Produkttester
Kurz und knapp / Pre-TLDR:
Die AeroEngine RBG ist ein kompaktes, schnörkelloses Gehäuse mit eingebauter Lightshow-Turbine.
Ein Leichtgewicht mit einigen guten Ideen, die leider nicht zu 100% konsequent durchgezogen wurden (Staubschutz oben magnetisch, unter dem Netzteil aber nicht; keine konsequente Abtrennung der 2 Kammern im Gehäuse).
Zusammen mit ein paar kleinen Verarbeitungsmängeln bei meinem Modell (Schrauben bzw. Nieten im Bodenblech falsch gesetzt, Gummidämpfer an den Gehäusefüßen nicht passend aufgeklebt, Gewindebohrungen teilweise mit scharfen Metallkanten) reicht es somit nicht für eine 5-Sterne-Wertung und auch die 4 Sterne sind wackelig...
Im Rahmen des Mindfactory-Programms Testers Keepers hatte ich Gelegenheit, die AeroEngine RGB von AeroCool zu testen.
Das Gehäuse kam in einem sehr stabilen Pappkarton, mit sehr ordentlicher Styropor-Auskleidung per Post. Obwohl das Paket beim Transport offenbar einen Treffer abgekriegt hatte (oder von den Zustellern über Kurzstrecke teilweise als Luftpost befördert wurde&), war alles am Gehäuse tadellos in Ordnung und heile. Man kennt das Problem: Frische Hardware geordert, voller Vorfreude ausgepackt und dann sorgt eine gebrochene Front oder ein anderer Transportschaden für Frust.
Das wird hier eher nicht passieren. Auch das Plexiglas-Paneel an der Seite des Gehäuses ist mit einer ordentlichen Plastikfolie gut geschützt und kam ohne Kratzer an.
Der erste Blick auf das frisch entnommene, sehr leichte Gehäuse gefällt. Schlichtes Schwarz und ein ansprechendes, eher simpel gehaltenes Design strömt dezentes Understatement aus. Auch der frontale Lüfter wirkt nicht ganz so klobig, wie die Produktbilder befürchten ließen.
Niedriges Eigengewicht bei Gehäusen steht ja gerne mal für mangelnde Qualität und starke Verwindung beim Zusammenbau, kommt hier aber glücklicherweise nach meinem Empfinden mit ziemlich stabiler Bauweise zusammen. Sehr praktisch.
Das Schutzgitter on top ist magnetisch gehalten und fügt sich gut in die Oberfläche ein | gefällt mir.
Das Schutzgitter für das Netzteil unten ist im Gegensatz dazu leider nicht magnetisch, dafür mit recht großen Haltenasen befestigt und lässt sich nur störrisch entnehmen und wieder einsetzen. Soll wohl nur als grober Staubfang dienen. Schade, dass es nicht zu einer weiteren magnetischen Befestigung wie oben gereicht hat.
Die schwarze Beschichtung der Oberfläche ist für meine Begriffe ziemlich kratzfest | erst energisches Nachziehen an unauffälliger Stelle mit einem Schlüssel ließ etwas Farbe rieseln. Das Frontpaneel ist komplett aus schwarzem Plastik und würde meinem Schlüssel kaum standhalten, weswegen ich auf den Test verzichte.
Zum Transport zur nächsten LAN-Party fehlt dem Case ein Griff, dafür sind die Füße des Gehäuses abgesetzt, sodass man den Kasten zumindest gut anheben kann.
Die Befestigung der Plexiglasscheibe wird über 4 Rändelschrauben realisiert, wobei die Scheibe auf 4 Gummischeiben zwischen Gehäuse und Glasfläche aufliegt. Diese Gummischeiben werden bei mir noch ca. 5-10 Mal das Festschrauben und wieder Lösen überleben, danach werden sie sich aufgelöst haben, da sie ziemlich dünn und fragil sind. Beispielsweise Nylonscheiben wären sinnvoller gewesen, aber das ist zugegebenermaßen ein ziemlich unwichtiges Detail.
Was positiv auffällt, ist die Tatsache, dass die Verarbeitung der großen Flachteile keinerlei scharfe Kanten oder spitze Ecken aufweist. Leider fällt bei genauerem Hinsehen dann ins Auge, dass einige Bohrungen für Gewinde nicht abgeschliffen oder entgratet wurden und auf unvorsichtige Finger warten. Für mich ein unschönes Versäumnis. Jeder, der sich mal richtig in die Hand geschnitten hat beim Verkabeln oder Montieren weiß, was ich meine.
Beim Checken des Gehäuses musste ich leider feststellen, dass am Boden auch zwei Nieten offenbar falsch (knapp neben die zugehörigen Löcher) gesetzt wurden. Sieht man nicht und merkt man wahrscheinlich auch nicht, es sei denn, man dreht regelmäßig sein PC-Gehäuse um& Trotzdem kann man in Summe somit nicht von einwandfreier Verarbeitung sprechen.
Mein ATX-Board passt problemlos ins Case und auch die Bohrungen sind absolut i.O. (bis auf die mangelnde Entgratung). Meine 1070er passt ebenfalls ohne weiteres an Ort und Stelle.
Ohne einen installierten Frontradiator oder Frontlüfter passt laut AeroCool eine GPU bis 371mm Länge ins Gehäuse.
Man kann insgesamt acht 120mm-Lüfter zusätzlich zum bereits eingebauten Frontlüfter in die AeroEngine einbauen:
3x Front, 2x Top, 1x Rückseite und 2x unterhalb der Grafikkarte (werden auf die untere Kammer des Gehäuses aufgesetzt).
Als Fan von leiser Luftkühlung ist das für mich ein großer Pluspunkt.
Aber auch als angehender Wasserinstallateur kann man potentiell mit der AeroEngine glücklich werden, da es explizit die Möglichkeit gibt, einen 120mm-Radiator hinter dem großen Frontlüfter zu verbauen, den dieser dann direkt, naja, eben belüftet.
Apropos großer Frontlüfter:
Das gute Stück ist im Grunde ein 120-mm-Fan mit der Optik einer Turboprop-Luftschraube | man kennt das Design von diversen gängigen Lüftern auf dem Markt.
Die äußere Einfassung wirkt sehr viel größer als der eigentliche Frischluftschaufler hinter der Abdeckung. Ein Schalter im Frontpaneel dient dazu, den Leuchtmodus der Umrandung des Ventilators zu ändern.
Die Modi des Lüfters sind wie folgt:
" Rot
" Grün
" Blau
" Lila
" Hellblau
" Gelb
" Weiß
" Regenbogen: ineinander übergehende Farben, langsam
" Aus
" Kaskade: alle Farben laufen abwechselnd eine Umdrehung durch, schnell
" Wheel-of-Colors: alle Farben laufen abwechselnd kreisrund einmal komplett durch
" Weiß-Lila laufen beide ständig im Kreis
" alle Farben abwechselnd pulsierend, je ein Puls
" alle Farben abwechselnd kreisrund
" alle Farben abwechselnd kreisrund, mit Richtungswechsel nach jedem Durchgang
Strom holt sich der Propeller über einen normalen SATA-Anschluss vom Netzteil. Eine Möglichkeit, die Drehzahl zu regulieren gibt es von Haus aus leider nicht. Keine Stufenregelung per Schalter, kein DrehPoti, nix. Sehr schade. Ich werde wohl noch früher oder später einen Wiederstand einbauen, um die Drehzahl zu senken.
Die Lautstärke des Gebläses ist im Werkszustand nicht wirklich laut, für meine Begriffe aber keinesfalls leise genug, um das Case neben dem Monitor auf dem Schreibtisch stellen zu können. Dafür rauscht es einfach zu intensiv. Außerdem habe ich auch eine kleine Vibration im laufenden Lüfterbetrieb, deren Resonanz leider relativ schnell nervig wird. Die Kühlleistung haut mich dazu auch nicht vom Hocker | diverse 120mm-Lüfter von Sharkoon, Noctua, Enermax, Noiseblocker u.a. haben da sehr viel mehr drauf, bei sehr viel weniger Rauschen.
Beigelegt waren dem Gehäuse in meinem Fall noch 8 Schrauben für die Installation von Lüftern bzw. eines Radiators, 9 Abstandhalter für das Mainboard, 17 Schrauben für SSD-Montage oder Mainboard, großzügigerweise gleich 11 Schrauben für das Netzteil und 6 Kabelbinder.
Wer alle möglichen Lüfter im Case installieren möchte, muss also entsprechende Schraubware bzw. Befestigungsmaterialien mitbringen.
In der unteren Kammer gibt es wie schon erwähnt 2 Einschübe für 3,5"- oder 2,5"-Festplatten, deren Schlitten ebenfalls mit beim Gehäuse inklusive sind. Es handelt sich hierbei um simple Plastikschuber mit guter Passform und passenden Bohrungen für die Befestigung der Festspeicher, reicht ja auch.
Im Innenraum hat AeroCool, meiner Meinung nach, für die generelle Aufteilung eine eher halbgare Lösung gewählt:
Obwohl man auf den ersten Blick vermuten möchte, dass Netzteil und HDs in einer separaten Kammer untergebracht sind, wird bei näherer Betrachtung klar, dass die Kammern nicht wirklich getrennt sind. Die warme Luft von NT und HDs kann sich problemlos den Weg aus der kleinen unteren Kammer nach oben bahnen und dort GPU und CPU beheizen. Falls man zusätzliche Lüfter montiert, die die GPU kühlen sollen, holen die eben diese Luft vom NT hoch zur GraKa.
Gemütlich& aber wenig zielführend vor allem für Übertakter. Den Otto-Normaluser sollte das aber eher weniger stören, vermute ich.
Wichtig ist auch nochmal explizit zu erwähnen, dass das Frontpaneel, in dem sich das Hauptfeature, die beleuchtete Turbine befindet, aus einem Stück Plastik besteht und es keine Möglichkeit gibt, ein 5,25-Zoll-Laufwerk (DVD-Brenner, etc.) so zu installieren, dass es von außen ohne das Abnehmen des kompletten Frontpaneels zugänglich wäre. Das recht kurz gehaltene Anleitungsblatt (A4, beidseitig bedruckt, in SW) und auch der Aufdruck auf der Verpackung erwähnen auch konsequenterweise gar kein 5,25-Laufwerk. Insgesamt kann man zwei 3,5" LW und fünf 2,5" LW verbauen (sieben, wenn man die zwei 3,5"-Slots mitbenutzt).
Fazit:
Die AeroEngine ist im Grunde ein geradliniges Gehäuse, dass mit seinem geringen Gewicht und seinem Turbinen-Design, inkl. Beleuchtung hervorsticht. Die RGB-Kapazität des Frontlüfters bietet Freunden von Lighting-Komponenten eine Anzahl von Optionen, des eigene Case auch nach außen optisch stark darzustellen, wobei auch die Plexiglasscheibe hilft, wenn man weitere RGB-Komponenten verbauen möchte.
Leider erscheint mir persönlich die evtl. namensgebende Turbine in der Front mehr Schein als Sein: Die Kühlleistung entspricht nach meinem Ermessen nicht der vorhandenen Lautstärke. Evtl. habe ich auch ein Montagsmodell erwischt, da die falsch eingesetzten Schrauben offenbar an andere Stelle gehören und ein falsch eingesetztes Lager beim Frontlüfter evtl. die Vibrationsquelle darstellt. Nachprüfbar ist das für mich aktuell jedoch nicht. Die kleinen Fertigungsmängel kosten somit einen Stern.
Das meines Empfindens nach nicht komplett zu Ende gedachte Design des Innenraums stößt mir auch sauer auf, rechtfertig am Ende des Tages für mich aber keinen weiteren Stern-Abzug.
Alles in allem sind knappe 44,-€ zum Zeitpunkt dieses Tests für das Gebotene voll OK. Nicht mehr, nicht weniger.