweisen versehen.
Ansonsten fällt auf, dass viele Komponenten ihrer Zeit gewissermaßen voraus sind: Ob 2.5G Ethernet oder WLAN 802.11ax, viele übliche Router können die Schnittstellen noch nicht bedienen. Zumindest meine 1 Jahr alte Fritz Box 7590 kann "nur" Gigabit Ethernet und 802.11ac, was im Alltag auch völlig reicht. Ebenso ist der PCIe 4.0 M.2 Slot sicherlich nice to have und entsprechende SSDs sind auch bereits in Hülle und Fülle verfügbar. Deren Preis/Leistungs-Verhältnis ist aber aktuell schlechter als bei ihren Vorfahren.
Preis / Leistung
Bezüglich des Peis-/Leistungsverhältnisses muss man vor allem zur Konkurrenz (auch aus dem eigenen Hause) schauen. Preislich ordnet sich das Mainboard knapp unter den meisten auf Gaming ausgerichteten Boards von MSI selbst, aber auch der Konkurrenz ein. Schaut man sich weitere, etwas teurere Mainboards an, scheint das Z590 Pro WIFI leicht an Boden zu verlieren: Ein MSI MAG Z590 Tomahawk WIFI ist z.T. für nur etwa 20€ mehr erhältlich, hat dafür aber eine deutlich aufwändigere Kühlung (sowohl für die Phasen als auch für eine weitere M.2 SSD), eine integrierte IO-Blende, einen wesentlich besseren Soundchip (Realtek ALC4080), 2 virtuelle Phasen mehr, MSI Mystic Light, im Lieferumfang ist noch ein USB-Stick... Letztlich stellt sich hier natürlich immer die Frage, wer das alles braucht. Für den geringen Mehrpreis ist das Board aus der MAG Serie aber insgesamt aus meiner Sicht das etwas bessere Gesamtpaket. Andere Hersteller bieten ähnlich reizvolle Konkurrenz auf.
Um mit der aktuellen Chipsatzgeneration noch erheblich zu sparen, könnte man gegebenenfalls auf ein B560 oder H570 Board ausweichen | doch auch die sind kaum günstiger. Das günstigste Mainboard mit diesen Kriterien wäre aktuell das ASUS TUF Gaming B560-Plus WIFI ab bereits etwa 160€. Das hat einen M.2 Slot weniger, dafür einen PCIe x1 Slot mehr, einen 2.5G LAN Adapter von Realtek statt Intel und verzichtet generell auf einige Ausstattung, die das MSI Z590 Pro WIFI onboard hat.
Will man jedoch ein Z590 Mainboard mit WIFI für unter 200€ haben, ist das MSI Z590 Pro WIFI fast konkurrenzlos. Die Ausstattung ist im Vergleich mit den Mitbewerbern angemessen, man kriegt hier keine Mogelpackung. Das P/L-Verhältnis geht hier m.E. völlig klar.
Fazit
Zusammenfassend hat man hier meiner Meinung nach ein sehr rundes Z590 Mainboard zu einem vergleichsweise niedrigen Preis mit sehr umfangreichen Anschlussmöglichkeiten. Die Bezeichnung "Pro" suggeriert dabei vielleicht etwas anderes, als was MSI hier letztlich auf den Markt bringt: Das Z590 Pro WIFI präsentiert sich vor allem als vielseitiges Budget-Board. Wer auf Bling-Bling verzichten kann und keine Übertaktungsrekorde brechen will, sondern einfach ein günstiges, aber leistungsfähiges und stabiles Mainboard mit WIFI für die aktuelle Intel Sockel 1200 Plattform sucht, der ist hier mit Sicherheit völlig richtig aufgehoben. Das Board leistet sich im Betrieb keine wirklichen Schwächen, lediglich das etwas spartanische Zubehör und der ungünstig platzierte PCIe Stromanschluss senken meine Wertung auf 4/5 Sterne.
Positiv:
Reichhaltiges Angebot an Anschlüssen sowohl intern als auch extern
Hohe Konnektivität
Tadellose Verarbeitung
Einwandfreie Funktionalität
Verhältnismäßig preiswert für Z590 + WIFI
Negativ:
Zubehör eher "knauserig"
Dokumentation könnte ausführlicher sein
Ungünstig platzierter PCIe-Stromanschluss