Produkttester
Ein kleines Vorwort
Ich habe das MSI X570-A PRO im Rahmen des Testers Keepers-Programms testen dürfen.
Vielen Dank Mindfactory!
Nun zur Bewertung:
Was wird mitgeliefert?
-Das Mainboard
-Eine minimalistische Installationsanleitung + warnenden Beipackzettel
-2 SATA-Kabel
-Die IO-Blende
-Eine Treiber-DVD
-Ein Aufkleber mit MSI-Logo
-Etwas MSI-Werbung
-2 *einzeln verpackte* M.2-Schräubchen
Design
Mit dem MSI X570-A PRO wird man keine Schönheitswettbewerbe gewinnen; es ist aber auch nicht hässlich, sondern einfach nur schlicht.
So wurden auf unnötige Design-Elemente, wie z.B. RGB-Beleuchtung, verzichtet.
Damit das nicht zu langweilig ist, gibt es ein dezentes Schwarz/Grau-Muster.
Wer mehr auffallen möchte, kann zum abseits der Optik sehr ähnlichen oder gar baugleichen, ca. 10€ teureren MSI MPG X570 GAMING greifen.
Für mich reicht es völlig aus, da das Mainboard in einem „normalen“ Gehäuse ohne Glas verschwunden ist.
Verarbeitung
Das Mainboard wirkte beim Auspacken sehr robust; ohne Zweitexemplar werde ich das aber nicht näher testen.
Beim Aufkleber des Produktnamens hatte jemand einen schlechten Tag; er klebt auffällig schief. Ist das ein Problem? Nein, da es hier eh nicht um Aussehen geht.
Montage
Das MSI X570-A PRO ist ein ausgewachsenes ATX-Board. Es braucht also genug Platz beim Einbau.
Die Verteilung der Anschlüsse hat hierbei ein paar Stärken und Schwächen gezeigt.
Gut:
- Auf Höhe der PCIe-Anschlüsse gibt es keine vertikalen Anschlüsse. Die dort verbauten SATA/USB-Buchsen gehen zur Seite ab und blockieren damit keine lange Grafikkarte beim Einbau.
- Wenn man nur 2 RAM-Module einbaut, muss man nicht in der Anleitung nachlesen, wo man diese einbauen sollte. Es steht direkt neben den Steckplätzen.
- Ähnlich ist einfach ist der Anschluss des System-Panels. Hier ist die Pin-Belegung direkt auf dem Board abgedruckt.
Schlecht:
- Häufig hat man auf Höhe des IO-Panels einen Lüfter, der die Abwärme rauspustet. Dort in der Nähe gibt es aber keinen dafür passenden Anschluss. Die reihen sich alle im unteren Bereich des Mainboards auf. Eine Verlängerung muss also her.
- Die separat zu installierende IO-Blende kann auch nervig werden. Das leicht teurere Gigabyte X570 Gaming X würde dagegen als Ganzes eingebaut werden können.
Leistung
Das aktuelle Alleinstellungsmerkmal des X570-Chipsatzes ist natürlich PCIe 4.0.
Dies gibt es hier in drei Varianten:
-PCIe 4.0x16 beim Steckplatz PCI E1 (z.B. für die Grafikkarte)
-PCIe 4.0x4 beim x16 langen Steckplatz PCI E3 (z.B. 2. Grafikkarte oder SSD-Adapter)
-PCIe 4.0x4 beim SSD-Steckplatz M2 1
Um diese Schnittstelle vollwertig nutzen zu können, ist ein Ryzen-Prozessor der 3000er-Reihe nötig. (Die APU-Varianten 3200G und 3400G zählen hier nicht, da diese auf einer älteren Generation aufbauen!)
Bei älteren Prozessoren gibt es stattdessen an allen Steckplätzen PCIe 3.0; bei den APU-Varianten mit dem G hinter der Zahl verringert sich PCI E1 auf PCIe 3.0x8.
Den Rest bilden drei PCIe 3.0x1-Steckplätze. Hierbei gibt es zu beachten, dass sich PCI E2 und PCI E4 ausschließen.
Das ist ein sinnvoller Kompromiss, da PCI E2 durch eine über 2 Einheiten hohe Grafikkarte in PCI E1 überdeckt werden würde
PCI E4 wird wiederum schon bei einer normalen Grafikkarte auf PCI E3 unbenutzbar.
Zusammengefasst:
eine dicke Grafikkarte → PCI E4 frei
zwei 2 hohe Grafikkarten → PCI E2 frei
2 dicke Grafikkarten → kein Steckplatz frei
Es gibt leider nur 2 M.2-Steckplätze, dafür sind diese gut platziert:
-M2 1 mit der heißlaufenden PCIe 4.0x4-SSD ist über der Grafikkarte platziert und ist daher vor deren heißer Abluft geschützt.
-M2 2 mit PCIe 3.0x4 oder SATA sitzt dagegen im unteren Bereich auch mit gutem Abstand zur (einzelnen) Grafikkarte.
Wer mehr M.2-SSDs nutzen möchte, kann ca. 40€ für das Biostar Racing X570GT8 dazulegen. Dort soll es ganze 3 M.2-Steckplätze geben. Oder man verbaut einen Adapter in den PCI E3-Slot.
Wi-Fi oder Bluetooth gibt es hier nicht, sondern erst ab ca. 30€ extra. (MSI MPG X570 GAMING EDGE WIFI)
An anderer Stelle wurde hier aber nicht gespart; bis zu 16 USB-Anschlüsse sind inklusive:
8x intern:
-2x2 USB3.2 Gen 1
-2x2 USB2.0
8x extern:
-2x USB3.2 Gen 2 (1x Typ A, 1x Typ C)
-4x USB3.2 Gen 1 (4x Typ A)
-2x USB2.0 (2x Typ A)
Auch die Audioanschlüsse sind für diese Preisklasse üppig, mit 7.1 + Mikrofon und optischem S/PDIF.
Auf dem Board ist ein 4 Pin- und ein 8 Pin-Stromanschluss für die CPU.
Sind beide notwendig? Da ist das Handbuch leider sehr undeutlich.
„Make sure that all the power cables are securely connected to a proper ATX power
supply to ensure stable operation of the motherboard.“
Ich habe es einfach getestet:
Der 8 Pin-Anschluss alleine reicht, mit 8+4 fühlten sich die IO-seitigen Spannungswandler aber kühler an.
Benchmark
Mein altes System bestand aus einem 2400G mit PCIe 3.0-SSD. Ich benutzte es unter Anderem zur App-Programmierung auf Android-Studio.
Im ersten Schritt habe ich die PCIe 3.0-SSD in das neue Mainboard mit einem 3700X umgesteckt.
Im zweiten Schritt habe ich eine Corsair MP600 mit PCIe 4.0 installiert und sowohl Ubuntu als auch meine Projektordner umziehen lassen.
Dazu habe ich drei alltagsbezogene Tests ausgesucht, um den Einfluss der neuen Komponenten auf die App-Entwicklung zu testen:
- Starten von Android Studio (Splashscreen bis Ende der Gradle-Ausführung)
SSD PCIe 3.0, 2400G: 26s
SSD PCIe 3.0, 3700X: 13s (-13s)
SSD PCIe 4.0, 3700X: 12s (-1s)
- Kompilieren mit „Rebuild Project“
SSD PCIe 3.0, 2400G: 16s
SSD PCIe 3.0, 3700X: 8s (-8s)
SSD PCIe 4.0, 3700X: 8s (leichte Verbesserung in der Nachkommastelle)
- „Debug App“ inklusive Start des Emulators
SSD PCIe 3.0, 2400G: 10s
SSD PCIe 3.0, 3700X: 8s (-2s)
SSD PCIe 4.0, 3700X: 7s (-1s)
Das Ergebnis lässt sich leicht zusammenfassen:
Starten und Kompilieren lasten den Prozessor voll aus und skalieren gut mit dessen Leistung.
Eine Upgrade der SSD bringt hier dadurch eher wenig.
Erst wenn der Prozessor so schnell ist, dass er zwischendurch auf Daten der SSDs warten müsste, wäre die schnellere SSD gerechtfertigt. (Ein Test für den kommenden Threadripper?)
Ich behalte die SSD trotzdem, da ich mir in absehbarer Zukunft zwei Anwendungen anschaffen werde, die meiner Einschätzung nach von der Mehrleistung profitieren könnten. (Star Citizen, Microsoft Flight Simulator 2019/2020 → kürzere Ladezeiten – hoffentlich)
Haltbarkeit/Wartung
Der X570-Chipsatz hat sich PCIe 4.0 mit einem Nachteil erkämpft:
Die Rückkehr der Chipsatzlüfter! (→ Verschleißteile)
Beim MSI X570-A PRO ist dieser immerhin relativ weit unten, etwas von der Grafikkarte entfernt eingebaut.
Wenn man nah an das Mainboard herangeht, kann man den Lüfter hören.
Im Gehäuse unter meinem Tisch kann ich ihn aber kaum ausmachen.
Auch ungünstig, aber nur alle paar Jahre störend: Die Batterie wird von der Grafikkarte verdeckt.
Diese müsste zum Batteriewechsel also ausgebaut werden.
Vorbildlicherweise gibt es eine BIOS-Update-Funktion, die nur einen USB-Stick und ein Netzteil benötigt. (also auch ohne CPU, RAM, GPU o.Ä.)
Gerade weil die X570-Platform noch relativ jung ist und ein paar Kinderkrankheiten hat, würde ich ein Update auf das neuste BIOS empfehlen.
Preis-/Leistungsverhältnis/Fazit
Das MSI X570-A PRO ist eines der „günstigen“ X570-Motherboards.
Man muss daher ein paar Abstriche bei den Funktionen, wie z.B. Wi-Fi oder den M.2-Steckplätzen, machen. Trotzdem bietet es das, was den X570-Chipsatz besonders macht:
PCIe 4.0
Ist es das Wert? Das kommt sehr auf die persönlichen Anforderungen an.
Bei meinem Anwendungsfall gab es mit der schnelleren SSD eher keine Leistungsvorteile. Ich wäre ohne dieses Geschenk von Mindfactory bei meinem alten B350-Board geblieben.
Anwendungen, die von schnellen SSDs profitieren, könnten dagegen ein Grund für so ein Board sein, müssen aber den Kauf eines neuen Boards und einer passenden PCIe 4.0-SSD rechtfertigen. (zusammen >400€!)
Wer jetzt ein neues System zusammenstellt, sollte es sich aber lieber zweimal überlegen, ob er an der falschen Stelle spart und sich mit dem Kauf eines alten Boards für zukünftige Upgrades Optionen verbaut.
So gibt es auch noch weitere Features, wie schnellere unterstützte Arbeitsspeicher.
Wenn man wiederum ein sehr knappes Budget hat, sollte man vielleicht lieber auf ein kompatibles Board der Vorgängergeneration setzen.
Zusammengefasst:
Wer sich für das MSI X570-A PRO entscheidet, bekommt ein vernünftiges Mainboard der neusten Generation zum – für Mainboards im Allgemeinen – mittelhohem Preis mit leichten Abstrichen, aber einem ansonsten guten (technischen) Design. Ob einem der X570-Aufpreis für PCIe 4.0 es wert ist, muss man selbst entscheiden.