Produkttester
AZZA Cast 808W - Produkttest
Ich habe das neue AZZA Cast 808W bei der "Testers Keppers" Aktion von Mindfactory gewonnen und möchte mich erst einmal herzlich beim Mindfactory Team und bei AZZA bedanken für die Gelegenheit, dieses Case, das völlig neue Wege beschreiten will, ausgiebig testen zu können.
Das Cast 808W wird auf der Webseite von Azza als "Paradigm Shift" mit einzigartigem Design beworben und tatsächlich bietet das Gehäuse einige gut durchdachte Lösungen und ein wirklich außergewöhnliches Aussehen.
Das Unboxing Video findet man hier: https://youtu.be/MAkUFXxLJoA
Doch erst einmal zu Verpackung und Lieferumfang.
Wie üblich wurde das Case in einem sehr gut ausgepolsterten Karton verschickt - eine ordentliche "Delle" an der Umverpackung, die wohl auf dem Postweg entstanden ist, hat gleich gezeigt, wie notwendig die sichere Verpackung ist.
Das Case ist mit wenigen Handgriffen aus dem Karton gezogen, dabei purzelt einem noch ein Blister mit dem Zubehör entgegen und eine sehr knapp gehaltene Montageanleitung, die im Grunde aus wenigen schematischen Bildern besteht.
Das ist etwas ernüchternd, zumal mir auf der Webseite von Azza der Download des Manuals nicht gelungen ist, statt einer PDF Datei lieferte die Seite immer nur ein leeres HTML Dokument. Abhilfe schaffte das Servicekärtchen im Blister: der dort aufgedruckte QR Code führte direkt zum PDF Handbuch. Allerdings besteht auch dieses fast ausschließlich aus Grafiken & "Explosionszeichnungen", die aber immerhin hilfreich bei der Demontage/Montage des Rahmens sind.
Desweiteren finden sich im Blister die Schrauben und Abstandhalter zur Installation des Mainboards, Gummipuffer und Schrauben für Laufwerke, zwei Kabelführungsklemmen mit Klebesockel sowie mehrere Kabelbinder aus Stoff mit Klettverschluss und ein paar Plastik-Kabelbinder. Für ordentliches Kabelmanagement ist man damit also schon einmal gut gerüstet.
Technische Daten des Azza Cast 808W
Gehäusetyp: Offenes Showcase
Format: ATX Mid Tower
Abmessungen BHT: 220mm / 470mm / 460mm
Gewicht: 10,5 kg
Material: Aluminium (Verkleidung) und Stahl (Rahmen)
Farbe: Exterieur weiß, Interieur schwarz (808W)
Max. CPU Kühlerhöhe: 165mm
Max. Grafikkartenlänge: 360mm
Max. Boardgröße: ATX
Erweiterungsslots: 6 + 3 vertikal
Max. 2,5" LW: 3
Max. 3,5" LW: 1
Lüfterports: 3x120 / 2x140 Front, 1x 120 Back
Wasserkühlung: max. 360mm Front
Front Panel: 1x USB 3.2 Typ C
2x USB 3.0 Typ A
Line Out, Mic In
PWR Btn incl. LED
Sonstiges: vorinstallierter 120mm ARGB Lüfter hinten
Design und Verarbeitung, Features
Das Cast 808 sieht wirklich außergewöhnlich aus und bringt viele spannende Ideen mit, aber natürlich hat AZZA das Prinzip "PC Gehäuse" nicht völlig neu erfunden. Im Kern ist es ein offenes Gehäuse mit Stahlrahmen und einer außergewöhnlichen und aufwändigen Verkleidung aus Aluminium. Tatsächlich kann man die komplette Verkleidung mit wenigen Handgriffen entfernen und den Rahmen "nackt" mit Hardware bestücken und so z.B. auch als Benchtable "missbrauchen".
Auch mit der Verkleidung ist das Case noch "offen" - d.h. es gibt keine Dämmung in Form von Seitenteilen, einem geschlossenen Aufbau, Hartglas-Seitenwänden o.ä. - und auch keine Staubfilter oder Meshgitter. Auf eine dedizierte Raumaufteilung mit einer separaten Kammer für das Netzteil verzichtet AZZA beim Cast 808 ebenfalls.
Was macht das Case so besonders? Nun, am bemerkenswertesten sind die wie Flügeltüren weg klappbaren Deckel- & Bodenverkleidungen. Um den Boden weg klappen zu können, muss das Gehäuse natürlich auf der Seite oder der Front liegen. Allein durch dieses coole Feature kommt man bereits an die meisten Kabel und Konnektoren besser heran, als bei geschlossenen Systemen.
Mit zugeklappten Deckel & Boden ist das Case an der Seite trotzdem nicht vollständig geschlossen - ein verbleibender Spalt gibt direkt auf Höhe der Grafikkartenslots Einblick ins Gehäuse, so dass auch die RGB Beleuchtung aktueller Grafikkarten zu bewundern bleibt.
Stahlrahmen und Aluminiumverkleidung sind insgesamt absolut hochwertig und einwandfrei verarbeitet. Der Rahmen ist sehr stabil und verwindungssteif, es gibt nirgends scharfe Kanten oder unsaubere Knicke. Die "Flügeltüren" und die Frontplatte sind aus stabilem Aluminium, glatt und ebenfalls ohne scharfe Kanten oder kleinere Macken.
Der Plastikrahmen des verbauten Lüfter ist leider etwas anfälliger - beim Wiederanbringen nach dem Auseinandernehmen ist mir das Plastikgewinde einer der Schrauben gebrochen, ohne dass ich zu viel Kraft aufgewendet hätte. Tatsächlich ist der Lüfter insgesamt ein kleiner Schwachpunkt des Systems, denn auch bei nur 600 bis 800 rpm ist dieser schon sehr laut und deutlich mit einem (für mich) unangenehmen Surren zu hören.
Das Front Panel befindet sich unten rechts an der Front - wird das Case auf den Boden gestellt sind die Anschlüsse und der Power Button daher eher schwer erreichbar. Aber als echtes Showcase hat sich das Cast 808 eh einen Platz auf dem Schreibtisch verdient. Der USB C Port wird über den neuen "Key A" Konnektor auf dem Mainboard angeschlossen - man sollte also darauf achten, dass das Board auch über diesen Anschluss verfügt. Der Power Button verfügt über eine integrierte blaue Status LED. Die Frontplatte lässt sich sehr einfach abmontieren, da sie nur gesteckt ist. Beim Wiedereinsetzen ist allerdings ein wenig Fingerspitzengefühl gefragt, um den Power Button wieder gut in seine Fassung einzufügen.
Die "Flügeltüren" der Verkleidung sind mit stabilen Scharnieren versehen. Kräftige Magnete halten die Elemente im geschlossenen Zustand zuverlässig beieinander und die Auflageflächen sind mit Polsterungen gegen Verkratzen geschützt. Die gesamte Verkleidung lässt sich nach Lösen von fünf gut erreichbaren Schrauben zur Seite ziehen und abnehmen.
Etwas aufwändiger gestaltet sich die Herausnahme des Rahmens für die PSU, dieser wird mit sechs teilweise etwas schwer erreichbaren Schrauben gehalten und muss dann noch etwas hakelig nach hinten geschoben werden. Da erscheint es fast einfacher, das Netzteil seitlich hinein zu schieben und direkt zu montieren. Das Netzteil bekommt keine eigene Abdeckung spendiert, aber hinter dem Netzteil ist eine Abdeckung vorgesehen, die mit einer einfachen Rädelschraube zu lösen ist und die das unvermeidliche Kabelkonvolut an der PSU ettwas verkleiden soll. Durch die Montage einer 360mm AiO mit den Wasseranschlüssen unten musste ich diese Abdeckung allerdings dann weg lassen - optisch fällt das bei "geschlossenen Klappen" aber auch überhaupt nicht auf.
Der Rahmen bietet keine Möglichkeit, Radiatoren oder Lüfter oben oder unten zu montieren. Lediglich 360mm an der Front und 120mm hinten stehen dafür zur Verfügung. Zwischen der geschlossenen Frontplatte und den Seitenteilen sind ca. 5mm Platz, damit dort verbaute Lüfter auch ausreichend Frischluft ziehen können.
Grafikkarten, die bis zu 3 Slots belegen, können auch problemlos vertikal im Rahmen montiert werden, ein passendes Riser Kabel natürlich voraus gesetzt. Hinter den geschlossenen Seitenteilen sind sie dann ggf. nur noch zum Teil sichtbar, ausreichend Frischluftzufuhr ist allerdings durch den offenen Spalt garantiert.
Die Rückseite des Mainboard-Trays bietet Platz für bis zu drei 2,5" Festplatten oder SSDs. Einer der drei vorgesehenen Montageplätze bietet eine abnehmbare Platte, auf der auch ein 3,5" Laufwerk montiert werden kann.
In der Praxis
Ich habe in das Cast 808W folgende Hardware verbaut:
- MSI MEG Z390 ACE
- Intel i5 9600K
- Arctic Liquid Freezer II 360mm AiO
- Corsair Vengeance RGB Pro 16GB weiß 3200
- m.2. Samsung Evo 970 SSD 500GB
- EVGA RTX 2070 Super
- Seasonic Focus GX 550W
Enorm positiv aufgefallen ist mir dabei die hervorragende Zugänglichkeit des Gehäuses. Nach dem Entfernen der Verkleidung kommt man wirklich von allen Seiten an jede Stelle gut heran. Ich glaube, ich habe noch nie die 2x8 Pin CPU Stromversorgung so entspannt einfach einstecken können wie bei diesem Case.
Auch das Verlegen der Kabel ist grundsätzlich sehr komfortabel. Der Mainboardtray bietet mehrere Schienen und Durchlässe, wo die Kabel hindurch geführt und auch mit Kabelbindern gut befestigt werden können. Lediglich das RGB Kabel vom vormontierten ARGB Lüfter war ein kleines Stück zu kurz, um es "hinten herum" zu verlegen und musste unter der Grafikkarte entlang versteckt werden.
Die 360mm AiO ließ sich ohne Probleme an der Front montieren, der Platz ist ausreichend und der Montagebereich nach Abnahme der Frontplatte leicht zugänglich. Etwas schade war, dass ich die Abdeckung für die Kabel im Bodenraum nicht vor oder hinter die Leitungen der AiO montieren konnte, da nur ein einziger fester Ort für diese Abdeckung vorgesehen ist - und genau da war die AiO im Weg. Für das Handling bekommt das Case trotzdem eine glatte Eins von mir.
Das Design ist natürlich immer Geschmacksfrage. Sehr euch die Fotos an (im Mindfactory Forum) und entscheidet selbst - mir gefällt das Cast 808W sehr gut, ich freue mich über den Gewinn und werde es auch weiterhin gerne nutzen.
Das Einzige, was bei einem offenen Gehäuse konstruktionsbedingt nicht ganz so schön ist, ist natürlich die Lautstärke. Sobald die Lüfter von CPU, Grafikkarte oder eben die Gehäuselüfter aufdrehen, hört man das. Im Falle des vormontierten Lüfters von Azza sogar recht störend, meiner persönlichen Meinung nach. Und in Räumen mit starker Staubbelastung ist ein so offenes System natürlich auch fehl am Platze. Ich werde da noch mit Noiseblocker eLoops an AiO und Rückwand optimieren.
Fazit
Mit gefällt das Azza Cast 808W ausnehmend gut und ich empfehle es gerne weiter. Der doch etwas gehobene Preis rechtfertigt sich m.E. durch die sehr stabile und hochwertige Verarbeitung und das wirklich besondere Design.
swedeken