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MSI MAG B660 TOMAHAWK FULL IN-DEPTH REVIEW
Kurzes Disclaimer zum Anfang: das Board wurde mir durch das Testers&Keep Verfahren, von Mindfactory zum Review zugeschickt und ich darf es im Anschluss behalten, jedoch hat keinerlei Geld die Fronten gewechselt und weder Mindfactory noch MSI haben in dieser, im Review gespiegelten Meinung, ein Mitspracherecht.
MSIs Tomahawk Serie ist, vor allem die letzten Jahre, eine der beliebtesten und best-bewerteten Mainboard Reihen in der stark umkämpften Preisklasse, um die 150€, gewesen.
Wie ihr jedoch vielleicht schon beim Alder Lake shoppen gemerkt habt, wurden diese Generation, die Mainboard Preise, teils, ordentlich angezogen
und das, leider auch beim MAG B660 Tomahawk.
Mit einer UVP von nun knapp 200€, also knappe 50€ mehr als der Vorgänger, fällt es, so bizarr das auch klingt in das "High-End Segment der B660 Boards" und überschneidet sich damit schon mit manchen Z690 Boards der unteren Preisklasse,
wie z.B. dem PRO Z690-A von, welches ich diesem Review als Vergleichspunkt nehmen werde, da es genauso viel Kostet. (Zum Zeitpunkt dieses Reviews sogar 10€ weniger).
Ob das B660 Tomahawk sein Geld wirklich wert ist oder ihr euch stattdessen einfach ein Z690 Board kaufen solltet, schauen wir uns im Folgenden an.
Das Board testen wir mit folgender Hardware:
Intel i9 12900k
G.Skill TridentZ 4000MHz CL18-22-22-42
Samsung 980 Pro 1TB
Arctic Liquid Freezer 360mm
EVGA 750GT
Wie schon bei den Vorgängern, überzeugt das Board auf den ersten Blick schon mit einer schicken und eleganten, schwarzen Optik und einem sehr robusten Feature Set, für die Preisklasse vielleicht sogar zu robust& aber dazu später mehr.
Schauen wir uns erstmal das an womit das Mainboard direkt begeistert und zwar
Die Specs:
Die 12+1+1 Spannungsversorgung ist mit einem Renesas RAA229132 PWM Controller bestückt,
der die Intersil 60A ISL99360 MOSFETs ansteuert.
Diese Smart Power Stage ist aufgrund ihrer 12 echten Phasen sehr effizient und mehr als overkill für alle CPUs die auf einem B660 Sinn machen würden.
Selbst einen 12900k könnte man hiermit ohne Probleme übertakten,
wenns denn nicht B660 wäre&
Immerhin hat Intel nun mit der 12. Gen. Manuelles RAM-Overclocking auf B660 frei gegeben und dank dem 6-Lagigen PCB, das MSI diese Generation in allen Boards verwendet,
ist man dazu auch besser ausgestattet als je zuvor.
Laut MSIs Angaben sollen mittels OC bis zu 4800MHz möglich sein,
jedoch auch nur auf maximal 2 Riegeln im Single Rank,
Bei bis zu 2 Riegeln im Dual Rank oder 4 Riegeln im Single Rank sieht es schon etwas schlechter aus, mit maximal 4000 MHz.
Vor Ort testen wir es mit einem Quad 4000MHZ CL18-22-22-42 Kit, um zu schauen ob das Board hält was es verspricht.
An Konnektivität
mangelt es dem Board auch nicht, mit
3x NVMe M.2 Gen4 Schnittstellen, wovon 2 mit PCIe x4 und die 3. Über PCIe x2 angebunden sind.
6x SATA6 Steckplätzen,
7x 4pin Lüfter-Anschlüssen,
Unten links wie gewohnt auf einem gesonderten Layer des PCBs
Einen Realtek ALC1220P für tatsächlich recht gutes On-Board Audio, sowie
WIFI 6 und Bluetooth 5.2.
Lediglich das PCIe Layout selbst ist etwas geizig gehalten mit nur
1x PCIe x16 Gen5.0 Slot,
1x PCIe x16 Gen3.0 Slot, der elektrisch jedoch nur mit 4 Lanes angebunden ist
Und lediglich einem weiteren
x1 Gen3.0 Slot.
Meiner Meinung nach etwas wenig für die Preisklasse, jedoch nicht weiter störend, wenn man hauptsächlich oder ausschließlich eine Grafikkarte verbaut, was die meisten wahrscheinlich auf einem B660 Board auch tun werden.
Jedoch sollte man sich wirklich nicht allzu viele Upgrades mit PCIe Karten vornehmen.
Dafür kann sich das Back I/O auf jeden Fall sehen lassen:
4x USB 2.0 Ports in schwarz, (4x weitere, intern, zum front I/O)
1x USB 3.2 Typ-C mit 20Gbps,
4x USB 3.2 in rot mit 10Gbps (einen weiteren 5., intern, zum front I/O),
(2x weitere USB 3.2 mit 5Gbps, intern, zum front I/O),
Die 2 Display-Outs:
1x HDMI 2.1 also 4k 60Hz HDR kompatibel
1x DisplayPort 1.4 auch 4k 60Hz kompatibel, jedoch mit High-Bit-Rate3 support
Die funktionieren natürlich nur wenn ihr auch eine Intel CPU mit integrierter Grafikeinheit habt, d.h. KEINE Intel CPUs mit F-SKW als Suffix.
Dazu gibts noch 2.5Gig Realtek LAN,
Die WIFI 6 und Bluetooth Antennen-Steckplätze, sowie
7.1 Audio mit einem S/PDIF, optical output, direkt aus dem Realtek ALC1220P Soundchip.
Das Board ist insgesamt sehr gut verarbeitet und macht, meiner Meinung nach, optisch auch echt was her.
Herstellerlogos sind dezent, in schwarz auf schwarz gehalten, dazu gebürstete Alu Akzente und vor allem die weißen Aufschriften für die SSD Steckplätze geben dem Board einen leicht militärischen aber dennoch sehr eleganten Vibe.
Die fest-verbaute IO Blende ist ein nettes Feature, am meisten freut mich jedoch zu sehen, dass MSI sich den M.2 Montage-Mechanismus von Asus abgeschaut hat und implementiert hat.
- Performance -
Zuerst darf man beim ersten Bios Setup auswählen welche Art von CPU Kühler man verwendet:
Zur Option stehen 3 Profile mit verschiedenen Power-Targets:
1. Stock Cooler - 241W, 280A
2. Tower Cooler - 288W, 512A
3. Water Cooler - 4096W, 512A
Arg viel mehr kann man jedoch nicht konfigurieren.
Natürlich wählen wir Nummer 3, um unserem 12900k den Spielraum zu geben den er braucht und um die Spannungversorgung des Boards mal richtig an die Grenzen zu treiben.
Wie over-powered die VRM ist sehen wir direkt im AVX Render:
Während die CPU innerhalb weniger Sekunden auf 100% Leistung springt und sich um die 90°C Einpendelt, steigt die Temperatur der VRM nur langsam und stetig an.
Angefangen bei 40°, nähert sich die VRM Temperatur über die nächste Stunde langsam den 60°, wo die Kurve auch anfängt abzuflachen.
Nach einer ganzen Stunde Cinebench R20 erreichen wir entspannte 64°C auf den MOSFETs.
Das sind wirklich unglaublich gute Temperaturen, vor allem wen man bedenkt, dass wir hier keinerlei Luftzufuhr über den Spannungswandlern haben und dazu noch die wahrscheinlich sinnloseste CPU für dieses Board verwenden um ein worst-case-Szenario zu erzeugen.
Um etwas Perspektive zu schaffen: Die verwendeten MOSFETs von Renesas werden in Wärmekammern bei etwa 110° validiert, um sicher zu stellen, dass man 2 Jahre Garantie gewährleisten kann.
Performance Benchmarks finde ich bei Mainboards zwar recht unsinnig, abgesehen davon, dass wir immer noch nur einen unübertaktbaren B660 Chipsatz haben und schon gezeigt haben, dass die VRM dieses Boards Over-Powered genug ist um theoretisch einen 12900k übertakten zu können, ohne ins schwitzen zu kommen.
Im Cinebench R20 erreichte der 12900k ansehnliche 10497 Punkte, also alles soweit im Rahmen.
Auch das XMP Profil wurde bim BIOS, trotz des Quad Stick 4000MHz Kit, beim ersten mal, ohne Probleme geladen.
Am Ende bestimmt lediglich euer Kühler und das im BIOS gewählte Power Target eine Rolle und bestimmen wie lange die CPUs ihren Boost-Takt halten dürfen, was sich dementsprechend auch auf eure Performance Scores auswirken wird.
Um das Fazit ziehen zu können, nehmen wir mal das MSI Pro Z690-A in der DDR4 Version als Vergleichspunkt und schauen uns erst mal die Unterschiede an.
Trotz der niedrigeren "Pro" Segmentierung des Z690-A finden wir auf dem Board dank der Übertaktungsmöglichkeit eine noch stärkere VRM, mit 14+1+1 Phasen, im Vergleich zu den 12+1+1 auf unserem MAG B660 Tomahawk.
Des weiteren bekommen wir einen zusätzlichen Gen4 x4 M.2 Slot oben drauf.
PCIe Konnektivität wird ebenfalls um einen physikalischen x16 Slot erweitert, auch wenn dieser elektronisch nur mit einer einzigen PCIe Lane zum Chipsatz angebunden ist.
Ebenfalls werden auf dem Z690-Pro, nach MSI's Angaben RAM Geschwindigkeiten bis zu 5200MHz unterstützt. Nicht dass das einen Unterschied, geschweige denn, Sinn in dieser Preisklasse machen würde. Trotzdem kann man ausgehen, dass RAM-OC besser unterstützt wird und dank dem Z690 Chipsatz damit eben auch CPU-OC.
Ein kleines downgrade sehen leider wir im Soundchip, denn der zuvor angepriesene
Realtek ALC1220P des B660 TOMAHAWK wird auf dem Z690-A durch den etwas schwächeren
ALC897 ausgetauscht. Was bei meinen Beyerdynamic DT770 in der 80Ohm Version, keinerlei Unterschied gemacht hat. Wer jedoch wirklich gutes Audio will oder braucht sollte sowieso zu einem externen Interface greifen, als sich auf On-Board Audio zu verlassen.
Des weiteren ist das Back I/O auf dem Z690-Pro etwas abgespeckt.
3 der 4 roten USB 10Gbps Ports des B660 TOMAHAWK, wurden durch 2 blaue USB 5Gbps und einen old-school PS2 Tastatur Port ersetzt und ebenso fehlt der optical S/PDIF out, man behält jedoch die vollen 7.1 Audio Ports.
Wer es sich erlauben kann auf Bluetooth und Wifi6 zu verzichten, kann sogar noch 10€ Sparen in dem er die nicht-WIFI Version des Z690-A DDR4 kauft und kommt somit bei 190€ raus.
- Das Fazit -
Wenn man sich nun noch mal vor Augen führt, dass die Boards etwa gleich viel kosten,
man auf dem Z690-A jedoch
eine bessere VRM,
mehr M.2 Slots,
mehr PCIe Slots,
besseren RAM Support und OC,
sowie das wichtigste, die möglichkeit die CPUs zu übertakten hat,
sollte einem die Entscheidung recht einfach fallen.
Auch wenn das B660 Tomahawk wahrscheinlich eins, wenn nicht gar das beste B660 Board auf dem Markt ist, kann ich es nur schwerstens empfehlen, wenn man bedenkt, dass man für den gleichen Preis oder gar günstiger, mit dem Z690-A, objektiv einfach das besseres Board erhält, solang man auch eine übertaktbare "K" CPU von Intel hat.
Für alle die einen i3 oder i5 im Blick haben, wie z.B. den i3 12100 oder i5 12400 fällt es mir noch schwerer ein Board zu empfehlen, das teils doppelt so teuer ist, wie die CPU die ihr kaufen wollt.
Da würde ich eher zu einem günstigeren Board Board greifen und auf Spielereien wie fest verbautes WLAN, Bluetooth und PCIe Gen4 M.2 verzichten, ersteres mit einer PCIe Karte und letzteres mit einer immer noch übertrieben schnellen Gen3 NVMe SSD ersetzen.
Im großen und ganzen Fasst MSI es selbst, recht gut zusammen, denn wenn man den Karton auf macht begrüßt einen folgender Satz: "Tech meets Aesthetic" und von den Entwicklungskosten ist definitiv einiges in die Ästhetik geflossen, was sich im Preis wieder spiegelt und damit das Preis/Leistungs-Verhältnis etwas runterzieht, daher gibt's von mir nur 4 Sterne.