Verifizierter Kauf
Das MAG Z690 Tomahawk WIFI DDR4 ist ein Mainboard aus MSIs Mittelklasse-Modellreihe, der MAG-Serie. Es mangelt also nicht an umfangreichen Features. Das Board ins Gehäuse einzusetzen ist z.B. dank der vormontierten Anschlussblende ein Kinderspiel, und es gibt integrierte Heatsinks für jeden M.2-Slot, um dortige SSDs nicht zu heiß werden zu lassen.
Worauf ich aber besonders geachtet habe, sind ausreichend starke Komponenten der CPU-Spannungswandler, dem VRM (Voltage Regulator Module). Ein VRM ist aufgeteilt in eine gewisse Anzahl an Phasen, die die CPU mit möglichst stabiler Spannung versorgen. Je mehr Phasen und je hochwertiger die Komponenten jeder Phase, desto besser kann das VRM auf den Strombedarf der CPU reagieren.
Bei vorigen Boardgenerationen oder bei sehr günstigen Boards werden oft zwei getrennte Komponenten pro Phase eingesetzt, sogenannte Hi- und Lo-MOSFETs. Dies führt mit den leistungsstärksten CPU-Modellen durch die erhöhten Schaltverluste der separaten MOSFETs zu entsprechender Wärmeentwicklung im VRM. Solche Boards kann man daher nur für Einstiegs-CPU-Modelle verwenden.
Mittlerweile setzt MSI spätestens ab der Mittelklasse eher auf hochwertigere Powerstages, die beide MOSFETs samt Steuerungslogik in einem Bauteil integrieren. Dadurch können die Schaltverluste minimiert werden und die Effizienz steigt deutlich an. Sprich, weniger Stromverbrauch und geringere Wärmeentwicklung im VRM. Beim Z690 Tomahawk WIFI DDR4 kommen für die CPU-Spannungsversorgung 16 Powerstages mit je 70 Ampere zum Einsatz, aufgebaut als acht echte Phasen mit je zwei Powerstages im Parallelbetrieb.
Man darf diese 70A zwar nun auch nicht einfach mit 16 multiplizieren und 1120A Spitzenleistung für das VRM ausweisen, denn so eine Spitzenleistung ist im Praxisbetrieb eines VRM überhaupt nicht abrufbar. Es geht dabei vielmehr um die Effizienz. Wir haben hier also eine durchaus qualitative VRM-Sektion, die natürlich auch dem Stromhunger der Top-CPUs geschuldet ist.
Bei der CPU-Stromversorgung sind zwei 8-pin EPS12V-Anschlüsse vorgesehen. Entwarnung, falls das Netzteil lediglich einen 8-pin EPS-Stecker mitbringt: Nur das eine gesteckte Kabel am "CPU PWR1"-Anschluss links ist Pflicht, der "CPU PWR2"-Anschluss ist optional. Bereits der erste Anschluss kann über 300 Watt liefern und ist somit für die meisten CPUs ausreichend. Mehr braucht man höchstens mit einem i7/i9, dem man komplett von der Leine lässt. Aber hat man zwei EPS12V-Kabel am Netzteil, schließt man natürlich auch beide an. Dies verdoppelt quasi den Kabelquerschnitt, damit können sich dann auch mit einem 12900K/13900K unter Prime95-Dauervolllast die Kabel und Stecker nicht über Gebühr erwärmen. Ein gutes Netzteil empfiehlt sich übrigens generell, ich würde auf eine Effizienz nach mindestens 80PLUS Gold sowie eine relativ lange Garantiezeit achten, um dort auf der sicheren Seite zu sein.
Bei der Audio-Sektion wird auf den aktuellen Realtek ALC4080-Chip mit speziellen Audio-Kondensatoren gesetzt. Dank der acht auf dem Board verteilten und voll geregelten Lüfteranschlüsse bleiben für die Kühlung wirklich keine Wünsche offen. Auch Wasserpumpen werden unterstützt (PUMP-Anschluss).
Das einzige Manko ist, dass es nur noch einen USB 3.2 Gen1 (also USB 3.0)-Pfostenstecker sowie nur einen internen USB-C-Anschluss auf dem Board gibt. Einige Vorgängerboards wie das Z390 ACE, was ich einmal besaß, brachten je zwei Anschlüsse mit. Fairerweise muss man sagen, dass auch die Konkurrenz bei den aktuellen Boards die zweiten Anschlüsse weitgehend weglässt. Die hintere Anschlussblende ist recht gut bestückt: Acht USB-Ports (davon einer USB-C), DisplayPort- und HDMI-Ausgang, dazu 2.5 Gbit LAN von Intel und Audioanschlüsse samt Digitalausgang, besser geht es fast nicht (nur mehr USB-Ports wären noch besser gewesen).
Der Flash BIOS Button ist auch vorhanden, damit kann man das BIOS auf die aktuelle Version updaten, um die 13te CPU-Generation zu unterstützen. Ohne dieses Feature müsste man erst eine ältere CPU einsetzen für das Updaten.
Beim ersten BIOS-Aufruf ist man erstmal erst im "EZ Mode", wo alles recht simpel gehalten ist. Die Taste F7 schaltet in die erweiterte Ansicht mit allen Optionen. Nach der Auswahl von "M-Flash" startet das Board neu und man kann das aktuelle BIOS vom USB-Stick aufspielen. Dann geht man wieder ins BIOS und nimmt die Einstellungen vor.
Sowohl 4-pin-PWM- als auch 3-pin-DC-Lüfter können vollumfänglich per Lüfterkurve geregelt werden, dabei kann man entweder die CPU-, System- oder MOS-(Spannungswandler)-Temperatur als Referenz nehmen. Auch eine Hysterese (griechisch: Nachwirkung) lässt sich einstellen, also dass die Lüfter z.B. bei schnell sinkender CPU-Temperatur nicht ruckartig runterdrehen, sondern langsam und stetig die Drehzahl reduzieren (z.B. in Ein-Sekunden-Intervallen statt 0,1 Sekunden). Die CPU-Temperatur kann sich sehr schnell ändern, aber das Gleiche muss dank Hysterese nicht für das Lüftergeräusch gelten.
Ich wollte mein bisheriges Kit an sehr gutem DDR4-Speicher nutzen und habe mich vorher intensiv mit allen MSI-Modellen beschäftigt. Dieses Modell ist meiner Meinung nach das Optimum. Es stellt auch alle SATA-Ports über den Z690-Chipsatz bereit. Das MPG Z690 Edge WIFI DDR4, das noch darüber angesiedelt ist, setzt für zwei SATA-Ports einen Chip von ASMedia ein, der Anfangs für viele Probleme sorgte (mittlerweile in neueren BIOS-Versionen behoben).
Man kann dank Flash BIOS Button alle aktuellen und künftigen CPU-Modelle der 12. und 13. Generation nutzen, ohne ein noch teureres Z790-Board bzw. eine bereits unterstützte CPU für das fällige BIOS-Update zu benötigen. Somit kann ich das Board empfehlen. Zur vollen Punktzahl fehlt wirklich nicht viel. Ein Segment-Display für Fehlercodes bzw. CPU-Temperatur wäre nett gewesen, sowie mehr interne und externe USB-Anschlüsse, aber das war's dann auch so ziemlich.