Produkttester
Der folgende Testbericht befasst sich mit der All-in-One-CPU-Wasserkühlung Navis 360 der polnischen Marke Endorfy. Der Einfachheit halber werde ich ab sofort von einer AiO sprechen. Wer das hier liest weiß was gemeint ist. Das Testobjekt wurde mir im Rahmen der Aktion Testers Keepers von Mindfactory kostenlos zur Verfügung gestellt und ich darf es nach Ende des Testes behalten. Auch wenn Mindfactory keinen Einfluss auf meine Bewertung hat, sollte dies dennoch erwähnt sein.
Endorfy war mir tatsächlich schon bekannt. Vor geraumer hatte ich mir aus Neugier während einer Angebotswoche einem Endorfy Fortis 5-CPU-Luft-Towerkühler zugelegt. Da ich damals neugierig war, versuchte ich dann mehr über Endorfy herauszufinden. Eine kurze Recherche ergab, dass es um eine Marke des polnischen Herstellers COLLING Sp. z o.o. mit Sitz in SokoBów handelt. Leider verrät man auf der englischsprachigen Homepage nicht, wie lange man bereits im Geschäft ist. Dennoch finde ich es schön, neben Größen bequiet!, Arctic und Noctua einen weiteren europäischen Hersteller von Kühlern (Wasser und Luft), Gehäusen, Peripherie, Netzteilen, etc.. auf dem Markt zu haben.
Vorab ein paar Worte zu mir. Ich baue seit mehr als 20 Jahren hobbymäßig PCs für mich und andere, inzwischen sicher mehr als 100 Stück. Vor ca. 15 Jahren fing ich an meine Top-Systeme mit Custom Wasserkühlungen auf Temperatur zu halten. Wasser im PC ist also für mich nichts neues. Bei meinem Editing-Rig (Threadripper 2990WX, 64 GB DDR4, MSI RTX 3080 auf ASUS Zenith Extreme in einem Corsair Obsidian 900D) werden CPU und GPU von gleich 4 Radiatoren (360x60, 360x45, 360x30 + 120x30) leise und effizient gekühlt. Der Kreislauf händelt die knapp 600W Abwärme der beiden Komponenten dabei spielend. Kein Luftkühler kommt da auch nur annähernd ran.
Dennoch setze ich bei meinen Mainstream-Systemen und denen für Freunde und Bekannte fast ausschließlich auf Luftkühlung. Warum fragt sich der interessierte Leser, wenn es doch so viele tolle AiOs gibt?
Die Antwort liegt vor allem in der mangelnden Langlebigkeit, gepaart mit der Illusion einer einer einfacheren Montage. Das erste Problem ist dabei die Diffusion des Wassers. Keine WaKü ist immer zu 100% dicht, etwas Wasser tritt über die Zeit immer aus. Bei AiOs bedeutet das, dass man diese in der Regel nach 3 bis 5 Jahren entsorgen kann, da man nur die wenigstens wieder ohne großen Aufwand füllen kann. Der Fakt, dass hier Copper-Coldplates mit Aluminium-Radiatoren kombiniert werden, macht die Sache dabei nicht besser. Hier einen Pluspunkt für Endorfy. Man ist hier sehr transparent und verschweigt die Materialien nicht wie viele andere Hersteller. Dennoch, man braucht noch spezielle Zusätze um galvanische Korrosion zu vermeiden. Bei einem Luftkühler stirbt höchstens der Lüfter, welcher bei den meisten Modellen schnell ersetzt ist. Oftmals hatte ich auch schon den Fall, dass die Pumpe schon deutlich früher gefressen hat. Totalschaden. Zum Vergleich: Die Aquacomputer Aquastream XT in meiner Custom WaKü ist schon weit über 10 Jahre alt&
Zudem denken viele User, dass eine AiO leicht zu montieren ist, weil man keinen riesigen Klumpen Metall auf die CPU packt. Das stimmt nur teilweise. In vielen Cases ist es dank der steifen Schläuche ein Kampf den Radiator gescheit zu montieren.
Daher habe ich AiOs eigentlich vor Jahren aus meinem Leben verbannt. Nun war ich aber doch neugierig. Hat sich die Situation über die Jahre gebessert? Sollte ich den fertigen Wasserkühlungen eine zweite Chance geben? Wers wissen will, liest bis zum Ende, im Fazit verrate ich es.
Nun zum eigentlichen Test, welcher traditionell mit dem Auspacken begann.
Die AiO kommt in einer schlichten braunen Verpackung mit schwarzem Aufdruck und ein paar Markierungen, welche zunächst aussehen wie mit blauem Buntstift nachträglich aufgebracht. Im Endeffekt ist dies aber eher ein PR-Gag. Etwas irritierend, aber generell ganz lustig. Und weit weg von der Effekthascherei anderer Hersteller. Grundsätzlich weiß die schlichte Verpackung zu gefallen. Es lässt sich nur vermuten, wie gut sie sich in einem Elektromarkt verkaufen würde, aber da wir im Internet unterwegs sind, wo sowieso die meiste Hardware erworben wird, finde ich den umweltfreundlichen Ansatz sehr gut.
Bei meinem Testgerät handelt es sich um das Topmodell, die Navis F360 ARGB mit RGB-Lüftern. Mehr dazu später. Es sei noch erwähnt, dass es alternativ mit RGB noch eine Version mit 240er-Radiator gibt. Und wer kein RGB braucht, findet dieselben Kühler auch mit schlichten schwarzen Lüftern, ebenfalls in einer 240er (2x 120mm-Lüfter), 360er (3x 120mm-Lüfter und zusätzlich 280er (2x 140mm-Lüfter). An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön an Mindfactory das man mich für würdig befand das Topmodell zu testen.
Nach dem Öffnen weiß der Inhalt ebenfalls zu überzeugen. Alles ist gut verpackt, Endorfy verzichtet aber anscheinend wo es geht auf Plastikverpackungen und setzt stattdessen auf hochwertigen, offenporigen Schaumstoff, welcher passgenau geschnitten ist und noch gut polstert. Die Lüfter sind vormontiert und die Kabel bereits "größtenteils" ordentlich verlegt. Mehr dazu später. Allerdings ging man bei dem Minimalismus etwas weit. Normalerweise ist klar markiert, welche Hardware für welche Sockel benötigt wird. Endorfy packt alles in einem Karton in eine wiederverschließbare Tüte und die Abstandshalter sowie Radiatorschrauben sind alle in einen weiteren, nicht wiederverschließbaren Plastikbeutel gepackt. Das Zubehör besteht aus den folgenden Teilen:
- 1 Backplate für Intel Mainstream (LGA 775/115X/1200/1700)
- 8 Sockel-Montageschrauben, 4 davon für Intel Mainstream und AMD Mainstream (AM3(+)/4/5/FM1(+) /2(+) und 4 für Intel HEDT (LGA 2011(-3)/2066).
- 12 Radiatorschrauben
- 1 Adapter für 3-Pin-ARGB auf Sata, sollte das Mainboard keinen ARGB-Header haben
- 1 4-Pin PWM-Verlängerungskabel für die Lüfter
- 1 kleine Spritze Wärmeleitpaste.
- 1 Montagewerkzeug
Die AiO selbst besteht aus einer Pumpeneinheit mit Kupfer-Coldplate mit ARGB-Beleuchtung, 2 relativ steifen, aber dafür hübsch gesleevten Schläuchen und einem 360er-Radiator mit 3 vorinstallierten FLUCTUS 120 PWM ARGB-Lüftern. Mir fiel sofort positiv auf, dass hier nur mit Standardsteckern gearbeitet wurde. Strom für die Pumpe gab es via SATA, Tachosignal sowie PWM/Strom für die Lüfter via 4-Pin-PWM und die 4 RGB-Header sind ebenfalls ganz normale 5V-ARGB-Header. Hier kamen keine proprotären Hubs zum Einsatz, welche "idealerweise" noch spezielle Software erfordern, welche dann wieder nicht gescheit funktioniert. Mitschreiben Corsair, so sollte das IMMER sein!!!
Der Montagerahmen für Intel und AMD (!) ist bereits an der Pumpen-Coldplate-Einheit vormontiert. Natürlich schweigt sich der Hersteller darüber aus, ob das Produkt inhouse produziert wird oder ob man auf einen externen OEM zurückgreift. Auffällig ist jedoch, dass man nicht auf die typische Ringmontage setzt, welche so charakteristisch für nahezu alle AiOs von Asetek ist.
Generell ist es beeindruckend, dass Endorfy es geschafft hat mit so wenig Zubehör so viele Sockel abzudecken. Und dann der Fakt, dass man auch solche Sockel wie LGA 775, AM3 und FM1 noch unterstützt. Dies spricht für cleveres Engeneering.
Die Lüfter ist PWM-geregelt und verfügt über einen Anschluss für einen weiteren Lüfter, lassen sich also in Reihe schalten Also muss der User nicht selbst einen 3-Wege-Y-Adapter zum Betrieb aller Lüfter beisteuern oder gleich 3 Lüfteranschlüsse auf dem Mainboard verschwenden. Weiterhin wurde
Dass die Wärmeleitpaste in einer Spritze und nicht vorab aufgebracht bzw. in einer Plastiktüte zum Aufreißen mitgeliefert wird, ist hingegen eine feine Sache. Damit kann man diese mehrfach verwenden und steht nach der Erstinstallation nicht ohne Paste da. Verwendet habe ich diese jedoch nicht. Um die Variablen im Test möglichst zu minimieren, wurde die Wärmeleitpaste verwendet, welche auch bei den ursprünglichen Kühlern zum Einsatz kam.
Die AiO ist in einer relativ schlichten Optik gehalten, der "Show-Faktor" entsteht hier vor allem durch die RGB-Beleuchtung. Beleuchtet ist dabei die Abdeckung des Pumpenkopfes und die Lüfter. Erstere zeigt eine RGB-Version des Endorfy-Logos. Bei den Lüftern ist der Propeller beleuchtet.
Nun zur eigentlichen Montage. Ich habe den Kühler in zwei verschiedenen Systemen getestet, auf die später noch eingehe. Eins war ein Intel-System auf Basis des Sockels LGA 1200 und eins war auf AM4-Basis. Intel HEDT habe ich mangels passender Systeme nicht testen können.
Zunächst zu den positiven Faktoren: Die Lüfter sind bereits vormontiert und die Kabel an den Lüftern (sowie RGB als auch PWN) sind bereits fest an den Lüftern montiert und gemanagt. Leider gibt es auch hier ein großes Aber, auf das ich später noch eingehe. Ebenso, wie bereits erwähnt, hat Endorfy die Montagehalterungen für Intel und AMD bereits fest an der Pumpeneinheit montiert, was einen weiteren Arbeitsschritt und Verwirrung spart.
Beginnen wir also mit der Montage. Und hier begrüßte mich direkt ein alter Schwachpunkt. Die Montageanleitung. Diese ist schlicht unvollständig und teilweise sogar fehlerhaft. Dasselbe Problem hatte auch bereits die Anleitung des CPU-Towerkühlers Fortis 5. Ein Highlight direkt am Anfang ist dabei der Fakt, dass der QR-Code in der Anleitung einen lediglich zu der Produktseite des gerade erworbenen Produktes führt, wo man dieselbe Anleitung nochmal via PDF herunterladen kann. Warum??? Wie wäre es alternativ mit einem Video-Tutorial bei Youtube?
In der Hoffnung, dass Endorfy diesen Testbericht liest und eventuell Abhilfe schafft möchte ich an dieser Stelle alle Kritikpunkte aufzählen. Erst einmal war zunächst nicht ersichtlich, welche der 2 Sockel-Montageschraubensets für Intel HEDT und welche für alle anderen Sockel zu verwenden sind. Die Schrauben sahen für alle Sockel in der Anleitung absolut gleich aus, obwohl diejenigen für Intel HEDT relativ kurz und silberfarben sind, die für alle anderen Sockel fast doppelt so lang und mit schwarzem Kunststoff ummantelt sind. Ich kam dann auf die Idee die Schrauben außerhalb des Systems testweise in die Intel-Backplate bzw. AMD-Backplate einzuschrauben. Nur die schwarzen passten, damit wäre dies dann auch geklärt. Eine klare Labelung der Tüten oder eine bessere Anleitung hätte diesem Rätselraten vorgebeugt. Hier sollte Endorfy dringend nachbessern. Neue PC-Bauer hätte dies wahrscheinlich schon gereicht um den Kühler zurückzuschicken und etwas anderes zu kaufen. Dasselbe Problem hatte ich bereits beim Fortis 5. Und als ob das nicht genug wäre hat Endorfy es noch geschafft die Verkabelung für die Lüfter spiegelverkehrt in die Anleitung zu drucken. Laut Anleitung enden die Kabel alle auf der Seite des Radiators auf der auch die Schläuche ich in Richtung Pumpenblock abgehen. In der Realität ist es genau umgekehrt! Schlimm dabei ist, dass man das Verlängerungskabel für PWM auch an das eine Ende des Lüfters stecken kann (die Lüfter lassen sich in Reihe schalten, da sie sowohl einen Male- als auch Female-Connector haben). Allerdings hat man keine Möglichkeit den Stecker ins Mainboard zu stecken wenn man den Female-Port am falschen Ende der AiO nimmt. Und die Abbildung in der Anleitung hilft da natürlich auch nicht weiter. Weiterhin behauptet sie, dass sowohl die Kabel für Strom/PWM als auch für RGB bereits komplett gemanagt sind. Bei Strom stimmt das, man muss eben das Verlängerungskabel am richtigen Ende einstecken. Die RGB-Anschlüsse (wie erwähnt ganz normale 5V-ARGB-Stecker) sind leider nicht gemanagt und man muss sich auch anhand der Länge ableiten welches Kabel zu welchem Stecker passt. Tut man das nicht, passt die Reihenfolge bei RGB-Effekten nicht mehr. Generell war die Montage der fragilen Stecker sehr fummelig, mir aber immer noch tausendmal lieber als proprietäre Lösungen. Nur wäre es schön gewesen, wenn mir die Anleitung das auch erklärt hätte. Was mich zur eigentlichen Montage bringt.
Da alle Kabel an den Lüftern auf der von vorne (da wo die Schläuche aus dem Radi kommen) rechten Seite montiert sind und auch entsprechend auf der Rückseite rauskommen, musste ich den Radiator quasi "verkehrt herum" montieren (wenn ich die Kabel nicht sehen will), also mit den Schläuchen in Richtung Gehäuserückseite bzw. I/O-Panel. Dafür waren sie eigentlich etwas lang und drücken in beiden Testsystemen jetzt auf die Grafikkarte, was dem GPU-Sag natürlich extra zuträglich ist&. Generell clever ist dann aber wieder, dass die Schläuche an der linken Seite des Blocks montiert sind (und die Anschlüsse drehbar sind), also nicht mit den RAM kollidieren.
Was uns zur eigentlichen Montage bringt.
Analog zum Fortis 5 hat sich mir auch hier nicht erschlossen, warum Endorfy hier einen kleinen Schraubenschlüssel beilegt. Wenig überraschend schweigt sich auch die Anleitung dazu aus. Man braucht für die Montage auf jeden Fall einen Kreuzschlitz-Schraubendreher, idealerweise mit magnetischer Spitze. Hier sollte Endorfy DRINGENDST die Hausaufgaben von bequiet! Kopieren, da ist sowas nämlich standardmäßig dabei. Eventuell könnte man mit dem Schraubenschlüssel die Sockelschrauben fixieren, dort (und nur dort!) gibt es eine 6-Kant-Aufnahme. Diese sind aber auch die einzigen Schrauben, welche man problemlos mit der Hand festdrehen kann. Zumal der Schraubenschlüssel bei einem Einbau bei montiertem Mainboard definitiv nutzlos ist. Für alle anderen Schrauben braucht man dann den erwähnten Kreuzschlitz-Schraubendreher.
Wenn man also evaluiert hat welche Sockelschrauben man braucht (siehe oben) und ausgerechnet hat, dass die 12 kleinen Schrauben wahrscheinlich diejenigen sind welche man zur Montage des Radiators am Gehäuse braucht (erneut, entsprechend beschriftete Tüten wären toll gewesen&) kann die Montage ja los gehen. Sofern man genug Platz im Deckel oder der Front des Gehäuses hat, ist der Radiator schnell montiert, sofern man die Orientierung beachtet. Wer es so weit geschafft hat, findet auch raus, dass man Backplate und Sockelschrauben vor dem Pumpenkopf einbauen muss. Und nicht vergessen den Plastikschutz von der CPU-Coldplate vor der Montage abzuziehen.
Abgesehen davon lief der Einbau weitestgehend problemlos. Den üblichen Struggle mit der Backplate (bei AMD wird die Stock-Backplate verwendet) will ich Endorfy nicht vorwerfen, dieses Problem hat man bei Mainstream-Systemen so lange bis auch hier endlich die Montagevorrichtungen in den Sockel bzw. Retention-Mechanismus integriert werden wie bei Intel HEDT und AMD Threadripper.
Gut war, dass der Pumpenkopf während der Montage sehr gut auf den Sockelschrauben hält, man also das Teil während der Montage nicht zwangsweise festhalten muss. Auch hier rät man nochmals welche Schrauben zu benutzen sind, um die Federn festzuhalten, die für den Anpressdruck des Pumpenkopfes auf der CPU sorgen. Danach beginnt der Struggle mit dem Kabelmanagement. Natürlich sagt Endorfy uns nicht, dass der PWM-Header für die Pumpe auf den AIO Pump-Header des Mainboards gehört und das die Lüfter auf den CPU Fan-Anschluss zu stecken sind. Wers falsch macht bekommt beim Systemstart einen CPU Fan-Error und bleibt im Postscreen hängen. Ebenfalls sehr motivierend für Novizen&
Das Problem mit der Verkabelung der ARGB-Anschlüsse wurde oben schon erwähnt, aber das ist zu schaffen.
Nun zu den Testsystemen:
Auf der Intel-Seite verwendete ich einen Core i5 10400 auf einem ASUS Prime B460 Plus mit 2x 8 GB DDR4-3200 und einer Gigabyte GTX 1070 in einem Cooler Master ATCS 840 mit insgesamt 7 Gehäuselüftern (3x 200 mm, 4x 120 mm). Airflow ist also reichlich vorhanden. Standardmäßig arbeitet hier ein Thermalright Ultra 120 Extreme-Towerkühler mit 2x Arctic BioniX P120-Lüftern in Push-Pull-Konfiguration. Als Wärmeleitpaste kommt Arctic Cooling MX-4 zu Einsatz. Hier erwarte ich keine großen Vorteile für die AiO von Endorfy, da der i5 10400 einfach nicht sonderlich warm wird. Selbst der Thermalright ist bereits overkill.
Auf der AMD-Seite versprach es spannender zu werden. Hier musste sich die Endorfy einem Ryzen 9 5900X auf einem ASUS ROG Strix X570F-Gaming mit 32 GB DDR4-3600 G.Skill Trident-Z und einer Gigabyte RTX 3070 in einem Corsair Obsidian 750 D Airflow mit ingesamt 6 Gehäuselüftern (5x 140 mm, 1x 120 mm) stellen. Gekühlt wird dieser normalerweise, wie bereits erwähnt, durch einen Endorfy Fortis 5 Towerkühler mit einem Fluctus 140-PWM an der Front und einem Arctic BioniX 120 mm auf der Rückseite in Push-Pull-Konfiguration, im Zusammenspiel mit Thermal Grizzly Kryonaut-Wärmeleitpaste. Die CPU hat eine ordentlich Wärmeabgabe und besonders in anspruchsvollen Spielen, wenn die RTX 3070 zusätzlich heizt. Daher wurde auch der der altehrwürdige Thermalright-Kühler (2007 erworben und seitdem konstant in Verwendung!) an seine Grenzen getrieben, weswegen er ins Intel-System umgezogen ist und durch den Endorfy Fortis 5 ersetzt wurde. Kann die AiO hier nochmal noch etwas mehr aus der CPU herauskitzeln? AMD-CPUs arbeiten mit Precious Boost Overclock (PBO), mehr thermaler Overhead bedeuten also höheren Boost und damit mehr Leistung.
Die AiO wurde bei beiden Systemen in den Deckel montiert, die Gehäuselüfter an dieser Stelle mussten dann natürlich weichen.
Kommen wir also schlussendlich zum Testen:
Hierfür verwendete ich als synthetisches Testprogramm Prime 95 Small FFTs. Die Temperaturen wurden mit HWInfo64 ausgelesen. Der Test lief 15 Minuten.
Als Gaming-Test wurde Battlefield 2042 hergenommen. Auf dem i5-System in Full HD mit hohen Einstellungen, auf dem Ryzen-System in 1440p mit dem Ultra-Preset. Die Temperaturen wurden ingame mit MSI Afterburner bzw. dem Rivatuner Statistics Server-Overlay protokolliert. Gespielt wurde im Multiplayer für ca. 30 Minuten. Die Raumtemperatur betrugt (leider) knapp 28°C. Zur Geräuschkulisse sage ich später noch etwas.
Intel Core i5-10400
Thermalright Ultra 120 Extreme:
Idle: 38 °C
Prime 95: 65 °C
Battlefield 2042: 61 °C (GPU: 72 °C)
Endorfy Navis F360:
Idle: 36°C
Prime 95: 62 °C
Battlefield 2042: 57°C (GPU: 80 °C)
AMD Ryzen 9 5900X
Endorfy Fortis 5:
Idle: 64 °C
Prime 95: 88 °C
Battlefield 2042: 85 °C (GPU: 76°C)
Endorfy Navis F360:
Idle: 57°C
Prime 95: 81°C
Battlefield 2042: 78°C.
Lautstärke:
Hierzu muss ich erwähnen, dass ich auf die Messung mit einer dB-App auf dem Smartphone verzichtet habe und die folgenden Eindrücke rein subjektiv sind.
Im Idle geben sich alle Lüfter nicht viel, was auch nicht überrascht, da es sich um relativ gut gedämmte Gehäuse handelt und alle Gehäuselüfter entkoppelt sind. Zudem ist das Preset der Lüfter im BIOS auf Silent gestellt. Die GPU-Lüfter in beiden Systemen standen im Idle sogar komplett still. Im Idle waren die Lüfter der AiO nicht herauszuhören, lediglich unter synthetischer Last waren sie auszumachen. Das tieffrequente Rauschen war aber nicht störend und Nebengeräusche wie Klackern gab es auch keine. Im Gaming-Betrieb wurden sie von den Lüftern der Grafikkarten in beiden Systemen mühelos übertönt.
Würde ich die Endorfy Navis F360 ARGB abschließend also empfehlen?
Dies kommt drauf an.
Wenn man ein Mittelklasse-System mit einem Core i5/ i7 non-K oder Ryzen 5/7 (kleinere Modelle) sein Eigen nennt, ist die 360er-AiO kompletter Overkill und schlicht Geldverschwendung. Hier sollte man bei einem kleinen Towerkühler wie dem bequiet! Pure Rock 2 (bei Mindfactory ab ca. 24 ¤ zu haben) greifen. Von der Performance wird es keine Unterschiede geben. Solche CPUs haben schlicht nicht genug Abwärme, um solch eine große AiO bzw. einen großen Towerkühler zu rechtfertigen.
Bei größeren Intel Core i7 und i9-Modellen sowie einen größeren Ryzen 7/9 (12- und 16-Kern)-CPUs macht die Endorfy durchaus Sinn. Sie bietet reichlich Reserven für die schnellsten CPUs in den Lineups von Team Blue und Red, mit Ausnahme der Core i9-Topmodelle, hier macht eine Custom-Wasserkühlung Sinn. Leider konnte ich die AiO nicht in meinem eingangs erwähnten Threadripper-System testen. Endorfy bietet schlicht keine Montage für Sockel TR4 an. Um fair zu sein, sie bewerben dies aber auch nicht. Nichtsdestotrotz wäre es spannend gewesen zu sehen wie die AiO mit 280W TDP klarkommt.
Vom Preis-Leistungs-Verhältnis her ist die Navis F360 ARG ein No-Brainer. Zum Zeitpunkt des Testberichtes ist sie für knapp 129 ¤ zu haben, bequiet! ruft für ein vergleichbares Produkt OHNE RGB schon mehr als 150 ¤ auf.
Dennoch sollte man aufpassen, insbesondere als Einsteiger. Wie erwähnt ist die Montage gewöhnungsbedürftig, die Anleitung wenig hilfreich und das beigelegte Werkzeug nicht wirklich sinnvoll einsetzbar. Und der Kühler ist voluminös, man sollten schon einen ausgewachsener Midi-, besser einen Big-Towermit entsprechender 360er-Montage an der Front oder im Deckel sein Eigen nennen, um den Radiator unterbringen zu können. Fairerweise sollte man aber davon ausgehen können, dass der Käufer das vorher checkt bevor er sich für so einen Behemoth von Kühler entscheidet. So konnte ich die Endorfy leider nicht in meinem Sleeper-System, welches in einen i5 8400 in einem alten "Aldi-PC"-Gehäuse beherbergt, unterbringen. Es handelt sich um einen Micro-ATX-Tower. Und einen Test bei dem der Radiator neben dem PC liegt halte ich nicht für realistisch. Standardmäßig kommt hier indes ein Deepcool Gamaxx 200T zum Einsatz und auch dieser hält den i5 problemlos kühl. Ich denke die Ergebnisse wären analog zum i5 10400 ausgefallen.
Abschließend kann ich die Navis F360 ARGB als Schnapper für erfahrene PC-Bastler mit einer leistungsstarken CPU empfehlen. Sofern Endorfy seine Anleitung und das beigelegte Werkzeug überarbeitet, könnten sich auch Einsteiger an den Kühler wagen. Aktuell kann ich Einsteigern aber nur raten die Finger davon zu lassen, ihr werdet keine Freude bei der Montage haben!
Grundsätzlich muss ich sagen, dass ich sehr positiv überrascht war und Endorfy ab sofort auf meiner Watchlist steht.
Ich persönlich werde die Navis F360 bis auf weiteres in meinem Ryzen-System behalten und schauen, wie sich die Pumpe im Langzeittest schlägt (siehe dazu oben).
An dieser Stelle nochmals danke an Mindfactory, dass ich das Produkt testen durfte.