Produkttester
Ein solides, zweckmäßiges und zukunftssicheres AM4-Mainboard mit PCIe 4.0 Technologie
VORWEG:
Ich habe das Mainboard im Rahmen der Aktion "Testers Keepers - Testen. Bewerten. Behalten." zur Verfügung gestellt bekommen und möchte mich dafür gerne vorweg ganz herzlich bei Mindfactory und Gigabyte für das Vertrauen in meine Person und die Auswahl als Produkttester bedanken. Vielen Dank.
Dass ich das Mainboard nach meinem ausgiebigen, zweiwöchigen Test behalten darf, hat jedoch keinerlei Einfluss auf meine Ausführungen oder meine Endbewertung. Es wird gesagt, was gesagt werden muss, ob es gefällt oder eben nicht. Als Endkunde lese ich öfters Bewertungen und möchte darauf ebenso vertrauen.
EINLEITUNG:
Das Gigabyte X570 UD, ist ein Mainboard im beliebten ATX-Format (305 mm x 244 mm) für den AM4-Sockel, reiht sich in die Riege der Oberklasse-Mainboards ein und ist mit einem Preis von rund 155 EUR (Stand: Oktober 2019) ein vergleichsweise günstiger Vertreter der X570er-Reihe. Es interessierte mich persönlich sehr, was das Mainboard leisten kann und wo man möglicherweise Abstriche machen muss im Gegensatz zu den absoluten High-End-Boards der X570-Reihe, die gut und gerne mal bis fast 1000 Euro gehen können, zumal ich, da ich öfters PCs zusammenbaue, nach guten Empfehlungen gefragt werde.
LIEFERUNG & VERPACKUNG:
Das Mainboard wurde schnell und sicher geliefert. Das war auch bei meinen bisherigen Bestellungen bei Mindfactory nicht viel anders, vorausgesetzt die bestellten Artikel waren vorrätig. Sonst hat es ein paar Tage länger gedauert, weil natürlich gewartet wird, um alle Komponenten in einer Tour zu verschicken, was ja logisch und sinnvoll ist. Aber Mindfactory zeigt ja an, wann entsprechende Artikel erwartet werden, sollten sie mal nicht aus Lager sein. So hat man eine Zeitorientierung. Ein gutes System.
Die eigentliche Mainboardbox war gut gepolstert mit Luftkissenfolie in einem etwas größeren stabilen und neutralen Karton verstraut, so dass auch bei grober Umgangsweise auf dem Transportweg nichts hätte kaputt gehen können.
LIEFERUMFANG:
Das Mainboard selber wird in einem stabilen, mit Folie überzogenen und bedruckten Karton geliefert. Es ist bei Auslieferung in antistatischen Folie eingewickelt und sitzt fest eingeklemmt in der oberen Kartonhälfte. In der unteren Kartonhälfte findet man weiteres Zubehör. Geliefert wird:
- eine I/O-Abdeckung aus dünnem, silberfarbenen Blech,
- eine Treiber-CD, auf der sich außer den Treibern noch weitere nützliche Dienstprogramme befinden,
- zwei relativ starre, 50 cm lange Serial-ATA 3.0 Kabel (6Gbit/s) (eine Kabel mit 90-Grad-Stecker an einem Ende),
- ein rund 45 Seiten starkes Benutzerhandbuch, leider jedoch nur auf englischer Sprache, aber auch mit nur rudimentären Englischkenntnissen vergleichsweise gut verständlich,
- eine mehrsprachige und bebilderte Schnellinstallationsanleitung zur Montage von Prozessor (CPU/APU), Prozessorkühler, Arbeitsspeicher-Modulen (RAM), Grafikkarte (GPU), Mainboardeinbau in Gehäuse, Netzteil (PSU) und Netzteilanschlüssen, Festplatten (HDD und/oder SSD) sowie optischen Laufwerken (z.B. DVD-Laufwerk) und Anschluss von Peripheriegeräten (Tastatur, Maus usw.,)
- und eine separate Anleitung zum Motherboard auf Französisch
Insgesamt ist der Lieferumfang schlicht aber standardmäßig, wirkt in dem schönen Karton aber sehr ansprechend.
DESIGN & VERARBEITUNG:
Das Gigabyte X570 UD Mainboard hat in seinem Namen das Kürzel "UD" zu stehen, was für "ultra durable", auf Deutsch also "besonders haltbar" steht. Das nimmt man der Platine auch ohne zu Zögern ab. Sie macht einen wirklich solide verarbeiteten Eindruck und ist mit rund 1,5 kg auch recht schwer. Alles sitzt sehr fest und auch nach der Montage aller Komponenten wirkt alles bombensicher.
Aus der Designperspektive kann man sagen, das MB wirkt auf jeden Fall ästhetisch ansprechend mit seinem schwarzen Finish und mit dem hellgrau aufgebrachten Digital-Muster. Allerdings wirkt es unter sehr grellem Licht (wie Blitzlicht) eher dunkelbraun als richtig tiefschwarz. Die Produktbilder geben das nicht so wirklich wieder. Aber wer bitte hat sein Mainboard schon unter grellem weißen Scheinwerferlicht eingebaut? Da es aber sowieso nicht als "Show-Mainboard" mit viel RGB gedacht ist, fällt das nicht wirklich ins Gewicht. Dazu fehlen ihm auch die speziell designten Abdeckungen, die bei teureren Mainbords vorhanden sind, die man aber auch nicht unbedingt braucht.
Dieses Bord ist eher für den alltäglichen Arbeits- und/oder Gaming-Einsatz konzipiert, wo es in erster Linie auf Leistung und nicht auf "Bling-Bling" ankommt.
LAYOUT & AUSSTATTUNG:
Das gesamte Layout des Boards ist insgesamt gut durchdacht, auch wenn sich einige Nutzer daran stören könnten, dass der ein oder andere Anschluss vielleicht nicht da liegt, wo man ihn gerade braucht. Ich sehe das anders. Bei den vielen Gehäusen am Markt, kann nicht jedes Gehäuse zu jedem Mainboard passen, bei den inzwischen vielen Einbaumöglichkeiten.
Das Board-Layout ist übersichtlich und auch die Anschlüsse sind gut sichtbar beschriftet. So kann auch ein "Techniklaie", der noch nie einen PC allein zusammengebaut hat, unter Zuhilfenahme eines guten Anleitungsvideos den eigenen, neuen PC richtig zusammenbauen, anschließen und in Betrieb nehmen.
Auf die wichtigsten Ausstattungsaspekte möchte ich im Folgenden eingehen.
PROZESSOR & AM4-SOCKEL:
Das Mainboard hat in seiner oberen Hälfte den eigentlichen Sockel für den Prozessor. Dieser muss lediglich richtig eingesetzt und mit einem kleinen Hebel fixiert werden. Noch etwas Wärmeleitpaste oben drauf und einen entsprechenden Prozessorkühler raufgebaut. Durch die Metallplatte auf der Rückseite halten auch schwere CPU-Kühler ohne herauszubrechen. Ob man nun den beiliegenden "Boxed-Luft-Kühler" des Prozessors verwendet oder sich einen größeren und leiseren Luft-Kühler extra gönnt, spielt nicht die Rolle. Platz ist genügend vorhanden. Man sollte nur darauf achten nicht zu hohe Arbeitsspeicher-Module (RAM) zu verbauen, die mit ausladenden Luftkühlern kollidieren könnten. Bei einer All-In-One-Wasserkühlung oder einer ganz individuellen Wasserkühlung spielt die Höhe der RAM-Module gar keine Rolle. Insgesamt ist die Montage von CPU und Kühler kinderleicht. Sollte jeder hinbekommen.
Welcher Prozessor verwendet wird, bleibt einem in gewissem Maße selbst überlassen. "Out of the box" unterstützt werden AMD Ryzen Prozessoren der 2. und 3. Generation von 4 bis 16 Kernen:
- CPU: 3000er "Matisse" ohne Grafikeinheit (extra Grafikkarte nötig)
- APU: 3000er "Picasso" mit Grafikeinheit (keine extra Grafikkarte mehr nötig)
- CPU: 2000er "Pinnacle Ridge" ohne Grafikeinheit (extra Grafikkarte nötig)
- APU: 2000er "Raven Ridge" mit Grafikeinheit (keine extra Grafikkarte mehr nötig)
Dabei ist zu sagen, dass nur die 3000er Prozessoren mit PCIe 4.0 Geschwindigkeit laufen können. Die 2000er Prozessoren laufen mit PCIe 3.0 Geschwindigkeit, was sich auch auf alle weiteren Datenleitungen auswirkt.
Auch bei der Verwendung von APUs bestehen Einschränkungen und nur in diesem Fall kann auch der HDMI-Ausgang für den Monitor am I/O-Panel genutzt werden. Bei CPUs ohne integrierte Grafikeinheit wird eine (oder mehrere) der Buchsen am Ende der Grafikkarte zur Bildwiedergabe benutzt.
ARBEITSSPEICHER-STECKPLÄTZE:
Das Mainboard bietet insgesamt vier DIMM-Steckplätze (Dual Inline Memory Modul) für den Arbeitspeicher (RAM = Random Access Memory). Es ist für DDR4-RAM ausgelegt bis zu einer Kapazität von insgesamt 128 GB (also maximal 32 GB pro Steckplatz) und unterstützt dabei die "Dual Channel Architektur" (paralleler Betrieb von mind. zwei oder auch mehr Arbeitsspeicher-Modulen). Je nach verwendetem Prozessortyp können von DDR4-2133 MHz Standardmodulen bis hin zu 4000 MHz Übertaktungsmodule genutzt werden. Eine falsches Einsetzen der Module in die Steckplätze ist gar nicht möglich. Zu beachten ist lediglich, dass wenn man die optimale Performance der Dual-Channel-Architektur nutzen möchte, man die Steckplätze A2 und B2 (zweiter und vierter Steckplatz von links) nutzt.
PCIE-STECKPLÄTZE:
Das Mainboard hat drei lange PCIe x16 Steckplätze ("Slots") wobei nur der oberste Slot die volle Anbindung mit 16 Datenleitungen ("Lanes") bietet und zudem für schwere Grafikkarten mit Metall verstärkt ist. Die beiden darunter liegenden langen Slots haben jeweils nur eine Anbindung mit 4 Lanes. Nvidia SLI (Scalable Link Interface) und AMD Pendat "Crossfire" (beides Systeme zum Zusammenschalten von zwei oder mehr Grafikarten) werden zwar unterstützt, machen aber bei der Konfiguration nicht unbedingt den größten Sinn.
Zusätzlich gibt es noch zwei PCIe x1 Steckplätze zur Nutzung von Sound- oder sonstigen Adapterkarten, die man aber natürlich auch auf den langen x16-Slots nutzen kann. Insgesamt hat das Lanesharing zur X470-Platform deutlich abgenommen. Leider wird es aber nicht besonders gut im Handbuch erklärt. Eine Tabelle wäre wirklich hilfreich gewesen.
M.2-ANSCHLUSS:
Auch dieses Board bietet einen ultraschnellen M.2-Anschluss für NVMe-SSDs, wo man idealer Weise das Betriebssystem installiert, Programme oder Spiele rauf spielt, die man häufig nutzt oder die eine schnelle Ladezeit/Speicherzeit brauchen. Leider gibt es nur einen dieser superschnellen Anschlüsse und nicht zwei oder mehr, obwohl dies von den Datenleitungen her ohne Probleme möglich gewesen wäre ohne großartiges Lanesharing wie bei der X470-Plattform. Dies lassen sich aber alle Hersteller teuer auf den besser ausgestatteten aber auch deutlich teureren X570er Mainboards bezahlen. Wer trotzdem nicht auf einen zweiten oder dritten M.2 Steckplatz verzichten möchte aber auch kein Vermögen ausgeben will, der kauft sich eine PCIe x16 zu M.2 Adapterkarte und steckt sie in einen der unteren langen x16-Slots, die ja nur mit 4 Lanes angebunden sind. Für die M.2 NVMe-SSDs ideal. Und mit einer 3000er CPU hat man zudem auch PCIe 4.0 Geschwindigkeit, die doppelte Geschwindigkeit zu PCIe 3.0.
Oder gleich eine größere M.2 NVMe-SSD für den vorhandenen M.2 Slot kaufen, dessen Lage im übrigen zwischen Prozessor und ersten x16-Slot etwas gewöhnungsbedürftig ist. Erste Befürchtungen, dass Abwärme von Prozessor und Grafikkarte die NVMe-SSD in ihrer Geschwindigkeit verlangsamen könnten, haben sich in meinen Tests zumindest mit einer Samsung 970 Evo Plus 1TB (PCIe 3.0 Geschwindigkeit) nicht bestätigt. Schade ist nur, dass es keine Abdeckung zur Wärmeableitung gibt. Ein gut belüftetes Gehäuse ist also zu empfehlen, insbesondere bei den neuen PCIe 4.0 NVMe-SSDs, die leistungshungriger sind und dadurch natürlich auch deutlich wärmer werden.
S-ATA-ANSCHLÜSSE:
Das Board bietet insgesamt sechs, nicht mit anderen Anschlüssen geteilte, S-ATA-Anschlüsse für schnelle S-ATA-SSDs (Solid State Drive) oder nicht ganz so schnelle HDDs (Hard Disk Drive) für die Datenspeicherung und -abrufung. Für den Normalanwender also mehr als ausreichend.
USB-ANSCHLÜSSE:
Das MB bietet am hinteren Panel vier externe USB 3.2 Gen 1 Ports (blau und einer weiß für BIOS-Updates), die elektrisch über die CPU versorgt werden. Darüber hinaus gibt es dort zwei weitere externe USB 2.0 Ports (schwarz) die über den X570-Cipsatz versorgt werden.
Intern stehen nochmals vier USB 3.2 Gen 1 Anschlüsse zur Verfügung sowie vier USB 2.0 Anschlüsse. Alle werden vom Chipsatz befeuert und können, über ein Gehäuse mit entsprechenden Anschlüssen nach außen verlegt werden oder man nutzt sie anderweitig z.B. zum Anschluss von DVD-Laufwerken oder so.
Es sind also mehr als genug USB-Buchsen vorhanden um Maus, Tastatur, Headset, Webcam usw. anzuschließen. Es bleiben immer noch genug Ports um externe Festplatten, USB-Sticks oder sonstige Peripheriegeräte zu verbinden. Wenn man den PS/2-Port mit Hilfe eines 1 Euro-Adapters nutzt (für Tastatur oder Maus) hat man zudem noch einen USB-Port mehr. Alles in allem eine sehr gute Ausstattung für den Normalgebrauch. Lediglich ein USB-C Anschluss wird vermisst.
X570-CHIPSATZLÜFTER - ACHILLESFERSE ODER DOCH NICHT?
Wie nahezu alle X570er-Mainboards, hat auch dieses Board, einen kleinen, rund 4 cm im Durchmesser großen Lüfter über dem X570-Chipsatz verbaut, der diesen im Bedarfsfall extra kühlen soll. Dieser sitzt in einem massiven, mit Ausfräsungen versehenen Aluminiumblock, der mit dem Mainboard rückseitig verschraubt ist. Dieser Block ist zusätzlich mit einer an das Muster des restlichen Mainboards angepassten Folie versehen, die man auch auf den Oberseiten der Spannungswandlerkühler findet. Der Kühlkörper ist mit dem Lüfter zusammen vollständig abnehmbar (Schrauben auf der Rückseite lösen und Lüfterkabel vorsichtig abziehen), um ihn im Bedarfsfall bei Ansammlung von Staub, der sich zwangsweise irgendwann nach längerem Einsatz absetzen wird, zu säubern. Am besten macht man das ganz vorsichtig, auf leichtester Stufe, mit einem Staubsauger, oder mit einem Pinsel, was beides wunderbar klappt. Der Lüfter ist bei Abnahme der aufgeklebten Folie ebenso demontierbar, falls er mal kaputt geht oder aus einem anderen Grund ersetzt werden muss.
Laut Hersteller soll er aber ohne Probleme rund 60.000 Arbeitsstunden halten, dass sind umgerechnet knapp 7 Jahre und entspricht damit der durchschnittlichen Lebenszeit von Computersystemen.
Bei meinem 2-Wochen-Test war das zu überprüfen natürlich nicht möglich. Die Hersteller sollen aber aus "früheren Desastern" mit solch kleinen Lüftern gelernt haben. Seit dieser Zeit ist die Technik zudem enorm vorangeschritten. Ich mache mir daher keine Sorgen, dass diese Lüfter die Achillesferse der aktuellen X570-Mainboardgeneration werden könnte.
Was die Geräuschkulisse des Lüfters angeht, so braucht man sich ebenfalls absolut keine Sorgen zu machen. Er ist eigentlich unhörbar. Man muss draufschauen um zu sehen ob er überhaupt arbeitet. Lediglich beim Bootvorgang dreht er einmal kurz etwas stärker auf, was aber auch noch völlig im Rahmen ist. Der Standard AMD CPU-Luftkühler ist wesentlich wahrnehmbarer. Der Chipsatzlüfter ist ja schließlich nur als Absicherung der Hersteller gedacht.
Wer ein gut belüftetes Gehäuse hat wird ihn, außer beim Bootvorgang, möglicherweise nie drehen sehen, denn der große, massive Kühlkörper wird wesentlich besser von großen Gehäuselüftern gekühlt als von einem Mini-Chipsatzlüfter.
Ob und ab wann sich der Chipsatzlüfter dreht, kann auch im Bios eingestellt werden. Es stehen drei Modi zur Auswahl:
- "Performance" --- hier dreht sich er Lüfter bereits ab 39°C um den Chipsatz so kühl wie möglich zu halten
- "Balance" --- hier startet der Lüfter bei ca. 49°C, also eine optimale Abwägung zwischen Kühlung und Lautstärke
- "Silent" --- hier startet der Lüfter erst wenn es wirklich notwendig wird (bei rund 59°C)
Die Lüfterkurven finde ich teils etwas extrem, aber OK.
Egal welchen Modi man auch verwendet, ich hatte die meiste Zeit "Balance" eingestellt, so muss man erst sehr genau hinhören um diesen kleinen Lüfter überhaupt wahrzunehmen. Die Chipsatz-Temperatur pendelte sich zwischen 48°C und 52°C auf meinem offenen Testgestell ohne extra Lüftung ein.
CPU-KÜHLUNG UND GEHÄUSELÜFTERANSCHLÜSSE:
Das Gigabyte X570 UD Mainboard bietet insgesamt 4 Lüfteranschlüsse, allesamt als 4-pin PWM Schnittstellen ausgebildet und damit wunderbar drehzahlsteuerbar. Zwei davon liegen links oberhalb der vier RAM-Steckplätze und sind für die CPU reserviert. Einer davon ist optional und daher auch für Pumpen geeignet. Eine Wasserkühlung ist also kein Problem.
Die anderen beiden 4-pin PWM-Anschlüsse für Gehäuselüfter liegen in der linken oberen Hälfte des Mainboards, mittig kurz vor den Audioausgängen und ganz oben links in der Mainboardecke. Jetzt kann man sagen, dass sind zu wenige Anschlüsse, aber das ist bei den nächst teureren Gigabyte-Boards nicht viel anders.
Insgesamt sind die Anschlüsse für die Kühlung völlig ausreichend, denn normalerweise wird bei den Gehäuselüftern nicht ein Lüfter an einen Anschluss des Mainboards angesteckt, sondern man arbeitet mit Y-Kabeln oder Splittern. So ist es möglich, je nachdem wie viele Abzweigungen das jeweilige Y-Kabel hat oder wie viele Anschlüsse der verwendete Splitter (mit oder ohne extra Stromversorgung) bietet, gleich mehrere Lüfter über nur einen Mainboardanschluss laufen zu lassen. Es macht Sinn darauf zu achten, dass die angeschlossenen Lüfter vom selben Typ mit gleicher Drehzahl sind, weil meistens nur die Drehzahl eines Lüfters zurück an das System gemeldet wird. Bei unterschiedlichen Lüftern mit verschiedenen maximalen Drehzahlen kann es da schnell zu einem Durcheinander kommen.
Bei diesem Mainboard macht es also durchaus Sinn sich zwei Y-Kabel mit mehreren Abzweigungen oder gleich zwei Splitter dazuzukaufen um mehr als zwei Gehäuselüfter anzuschließen (wer eine Wasserkühlung betreiben möchte drei statt zwei). Die Kabel kosten nur wenige Euro. Sehr gute Splitter gibt es für 8-12 Euro. Über den einen Anschluss lässt man dann die Lüfter laufen, die frisch Luft von außen ansaugen, während man über den anderen Anschluss die Lüfter laufen lässt, die die warme Abluft aus dem Gehäuse heraus blasen. Eine ideale Kühlung. Man muss also kein superteures Mainboard kaufen welches nur wenige Lüfteranschlüsse mehr bietet.
Es macht im übrigen auch Sinn, gerade wenn man das Mainboard in ein großes oder gar sehr großes Gehäuse einbauen möchte, sich ein paar Lüfterverlängerungskabel (4-pin PWM Stecker zu 4-pin PWM Buchse) zu besorgen, denn meist sind die Kabel, die an den Lüftern hängen nur 30-50 cm lang. Bei langen Kabelwegen und gerade auch im Hinblick auf ein vernünftiges, sauberes Kabelmanagement sind diese kleinen Helfer Gold wert und so muss man nicht die vorhandenen kurzen Lüfterkabel quer über das Mainboard legen, weil das jeweilige Kabel zu kurz ist oder der Anschluss auf dem Mainboard für den eigenen Zweck möglicherweise ungünstig sitzt.
AUDIO / SOUND:
Mit dem Realtek ALC887 wurde ein nicht ganz so aktueller Soundchip auf dem Mainboard verbaut. Die Soundqualität ist dennoch völlig in Ordnung, kein Rauschen, keine sonstigen Geräusche, die irgendwie stören könnten. Der Unterschied zu neueren Soundchips wie dem Realtek ALC1220, der auf den absoluten High-End-Boards zu finden ist, ist wenn überhaupt vorhanden nur minimal. Es fehlt vielleicht etwas an "Lebendigkeit" in dem Sound, falls man das so ausdrücken kann. Mit nur 3 Klinkenanschlüssen (pink: Micro In, grün: Line Out und blau: Line In) am hinteren I/O-Panel ist man dadurch auf stereo bzw. ein 2-Kanal-Tonwiedergabesystem beschränkt, was für den Normalgebrauch aber völlig ausreichend ist.
Ein richtiger "Surround-Sound" mit 4-Kanälen, 5.1 Kanälen oder gar 7.1 Kanälen ist nicht möglich, denn dazu fehlen die schwarze "Rear" und die orangefarbene "C/Sub"-Buchsen. Diese lassen sich aber mit Hilfe einer vergleichsweise günstigen extra Soundkarte beheben, möchte man richtiges Konzertfeeling haben oder ein top Kino-Surround-Sound-Erlebnis. Oder man nimmt mehr Geld für ein teureres Mainbord in die Hand.
Mikrofone und auch Kopfhörer anschließen funktioniert natürlich ohne Probleme.
BELEUCHTUNG:
Bei der Beleuchtung gibt es bei diesem Board nicht viel zu sagen, denn es ist nicht für Lichtinszenierungen gedacht, sondern für abrufbare Leistung. Es gibt kein "Gigabyte RGB Fusion". 3-Pin RGB Anschlusse sucht man vergebens. Lediglich ein 12V-Anschluss für RGB Beleuchtung ist vorhanden. Den kann man z.B. für RGB-Streifen nutzen. Ich habe ihn jedoch bei meinem Test für den AMD Wraith Prism Top-Blow-CPU-Luftkühler mit RGB genutzt, was auch wunderbar funktioniert hat. Allerdings sitzt der Anschluss dafür etwas ungünstig ganz unten am Mainboard.
Wer also ein richtiges "Show-Board" mit viel steuerbarer RGB-Beleuchtung sucht, sollte nach einem anderen Mainboard Ausschau halten.
MONTAGE & INBETRIEBNAHME:
Das Board konnte problemlos mit entsprechender Hardware versehen und montiert werden. Prozessor, Prozessorkühler, Arbeitsspeicher, Grafikkarte und M.2 NVMe-SSD kamen zum Einsatz. Das System startete einwandfrei ohne jegliche Probleme. Beim ersten Bootvorgang dauerte es wegen der Komponentenerkennung natürlich etwas länger, aber das ist ja völlig normal. Alle Geräte wurden erkannt. Windows 10 war auf der M.2 NVMe-SSD bereits aufgespielt und musste nicht nochmals extra wegen des Plattformwechsels neu installiert werden. Es gab keinerlei Abstürze oder sonstige Probleme. Insgesamt läuft das System "out of the box" sehr stabil.
BIOS, Q-FLASH-FUNKTION, ÜBERTAKTUNG:
Das Mainbord wurde mit der allerersten BIOS-Version ("F1") ausgeliefert. Inzwischen gibt es die Version "F4b" (vom 17.09.2019). Das Board bietet eine Q-Flash-Funktion, mit der man ohne verbaute CPU/APU oder RAM-Modulen eine neue BIOS-Version aufspielen kann. Das macht auf jeden Fall Sinn. So ist es nicht mehr nötig, wenn man auf eine neue CPU/APU-Generation umsatteln möchte, einen alten Prozessor auf Lager zu haben nur um das BIOS des Mainboards zu aktualisieren und die neue CPU zum Laufen zu bekommen.
Man geht lediglich auf die Gigabyte-Internetseite, sucht das entsprechende Mainboard raus und unter der Rubrik "Unterstützung" findet man allerhand Zubehör darunter auch alle BIOS-Versionen. Man lädt sich die aktuellste Version auf einem anderen Computer runter, entpackt sie und benennt den ganzen Ordner in "GIGABYTE.BIN" um. Diesen Ordner kopiert man auf einen USB-Stick, steckt ihn im I/O-Bereich an den weißen USB-Port des Mainboards und drückt den kleinen Q-Flash-Knopf. Das Mainboard leuchtet auf und installiert die neue BIOS-Version, was ca. 3-5 Minuten dauert. Dann schaltet es sich automatisch wieder aus und alles ist erledigt. Eine ganz wunderbare und sinnvolle Funktion, die auch einwandfrei funktioniert. Man darf nur nicht das Umbenennen vergessen, sonst wird der Ordner nicht erkannt.
Schaut man sich das BIOS genau an, so unterscheidet es sich nicht viel von anderen Herstellern, ist aber vergleichsweise sehr übersichtlich und alle nötigen Funktionen sind schnell zu finden. Man muss wirklich nicht lange suchen und findet sich intuitiv zurecht. Egal ob Spracheinstellungen, Bootreihenfolge, X.M.P.-Profile für RAM-Module, CPU-Overclocking oder Undervolting-Funtionen, eigentlich bleiben keine Wünsche offen. Nur Hardcore-Übertakter, die auch noch das letzte halbe Prozent Leistung aus ihrem System herausquetschen möchten, werden vielleicht die ein oder andere Funktion vermissen. Für den Normalanwender sind die Funktionen mehr als ausreichend.
VERWENDETES TESTSYSTEM:
- Gehäuse: freistehendes Testgestell
- Mainboard: Gigabyte X570 UD (Testobjekt)
- Prozessor (CPU): AMD Ryzen 7 2700X "Pinnacle Ridge" mit 8 Kernen & 16 Threads, Basistakt: 3.70GHz, Turbotakt: 4.30GHz
- Prozessorkühler: AMD Wraith Prism Top-Blow-CPU-Luftkühler
- Arbeitsspeicher (RAM): Corsair Vengeance LPX 32GB DDR4-3200, 2 Module mit je 16GB, CL16-18-18-36
- Grafikkarte (GPU): Sapphire Pulse Radeon RX 580 8GB DDR5, PCIe 3.0 x16
- Solid-State-Drive (SSD NVME M.2): Samsung SSD 970 EVO Plus 1TB
- Netzteil: Corsair Professional Series HX1200i 1200W ATX 2.4, vollmodular
FAZIT:
Ich muss sagen, dass ich nach meinem ausgiebigen Test äußerst positiv überrascht von dem Mainboard bin. Angesichts der enormen Preisspanne der X570er-Boards von aktuell rund 130 Euro bis 1000 Euro (Stand: Okt 2019) habe ich bei dem vergleichsweise sehr günstigen Mainboard mit gravierenden und wesentlich mehr Abstrichen gerechnet. Doch das ist wirklich nicht der Fall. Es handelt sich um ein grundsolides und zweckmäßiges AM4-Mainboard, das "out of the box" sowohl mit der 3000er als auch mit der 2000er AMD-Prozessor-Generation perfekt funktioniert. Mit der Q-Flash-Funktion und der guten Spannungsversorgung ist man auch für die vierte AMD-Prozessor-Generation gut gerüstet, wenn sie in den Startlöchern steht.
Leistungsmäßig ist es ein wirklich klasse Mainboard, mit kleinen Abstrichen in der Ausstattung, die man aber sehr gut mit Erweiterungskarten/Splittern günstig beheben kann, ohne gleich eines der extrateuren anderen X570er Boards kaufen zu müssen.
Im Grunde genommen hat man alles was man braucht, wenn auch nicht im absoluten Überfluss. Nur Licht-Virtuose werden definitiv nicht auf ihre Kosten kommen. Es ist ein leistungsstarkes Arbeits-/Gaming-Mainboard aber definitiv kein "Show-Mainboard".
Mit PCIe 4.0 (bei Verwendung von 3000er CPUs) ist man zukunftssicher ausgestattet, auch wenn es derzeit nur wenige Peripheriegeräte gibt, die die Geschwindigkeit wirklich nutzen können. Von "Vollausnutzung" ist noch lange keine Rede. Das braucht noch Jahre.
Man muss wissen, ob man diese Zukunftstechnologie aber jetzt schon braucht oder ob einem PCIe 3.0 ausreicht, denn diese Technologie lässt sich AMD natürlich bezahlen. Für gleiches Geld bekommt man ein anschlussmäßig besser ausgestattetes X470er Mainboard, muss aber wiederum Lanesharing in Kauf nehmen.
Insgesamt handelt es sich um ein ausgesprochen gut verarbeitetes und ausgestattetes Gigabyte-Produkt zu einem wirklich fairen Preis. Wer Leistung haben möchte bekommt diese hiermit auch. Meinerseits vergebe ich daher 5 Sterne für ein sehr solides, zweckmäßiges und zukunftssicheres AM4-Mainboard mit PCIe 4.0 Technologie. Ich kann es definitiv weiterempfehlen.