Produkttester
be quiet! Pure Power 9 600W CM - leise Leistung für wenig Geld?
Einleitende Worte
Im Rahmen der Testers-Keepers-Aktion von Mindfactory wurde mir ein Exemplar des Netzteils "be quiet! Pure Power 9 600W CM" zum Testen zur Verfügung gestellt. Dafür möchte ich mich zunächst recht herzlich bedanken. Die kostenlose Bereitstellung des Exemplares wird mich aber unter keinen Umständen von einer objektiven und unabhängigen Bewertung abhalten. Weiterhin möchte ich auch nicht von einem richtigen "Test" sprechen, da mir für einen solchen das technische Equipment, bzw. auch das nötige Know-How fehlt. Ich sehe dies mehr als Vorstellung oder Nutzerbewertung an.
Für meine Bewertung wurden mir, wie sämtlichen anderen Testern auch, Kriterien vorgegeben. Bei diesen Kriterien handelt es sich um:
- Design (erweitert um Lieferumfang)
- Verarbeitung
- Bedienung
- Leistung (erweitert um Technik)
- Lautstärke
- Preis-/Leistungsverhältnis
- Haltbarkeit
Das Kriterium Haltbarkeit ist in der Vorgabe eingeklammert und ich werde es auch nicht behandeln, da ich dazu in der kurzen Zeit keine Aussage treffen kann. Zum Schluss meiner Bewertung werde ich ein abschließendes Fazit ziehen und eine Kaufempfehlung evaluieren. Damit nun aber genug der einleitenden Worte, es wartet schließlich ein Netzteil auf eine Bewertung!
Lieferumfang und Design
Das Netzteil erreichte mich am Dienstag den 24. Mai. Die Lieferung erfolgte innerhalb von einem Tag, zumindest steht etwas vom 23. Mai auf dem beigelegten Schrieb von Mindfactory. Verpackt war es bekanntermaßen unvorteilhaft. Der relativ kleine Karton lag in einem großen Umkarton, unten in einer Ecke, zu allen anderen Seiten mit Luftpolstern umgeben. Natürlich war die Ecke des Kartons, welche in der Ecke des großen Umkartons lag, eingedrückt.
Der Karton des Netzteils gestaltet sich be quiet!-typisch: Dunkler Karton mit be quiet!-Logo in der oberen rechten Ecke, Bild des Netzteils in der Mitte und darunter die Modellbezeichung, sowie die Leistung. Ein Blick in den Karton und unter die erste Pappabdeckung legt den Blick auf den Lieferumfang frei. Das Netzteil selbst ist in Luftpolsterfolie gehüllt, die abnehmbaren Kabelstränge mit diesen schwarzen Kabelbindern zum Zusammendrieseln gebunden und ein Kaltgerätestecker liegt natürlich auch bei. Obendrauf liegt die Bedienungsanleitung, neu-deutsch auch wohl als "User Manual" bezeichnet. Des Weiteren liegt ein Tütchen mit normalen Kabelbindern - ganzen fünf Stück - bei, in welchem sich auch ein Tütchen mit ebenso vielen Schrauben zur Befestigung des Netzteils befindet. Ein Tütchen Gummibärchen, wie ich es z.B. von Lesertests anderer Seiten gewohnt war, lag leider nicht bei. Vielleicht dient dies ja zur Anregung bei folgenden Testers-Keepers-Aktionen.
Auch das Design ist be quiet!-typisch: Das Netzteil weist eine Länge von 16 cm auf und ist in schlichtem Schwarz gehalten, sollte so also in die allermeisten PC-Systeme farblich wie platzmäßig reinpassen. Das Netzteil scheint - so wie es bei jedem heutigen Netzteil sein sollte - für einen Einbau mit dem Lüfter nach unten ausgelegt zu sein. Beim Einbau mit dieser Orientierung ist auf der Vorderseite der Aufkleber mit den Leistungsdaten zu sehen. Außerdem liegen so die festen Kabelstränge auf der Seite des Mainboards, sodass sie einfacher verlegt werden können. Den be quiet!-Lüfter umgibt ein orangener Ring, dieser ist aber bei Montage mit dem Lüfter nach unten nicht zu sehen.
Das 20+4-Pin Kabel für das Mainboard, sowie das 4+4-Pin Kabel für die CPU sind fest am Netzteil angebracht, während alle übrigen Kabelstränge abnehmbar sind. Es handelt sich also um ein semi-modulares Netzteil. In der Einsteigerklasse, die das Pure Power anvisiert, ist das sicherlich als Pluspunkt zu sehen, wobei ich be quiet! die durchgezogene semi-Modularität zumindest beim Topmodell Dark Power Pro ankreide. Klar, man wird diese beiden Kabel eigentlich immer brauchen, aber einige Leute wollen ihren Kabelsträngen gerne Farbe verleihen, was bei fest angebrachten Strängen schwierig werden könnte und ansonsten sollte dies auch bei einem Topmodell zum guten Ton gehören. Aber das ist nicht Bestandteil dieser Bewertung, hier geht es einzig und allein um das Pure Power 9.
Verarbeitung
Auf den ersten Blick macht das Pure Power 9 einen durchweg guten Eindruck, werfen wir nun einen genaueren Blick auf die Verarbeitungsqualität. Als erstes fallen die schönen schwarzen Kabel ins Auge. Da hat be quiet! wirklich auf seine Kunden gehört und ist ihren Wünschen nachgekommen. Diese waren auch berechtigt. Vor allem beim Topmodell Dark Power Pro war der hässliche, gelb-schwarze Kabelsalat unter dem nicht wirklich blickdichten Sleeve total fehl am Platz, immerhin zahlt man für dieses Netzteil in der kleinsten Ausführung um die 130 Euro. Ihre neue Schwarzkabelpolitik haben sie dann löblicherweise auch auf die Mittel- bzw. Einsteigerklasse ausgeweitet. In der Einsteigerklasse sind Netzteile mit komplett schwarzen Kabelsträngen doch selten anzutreffen, da kann man auch den weiterhin billig wirkenden und nicht wirklich blickdichten Sleeve um die beiden fest angebrachten Kabelstränge verschmerzen.
Die Tatsache, dass die Kabel in edlem Schwarz gehalten sind kann allerdings nicht über die große Schwäche jener hinweg täuschen. Sämtliche Kabelstränge, natürlich mit Ausnahme der am Netzteil befestigten, sind als Flachbandkabel ausgeführt. Flachbandkabel scheinen derzeit in der Netzteilwelt wohl angesagt zu sein. Bei fast jedem Hersteller sieht man sie mittlerweile, sogar bei meinem Super Flower Leadex muss ich mich, da wenigstens nur bei einem Kabelstrang für die Laufwerke, mit diesen grässlichen Dingern abmühen. Den Sinn dahinter verstehe ich nicht ganz. Sie sind, entgegen der langläufigen Meinung, schlechter zu verlegen als "normale" Kabelbündel mit Sleeve darum und sehen dazu nach mehreren Verlegeaktionen zumeist ziemlich ranzig aus. Scheint wohl ein reiner Kostenfaktor zu sein, allerdings sind sie so beliebt geworden, dass sie selbst in Oberklasse Netzteile anzutreffen sind. Analog dazu hat auch der semi-passive Lüfterwahn die Köpfe der Kunden, sowie jene der Produktdesigner und natürlich Marketingstrategen befallen. Glücklicherweise bleibt be quiet! hier seiner Linie treu und verbaut einen hochwertigen eigenen und vor allem leisen Lüfter, statt einen normalen Lüfter durch unsinniges semi-passives Zeug leiser zu machen.
Zuletzt noch einen kurzen Blick auf das Gehäuse des Netzteils geworfen. Was mir als aller erstes ins Auge fiel war der Stromschalter. Direkt neben der Buchse für das Kaltgerätekabel angebracht macht er schon auf den ersten Blick einen sehr soliden Eindruck. Der Eindruck bestätig sich bei Betätigen des Schalters. Man braucht eine ordentliche Menge an Kraft um ihn zu betätigen, ein versehentliches Ausschalten während des Betriebes ist somit ausgeschlossen. Den Vergleich der Schalter zwischen diesem, dem LC-Power GP3, welches ich hier herumliegen habe und dem Super Flower Leadex gewinnt der Schlater des Pure Power 9 mit Leichtigkeit. Nicht so gut sieht es bei der Haltbarkeit der Oberfläche aus. Mit einer Münze lassen sich der Beschichtung des Gehäuses ganz leicht hässliche Kratzer zufügen. Das schwarze Billigblech des erwähnten LC-Power ist da deutlich weniger kratzeranfällig.
Bedienung
Beim Kriterium Bedienung stellt sich wohl die Frage, was man da genau testen soll. Schließlich ist das einzige, was man bei einem Netzteil wirklich bedienen kann, der Stromschalter (außer bei gewissen Netzteilen mit irgendeiner unnötigen Software) und den habe ich bereits abgehandelt. Ich werde mich also in erster Linie auf die Bedienungsanleitung, oder eben das "User Manual" stürzen, allerdings nicht ohne vorher die modularen Kabel anzusprechen. Sie lassen sich sehr einfach in die vorgesehenen Anschlüsse stecken und genauso leicht wieder entfernen, da könnte sich unter anderem Super Flower was abgucken.
Die Bedienungsanleitung begrüßt einen wie schon mehrmals angemerkt mit der Aufschrift "User Manual" und ist universal für alle Pure Power 9 von 400 Watt bis 700 Watt Leitung ausgelegt. Hierbei gilt, die "Bedienungsanleitungen sind nur was für Flaschen"-Einstellung zu Hause zu lassen und einen Blick hinein zu werfen, da darin Wichtiges steht. Wie bei einem internationalen Hersteller übrig wird man von der englischen Ausführung begrüßt, Deutsch findet sich an zweiter Stelle wieder. Allerdings leistet sich be quiet! lediglich bei der deutschen Ausführung einen Schnitzer, in der Einleitung wird noch die Freude über den Erwerb eines Pure Power 9 kundgetan, im Abschnitt über Kompatibilität wird jedoch von der Dark Power Pro 11 Serie gesprochen. Bei keiner anderen Sprachausführung konnte ich den gleichen Fehler feststellen, dies betrifft tatsächlich nur die deutsche Ausführung. Ansonsten stehen da Warnhinweise und eine Einbauanleitung drin. Interessant wird es erst auf den letzten Seite unter dem Thema "Technical Data". Wichtig ist hierbei besonders die Railaufteilung, wobei diese eher unvorteilhaft aufgezeigt und gar nicht erklärt wird. Es wird von "PCIe 1-4" gesprochen, jedoch finden sich am Netzteil nur Anschlüsse für PCIe 1 und 2 und an den Kabelsträngen wird sogar von VGA 1 und 2 gesprochen, die Zahlen 3 und 4 tauchen nie auf.
Leistung und Technik
Schwierig gestaltete sich die Frage, was ich nun bezüglich der Leistung testen sollte. Da ich weder über professionelles Equipment noch über das Wissen diese zu bedienen verfüge, habe ich das Pure Power 9 einfach an meinen höchst eigenen Computer angeschlossen und den Stromverbrauch überwacht um Rückschlüsse auf die Effizienz ziehen zu können. Dabei vergleiche ich die Effizienz des Pure Power 9 mit der des Super Flower Leadex in der 750-Watt-Ausführung mit 80+ Gold.
In meinem Computer sitzen ein AMD FX 8350 auf einem GIGABYTE GA-970A-UD3, der von mir auf 4,5 GHz übertaktet wurde und dafür 1,38 Volt Spannung braucht, sowie eine SAPPHIRE Radeon R9 390X. Sowohl der Prozessor als auch die Grafikkarte sind nicht gerade dafür bekannt, sonderlich effizient zu sein. Die anderen Komponenten sind vom Stromverbrauch her zu vernachlässigen. Das System habe ich mit der neuesten Version von Prime95 mit der Einstellung "in-place large FFTs", die für maximalen Stromverbrauch sorgen soll und mit Furmark unter Vollast gesetzt.
Im Leerlauf zieht der Computer mit dem Netzteil von Super Flower stolze 136 Watt aus der Steckdose. Das ist auf jeden Fall kein Beispiel eines effizienten Computers. Da das Pure Power 9 im Gegensatz zum Super Flower Leadex nicht mit Gold- sondern nur mit Silberzertifizierung daherkommt, habe ich mit einem höheren Verbrauch gerechnet. Doch meine Vermutung wurde keinesfalls bestätigt. Mit dem Pure Power 9 verbraucht der Computer gerade mal 123 Watt. Das deckt sich auch mit dem Messungen verschiedener Websites, die dem Pure Power 9 gerade bei niedriger Auslastung eine Effizienz, die schon fast an eine Platinzertifizierung heranreicht, bescheinigen. Unter Vollast ist das Bild jedoch wieder wie es sein sollte, der Computer benötigt mit dem Super Flower 622 Watt, mit dem Pure Power 9 652 Watt. Ohne die Verlustleistung des Netzteils kommt man auf ungefähr 560-570 Watt, die sekundärseitig vom Netzteil verlangt werden. Das Pure Power 9 befindet sich also knapp an seiner Leistungsgrenze, das Super Flower hat noch Luft.
Auf der technischen Seite passt das Pure Power 9 in die Einsteigerklasse. Es handelt sich um ein Multi-Rail-Design, welches auf zwei unabhängig abgesicherte 12V-Schienen zurückgreift. In der Einsteigerklasse gehört das nicht zum Standard, allerdings setzen deutsche Kunden eher auf ein Multi-Rail-Design, da es vermeintlich sicherer als ein Single-Rail-Design sein soll. Um sich auf dem deutschen Markt für ATX-Netzteile attraktiver aufzustellen setzen vor allem deutsche Firmen wie be quiet! oder LC-Power daher auch in den niedrigen Preis- und Wattklassen auf Multi-Rail-Designs. In Sachen Schutzschaltungen verfügt das Netzteil über alles, was das Herz begehrt. Überstromschutz, Überlastschutz, Überspannungsschutz, Unterspannungsschutz, Temperatursicherung und am wichtigsten die Kurzschlusssicherung sind alle mit an Bord. Damit verfügt das Netzteil auch über mehr Absicherungen als mein Super Flower Leadex. Interessant wird es bei der Spannugsregulierung. Die meisten Netzteile in der Einsteigerklasse sind gruppenreguliert. Dort werden die drei Spannungen 12 Volt, 5 Volt und 3,3 Volt gemeinsam erzeugt und sind voneinander abhängig, sodass bei Abfall der Spannung der 12-Volt-Leitung durch hohe Belastung und wenig Belastung der anderen beiden Leitungen (was heutzutage fast immer der Fall ist), die Spannungen jener steigen und sich gerne auch außerhalb der Spezifikationen bewegen. Dies kann im schlimmsten Fall über längere Zeit die Festplatten beschädigen. Bei hochwertigen Netzteilen wird daher meist nur die 12-Volt-Spannung direkt und die beiden anderen Spannungen mittels DC-DC-Wandlern aus dieser erzeugt. Beim Pure Power 9 handelt es sich - anders als bei seinem Vorgänger - nicht um eine klassische Gruppenregulierung, sondern um eine Art "Kompromiss", bei der die Spannungen teilweise unabhängig geregelt werden können, jedoch keine DC-DC-Wandler benötigt werden. Das ist ein reiner Marketingschritt, um die Einsteigerserie Pure Power 9 von der Mittelklasseserie Straight Power 10 abzugrenzen, da DC-DC-Wandler den Preis nicht unnötig erhöht hätten.
Lautstärke
Das Verkaufsargument Nummer eins für ein Netzteil von be quiet! ist sicherlich die Lautstärke. Zumindest haben sie sich dadurch früher klar von der Konkurrenz abgegrenzt. Da ist es auf jeden Fall löblich, dass be quiet! weiterhin das tut, was sie am besten können, nämlich extrem laufruhige Lüfter zu bauen und diese in ihren Netzteilen einzusetzen, anstatt wie andere Hersteller auf den semi-passiven Zug aufzuspringen.
Zum Lüfter an sich, bzw. zu dessen Lautstärke lässt sich nur eins sagen: Ein Traum. Ich hatte bisher noch nie selbst mit einem be quiet! Netzteil zu tun. Mein Netzteil von Super Flower ist semi-passiv, aber nur wenn man es möchte. Ich möchte es nicht, daher ist der Lüfter immer an. Bei wenig Last ist der Lüfter als einziges an meinem PC wirklich hörbar, zumindest wenn die Festplatten gerade nicht drehen. Unter Last kann man ihn dann nicht mehr heraushören, da übertönt die Grafikkarte. Der Lüfter des Pure Power 9 ist bei wenig Last nicht zu hören, wenn man ganz dicht mit dem Ohr ans Netzteil heran geht, kann man ein leises Rauschen bemerken, sonst nichts. Unter Vollast dreht der Lüfter zwar sichtbar schneller, allerdings ist es dann schwerer aus nächster Nähe etwas wahrzunehmen, da der restliche Computer ordentlich übertönt. Gerade weil der Lüfter so schön leise ist, ist es sehr schade und ärgerlich, dass man unter Vollast leichtes Spulenfiepen wahrnehmen kann. Das Spulenfiepen entstammt tatsächlich dem Netzteil, bei einem anderen Netzteil hatte ich dagegen schon einmal das Problem, dass das Netzteil die Grafikkarte zum Fiepen gebracht hatte. Probleme mit Spulenfiepen sind aber auch von System zu System unterschiedlich, sodass man nicht auf ein generelles Problem des Pure Power 9 schließen kann.
Preis-/Leistungsverhältnis
Bei der Betrachtung des Preis-/Leistungsverhältnisses des Pure Power 9, vor allem im Vergleich mit preislich, sowie leistungsmäßig ähnlich aufgestellten Netzteilen wird die wirklich große Schwäche des Pure Power 9 sichtbar: Die generelle Positionierung am Markt. Das Pure Power 9 ist ein Netzteil der Einsteigerklasse und in dieser Klasse auf jeden Fall eines der guten, aber die Frage, die sich mir stellt ist, wer ein solches Netzteil mit diesem Preis in dieser Klasse braucht.
Das Netzteil bietet mit vier 6+2-Pin PCIe-Stromsteckern genug Anschlüsse um einen Verbund aus zwei Grafikkarten zu betreiben. Das 600-Watt-Modell hat dabei aber, im Gegensatz zum Modell mit 700 Watt, weder eine AMD-Crossfire- noch eine nVidia-SLI-Zertifizierung, wobei solche Zertifizierungen zumeist unnötig sind. Multi-GPU macht nur Sinn, wenn man es mit den jeweiligen Topmodellen aufbaut. Für einen SLI-Verbund aus zwei sparsamen nVidia GeForce 1080 GTX auf einer aktuellen Skylake-Plattform würde die Variante des Pure Power 9 mit 600 Watt völlig ausreichen. Nun stellt sich allerdings die Frage, warum man dieses Netzteil in dieser Situation wählen sollte. Warum sollte man, wenn man zwei der aktuell besten Grafikkarten, die jeweils fast 800 Euro kosten, mit einem Netzteil der Einsteigerklasse für 80 Euro betreiben? Das Netzteil ist die wichtigste Komponente in einem Computer, wer so viel Geld alleine für die Grafikkarten ausgibt, der kann und sollte sich auch ein Oberklassenetzteil, sei es ein be quiet! Dark Power Pro, Super Flower Leadex oder etwas ganz anderes, zulegen.
In einem preislichen Bereich um 80 Euro ist ein Netzteil der Einsteigerklasse sowieso fehl am Platz. Da macht be quiet! sich sogar selbst Konkurrenz. Für um die fünf Euro mehr bekommt man schon das Straight Power 10 mit 500 Watt, welches für so gut wie jedes System mit einer Grafikkarte ausreicht. Nicht ausreichen tut es höchstens für ein System mit einem Haswell-E-Exoten und einer Top-Grafikkarte der letzten Generation, aber da stellt sich auch wieder die Frage danach, ob Sparen am Netzteil bei solch einem Budget sinnvoll ist. Preislich deklassiert wird das Pure Power 9 vom XFX TS Gold Series Netzteil mit 550 Watt. Das Netzteil basiert auf dem Seasonic G Series, bietet also Komponenten der oberen Mittelklasse samt DC-DC-Wandlern und eine bessere Effizienz, kostet aber nur lächerlich niedrige 65 Euro. Preislich ist dieses Netzteil z.Zt. nicht zu schlagen. Dieses Netzteil gibt es auch mit 650 Watt, dann kostet es 70-75 Euro und mit 750 Watt, dann kostet es genau so viel wie das Pure Power 9 mit 600 Watt. Die XFX TS Gold Serie ist dem Pure Power 9 in jeder Hinsicht überlegen, außer bei der Lautstärke.
Fazit
Was lässt sich also abschließend über das be quiet! Pure Power 9 600W CM sagen und ist es eine Kaufempfehlung wert? Folgend sind Pro und Contra des Netzteils aufgelistet.
Pro:
- semi-modulares Kabelmanagement
- komplett schwarze Kabelstränge
- hochwertiger und extrem laufruhiger Lüfter
- hochwertiger Stromschalter
- insgesamt edle Optik
Contra:
- sämtliche modularen Kabelstränge als Flachbandkabel
- Gehäuse sehr kratzempfindlich
- deutlich wahrnehmbares Spulenfiepen unter Last (von System zu System unterschiedlich)
- keine vollständig unabhängige Spannungsregulierung (dazu nur als Marketingschritt)
- generelle Positionierung am Markt
Bitte nachbessern:
- Unterpunkt Kompatibilität im deutschen Teil der Bedienungsanleitung
- Bezeichnung der Anschlüsse unter Technical Data (evtl. mit Erläuterung der Railaufteilung)
Ich kann dieses Netzteil so wie es ist und wie es am Markt positioniert ist niemandem so recht empfehlen. Es ist - anders als der direkte Vorgänger Pure Power L8 - kein schlechtes Netzteil mehr. Es ist aber nach wie vor ein Einsteigernetzteil und in der Einsteigerklasse sehe ich für ein Netzteil mit 600 Watt keinerlei Sinn. Wenn man Multi-GPU fahren möchte, so sollte man zu einem höherwertigen Netzteil greifen. Wenn man kein Multi-GPU fährt, dann ist man mit dem fünf Euro teureren Straight Power 10 mit 500 Watt besser bedient, technisch (Stichwort DC-DC-Wandler) wie auch aus Sicht der Effizienz und Sinnhaftigkeit und wenn man es nicht unter allen Umständen flüsterleise haben muss, dann sollte man zum XFX TS Gold Series mit 550 Watt für unschlagbare 65 Euro greifen, zumal dieses auch noch zwei Jahre mehr Garantie bietet als das Pure Power 9. Abgesehen davon ist das Pure Power 9 aber generell ein solides Netzteil und braucht sich, zumindest technisch, vor anderen Netzteilen der Einsteigerklasse nicht zu verstecken.