Produkttester
Gliederung meiner Bewertung:
" Einleitung
" Verpackung und Lieferumfang
" Design/Anschlüsse
" Verarbeitung
" Montage
" BIOS
" Software/Treiber
" Leistung
" Haltbarkeit
" Vergleich zu ähnlichen Produkten, Preis-/Leistungsverhältnis
" Fazit
Einleitung:
Zu Beginn eine kurze Übersicht zu der Hardware die ich mit diesem Board kombiniert habe. Einige Punkte des Tests werden hierdurch beeinflusst und fallen mit anderen Komponenten sicherlich anders aus.
Gehäuse: Phanteks Enthoo Evolve X
CPU: Intel Core i7-10700k (8x 3,8 GHz)
CPU-Kühler: Alpenföhn Matterhorn (von Sockel 1150 übernommen, passt ohne Probleme)
RAM: 2x 16 GB Corsair Vengeance RGB PRO mit DDR4-3200 CL16
Grafik: Gigabyte RTX2060 Gaming OC PRO rev. 2
M.2-SSD: Samsung 970 EVO Plus 500 GB
SSDs: 2x Samsung 830 120 GB, Samsung 750 Evo 250 GB
HDDs: WD Green 2 TB, Seagate Barracuda 2 TB
Verpackung und Lieferumfang:
Das Motherboard kommt in einer für diese Produkte üblichen Verpackung. Dabei wird es durch einen ESD Antistatik-Beutel geschützt und sitzt in einem separaten Innenrahmen aus Karton. Das Designelement des Chipsatzkühlers, sowie das I/O-Shield sind jeweils mit Schutzfolien versehen. Der obere M.2-SSD-Kühler weist ebenfalls eine Schutzfolie auf, jedoch dient diese in erster Linie als Hinweis auf den vom Kühler verdeckten Verschraubungs-punkt für die Gehäusemontage.
Bei meinem Board war der Stecker für den JCORSAIR-Anschluss leicht verbogen, lies sich jedoch ganz leicht wieder richten, ich denke das ist schon bei der Herstellung/Verpackung des Boards passiert.
Mindfactory hat das Board in einer angemessenen Versandkartongröße geliefert und es war mit Luftpolster-Kissen geschützt.
Der Lieferumfang des Boards ist insgesamt umfangreich ausgeführt, neben der WLAN-Antenne und zwei SATA-Kabeln (einmal mit einem gewinkelten Stecker) sind auch Anschlusskabel für den JRAINBOW-Anschluss (adressierbare RGB-LEDs), ein Y-Kabel für den einfachen JRGB-Anschluss (nicht adressierbare RGB-LEDs), ein für Corsair spezifisches Kabel für den JCORSAIR-Anschluss (um den Corsair Fan Hub oder die Lighting Pro LED-Streifen zu verbinden) vorhanden. Sehr schön wären hier natürlich auch Kabel mit Sleeve gewesen, da ein solches Board kaum in Gehäusen ohne Fenster verbaut werden wird. Aber da ist natürlich die Frage ob der Aufpreis Nachteile im Wettbewerb bedeutet hätte. Ebenfalls werden drei Schrauben für die M.2-SSDs mitgeliefert (also eine im Ersatz).
Die Bedienungsanleitung ist in gedruckter Ausführung nur in englischer Sprache beigelegt, das reicht jedoch völlig aus, alle anderen Sprachen finden sich auf der MSI-Website. Die mitgelieferte Treiber-DVD könnte man meiner Meinung nach auch weglassen da heute die wenigsten PCs noch optische Laufwerke besitzen, hier wäre vielleicht ein MSI-USB-Stick ein cooles Gimmick. Allerdings lädt man bei der Installation eh die aktuellen Treiber von der MSI-Homepage oder über das Dragon Center.
Die Bedienungsanleitung ist gut strukturiert und enthält sogar ein Blockdiagramm des Motherboards, allerdings findet man dieses nur in der gedruckten Version. Hier kann man direkt erkennen wie die PCIe-Lanes von CPU und Chipsatz aufgeteilt werden. Sehr gut gefällt mir die Tabelle zu den möglichen M.2-SSD und SATA Kombinationen, da sich diese einige Lanes des Chipsatzes teilen. Wenn man den unteren M.2-Steckplatz nutzt fallen z.B. die SATA-Ports 5 und 6 weg. Auch für die Grafikkarten ist ein einer Tabelle dargestellt wann diese wie viele Lanes nutzen können. Bei der Beschreibung des Front-Panel-Anschlusses in der Schnellstart-Anleitung ist für die HDD- und Power-LED sogar eine Grafik vorhanden in der zu sehen ist welche Kabelfarbe als Plus und welche als Minus verbunden werden muss, erspart manchem bestimmt ein erneutes Öffnen des Gehäuses (LEDs funktionieren ja nur bei korrekter Polung). Überall in der Bedienungsanleitung finden sich QR-Codes zu Montage-Videos bei YouTube, der Link ist aber auch in Textform abgedruckt, man kann ihn in der PDF-Version also auch direkt anklicken. Es handelt sich hier um viele kleine Videos die Details der Montage zeigen.
Eine Kurzbeschreibung vom BIOS ist auch vorhanden. Hier werden die verschiedenen Fenster und Untermenüs zusätzlich kurz beschrieben.
Design/Anschlüsse:
Das Motherboard weist ein sehr ansprechendes Design auf, die Handschrift von MSI ist di-rekt erkennbar. Die meisten Komponenten sind in dem mittlerweile üblichen schwarz eingefärbt (zum Glück nicht mehr dieses blau mit den kunterbunten Anschlüssen). Auf dem Chipsatzkühler ist ein Designelement in Carbon-Optik positioniert (passend zum Namen). Die Spannungswandler-Kühler und das I/O-Cover verfügen über eine ansprechende und aufwändige Formgebung, jedoch ist insbesondere das I/O-Cover sehr ausladend, wodurch es zu Konflikten mit flachen und breiten Kühlern kommen kann. Mein alter Alpenföhn Matterhorn passte hier jedoch ohne Probleme und ich denke auch alle gängigen Wasserkühler sollten hier Platz finden. Der Kühler muss im unteren Bereich schon sehr breit sein um anzustoßen. Im I/O-Cover und im Chipsatzkühler sind jeweils ARGB-Beleuchtungselemente integriert, diese lassen sich über Mystic Light ansteuern. Allerdings werden diese in meinem Fall größtenteils vom CPU-Kühler und der Grafikkarte verdeckt, hier hätte man vielleicht beim Chipsatzkühler das Beleuchtungselement etwas weiter nach oben, über den PCI-Express-Anschluss verlängern können. Das Ganze ist natürlich vom Betrachtungswinkel abhängig, der Tower steht bei mir auf dem Schreibtisch, so dass sich meine Augen etwa auf einer Höhe mit dem CPU-Kühler befinden und ich von schräg vorne auf den PC schaue. Da ist es unausweichlich das ein hoher Tower-Kühler wie der Alpenföhn Matterhorn das I/O-Cover und die Grafikkarte den Chipsatzkühler verdeckt.
Die WLAN-Antenne ist futuristisch designt und fügt sich so gut in das gesamte Gaming-Setup ein. Wie wäre es hier mit einer WLAN-Antenne mit ARGB-Beleuchtung und Projektion des MSI Drachens als nachkaufbares Zubehör?
Die Anschlüsse des Boards sind insgesamt durchdacht positioniert. So finden sich über das ganze Board verteilt Anschlüsse für Lüfter, davon einer in Nähe des I/O-Shields für die Gehäuserückseite. Die anderen sind unten links und oben rechts positioniert und ließen sich in meinem Phanteks Enthoo Evolve X gut bei verdeckter Kabelführung anschließen. Auch ein Anschluss für die Pumpe einer Wasserkühlung ist vorhanden und wird bei mir zukünftig Verwendung finden.
Die SATA-Anschlüsse sind wie bei den meisten Boards sehr nah am PCI-Express-Steckplatz untergebracht und können von großen Karten verdeckt werden. Komplett verdeckt wird in meinem Fall der Anschluss für die Front-USB-3.2-Anschlüsse (JUSB3), das ist aber unproblematisch da man diesen nur beim Zusammenbau einmal verbindet und das kann man am besten zusammen mit den anderen Gehäusekabeln machen bevor die Grafikkarte ins Gehäuse kommt. Lobend erwähnen muss man hier aber das sowohl der Front-USB-3-Anschluss, als auch die SATA-Anschlüsse alle seitlich gewinkelt positioniert sind und so ei-nen schön verdeckten Kabelverlauf ermöglichen.
Der Audio-Connector sitzt wie üblich unten links, hier hätte meiner Meinung nach auch gut der Front-Panel Anschluss untergebracht werden können um diese Anschlüsse etwas mehr zu bündeln.
Das Motherboard verfügt zwar nicht über eine Fehlercode-Anzeige mittels Segment-LCD, aber ein Boot-Fehler von CPU, DRAM, VGA und Boot werden mittels LED angezeigt. Für mich ist das ausreichend und das Board ist jetzt auch nicht auf Extrem-OC ausgelegt.
Die oberen beiden PCI-Express-x16 Steckplätze sind verstärkt ausgeführt (man merkt tat-sächlich einen Unterschied), was neben höherer Stabilität auch eine bessere Optik mit sich bringt.
Für jeden der das Motherboard in einem fensterlosen Gehäuse verbaut gibt es noch einen Schalter mit dem sich die gesamte Beleuchtung des Motherboards deaktivieren lässt.
Für einen Bios-Reset ist lediglich ein Jumper vorhanden, hier hätte ich mir einen Taster am I/O-Shield gewünscht.
Am I/O-Shield verfügt das Board über einen PS/2-Anschluss, zwei USB 2.0 Anschlüsse, ei-nen USB-C Anschluss mit 20 Gbit/s, vier USB 3.2 Typ-A Anschlüsse mit 10 Gbit/s, 2,5 Gbit LAN, die Anschlüsse für die Dualband-WiFi-Antenne und die Audioanschlüsse, hier ist bis zu 7.1 Audio möglich, der Mikrofoneingang ist separat vorhanden. Sehr gut gefällt mir hier auch der optische Ausgang. Vielleicht hätte man hier noch ein paar mehr USB 2.0 und 3.2 Schnittstellen positionieren können, braucht man doch für Tastaturen wie meine Asus ROG Strix Flare schon zwei USB-Ports.
Verarbeitung:
Insgesamt ist die Verarbeitung des Boards sehr gut. Die Spannungswandler Kühler sind mittels Heatpipe verbunden und auch die Lackierung der Kühlkörper ist hochwertig ausgeführt. Das Board verfügt über keine Backplate, was in der Preisklasse aber normal ist. Einziges Manko das ich bei der Verarbeitung sehe, ist der leicht verbogene JCORSAIR-Anschluss bei meinem Board, aber sowas kann ja mal vorkommen und er ließ sich auch direkt richten.
Montage:
Die Montage des Motherboard-Bundles war schnell durchgeführt und bereitet keine Probleme. Auf dem Board und in der Anleitung wird auch ausdrücklich darauf hingewiesen mit der Installation der RAM-Riegel beim DIMMA2-Sockel für einen Riegel, bzw. DIMMA2- und DIMMB2-Sockel für zwei Riegel zu beginnen. Beim M.2-SSD Anschluss passte der vorpositionierte Verschraubungspunkt auch direkt für meine SSD (Samsung 970 Evo Plus) so dass auch diese zügig installiert war. Ein Wärmeleitpad ist an der Abdeckung bereits vormontiert und es muss lediglich die Schutzfolie entfernt werden. Zu erwähnen ist hier das dies beim Einbau ins Gehäuse noch einmal demontiert werden muss da ein Verschraubungspunkt des Boards hiervon verdeckt wird (mittels einer bedruckten Schutzfolie auf dem Kühler wird hier aber auch nochmal ausdrücklich drauf hingewiesen). Das vormonierte I/O-Shield ist meiner Meinung nach eine der besten Neuerungen der letzten Jahre was die Montage im Gehäuse betrifft, dies war immer eine nervige Angelegenheit. Hat man wie bei meinem Gehäuse Verschraubungspunkte mit entsprechenden Erhebungen setzt man das Board ins Gehäuse ein und es ist direkt ausgerichtet und man muss nicht am Shield rumfummeln. Die Hebel an den PCI-Express-Steckplätzen sind in einer vergrößerten Form ausgeführt. Diese könnten meiner Meinung nach aber ein bisschen nach oben verlängert werden um die Demontage der Grafikkarte zu vereinfachen, da nach unten der Kühler den Hebel verdeckt. Wie bei der Beschreibung der Position der Anschlüsse bereits erwähnt sollte man das Motherboard inkl. Front-USB und SATA-Kabeln vor dem Einbau der Grafikkarte verkabeln da sonst einige Anschlüsse verdeckt werden.
BIOS:
Beim ersten Systemstart landet man automatisch im BIOS. Man sieht direkt auf der Start-seite Angaben zu RAM und CPU, inkl. Temperaturen und aktuellen Taktraten, so kann man direkt erkennen ob der CPU-Kühler richtig montiert ist und der RAM erkannt wird. Das BIOS bietet einen einfachen Modus und einen Expertenmodus. XMP lässt sich in beiden Varianten einfach aktivieren und auch die OC-Einstellungen sind sehr übersichtlich angeordnet. Die Boot-Reihenfolge lässt sich direkt auf der Startseite mittels Drag & Drop anpassen. Außer der Aktivierung des XMP-Profils muss man eigentlich nicht viel machen.
Software/Treiber:
Die Treiberinstallation ist insgesamt sehr einfach durchgeführt, zumal Windows ja auch einen großen Teil automatisch installiert. Ich würde empfehlen nach der Windowsinstallation zunächst das MSI Dragon Center zu installieren, dieses lädt und installiert dann alle fehlenden Hardwaretreiber. Ansonsten findet man diese aber auch recht übersichtlich auf der MSI-Homepage.
Im Vergleich zum Armoury Crate von ROG gefällt mir das Dragon Center hinsichtlich Optik und auch der Treiberverwaltung etwas besser, allerdings ist beim Armoury Crate die Skalierung angenehmer, im Dragon Center sind die Schaltflächen usw. doch sehr groß skaliert, auf einem 1080p Monitor ist es eigentlich schon bildschirmfüllend. Teilweise würde ich mir auch mehr Einstellmöglichkeiten wünschen, zum Beispiel im Zusammenhang mit der Priori-sierung von Prozessen in Verbindung mit dem Gaming Boost. Was mir sehr gut gefällt sind die möglichen Stile für die Beleuchtung über MSI Mystic Light. Hier hat man mehr Möglichkeiten als bei ROG Aura, allerdings ist Corsair iCUE hier etwas aufgeräumter. Auch sehr praktisch sind die Einstellmöglichkeiten die man bei der Anpassung der Lüfterkurven hat, hier hätte ich aber gerne noch die Option auszuwählen welcher Temperatursensor als Basis für die Lüfterkurve dient. Die Struktur der Menüs könnte teilweise noch etwas optimiert werden.
Leistung:
Viele Leistungsdaten sind von den verbauten Komponenten abhängig und werden auch schon vom Z490 Chipsatz vorgegeben.
Im automatischen OC-Modus wird mein i7-10700k mit 4,7 | 4,8 GHz auf allen Kernen be-trieben, das ist schon mal ein netter Start. Mit dem Intel Extreme Tuning Utility habe ich mal noch ein bisschen die Frequenz höher gestellt was auch ohne Probleme ging, hier werde ich noch ausgiebig testen, wie weit ich die CPU treiben kann. Bislang bin ich hier bis auf 5,0 GHz gegangen, allerdings werden dann die Temperaturen mit meinem Luftkühler langsam grenzwertig.
Meine M.2-SSD erreicht die von Samsung angegebenen Datenraten, hier gibt es seitens des Boards keine Beschränkungen oder Probleme. Beide M.2-Ports sind mit dem Chipsatz ver-bunden, der WLAN-Chip belegt die Lanes über die sonst eine M.2-SSD direkt mit der CPU verbunden wird.
Die WLAN-Leistung des Boards hat mich sehr überrascht, insbesondere bei der erreichten Signalstärke. Am Standort meines Schreibtisches hatte ich mit mehreren Geräten schon Empfangsprobleme, der Fire-TV-Stick bekommt beispielsweise gar kein stabiles Signal und auch mein MacBook Pro macht manchmal Probleme. Das Board habe ich im 2,4/5 GHz WLAN meiner Fritz.Box mit Repeater eingebunden. Mit der externen Antenne habe ich über das WLAN des MSI Motherboards laut der Signalqualitätsanzeige von Windows (nahezu) volle Signalstärke. Zum Test der Latenz habe ich über mein verkabeltes Netzwerkt (Gigabit) und über WLAN Google.de mittels Konsole angepingt. Über LAN erreichte ich durchschnitt-lich 15 ms, über WLAN durchschnittlich 17 ms Latenz (Das MacBook Pro kommt im WLAN auf etwa 23 ms). Über die geringen Latenz-Werte des WLANs war ich extrem überrascht. Auch bei World of Warcraft sind die Latenzen von LAN und WLAN nahezu identisch 15 | 17 ms über LAN und 17 | 19 ms über WLAN. Die Übertragungsgeschwindigkeit im Netzwerk habe ich in Verbindung mit einem zweiten Rechner (mit SSD als Speicher) getestet. Dabei habe ich einen Downstream von 150 Mbit/s und einen Upstream von 200 Mbit/s erreicht. Beim Kopieren einer 6 GB großen Datei mittels WLAN auf den zweiten Rechner habe ich im Explorer etwa 15 MB/s erreicht (Achtung hier jetzt Megabyte nicht Megabit). Beim LAN lag ich hier zwischen 60 und 110 MB/s. Für den Austausch großer Datenmengen wäre das WLAN für mich an meinem Standort daher nicht ideal. Dafür war der Langzeit Gaming-Test über WLAN sehr positiv. Neben den bereits schon erwähnten guten Latzenzwerten zeigte sich hier auch eine hervorragende Signalstabilität, es kam zu keinem Disconnect und die Datenrate ist hier auch mehr als ausreichend. Der oben erwähnte, gemessene Downstream liegt noch ein Stück über dem Downstream meiner Internetleitung (100 Mbit/s VDSL). Die erreichbare Datenrate lässt sich in einem WI-FI 6 Netzwerk sicherlich noch einmal deutlich erhöhen. Insgesamt bin ich mit der WLAN-Leistung sehr zufrieden, sofern kein Zugriff auf einen Netzwerkspeicher nötig ist ist die Leistung sehr gut und mehr als ausreichend.
Die Temperaturen des Motherboards unter Last sind alle in Ordnung, für einen genaueren Vergleich müsste ich ein anderes Z490-Board in mein Gehäuse verbauen.
Bezüglich der Kühlleistung habe ich mir das Motherboard dann mit der Wärmebildkamera (testo 890) angeschaut. Bei der Betrachtung von Wärmebildern ist aber immer zu berücksichtigen, dass die mit der Kamera gemessenen Temperatur vom Emissionsgrad der Oberfläche abhängt. Schwarze Oberflächen haben einen höheren Emissionsgrad als z.B. weiße Oberflächen oder blankes Metall, dadurch erscheinen helle Objekte scheinbar kälter als dunkle Objekte. Da die Kühlkörper aber alle mattschwarz lackiert sind kann man zumindest diese ganz gut vergleichen. Der Emissionsgrad von schwarzmatten Oberflächen liegt auch im Bereich von 0,9 bis 0,95, die Kamera misst in der Grundeinstellung mit 0,95. Für genauere Messungen gibt es spezielle Klebebänder mit einem exakten Emissionsgrad von 0,95 jedoch ist das für diesen eher qualitativen Vergleich nicht erforderlich. Man kann auf den Bildern sehr schön sehen das sich die Temperatur der Spannungswandler-Kühler gleichmäßig über die Kühlkörper verteilt (die Heatpipe macht was sie soll) und auch der SSD-Kühlkörper ist nahezu gleichmäßig temperiert, im Bereich der SSD-Chips leicht wärmer. Der Chipsatz-Kühler ist auch recht gleichmäßig erwärmt und nutzt die gesamte Oberfläche zur Kühlung aus. Leider ragte der CPU-Kühler auf Grund seiner Größe immer störend in den Bildausschnitt bei der Betrachtung der Spannungswandler, sobald ich eine Wasserkühlung verbaut habe werde ich mir das Ganze noch einmal mit der Wärmebildkamera anschauen.
Mit HWiNFO64 konnte ich eine Spannungswandler-Temperatur nach mehreren Cinebench R20 Runs von 60 °C und eine Chipsatztemperatur von 50 °C messen. Die CPU erreichte 80 °C bei 165 W Package Power (4,9 GHz auf allen Kernen). Die CPU-Temperatur wird nach einem Umbau auf eine Wasserkühlung (AiO oder Custom) auf jeden Fall sinken. Ggf. könnte dann auch die Spannungswandler-Temperatur geringer ausfallen da der CPU-Kühler dann nicht mehr den Luftstrom abschatten kann. Man muss aber auch dazu sagen, dass ich die Gehäuselüfter auf Grund der Lautstärke relativ weit runtergeregelt habe.
Die mit der Wärmebildkamera gemessenen Werte passen gut zu den ausgelesenen Werten.
Haltbarkeit:
Zur Haltbarkeit des Motherboards kann ich zum jetzigen Zeitpunkt natürlich noch nicht viel sagen, das wird sich über die Jahre zeigen. Aber in Anbetracht der Haptik und Verarbeitung mache ich mir hier keine Sorgen, zumal insgesamt hochwertige Komponenten (kann jetzt natürlich nicht jedes kleine Bauelement beurteilen) verbaut sind. Baut man sehr regelmäßig die Hardware um würde eine Metall-Backplate sicherlich nochmal die Lebensdauer erhöhen.
Vergleich zu ähnlichen Produkten, Preis-/Leistungsverhältnis:
Zum Vergleich mit der Konkurrenz betrachte ich ein Asus ROG Strix Z490-E:
Beim Design weist das MSI-Board an I/O-Cover und Chipsatzkühler auf jeden Fall die aufwändigere Formgebung auf, beim ROG sind dafür die Designelemente (Logos, Gravierung, Print) aufwändiger ausgeführt. Was davon jetzt besser aussieht ist Geschmackssache. Mir gefallen hier beide Lösungen sehr gut, MSI ist hier etwas schlichter und gefällt so vielleicht auch länger. Was dann direkt auffällt ist das beim MSI-Board die Lüfter-Anschlüsse verteilter auf dem Board positioniert sind, wodurch man eine etwas höhere Flexibilität bei der Verkabelung hat, allerdings mit der Gefahr verbunden die Kabel je nach Gehäuse vielleicht nicht so schön verstecken zu können. Der Front-USB-3.2 Anschluss ist beim MSI-Board gewinkelt montiert, das fand ich sehr hilfreich für die unauffällige Verkabelung des Boards. Die technischen Unterschiede der Boards liegen in Detaillösungen. So hat das ROG-Board eine Segment-LCD-Anzeige für den Bios-Code und verfügt über mehr USB-Schnittstellen am I/O-Shield und hat dort auch einen Bios-FlashBack-Taster verbaut. Inwiefern die verbaute Audiolösung höherwertiger ist kann ich nicht beurteilen. Dafür verfügt das MSI-Board über 20 Gbit/s USB-C Anschlüsse, einen PS/2 Combo Port und über den JCORSAIR-Anschluss kann direkt ein Corsair Fan Hub zur Ansteuerung von RGB-Lüftern genutzt werden.
Preislich liegt das Board aktuell zwischen 250 € und 300 € und ist für die vorhandene Aus-stattung hier auf jeden Fall recht gut platziert, allerdings eher so in Richtung der 250 €.
Das Vergleichsboard Asus ROG Strix Z490-E liegt preislich etwas höher, ob es besser ausgestattet ist liegt im Auge des Betrachters.
Da die Boards technischen so ähnlich sind würde das MSI-Board hier auf Grund des Preises für mich gewinnen, wenn man einen möglichen Systemzwang (da man einheitlich bauen möchte) außer Acht lässt.
Fazit:
Zusammenfassend kann ich sagen das ich mit dem Motherboard sehr zufrieden bin und es auf jeden Fall weiterempfehlen kann. Für Extrem-OC würde man selbstverständlich andere Boards nehmen, aber in dem Bereich ist das Board auch gar nicht positioniert. Für den ambitionierten Nutzer bietet das Board eigentlich alle Funktionen die man sich wünscht und punktet auch mit einer sehr guten Optik. Müsste ich das Ganze als Note ausdrücken würde das Board von mir eine 1,3 bekommen.
Ich freue mich schon drauf demnächst das Board mit einer Wasserkühlung zu erproben, allerdings werde ich auf den Umbau jetzt erstmal etwas warten müssen.
Vorteile
" Durchdachte Anschlusspositionierung,
" Sehr gutes Design mit vielen Beleuchtungsmöglichkeiten,
" Sehr gute OC-Performance,
" USB-C mit 20 Gbit/s,
" Zuverlässige und leistungsstarke WLAN-Lösung onboard,
" Direkter Anschluss des Corsair-Fanhubs möglich,
" Benutzerfreundliches BIOS,
" Benutzerfreundliche Software (MSI Dragon Center).
Nachteile
" Kein Segment-LCD für die BIOS-Codes,
" Kein Bios-Flashbacktaster am I/O-Shield,
" Etwas wenige USB Schnittstellen am I/O-Shield,
" Ein paar Kleinigkeiten verdeckte Anschlüsse, schwer zugängliche PCIe-Sockel-Hebel wenn die Grafikkarte installiert ist, usw. (Die aber die Meisten Boards haben).