Produkttester
Einleitung:
Seit AMDs Ryzen Anfang des Jahres erschienen ist, ist endlich wieder Leben im CPU Markt. Als Reaktion hat Intel seine Nachfolger der bekannten Enthusiastenplattform der Haswell-E-Prozessoren mit dem X99 Chipsatz zwei Monate vorgezogen. Die SkylakeX Prozessoren und KabylakeX Prozessoren bilden den neue High-End-Consumer Bereich.
In Kooperation mit Mindfactory und MSI teste ich das für SkylakeX- sowie KabylakeX -Prozessoren ausgelegte MSI X299 Gamining Pro Carbon. Natürlich bleibt meine Meinung davon unbeeinflusst und ich werde sowohl positive als auch negative Aspekte des Boards ausführlich erläutern. Die Rezension wird sehr lang. Wer nicht jedes Detail lesen möchte, kann jeweils zu den gewünschten Unterpunkten scrollen.
Für jeden, der in PC-Hardware interessiert ist, ist es wohl ein Traum, eine X299 Plattform in Betrieb zu nehmen. Ich bin von einem MSI Z170 TOMAHAWK mit i5 6600k auf dieses Board umgestiegen.
Das MSI X299 ist mit momentan 290 € (Stand 9/17) das beliebteste MSI-Board mit dem X299 Chipsatz. MSI wirbt damit, dass es speziell für Gamer und deren Bedürfnisse angepasst ist. Das selbe Board ist auch für knapp 20 € mehr in der AC Version mit Wlan Modulen verfügbar. Die Ausstattung sowie der Lieferumfang ist im Unboxing Video zu sehen.
Design:
Wie im Unboxing-Video bereits zu sehen war, ist das Design MSI-typisch gehalten. Wie der Zusatz „Gaming Carbon Pro“ bereits erahnen lässt, ist das Mainboard in schwarz-carbon gehalten. Der Chipsatz, die Spannungswandler, der Audio-Bereich sowie die I/O-Anschlüsse sind mit großen Kühlflächen abgedeckt. Die Abdeckungen bzw. Kühlkörper der Spannungswandler und des Chipsatzes können durch goldene oder silberne, welche leider nur bei der AC Version im Lieferumfang enthalten sind, ausgetauscht werden. Für den Preis hätte man sich die Austauschteile auch bei der nicht AC-Version gewünscht, da nicht jeder die Wifi-Funktion benötigt, jedoch die meisten gerne die Austauschcover hätten. Auch spendiert MSI RGB-LEDs an der Unterseite des Boards sowie an diversen Stellen an der Vorderseite, welche mittels Software oder des Drehknopfes am unteren Boardrand individuell angesteuert werden können. Weiterhin kann man individuelle LEDs-Stripes erweitern. Dazu später mehr, wenn ich näher auf die Software eingehe. Die Positionierung der internen Anschlussmöglichkeiten ist gut gewählt aber nicht herausstechend.
Die PCIe x16 Anschlüsse für die Grafikkarte(n) sind wie üblich in dieser Preisklasse mit Aluminium verstärkt. Weiterhin besitzt das Board Abdeckungen für eventuelle M.2 SSDs, welche gleichzeitig als Heatsink dient. Durch die vielen Abdeckungen sind kaum noch Bauteile wie große Transistoren oder Spulen zu sehen. Allgemein macht das Design dadurch, aber auch generell durch die qualitativ hochwertigen Bauteile und die großen Kühlflächen der Bauteile, einen sehr professionellen Eindruck.
Weiterhin kann man auf der MSI-Homepage 3D-Modelle herunterladen, welche man selbst modifizieren und mithilfe eines 3D Druckers drucken kann. Natürlich hat nicht jeder einen 3D Drucker daheim oder Zugang zu einem, daher ist das wohl eher Werbestrategie statt praktisches Feature für Jedermann. Außerdem ist die Auswahl noch sehr begrenzt.
Verarbeitung:
Bei einem Mainboard, was mehr kostet als manche PCs, hat man natürlich hohe Qualitätsansprüche. MSI hat dabei nicht enttäuscht.
Wie Bereits angedeutet, sind Bauteile wie Spulen oder Transistoren, welche die Basis eines jeden Mainboards bilden, von sehr guter Qualität. Obwohl mein vorheriges Z170 Board mit 130 € auch nicht zu den günstigen zählt, merkt man nochmal deutlich einen Qualitätsunterschied. Dadurch ist z.B. die Spannungsversorgung der einzelnen Phasen ohne große Rippelspannungen möglich, welches vor allem bei großen Leistungspeaks problematisch werden kann. Das ist vor allem bei den 6-10 Kernen wichtig, da bei einer TDP von >200W mal 20A oder mehr bereitgestellt werden müssen.
Auch die bereits erwähnten Heatsinks sind top verarbeitet und wirken dem Preisbereich entsprechend hochwertig. Einzig die I/O Blende ist nur Standard. Das finde ich sehr schade, da vor allem diese auch außerhalb des Gehäuses sichtbar ist.
Allgemein ist die Verarbeitung dem Preis entsprechend gut.
Benutzerfreundlichkeit der Software und Treiber:
Wie im Lieferumfang gezeigt, war eine CD beigelegt. Es werden neben den essenziellen Programmen und Treibern auch noch optionale Programme wie z.B. „X-Boost“, „Mystic-Light“ oder „MSI App Manager“ bereitgestellt. Jedes Programm zu erläutern, würde jetzt den Rahmen dieser Rezension sprengen. Es sind jedoch einige nützliche Gadgets dabei. Hervorzuheben für Gamer ist die MSI Gaming App sowie das „Dragon Eye“. Damit kann man z.B. InGame via eines Overlays ein passendes Tutorial anschauen. „Fast Boost“ ermöglicht kürzere Bootzeiten, indem beim Booten nichtessenzielle Bios-Checks übersprungen werden. Es hat außerdem eine „Go2Bios“ Funktion. (siehe Bilder). So muss man nicht beim Hochfahren die Ent-Taste missbrauchen. Ich denke das wird jeder kennen. Beim Übertakten ein wahrer Segen.
Allgemein ging das Installieren und Einstellen schnell und problemlos und bekommt jeder Laie hin. Die Programme sind sehr umfangreich und man muss sich hineinlesen, um alles in vollem Umfang nutzen zu können. Man findet dazu jedoch sehr gute Tutorials online und viele erklären sich auch von selbst.
Bios:
Wie bereits erwähnt, hatte ich bereits ein MSI Z170 Board und bin deshalb mit dem Bios von MSI vertraut. Die Bios ähneln sich stark, nur in Kleinigkeiten gibt es Unterschiede. Zunächst ist Deutsch verfügbar, wenn möglich, würde ich es jedoch auf Englisch lassen, damit man vertrauter mit den internationalen Begriffen wird.
Es gibt einen Easy-Modus und einen Advanced-Modus, wobei jeder, der sich dieses Board kauft, wohl den Expertenmodus verwenden wird.
Im Bios werden sehr übersichtlich die Komponenten und der dazugehörige Takt angezeigt.
Ebenfalls besitzt das Bios viele kleine Features wie z.B. das Einstellen einer Lüfterkurve über ein benutzerfreundliche GUI, dass die Lüfter „aggressiver“ kühlen. Sehr nützlich finde ich den Auto-Gameboost, welcher mit einem Knopfdruck die einzelnen Komponenten „bestmöglich“ übertaktet. Jedoch lässt sich durch manuelles Übertakten immer noch mehr rausholen.
Weiterhin kann man verschiedene OC-Profile speichern und diese, z.B. im Fall eines Absturzes, jeder Zeit wieder aufrufen.
Das einzige, was ich schon bei meinem alten Bios bemängelt habe, ist, dass die Navigationsleisten im OC-Menu nicht gleichzeitig mit den Komponentendetails angezeigt werden können.
Außerdem hatte ich sehr oft das Problem, dass das Bios meine Einstellungen einfach nicht speichert bzw. überschreibt und die Einstellung des Hardware-Buttons übernimmt. Dies war sehr selten und sporadisch vorgekommen.
Achtung:
Die Bios Bilder zeigen 1,38V. Das ist nicht der Betriebszustand, siehe den Unterpunkt „Overclocking“.
Features und Leistung:
Das, was die meisten interessieren wird, sind die Leistungsbenchmarks. Sowohl Spiele als vor allem auch Multicoreanwendungen werden getestet.
Testsystem:
Als CPU nimmt der i7-7800X auf dem 2066er Sockel Platz. Alle CPUs unter 6 Kernen machen meiner Meinung nach auf dieser Plattform wenig Sinn, außer, man ist zwingend auf die mehreren Lanes oder Features wie Quadchannel angewiesen und will den derzeit höchst taktbaren 4-Kerner für Gaming. Von KabylakeX fange ich erst gar nicht an zu sprechen. Was sich Intel dabei gedacht hat, ist mir bis heute nicht klar.
Der 7800X hingegen besitzt 28 PCIe-Lanes und ist somit für den Großteil des Consumerbereichs mehr als ausreichend. Wer 3-Way-SLI bzw. Crossfire nutzen möchte, wird sich eher an die Modelle mit 44 PCIe-Lanes daher ab dem 7820X oder höher wenden. Weiterhin besitzt die CPU eine TDP von 140W.
Gekühlt wird dieses Monster von einer Artic 240mm AIO Wasserkühlung, welcher eine maximale TDP von 300W kühlen kann. Das schafft Reserven fürs spätere Übertakten.
Als Ram wird 2x8GB DDR4 2133 CL15 von D.Skill Ripjaws im Dual-Channel betrieben. Bei den momentanen Rampreisen sind 32GB noch unrentabel, und es rentiert sich mehr in andere Komponenten zu investieren. Wenn die Preise sich wieder normalisiert haben, können zwei weitere Riegel nachgekauft werden, und insgesamt 4x8GB Riegel im Quadchannel betrieben werden.
Weiterhin ist Win10 auf einer Crucial MX300 750GB SSD installiert sowie eine 1TB HDD als Massenspeicher.
Die Grafikberechnung übernimmt eine Zotac 1060 6GB AMP Version. Diese ist für die meisten derzeitigen Spiele in FHD ausreichend.
Versorgt wird das System von einem 600W Netzteil mit 80+, welches für dieses System mehr als ausreichend ist.
Overclocking:
Zunächst wird der des Prozessors unter Prime95 getestet. Es ergibt sich 120 Watt bei Volllast.
Anschließend wird die CPU mithilfe der Übertaktungsfunktion mit dem Onboard-Button übertaktet. Der Standarttakt von 4Ghz wird bei einer automatischen erhöhten Spannung auf 4,6Ghz stabil und konstant auf allen Kernen angehoben.
ACHTUNG: Der Button hat bei mir bei Stufe 8 und 10 VCore zunächst auf 1,4V hochgedreht. Ich musste manuell auf 4,5-4,6 GHz und 1,28V runterregeln, damit die Temperaturen stabil niedrig bleiben.
Die Bilder vom Bios zeigen noch knapp 1,4V – das niemals nachmachen, da das zu viel ist für die CPU. Ich weiß nicht welche, Kühlung das schaffen kann.
4,0 GHz Standart
Idle: 27 Grad
Vollast: 52-11 Grad
Cinebench: 1314 Punkte
TDP: 126 W
Vcore: 1.213
Automatische Übertaktung:
4,6 GHz
Idle: 41 Grad
Vollast: 81-86 Grad
Cinebench: 1485 Punkte
TDP: ca. 180 W
Vcore: 1.398
Manuelle Nachbesserung
4,5 GHz Manuell-OC
Idle: 29 Grad
Vollast: 56-60 Grad
Cinebench: 1445 Punkte
TDP: ca. 155 W
Vcore: 1.28
Der Ram konnte im Dual-Channel von 2133 15-15-15-36 auf 3000 MHz mit Latenzerhöhungen auf 19-19-19-49 übertaktet werden. Die Spannung betrug 1,2V.
In anderen Berichten habe ich mit Problemen und Überhitzen Spannungswandlern bis hin zu Schmorspuren an der CPU gelesen. Ich konnte keine dieser Effekte beobachten. Wahrscheinlich, weil die CPU „nur“ 6 Kerne besitzt.
Die Spannungswandler bleiben nach dem OC bei Volllast auf konstanten 45-50 °C (Nachgemessen).
Benchmarks, Temperaturen etc. können den Bildern entnommen werden.
Spiele:
Da ich den PC in erster Linie nicht primär zum Gamen nutze, sind meine Spieleanforderungen sehr gering:
Mit dem i7-7800k konnte ich bei 4,5 GHz kombiniert mit der 1060 6gb folgende Benchmarks erreichen, wobei klar die 1060 den Flaschenhals bildet.
Cs Go FHD alles Hoch: AVG: 300+ fps
Cs Go UHD alles Hoch: AVG: 150 fps Min: 120 fps
PubG: FHD alles Ultra: AVG 100 fps
PubG: UHD alles Ultra AVG 26 fps
PubG: UHD alles mittel AVG 46 fps
Wichtiger sind für mich Renderzeiten. Das Unboxing-Video wurde hier als Beispiel genommen.
FHD wird bei durchschnittlicher Schnittmenge in fast doppelter Echtzeit gerendert und UHD in nahezu Echtzeit.
Allgemein konnte ich den Prozessor noch nie bis zum Limit ausreizen.
Konform bei der Handhabung:
Nachdem die Leistungsdaten akzeptabel aber nichts außergewöhnliches waren, kann das Mainboard vor allem bei der einfachen und benutzerfreundlichen Handhabung punkten. Die manuelle Handhabung, daher der Einbau der Komponenten wie CPU oder das Befestigen des Mainboards im Gehäuse ging schnell, problemlos und ohne großen Kraftaufwand. Es ist alles auf den Millimeter genau gefertigt.
Ansonsten war, vor allem beim Übertakten, der Bios-Reset-, sowie der Clear-CMos-Button sehr hilfreich. Diese liegen sehr gut. Die Debug-LEDs sind meiner Meinung nach zu klein.
Preis-/Leistungsverhältnis:
Zur Zeit des Testberichts liegt der Preis bei ca. 290€ und 310€ für die AC Version. Damit befindet es sich im unteren bis mittleren Preisspanne der X299 Boards. Für diesen Preis bekommt man eine solide Plattform, welche für meinen 6-Kerner bestens geeignet war. Die Ausstattung sowie die I/O- Möglichkeiten sind umfangreich. Die Verarbeitung und das Design sind dem Preis entsprechend hochwertig. Die vielen On-Board-Knöpfe sind mir schon zuviel des Guten.
Insgesamt ist das Preis-/Leistungsverhältnis in Ordnung.
Haltbarkeit und Vergleich zu ähnlichen Produkten:
Da diese Plattform nur auf einen sehr kleinen Benutzerkreis abzielt, sind die direkten Konkurrenzprodukte überschaubar. Im Vergleich zu Konkurrenzprodukten wie dem ASRock X299 Taichi muss es sich weder qualitativ noch quantitativ verstecken. Sowohl Ausstattung, Anschlussmöglichkeiten als auch Features sind mindestens auf Augenhöhe. Jedoch sei auch gesagt, dass es auch Konkurrenzprodukte wie das Gigabyte X299 Aorus Ultra Gaming gibt, welches laut mehrerer Testergebnisse energieeffizienter sein soll.
Fazit:
Pros:
+Optik
+Verarbeitung und Qualität der Bauteile
+Benutzerfreundliches Bios
+3D Druckerweiterungen
+RGB Beleuchtung
+M.2 Kühlung
+Quadchannel Ram
Neutral:
Preis
Onboard Übertaktungs-Button erhöht teils Spannung zu stark
Contra:
-Tauschbare Abdeckungen nur bei AC Variante enthalten
-Debug-LEDs zu klein
-Sehr begrenzte Auswahl bei 3D Druckerweiterungen
-(Kein 4-way SLI)
Alles in allem hat MSI mit ihrem X299 Gaming Pro Carbon ein gut ausgestattetes Mainboard für die Enthusiastenplattform rund um den X299 Chipsatz in den Markt gebracht. Es ist ausgestattet mit allen modernen Standards wie UBS 3.1, Quadchannel Ram und benutzerfreundlichem Bios. Die Spannungswandler arbeiten zuverlässig. Aktuell kann ich es jedem empfehlen, der mehr als vier Kerne benötigt und viel Wert auf Benutzerfreundlichkeit legt oder spezielle Ansprüche wie 3Way-SLI oder Quadchannel hat. Für alle anderen ist die normale Skylake bzw. Kabylake Plattform ausreichend.
Innerhalb der X299 Boards kann man dieses Board als Sweet-Spot bezeichnen wobei der Preis absolut gesehen noch relativ hoch ist aber jeder, der sich eine solche High-End Plattform zulegt, sollte bereit sein, dementsprechend Geld zu investieren.
Innovativ sind auch die 3D-Modelle, welche es bisher so noch nicht auf dem Mainboardmarkt gab, auch, wenn die Auswahl beschränkt ist.
Es hat eine ansprechende Optik sowie eine einstellbare Front und Back RGB-LED-Beleuchtung.
Durch Features wie Auto-Overclocking oder den Game-Boost ist es für Neueinsteiger sowie auch erfahrene Übertakter und Gamer geeignet.
Zusammenfassend würde ich dem Board eine 8,5/10 geben.