Produkttester
Einleitung und Danksagung:
Zuerst möchte ich dem Hersteller Thermalright sowie Mindfactory für die "Testers Keepers"-Aktion danken. Sie ermöglicht mir zum ersten Mal einen ausführlichen Testbericht zu schreiben, der über sonst übliche Bewertungen auf der Shopseite hinausgeht. Für mich als Autor dieser Zeilen und begeisterter PC-Selbstbauer sehe ich in dieser Aktion nicht nur einen Nutzen im Hinblick auf einen neuen und leistungsstarken Kühler, sondern auch einen weiteren Erfahrungsgewinn in der Kühlermontage und mehr Erfahrung im konstruktiven Bewerten von PC-Komponenten.
Der hier bereitgestellte CPU-Kühler True Spirit 140 Direct von Thermalright ordnet sich mit aktuell ca. 34¤ im mittleren Preissegment an und spricht dadurch die breite Masse an preisbewussten Kunden an. Hierzu zählen vor allem Nutzer, die auf den Boxed-Kühler verzichten wollen, um ein deutlich kühleres und leiseres System zu erhalten.
Das Review gliedert sich dabei in folgende Punkte:
* Lieferumfang
* Detailbetrachtung
* Montage
* Leistung
* Fazit
Lieferumfang:
Mindfactory-typisch wird der CPU-Kühler schnell und in einem gepolsterten Karton geliefert. Die Verpackung zeigt den kompletten Kühler von oben und nochmals von unten, um auf die HDT-Technologie (Heatpipe-Direct-Touch) aufmerksam zu machen. Neben Spezifikationen wie Größe, Gewicht, Drehzahl und Lautstärke des Lüfters, sowie die Sockelkompatibilität wird auf die Kompatibilität mit sämtlichen umliegenden Komponenten wie Arbeitsspeicher und Grafikkarte geworben. Der Inhalt, bestehend aus Kühlkörper, Lüfter und weiterem Karton mit Montagezubehör, ist nochmals gepolstert und wie ein Sandwich verpackt. Das Montagezubehör besteht aus Anleitung, diversen Schrauben, Abstandshaltern, Anti-Vibrations-Gummis, Klemmen, Wärmeleitpaste sowie die Backplate für Intel/AMD-Sockel samt Unterlage zur Isolation.
Teile wie Schrauben und Anti-Vibrations-Gummis sind mehr vorhanden als für die Montage nötig sind, die Lüfterklemmen gibt es sogar gleich in zweifacher Ausführung. Erfreulich ist auch der LGA-Spacer der für die empfindlichen Skylake und Kaby Lake CPUs.
Detailbetrachtung:
1. Kühlkörper
Auf den ersten Blick macht der True Spirit 140 Direct im Vergleich zum Intel-Boxed-Kühler eine gute Figur. Der Kühlkörper ist sehr kompakt gebaut und dabei kaum breiter als der beigelegte Lüfter. Auffällig sind die hohe Anzahl an Kühllamellen (48 an der Zahl) und der geringe Abstand zueinander. Dadurch lässt sich trotz kompakter Bauweise viel Kühlfläche erreichen. Die Wärme des CPU-Heatspreaders wird über fünf Heatpipes mit 6mm Durchmesser auf die Lamellen verteilt.
Es kommt die bereits erwähnte "Heatpipe-Direct-Touch"-Technologie zum Einsatz. Was sich zunächst einmal nach einer besonderen Technologie der direkten Wärmeübertragung anhört ist es leider nicht, hier handelt es sich nur um eine kosteneffizientere Variante zu der Bodenplatte aus Kupfer (sie kommt beispielsweise bei dem "True Spirit 140 Power" zum Einsatz). Dabei werden die Heatpipes direkt auf den Heatspreader gedrückt. Es entstehen dadurch einige Nachteile:
Da die Wärme des CPU-Dies nicht wirklich gleichmäßig über dem Heatspreader verteilt werden kann, erwärmen sich die Heatpipes unterschiedlich stark. Da hilft auch der Montagesteg aus Aluminium nicht weiter. Hauptsächlich gilt dies für die Intel-CPUs ab der core ix-2000er Serie, da hier auf Wärmeleitpaste zwischen Die und Heatspreader statt auf Lötzinn gesetzt wird. Hinzu kommt die deutlich unebenere Auflagefläche der abgeschliffenen Heatpipes. Die abgeführte Wärme wird unregelmäßig stark auf den Kühlkörper verteilt und führt so zu Einbußen der Kühlleistung. Was bei dem "True Spirit 140 Direct" erschwerend hinzu kommt ist, dass auf der Unterseite zwischen den sechs Heatpipes Hohlräume sind. Das können andere Kühler wie zum Beispiel der Thermalright Macho Direct besser. In Zeiten in denen CPU-Dies nicht mehr mit dem Heatspreader verlötet werden, sollte für moderates Übertakten lieber auf die etwas teurere Kupferbodenplatte gesetzt werden.
Die Heatpipes wurden erst nach dem Abschleifen komplett vernickelt und sorgen so für eine stimmige Optik. Die oberste Lamelle des Kühlturms ist zudem in schwarz gehalten, was sehr gut zum ebenfalls schwarzen Lüfter passt.
2. Lüfter
Beim Lüfter handelt es sich um den TR-TY140 und wir mit einem Drehzahlbereich von 300 U/min bis 1.300 U/min und PWM-Steuerung angegeben. Über die Fördermenge werden keine Informationen weder auf der Verpackung noch auf der Homepage gegeben. Der für Thermalright übliche runde Lüfterrahmen wirkt gut verarbeitet und bietet trotz einem Lüfterdruchmesser von 140mm die selben Befestigungslöcher wie bei einem 120mm Lüfter. Da er zudem etwas breiter ausfällt können die sieben Rotorblätter entsprechend größer dimensioniert werden. Der Vorteil darin besteht in einer hohen Fördermenge bei niedriger Drehzahl und Lautstärke. Das Anschlusskabel ist schwarz gesleeved.
Mit der Mainboard-Software FAN Xpert+ lässt sich die Lüftergeschwindigkeit testen. Demnach springt der TR-TY140 bei 348 U/min an und erreicht mit 1351 U/min sein Maximum. Die realen Lüfterdrehzahlen liegen damit ca. 50 U/min über den angegebenen Grenzwerten.
Montage:
Die Anleitung ist teilweise etwas sprunghaft gestaltet und fördert dabei das Denkvermögen. Eine Gesamtübersicht über die zu verbauenden Komponenten liefert eine Hilfestellung falls man bei der Schritt-für-Schritt Anleitung nicht weiter kommt. Beispielsweise wenn es an die Montage des Lüfters mit den Klemmen geht und versucht wird diesen ohne die Anti-Vibrations-Gummis zu montieren. Was sich für den Laien als kleine Herausforderung herausstellen kann, sollte für die etwas geübteren Kühlerwechsler kein Problem sein. Gummierte Gewindebolzen, Unterlegscheiben aus Kunststoff und die zusätzliche Isolationsfolie sorgen für eine gut isolierte und "platinenfreundliche" Halterung. Laut Anleitung soll die Wärmeleitpaste auf Heatspreader und Heatpipes aufgetragen werden. Hier sollte auf keinen Fall die komplette Wärmeleitpaste aufgetragen werden um ein Überquellen zu vermeiden, leider fehlt dazu ein Hinweis in der Anleitung. Die 2g Wärmeleitpaste reichen für ca. zwei Anwendungen aus. Nach fertiger Montage auf einem Asus P8Z77-V LX2 kann der guten Kompatibilität zugestimmt werden. Einzig der Abstand zum Arbeitsspeicher mit Kühlblechen (G.Skill Sniper Serie) beträgt kaum 2mm, ein breiterer RAM-Kühlkörper könnte hier zum Verhängnis werden. Ebenso fällt die Höhe der neuen Kühlvorrichtung mit 161mm recht hoch aus. eine Kompatibilität mit dem Gehäuse sollte vorher überprüft werden. Bei Midi-Towern sehe ich dabei keine Probleme mit der Kompatibilität, selbst wenn das Netzteil oben verbaut ist.
Leistung:
Für eine detaillierte Betrachtung der Kühlleistung fehlen mir die Messinstrumente sowie weiter Vergleichsmodelle. Deshalb möchte ich an dieser Stelle auf die Testberichte nominierter Online-Redaktionen verweisen und stattdessen das Leistungsupgrade zum bisherigen Boxed-Kühler vorstellen.
Testsystem:
CPU: Intel i5-3570K (Turbo mit 3,8GHz auf allen Kernen)
Mainboard: Asus P8Z77-V LX2
RAM: G.Skill Sniper 2x4GB
Gehäuse: Midi-Tower von ARLT (Netzteil oben)
Testablauf:
Zum Auslesen der Temperatur wird auf die Mainboard Software AI Suite II und zusätzlich CoreTemp gesetzt, da diese unterschiedliche Temperatursensoren auslesen. der Einfachheit halber wird bei CoreTemp ein Mittelwert über die vier Kerntemperaturen ermittelt. Zusätzlich wird die Lüftergeschwindigkeit ausgelesen. Die Lastszenarien werden mit Prime95 unter der Einstellung "Small FFTs" simuliert. Es werden jeweils ein, zwei und vier Kerne (Volllast) angesprochen, sowie der Leerlauf unter Windows 7.
Testergebnisse:
Leerlauf:
CoreTemp [°C] | Mainboard [°C] | [U/min]
Boxed 35 33 1085
True Spirit 33 33 416
1-Kern:
CoreTemp [°C] | Mainboard [°C] | [U/min]
Boxed 45 37 1486
True Spirit 39 33 468
2-Kerne:
CoreTemp [°C] | Mainboard [°C] | [U/min]
Boxed 54 44 1644
True Spirit 44 34 458
4-Kerne:
CoreTemp [°C] | Mainboard [°C] | [U/min]
Boxed 66 47 1836
True Spirit 52 36 944
Wie zu sehen ist leistet der True Spirit 140 Direct im Vergleich zum Boxed-Kühler eine hervorragende (Kühl-)Leistung. Die Temperaturen sowie die Lüfterdrehzahlen fallen deutlich niedriger aus. Da die restlichen Komponenten verhältnismäßig laut sind, kann keine qualitative Aussage über die Lautheit des neuen CPU-Lüfters getroffen werden. Allerdings lässt sich sagen, dass der Boxed-Kühler bei Volllast deutlich herauszuhören war. Mit dem True Spirit 140 fällt diese Geräuschquelle weg. Die Anti-Vibrations-Gummis leisten ihren Dienst und sorgen für eine gute Entkopplung des Lüfters.
Fazit:
Der Thermalright True Spirit 140 Direct ist laut Preisvergleich der günstigste CPU-Kühler mit einem 140mm Lüfter. Er stößt in einen heiß umkämpften Preisbereich vor und kann dort mit seinem stimmigen Design, guter Kompatibilität und starker Kühlleistung überzeugen. Allerdings schläft die Konkurrenz nicht und wie so oft bekommt man hier für +/- 5¤ CPU-Kühler, die deutlich mehr Kühlleistung und damit ein höheres Übertaktungspotenzial bieten oder mit Features wie kupferner Bodenplatte auffahren können, geboten. In direkter Konkurrenz sehe ich hier beispielsweise den "Pure Rock" von be quiet!, der zur Zeit bei 30¤ liegt, auf eine Bodenplatte setzt und nur 155m hoch ist.
Insgesamt sehe ich den True Spirit 140 Direct als gelungenen CPU-Kühler mit einem guten bis sehr guten Preis-/Leistungsverhältnisses, der vor allem bei Platzproblemen (außer in die Höhe) eine sehr gute und stimmige Kühllösung bietet.