Produkttester
Ich erhielt von Mindfactory im Rahmen des Testers Keepers Programm einen Thermalright True Spirit 120 Direct. Das kam mir bei meinem geplanten Umstieg auf AMDs Ryzen-Plattform sehr gelegen. Bislang hatte ich einen alten Thermalright HR-02 Macho (Rev. A) im Einsatz. Da beide Kühler das selbe Befestigungsmaterial benötigen, kann ich hier ohne Probleme beide Kühler gegeneinander antreten lassen. Des Weiteren habe ich den Boxed-Kühler "Wraith Spire" in den Vergleich einbezogen.
Testsystem
CPU: AMD Ryzen 7 1700
Mainboard: ASUS Crosshair VI EXTREME
RAM: 1x16 GB Crucial DDR4-2133 CL15
Grafikkarte: Gigabyte GeForce GTX 980 Ti Gaming G1
Gehäuse: Coolermaster MasterCase Maker 5
Lüfter: 2x 140mm vorne, 1x 140mm hinten
Betriebssystem: Windows 10 Pro x64
SSD: Samsung SSD 960 Evo 250GB M.2
Erster Eindruck und Vergleich
Beim Auspacken kam mir der True Spirit etwas winzig vor, da ich bislang den HR-02 Macho im Einsatz hatte. Der True Spirit verfügt über 4 Heatpipes aus vernickeltem Kupfer mit je 6mm Durchmesser. Im Vergleich dazu hat der Macho ganze 6 Heatpipes aus Kupfer, welche (zumindest in meiner alten Rev. A) nicht vernickelt sind. Bei beiden Kühlern jedoch sind die Heatpipes gebogen angeordnet und gehen zu beiden Seiten von der CPU weg. Sie sind so effektiv wie 8 (bzw. 12 beim Macho) nutzbar, was die Kühlleistung nochmals verstärken sollte.
Und genau hier merkt man auch den nächsten Unterschied zwischen den beiden Kühlern. Während der Macho auf der Unterseite über eine vernickelte Kupferplatte verfügt, so wird beim True Spirit direkt ein Kontakt zwischen Heatpipes und CPU hergestellt. Das sollte zwar für eine verbesserte Wärmeaufnahme sorgen, dennoch lässt vermuten, dass der Macho hier die Nase vorn hat, da er der größere Kühler ist und über mehr Heatpipes verfügt.
Wie von Thermalright zu erwarten, wirkt die Verarbeitung sehr hochwertig. Die Finnen am Kühler sind ein wenig scharfkantig, man sollte also bei der Montage darauf achten, sich nicht zu schneiden. Trotz seiner geringeren Größe hinterlässt der True Spirit bei mir einen positiven Eindruck.
Montage
Die Montage funktioniert beim True Spirit genau so, wie ich es vom Macho gewohnt war. Zunächst einmal werden die 4 Schrauben durch die beiliegende Backplate geführt und mit Unterlegscheiben in Position gehalten. Diese Konstruktion wird dann von hinten durch die Schraublöcher im Mainboard geführt und mit den Rändelschrauben fixiert. Nun muss nur noch der Montagerahmen festgeschraubt werden.
Nun folgt die Montage der Entkopplung. Es handelt sich dabei um 4 "Gummistifte", die in die dafür vorgesehenen Rillen im Kühler selbst gedrückt werden müssen. Und genau das ist auch der einzige Kritikpunkt meinerseits, was die Montage angeht. Ich musste die Gummistifte mit einer kleinen Zange zusammenquetschen, um sie in die Öffnungen zu bekommen.
Wenn das aber erledigt ist, muss man nur noch die Wärmeleitpaste auf die CPU auftragen und der Kühler kann festgeschraubt werden. Hier fällt mir positiv auf, dass man nicht länger eine Metallabdeckung beilegt, um den Kühler festzuschrauben, sondern dieses Teil fest am Kühlkörper befestigt hat. Das erleichtert die Montage ungemein.
Anders als in der Anleitung erwähnt, trage ich lediglich in der Mitte einen kleinen Klecks auf. Beim Festdrücken des Kühlers verteilt sich die Paste dann von selbst. Man sollte hierbei aber aufpassen, nicht zu viel zu nehmen. Zu guter Letzt wird noch der Lüfter mit den beiliegenden Klammern am Kühler selbst befestigt.
Durch die sehr gut verständliche Anleitung kann die Montage in 15 Minuten erledigt werden. Allerdings hat mich das Befestigen der Gummistifte ungefähr die Hälfte der Zeit gekostet. Es liegt außerdem genügend Montagematerial für sämtliche (und teils auch sehr alte) Sockel bei. Einzig das Montagematerial für den noch sehr neuen TR4-Sockel fehlt. Da diese CPUs aber eine höhere TDP haben, als der Kühler Kühlleistung besitzt, würde ich ohnehin davon abraten, diesen Kühler auf TR4 zu verwenden.
Testverfahren
Für den Test wollte ich ein Szenario schaffen, in dem die Kühler auch etwas zu tun haben. Ich habe also meine CPU auf 3,7 GHz übertaktet. Da das BIOS meines Mainboards hier auch direkt den Vcore mit anpasst, musste ich nichts weiter tun, als den Multiplikator auf 37 festzulegen. Auch wenn 3,7 GHz zunächst nicht viel klingen, sei hier erwähnt, dass es sich um einen Achtkerner handelt. Dies sollte mehr Wärme produzieren als bei einem Quadcore. Durch einen Bug im BIOS meines Mainboards konnte ich jedoch leider nicht höher als 3,7 GHz takten.
Mit jedem Kühler habe ich in AIDA64 einen "System Stability Test" durchgeführt. Hier habe ich die Haken für "Stress CPU", "Stress FPU" und "Stress Cache" gesetzt, um ein Worst Case Szenario zu schaffen. Mit diesem Test erreicht man eine höhere Temperatur als im normalen Alltagsgebrauch. Darüber hinaus ist dies auch eine gute Gelegenheit, die Stabilität der Übertaktung zu testen. Erfahrungsgemäß reichen 10 Minuten, um einen Temperaturhöchstwert zu erreichen. Die Lüfterkurve habe ich übrigens auf Werkseinstellungen belassen, um prüfen zu können, wie gut die Performance ist, wenn man einfach nur die CPU einbaut und loslegt.
Bei einem solchen Test besteht außerdem die Gefahr, dass man den Raum aufwärmt. Um das messen zu können, habe ich auf meinem Mainboard einen Temperatursensor installiert und an der Front des Gehäuses montiert, um festzustellen, ob die Luft im Raum sich aufwärmt. Bei mir änderte sich dieser Wert jedoch nicht beachtlich. Zimmertemperatur war permanent 21°C, mit leichten Spitzen auf 22°C und 20°C. Das sind normale Schwankungen und damit also zu vernachlässigen.
Alle Temperaturen wurden mit HWinfo aufgezeichnet und mit "Generic Log Viewer" ausgewertet.
Als Wärmeleitpaste kam die Arctic MX-4 zum Einsatz, da die beiliege Wärmeleitpaste vermutlich nicht genug gewesen wäre, um alle Kühler einmal damit zu versorgen. Lediglich beim AMD Boxed-Kühler habe ich die bereits auf dem Kühler ab Werk aufgetragene Wärmeleitpaste verwendet.
Testergebnisse
Im Idle, also ohne Last auf der CPU, betrug die Temperatur bei dem True Spirit bei 27°C, der Macho war in der Lage, das sogar minimal zu unterbieten und lag bei 25°C. Lediglich der Boxed-Kühler kam da nicht ganz hinterher und lag bei 30°C. Dies dürfte primär daran liegen, dass es sich bei dem Boxed-Kühler um einen so genannten Top-Blower handelt, während die anderen beiden Tower-Kühler sind, welche die Abwärme der CPU viel effizienter abführen können.
Interessanter wird es natürlich unter Volllast. Der Boxed-Kühler hängt hier mit 62°C hinter den beiden Thermalright-Kühlern. Diese liegen nämlich im Durchschnitt auf etwa 51,6°C. Ein sehr erstaunliches Ergebnis, insbesondere für den True Spirit, da dieser mit weniger Heatpipes, weniger Kühlleistung und kleinerem Lüfter gleichauf mit dem Macho liegt. Hier hätte ich gern noch weiter übertaktet, um auch die beiden an die Grenzen zu treiben und zu differenzieren, ob der Macho bei höherem Takt und damit bei höherer Abwärme wieder einen Vorsprung bekommen kann. Aber durch den bereits erwähnten BIOS-Bug war mir das leider nicht möglich.
Leider besitze ich auch keine Möglichkeit, die Lautstärke zu messen. Jedoch kann ich sagen, dass der True Spirit mit Abstand der Leiseste war, was vermutlich an der wesentlich besseren Entkopplung liegt, aber auch daran, dass der Macho nun schon ein paar Jahre hinter sich hat | und daran, dass der Boxed-Kühler einen kleineren Lüfter hat, welcher für die gleiche Kühlleistung deutlich mehr arbeiten muss.
Täglicher Einsatz
Überzeugt vom Testergebnis und überrascht von der geringen Lautstärke, verwende ich den True Spirit mittlerweile im Dauereinsatz. Zwischenzeitlich haben sich zwei Dinge geändert: Zunächst einmal habe ich mir neuen Arbeitsspeicher zugelegt. Hierbei handelt es sich um 2x16 G.Skill Trident Z RGB DDR4-3600 CL17. Außerdem habe ich einen Workaround gefunden, um den Takt trotz des Bugs weiter anheben zu können. Ich betreibe die CPU nun auf 3,8 GHz, und den RAM auf 2933 MHz. Im Idle komme ich damit auf 31°C und unter Volllast auf 63°C. Die Erhöhung der Temperatur lag aber primär an der Tatsache, dass bei Ryzen CPUs mit Anheben des RAM-Takts auch der Takt des Infinity Fabric angehoben wird, was die Leistung in Multicore-Anwendungen nicht unerheblich steigert.
Fazit
Wie bereits erwähnt, bin ich von der Leistung des True Spirit begeistert und werde ihn weiterhin täglich nutzen. Trotz Übertaktung wird die CPU bei akzeptabler Lautstärke kühl gehalten. Was mich jedoch am Meisten beeindruckt hat, ist die Tatsache, dass er im kompletten Test gleichauf mit dem Macho liegt.
Ursprünglich war der Macho meine Standardempfehlung für jeden, der einen leisen, aber starken Kühler benötigt. Dank dieses Tests werde ich ab sofort den True Spirit empfehlen, da dieser nicht nur günstiger ist, sondern auch in der Leistung genauso überzeugt und dabei auch leichter zu montieren ist.
Zum Schluss bedanke ich mich noch recht herzlich bei Mindfactory für die Bereitstellung meines neuen Kühlers.