Produkttester
Da ich mir zum Release den Ryzen 2 2700X gegönnt habe, war ich doch sehr schnell vom beigelegten Wraith Prism genervt, sodass ich sehr erfreut war, als ich sah, dass es den ARO-M140 Tower-Kühler im Rahmen der "Testers Keepers" Aktion gab. Hier werde ich auf meine Erfahrungen mit dem Kühler eingehen.
Verpackung
Der Kühler ist in einem durchaus edel gestalteten grau-orangefarbenen Karton verpackt, der Farbton und sonstige optische Elemente der Ryzen CPU Verpackung aufnimmt und somit gleich deutlich macht, dass es sich hier um ein Produkt handelt, dass nur für Ryzen Prozessoren gedacht ist, wobei es durchaus möglich sein sollte den Kühler auch auf den Vorgängern des AM4 Sockels zu montieren.
Nach dem Öffnen des Kartons fällt der erste Blick auf eine nicht wirklich akkurat gefaltete Montageanleitung und jede Menge Schaumstoffplatten, die den Lüfter und Kühlkörper sicher verstauen. Ganz unten im Karton befand sich eine weitere Schachtel mit dem sonstigen Zubehör.
Lieferumfang
Neben dem großen Kühlkörper befindet sich ein 140 mm TY-147A Lüfter im Lieferumfang. Dazu kommt die ein DIN-A4-Blatt umfassende englischsprachige Montageanleitung, eine Montageplatte mit den dafür nötigen Schrauben inklusive je einer Ersatzschraube. Auch bei den Halteklammern und Antivibrationsgummis für den Lüfter wurde nicht gespart und je ein weiterer Satz beigelegt. Abgerundet wird das Paket durch eine Tube "Reserve" Wärmeleitpaste und einen extra langen Schraubendreher mit magnetischer Spitze.
Design & Verarbeitung
Der ARO-M140 basiert auf dem Macho Rev.B und ist diesen in vielen Punkten ähnlich, wurde jedoch um ein meiner Meinung nach sehr sinnvolles Feature ergänzt.
Der Kühler hat, wie der Macho, sechs vernickelte Wärmerohre die in der vernickelten Bodenplatte enden. Die Wärmerohre verlaufen schräg nach hinten, sodass durch diesen asymmetrischen Aufbau die Kühlfinnen weiter hinten sitzen und somit gewährleistet wird, dass jede Art von Arbeitsspeicher verwendet werden kann. Leider ist es mit meinem Asus Prime X470 Pro so, dass der Lüfter den ersten Arbeitsspeicherslot bis knapp zur Hälfte überdeckt, sodass der G.SKILL TridentZ RGB Speicher ganz knapp nicht ohne weiteres Zutun in den ersten Slot passt. Durchaus möglich, dass es noch ein wenig Spiel gibt, sodass sich die Konstruktion aus Lüfter und Backplate innerhalb der Bohrungen des Mainboards ein wenig weiter nach hinten verschieben lässt. Dies hab ich jedoch nicht mehr probiert. Dazu sehe ich noch das Potenzial im Notfall den Rahmen des Lüfters etwas dünner zu feilen. Der Abstand zum ersten PCIe Slot ist ausreichend und verursache keine Probleme.
Ein schönes Detail sind die, im Gegensatz zum Macho, in der Bodenplatte integrierten Bohrungen zur Befestigung des Kühlkörpers am Montagerahmen. Somit entfällt ein bewegliches Teil, welches beim Festschrauben des Kühlers auch noch in Position gehalten werden müsste.
Der Kühlkörper besteht aus 31 Aluminiumlamellen, wovon die oberste orange eloxiert ist und ein Ryzen Schriftzug trägt. Dieses Design mit "nur" 31 Lamellen gefällt mir sehr gut, da die Lamellen so einen Abstand von 3,5 mm haben. Dies sollte dafür sorgen, dass die Luft leichter durch den Kühlkörper strömt und der Lüfter deshalb langsamer laufen kann. Ich vermute, dass dieses Design weitaus weniger anfällig für Staubansammlungen sein dürfte als bei anderen Kühlkörpern. Meine Erfahrungen mit meinem bisherigen Alpenföhn Brocken mit einem Lamellenabstand von knapp 2,5 mm war auf jeden Fall, dass Staub den Kühlkörper "verstopft" hat.
Die Verarbeitung ist sehr sauber und ich konnte auch keine scharfen Kanten entdecken, vor denen auf der Packung mit dem Zubehör gewarnt wurde. Einzig die Enden der Wärmerohre wirken ein wenig nach "Handarbeit".
Die Lamellen sind sehr dünn, sodass diese teilweise schon ganz leicht verbogen sind bzw. sich sehr leicht verbiegen lassen, was dem positiven Gesamteindruck aber keinen Abbruch tut.
Abschließend würde ich das Design als ansprechend beschreiben. Die oberste orange Lamelle mit den vernickelten Wärmerohrenden gibt dem ganzen das gewisse Etwas.
Installation
Zur Installation sollte ich anmerken, dass ich nicht ständig an Rechnern herumschraube und mir vielleicht auch deshalb ein paar kleinere Dinge passiert sind, die für erfahrene Bastler wahrscheinlich selbstverständlich sind, aber ich werde drauf eingehen damit dem oder der Ein oder Anderen diese "Probleme" erspart bleiben.
Die Montage gestaltet sich mithilfe der Montageanleitung als sehr einfach.
Zuerst klebt man die Antivibrationsgummis auf die vorderen Ecken des Kühlkörpers. Im nächsten Schritt werden die zwei Halteklammern für die Lüfter an der Vorderseite eingesetzt. Dazu müssen diese in Löcher die sich oben und unten in den Lamellen befinden eingeführt werden. Um Kratzer an der oberen Lamelle auf jeden Fall zu vermeiden, habe ich diese Klammer zuerst oben eingeführt und dann unten. Das Einführen ist eine kleine Fummelei, da die Stange der Halteklammer durch den Winkel immer mal wieder an den einzelnen Lamellen hängen bleibt. Insgesamt ist es jedoch kein Problem gewesen. Diese Konstruktion hat den Vorteil, dass die Halteklammern fest mit dem Kühlkörper verbunden sind und sich dadurch die spätere Befestigung des Lüfters sehr angenehmer gestaltet.
Der folgende Abschnitt hat bei mir die meisten "Probleme" verursacht, was vor allem dem Umstand geschuldet war, dass ich mir den Ausbau des Mainboards ersparen wollte.
Zuerst müssen die Standardhalterungen für die AMD "Klammerlüfter" entfernt werden. Ich habe natürlich alle vier Schrauben gelöst und dann fiel die Backplate nach unten weg. Glücklicherweise hat mein Gehäuse hinter dem Mainboard eine Öffnung. Somit blieb mir der Ausbau des Mainboards erspart. Einfacher wäre es gewesen erst eine Halterung zu demontieren. Dann an dieser Seite die zwei Abstandhalter zu montieren, um danach die zweite Halterung gegen die Abstandhalter zu tauschen.
Jetzt sitzt die Backplate wackelig mit ein paar Millimeter Spiel auf dem Board. Hier hätte ich mir den Hinweis in der Anleitung gewünscht, dass dieses vollkommen normal ist. Das hätte mir eine halbe Panikattacke und 10 Minuten Internetrecherche erspart ;).
Im nächsten Schritt wird der Montagerahmen mit vier Schrauben in die Abstandhalter geschraubt. Wärmeleitpaste ist bei der Erstinstallation nicht nötig, da diese schon auf der Bodenplatte aufgetragen ist. Danach wird der Kühlkörper auf die CPU gesetzt und mit zwei Schrauben am Montagerahmen fixiert. Dafür ist der lange Schraubendreher mit der Magnetspitze ein Segen, da man die Schrauben sonst schwer erreicht. Durch die Montage im Gehäuse kam für mich wieder das Problem hinzu, dass ich die Backplate anheben musste, damit die Schrauben fassen. Im Nachhinein wäre es einfacher gewesen etwas Schaumstoff hinter das Board zu legen, sodass die Backplate an das Board gedrückt wird.
All diese Probleme lassen sich vermeiden, wenn das Mainboard nicht schon im Gehäuse eingebaut ist.
Abschließend muss der Lüfter vor den Kühlkörper gesetzt werden und mit den schon montierten Halteklammern befestigt werden, was im Vergleich zu anderen Konstruktionen sehr mühelos ging, da man die Klammern nicht gleichzeitig an Lüfter und Kühlkörper befestigen musste. Damit das Ganze ordentlich ausschaut darauf achten, dass das Thermalright Logo nach oben schaut und am Ende nicht vergessen den Stecker des Lüfters mit dem Mainboard zu verbinden.
Haltbarkeit
Zur Haltbarkeit kann ich nach einem so kurzen Testzeitraum natürlich nichts sagen. Aus Erfahrung mit anderen CPU Tower-Kühlern würde ich erwarten, dass der Kühlkörper ewig hält.
Ein Lagerschaden des Lüfters lässt sich natürlich nie ganz ausschließen. Sollte der Fall jedoch eintreffen, würde sich das Problem mit einem günstigen neuen Lüfter ohne viel Aufwand beheben lassen.
Temperatur und Geräuschentwicklung
Getestet habe ich mit folgendem System:
Gehäuse: Fractal Design Define R5 PCGH-Edition
Prozessor: Ryzen 2 2700X
Mainboard: Asus Prime X470-Pro
Arbeitsspeicher: 2x 8 GB G.Skill TridentZ RGB (F4-3200C16D-16GTZR)
Grafikkarte: Gigabyte Radeon RX 480 G1 Gaming 4G
Netzteil: 520 Watt Seasonic M12II-520
Das Gehäuse verfügt über drei 140 mm 1000 U/min Lüfter, wovon sich zwei hinter der Fronttür verbergen. Der dritte Lüfter befindet sich an der Rückseite, um die warme Luft aus dem Gehäuse zu befördern. Die Lüfter lassen sich in drei Stufen (5/7/12 Volt) über einen manuellen Regler steuern. Die Lüfter sind auf 5Volt Stellung sehr leise.
Lautstärke
Im ersten Schritt habe ich die Geräuschkulisse des Lüfters bei verschiedenen Drehzahlen bewertet. Dabei ist der Lüfter bis ca. 850 U/min so leise, dass ich ihn nicht aus meinem geschlossenen Gehäuse heraushören kann. Bis 1000 U/min würde ich ihn noch als sehr Leise bezeichnen. Ab 1000 U/min wird der Lüfter deutlich hörbar und wird dann bei der Maximaldrehzahl von etwas über 1300 U/min störend laut. Jedoch ist der Lüfter selbst dann noch alles andere als nervtötend und im Vergleich zum Wraith Prism oder auch dem Grafikkartenlüfter als leise zu bezeichnen.
Temperaturen
Das Bestimmen der Temperaturen ist mit dem Ryzen 2700x gar nicht so einfach, da der standardmäßig aktivierte Core Performance Boost (CPB) immer noch mal ein bisschen Leistung und somit auch Abwärme nachgelegt, wenn der Prozessor gut gekühlt ist.
Da der Ryzen 2700x ein Temperaturoffset von 10 Grad hat, beziehe ich mich im Folgenden immer nur auf die mit HWiNFO64 ausgelesene tatsächliche Temperatur ohne Offset (Tdie).
Leerlauf und leichte Anwendungen
Die Temperatur liegt bei leichten Anwendungen wie Textverarbeitung, Softwareentwicklung, Internetsurfen und Video schauen im Schnitt bei 35 °C. Bei deaktivierten CPB wird es noch ein wenig kühler und die Temperaturen deutlich konstanter. Kurz gesagt ist es kühl.
Spiele
Die frühsommerliche Hitzewelle gab mir die Chance den Kühler bei verschärften Bedingungen und einer Raumtemperatur von 28 °C zu testen. Um es dem Kühler nicht zu einfach zu machen, war das Gehäuse geschlossen und die Gehäuselüfter liefen auf der 5 Volt Stufe. Um vergleichbare Temperaturen zu bekommen, habe ich den CPU-Lüfter mit in meinem gedämmten Gehäuse nicht hörbaren 800 U/min betrieben.
Die Temperaturen von PUBG, GTA5 und auch Cities: Skylines lagen dabei innerhalb einer Temperaturspanne von 54 bis 60 °C. Dies deckt sich auch mit meinen sonstigen Beobachtungen, bei denen eigentlich alle Spiele, die ich getestet habe, mit 600 bis 800 U/min in einem Temperaturfenster von 50 bis 60 °C gehalten wurden. Dabei laufen z. B. bei PUBG sogar bis zu vier Kerne auf 4.1 GHz.
Prime95
Da praxisnahe Anwendungen wie Spiele, Surfen und Ähnliches die CPU bei Weitem nicht an ihr Limit bringen und diese somit auch nicht genug Abwärme erzeugt, um den Kühler auf seine Leistungsfähigkeit zu testen habe ich noch Prime95 Small FFT (maximale Hitze) bemüht um zu sehen, was der ARO-M140 wirklich kann.
Bei diesem Test betrug die Raumtemperatur knapp 23 °C. Neben einem Test bei "schlechter" Gehäusebelüftung (Tür zu, 5V) habe ich auch einen Test mit optimaler Belüftung gemacht (Tür auf, 12V). Da wie schon erwähnt CPB die Werte verfälscht habe ich auch noch einen Testlauf mit deaktiviertem CPB und somit dem Basistakt von 3,7 GHz gemacht.
Im geschlossenen Gehäuse und 5 V Stellung der Lüfter war es nicht möglich die Temperatur mit weniger als 900 U/min unter 76 °C zu halten, sodass die Lüftersteuerung des Mainboards den Lüfter immer wieder kurz auf Maximaldrehzahl gestellt hat und somit keine aussagekräftige Temperatur gemessen werden konnte. Ansonsten lässt sich aber festhalten, dass selbst im schlecht belüfteten Gehäuse die Temperatur bei 1377 U/min um 70 Grad gehalten werden konnte.
Im gut belüfteten Gehäuse betrug die Temperatur mit nur 630 U/min 73 °C und mit 1377 U/min gerade mal 66 °C bei 3816 | 3916 MHz Taktfrequenz. Mit deaktivierten CPB und somit einer Frequenz von 3692 MHz waren die Temperaturen bei allen gemessen Drehzahlen ca. 11 °C niedriger.
Positiv ist mir auch aufgefallen, dass unter dem Kühler ein ordentlicher Luftzug herrscht. Inwieweit sich das positiv auf die VRM-Temperaturen auswirkt, vermag ich nicht zu sagen, aber es wird mit Sicherheit nicht schaden, dass es dort zu keinem Hitzestau kommt.
Abschließen muss erwähnt werden, dass die eingestellte Lüfterkurve einen starken Einfluss auf Temperaturen und Geräuschentwicklung hat. Die Kurven des Prime X470-Pro geben meiner Meinung nach zu hohe Drehzahlen vor und machen den Lüfter damit unnötig laut. Insbesondere bei den sehr hohen Raumtemperaturen war dies der Fall. Von daher sollte man auf jeden Fall die Lüfterkurve manuell einstellen, wenn das Board keine den eigenen Ansprüchen genügende Kurve bietet.
Vergleich zum Wraith Prism
Da der Wraith Prism dem Prozessor ohne weitere Kosten beiliegt, darf ein Vergleich nicht fehlen.
Optisch sieht der Prism im Betrieb durch seine umfangreiche RGB Beleuchtung und das Top-Blower-Design schon sehr sexy aus und läuft, wenn man RGB Beleuchtung mag, dem ARO den Rang ganz leicht ab. Im ausgeschalteten Zustand sieht die Sache wieder anders aus. Natürlich ist dies aber Geschmackssache und spielt auch nur eine Rolle, wenn man denn überhaupt ein Fenster in seinem Gehäuse hat.
Der Prism ist in der Lage die CPU ausreichend zu kühlen, sodass auch beim Prime 95 Small FFT Test ein Takt von 3840 MHz gehalten werden konnte. Dazu waren allerdings die vollen 3000 U/min nötig und die Temperatur betrug 80 °C. Durch einen Schalter lässt sich die Drehzahl noch ein wenig erhöhen und die Temperatur betrug dann 78 °C.
Dies hat jedoch seinen Preis. Die Lautstärke ist sehr hoch und wirklich unangenehm. Man muss dem Lüfter jedoch zugutehalten, dass er bis 1250 U/min sehr leise ist. Ab 2000 U/min wird der Lüfter störend laut und das steigert sich bis zur Maximaldrehzahl. Bei Spielen reichen bei einer Raumtemperatur von 26 °C jedoch auch 1700 | 2200 U/min um den Prozessor auf ca. 60 °C zu kühlen.
Wirklich störend war jedoch vor allem das laute und nervige Geräusch bei Geschwindigkeitswechseln des Lüfters, was letztendlich auch der Hauptgrund war mich nach Alternativen umzuschauen. Wobei hier eine optimale Temperaturkurve und sonstige Einstellungen des Mainboards auch bis zu einem gewissen Punkt Abhilfe schaffen würden.
Fazit
Der Thermalright ARO-M140 ist ein sauber verarbeiteter CPU-Kühler in einem ansprechenden Design. Die Montage ist trotz der von mir erwähnten Schwierigkeiten sehr einfach.
Die Kühlleistung ist sehr gut und die Temperatur der CPU übersteigt die 75 °C nicht, obwohl der Prozessor immer noch ein paar Briketts nachwirft.
Der Lüfter ist sehr leise und ist im "normalen" Alltagsbetrieb, wozu ich auch das Spielen zähle, unhörbar. Lediglich bei sehr starker Auslastung benötigt der Lüfter über 1000 U/min und wird dann deutlich hörbar und leicht störend. Jedoch selbst bei Maximaldrehzahl ist die Lautstärke nicht nervtötend und im Verhältnis zum Wraith Prism und vielen anderen Lüftern immer noch angenehm leise.
Ich persönlich bin mit dem Lüfter sehr glücklich, da ich den Rechner jetzt im leichten Betrieb überhaupt nicht mehr höre und die CPU dabei ausreichend gekühlt wird. Ich würde aber die Empfehlung aussprechen den Lüfter gleich mitzubestellen um den späteren Wechsel und die damit verbunden Probleme zu vermeiden. Für aktuell 44 ¤ kann man mit dem Lüfter nichts falsch machen, solange man langfristig bei der AM4 Plattform bleiben möchte und nicht ständig die den Prozessorhersteller wechselt.