Produkttester
Vor meiner eigentlichen Rezension möchte ich Mindfactory für die Gelegenheit danken, das MAG Z790 Tomahawk WIFI DDR4 von MSI im Rahmen der Tester's Keepers | Aktion zu testen und ausführlich zu bewerten.
Diese Gelegenheit habe ich dazu genutzt, um auf die 13. Generation der Intel-Prozessoren mit dem Codenamen "Raptor Lake" umzusteigen. Vorher hatte ich das MSI X470 Gaming Plus Max mit dem AMD Ryzen 5 2600. Ein Vergleich zwischen den beiden Mainboards stelle ich aufgrund des Altersunterschiedes nicht an, da das neuere Mainboard das alte natürlich meilenweit schlägt! ;)
Die Komponenten, die bei mir auf und um das Tomahawk den PC bilden sind folgende:
Intel Core i5-13600 KF gekühlt durch be quiet! Pure Loop 2 FX 360mm (WLP Thermal Grizzly Kryonaut) Front-Mounted
2x16GB G.Skill Trident Z Neo DDR4-3200 CL16
Samsung M.2 SSD 970 EVO Plus 1TB
Datengrab: Crucial MX500 SSD 2TB
Gigabyte AORUS Elite RTX 3060 Ti
be quiet! Pure Base 500DX mit 3x140mm be quiet! Light Wings 140mm hinten und oben
powered by be quiet! Dark Power 12 750W
Alles läuft auf Windows 10.
Hinweis: das MSI MAG Z790 Tomahawk WIFI DDR4 werde ich in meiner Rezension zu Gunsten besserer Lesbarkeit als "Tomahawk" oder einfach "Mainboard" bezeichnen.
Design
Die Verpackung des Tomahawk kommt ohne viel Schnick-Schnack daher und hat mich persönlich mit dem Aufdruck an der Vorderseite an einen Kampfjet erinnert. Wenn man dann die Verpackung hochgeklappt und das Mainboard mit ATX-Formfaktor aus dem Antistatik-Beutel genommen hat, wird dieser erste Eindruck nochmals bestätigt. Das Mainboard-Design kann definitiv als "black is beautiful" bezeichnet werden, es besitzt ausschließlich schwarze Kühlkörper und auch das PCB ist in schlichtem Schwarz gehalten.
Highlights sind zum einen die silbernen Aufdrucke auf den M.2-SSD- und Chipsatz-Kühlkörpern und zum anderen die in glänzendem Schwarz aufgedruckten Linien und Schriftzüge, ebenfalls auf den Kühlkörpern. Ganz besonders gut zu sehen ist das am großen VRM-Kühlkörper direkt am integrierten I/O-Shield. Gerade bei beleuchtetem Innenleben oder wechselnder Beleuchtungshelligkeit kommen diese Highlights schön und doch dezent zur Geltung.
Diverse Features runden das Paket ab und haben mir persönlich große Freude bereitet. Dazu gehören:
die wirklich im Überfluss vorhandenen PWM-Lüfteranschlüsse, RGB- und ARGB-Anschlüsse, die M.2-SSD-Heatspreader mit bereits aufgebrachten Wärmeleitpads (Achtung: vor Montage einer M.2-SSD die Schutzfolie auf den Wärmeleitpads entfernen, sonst können die Heatspreader nicht richtig arbeiten!), die abgewinkelten S-ATA-Anschlüsse und das integrierte I/O-Shield
Was ich mir persönlich noch gewünscht hätte, wäre ein abgewinkelter 24-Pin-Mainboard-Anschluss | das ist aber Geschmackssache und es gibt nicht viele Mainboards, die dieses Feature besitzen.
Das Tomahawk selbst besitzt kein RGB, weder adressierbar noch konventionell. Da die Meinungen hier stark auseinander gehen, möchte ich diese Tatsache nicht bewerten, jedoch ist sie inzwischen ein wichtiges Kriterium bei der Kaufentscheidung und sollte deswegen zumindest erwähnt werden. Mir persönlich reichen die be quiet! Light Wings, welche mit der MSI-Software auch gut gesteuert werden können | dazu später beim Punkt "Software und BIOS" noch mehr.
Da das optische Design sehr subjektiv ist, gebe ich hier keine Note. Persönlich finde ich das Design aber sehr ansprechend. Das technische Design ist durchdacht und für ein Mittelklasse-Mainboard top. Kleiner Abzug für die nicht abgewinkelten USB 3.2-Front Panel-Anschlüsse. 9 von 10 Punkten.
Verarbeitung
Beim Handling und Einbau des Tomahawk konnte ich keine Verarbeitungsmängel feststellen. Lediglich der dicke Kunststoff-Aufkleber auf dem integrierten I/O-Shield war etwas umgeknickt, was ich jedoch selbst beheben konnte und jetzt keinem mehr auffällt. ;)
Die Aufdrucke sind perfekt, die Kühlkörper besitzen keine scharfen Grate und das Mainboard macht beim hantieren aufgrund des Gewichts einen sehr wertigen Eindruck.
Hier gibt es nicht auszusetzen, Top-Note für das Tomahawk: 10 von 10 Punkten.
Montage
Wie schon beim Design erwähnt besitzt das Mainboard ein integriertes I/O-Shield, was im Jahre 2022 eigentlich Standard sein sollte. Dadurch wird einem beim Einbau eine potenzielle Fehlerquelle, die mit sehr viel Aufwand behoben werden muss, komplett beseitigt. Jeder, der beim Zusammenbau seines selbst konfigurierten PCs bereits das I/O-Shield vergessen hat und aufgrund dessen den halben bis ganzen PC nochmals auseinander bauen musste weiß, wie nervig das sein kann... (:
Die abgewinkelten S-ATA-Anschlüsse erlauben ein gutes Kabelmanagement, falls man nicht bereits komplett auf M.2 umgestiegen ist. Wie bereits beim Punkt "Design" erwähnt, wäre zum Einen ein abgewinkelter 24-Pin-Mainboard-Anschluss, zum Anderen abgewinkelte Frontpanel-Anschlüsse für USB 3.2 (Gen 1 Typ A und Gen 2 Typ C) gut gewesen, da diese direkt neben dem 24-Pin-Anschluss platziert sind und so doch deutlich zu sehen sind.
Ein weiteres Feature, was mich beim Installieren meiner M.2 SSD begeistert hat, war die Schraube mit dem drehbaren Plastik-Clip, welcher sich bei MSI "EZ M.2 Clip" nennt. So kann die M.2 SSD problemlos ohne Werkzeug montiert und auch wieder demontiert werden. Für den Heatspreader wird jedoch ein Kreuz-Schraubendreher benötigt. Die Montage der Grafikkarte sowie der DDR4-RAM-Riegel gestaltet sich unspektakulär. Die RAM-Steckplätze, welche für Dual Channel als erstes benutzt werden müssen, sind auf dem Board aufgedruckt und so muss nicht ins Handbuch geschaut werden.
Wie ebenfalls bereits beim Punkt "Design" erwähnt, ist das Tomahawk sehr gut ausgestattet. Es sind 6 reguläre PWM-Lüfteranschlüsse sowie ein Anschluss für eine Pumpe bei Wasserkühlungen und ein CPU-Lüfteranschluss. Die Anschlüsse sind sinnvoll auf dem Mainboard verteilt und selbst bei meinem voll ausgestatteten be quiet! Pure Base 500DX (3x120mm AiO-Lüfter, 3x140mm Gehäuselüfter, alle be quiet! Light Wings) bleiben immer noch genügend freie Anschlüsse übrig. Die ARGB-Steuerung funktioniert über die MSI-Software und bietet einige Modi sowie diverse Einstellmöglichkeiten.
Zu der Kompatibilität mit größeren CPU-Kühlern kann ich leider keine Aussage treffen, da ich mit dem Wechsel zu Raptor Lake auch eine AiO montiert hab. Diese passt jedoch problemlos und die Anschlüsse würden auch bei 4 RAM-Riegeln nicht mit diesen kollidieren.
Bei der Montage bekommt das Tomahawk 8 von 10 Punkten. Abzüge gibt es für die nicht angewinkelten Front Panel-Anschlüsse, die direkt neben den RAM-Steckplätzen platziert sind und den nicht angewinkelten 24-Pin-Anschluss gleich daneben.
Leistung
Wie misst man die Leistung eines Mainboards? Nun, da bin ich ehrlich gesagt überfragt, vor allem weil die leistungserzeugenden Komponenten eher auf das Mainboard gebaut werden. Was aber auf jeden Fall gemessen werden kann, sind die Temperaturen, die im Desktop-Betrieb und bei einer Session Cyberpunk 2077 entstehen.
In einem Zeitraum von 2,5std im Desktop-Betrieb bei 19°C Raumtemperatur liefern die Temperatursensoren des Tomahawk in HWiNFO64 folgende Werte [°C]:
CPU: 32 minimal, 34,1 Durchschnitt und 53,5 maximal
System: 34 minimal, 34,8 Durchschnitt und 35,5 maximal
MOS: 36,5 minimal, 38 Durchschnitt und 37 maximal
PCH: 43 minimal, 43,9 Durchschnitt und 44 maximal
CPU Socket: 29,5 minimal, 30 Durchschnitt und 32 maximal
DIMM1 (RAM 1): 34,8 minimal, 35,2 Durchschnitt und 35,9 maximal
DIMM3 (RAM 2): 33,7 minimal, 34,1 Durchschnitt und 34,8 maximal
Samsung M.2: 41 minimal, 42 Durchschnitt und 44 maximal
Bei einer einstündigen gaming-session von 30 Minuten in Cyberpunk (Full HD, Raytracing mittel) ergeben sich folgende Temperaturen [°C]:
CPU: 34,5 minimal, 53,9 Durchschnitt und 63 maximal
System: 34,5 minimal, 37,4 Durchschnitt und 40,5 maximal
MOS: 37,5 minimal, 42,3 Durchschnitt und 44,5 maximal
PCH: 43 minimal, 45,5 Durchschnitt und 47 maximal
CPU Socket: 32 minimal, 36,2 Durchschnitt und 38 maximal
DIMM1 (RAM 1): 35,8 minimal, 40,4 Durchschnitt und 42,8 maximal
DIMM3 (RAM 2): 34,6 minimal, 39,7 Durchschnitt und 42 maximal
Samsung M.2: 42 minimal, 45 Durchschnitt und 48 maximal
Dann wäre da noch das eingebaute Wifi, welches den neuesten 6e-Standard unterstützt, aber auch mit anderen Funknetzen im Test keine Probleme zu haben scheint. Beim Test über speedtest waren zwischen LAN- und WLAN-Verbindung keine Unterschiede festzustellen. Wenn überhaupt, war das Wifi sogar marginal schneller im Down- und Upload. Getestet wurde das ganze mit einer Fritz!Box 7590AX.
Die integrierte Soundkarte nutze ich nur für meine 2.1 Lautsprecher, meistens höre ich aber über Kopfhörer mit externem Verstärker. Integrierte Soundlösungen können hier einfach nicht die Klangqualität liefern, die eine externe oder interne Soundkarte vorgibt. Beim Lautsprecherbetrieb ist mir allerdings nichts negatives aufgefallen.
Nichts auszusetzen, 10 von 10 Punkten.
Preis-/Leistungverhältnis
Als Vergleich habe ich den Vorgänger und die DDR5-Version des Boards genommen.
Im Vergleich zur DDR5-Version ist die DDR4-Version des Z790-Tomahawks ca. 40 Euro günstiger. DDR5-RAM ist aufgrund der noch neuen Technologie teuer. Deswegen würde ich auch bei einem Neukauf im Dezember 2022 eine DDR4-Variante bevorzugen.
Wird das Tomahawk Z790 mit dem Vorgänger von MSI mit dem Z690-Chipsatz verglichen, so liegt es ca. 35 Euro darüber. Im Moment ist der Z690-Chipsatz noch nicht mit der 13. Generation der Intel-Prozessoren kompatibel, möchte man also einen Raptor Lake-Prozessor haben, so muss man zu dem Z790-Chipsatz greifen.
Da das Board genau in der Mitte liegt, empfinde ich den Preis als angemessen. Die gebotene Ausstattung ist für den Preis top und es wurden einige Details umgesetzt, die gerade für Selbstbauer einige Tätigkeiten erleichtern.
10 von 10 Punkten.
Haltbarkeit
Zur Haltbarkeit kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nichts sagen, da ich das Mainboard erst seit rund einer Woche in Betrieb habe. Da beim Unboxing aber vor allem die solide Bauweise und die ausreichend dimensionierten Kühlkörper aufgefallen sind, sollte das Mainboard lange Freude bereiten.
Falls sich etwas an diesem ersten Eindruck ändert, aktualisiere ich meine Bewertung entsprechend.
Getreu dem amerikanischen Grundsatz "innocent until proven guilty" 10 von 10 Punkten.
Software / BIOS
Die Software MSI Center (früher Dragon Center) ist in Ordnung. Sie bietet die Möglichkeit, die angeschlossene (A)RGB-Beleuchtung zu steuern und zu synchronisieren. Des Weiteren können Temperaturen und Auslastungen beobachtet werden. Im Vergleich zu anderen Softwares, die ich bereits erleben konnte, ist diese vollkommen in Ordnung. Die iCUE-Software lässt den PC komplett abschmieren und die Gigabyte-Software erzeugt BSODs beim Herunterfahren.
Die Einstellmöglichkeiten beim ARGB finde ich persönlich noch etwas dürftig, aber ausreichend. 5 von 5 Punkten für die Mainboard-Software.
Das BIOS kenne ich bereits von meinem X470 Gaming Plus Max. Hier gibt es einen EZ (sprich: easy) Mode und einen Expert Mode. Beim ersten Start nicht vergessen, das XMP-Profil des RAMs zu aktivieren. Bei mir war für den Prozessor auch noch der CPU BOOST aktiviert, der dafür sorgte, dass meine AiO ordentlich Lärm gemacht hat | vollkommen unnötig, die Rechenleistung reicht im Moment vollkommen aus. Ansonsten kann alles eingestellt werden, was üblich ist. Die Lüfterprofile können im BIOS ebenfalls angepasst werden.
Für das BIOS ebenfalls 5 von 5 Punkten.
Pro / Contra / Kaufempfehlung?!
+ festes I/O-Shield
+ Sehr viele Anschlussmöglichkeiten für Lüfter, RGB und ARGB
+ bleibt durchschnittlich kühl
+ Gutes Montagekonzept für M.2-SSDs
o dezentes Design, was RGB-Fans und Foes gleichermaßen zufrieden stellt (da subjektiv weder positiv noch negativ)
- keine abgewinkelten USB 3.2 | Anschlüsse
- kein abgewinkelter 24-Pin-Anschluss
Wer sich die Mühe gemacht hat und alle Punkte zusammengerechnet hat, der kommt auf 67 von 70 möglichen Punkten. Auf der 5-Sterne Skala sind das 4,79 Sterne wenn mich meine Dreisatz-Kenntnisse nicht im Stich gelassen haben... Also 5 Sterne.
Ich spreche eine klare Kaufempfehlung für das MSI MAG Z790 TOMAHAWK WIFI in der DDR4-Version aus.