Produkttester
Zunächst möchte ich mich herzlich beim Team von Mindfactory bedanken, die mir das MSI B850 Gaming Plus WiFi 6E im Rahmen einer Produkttest-Aktion zur Verfügung gestellt haben, um es auf Herz und Nieren zu prüfen.
Als langjähriger PC-Enthusiast steht man alle paar Jahre vor der Entscheidung: "Never change a running system" oder der Sprung ins kalte Wasser der neuen Technologien? Mein bisheriges System, basierend auf einem soliden Ryzen 5 5600G (AM4-Plattform), hat mir treue Dienste erwiesen. Doch in Kombination mit meiner leistungsstarken RTX 3080 merkte ich zunehmend, dass die CPU in modernen Titeln zum Flaschenhals wurde.
Der Release der neuen Ryzen 9000er Serie und speziell des Gaming-Königs Ryzen 7 9800X3D war für mich das Signal zum Wechsel. Doch welches Mainboard nimmt man für so einen Prozessor? Die älteren B650 Boards sind zwar günstig, erfordern aber oft nervige BIOS-Updates, bevor sie überhaupt starten. Die X870 Boards sind oft sündhaft teuer und bieten Features, die normale Gamer selten brauchen.
Genau hier kommt das MSI B850 Gaming Plus WiFi 6E ins Spiel. Als Vertreter des brandneuen 800er Chipsatzes verspricht es volle Kompatibilität ab Werk. Mein Ziel für diesen Test: Ein stabiles, leises und leistungsstarkes System ohne "RGB-Kirmes". Ob das Board liefert, erfahrt ihr in diesem ausführlichen Bericht.
Design & Optik: Eleganz statt Disco-Beleuchtung
Schon beim Auspacken (Unboxing) fällt auf, dass MSI bei der "Gaming Plus"-Serie einen erwachsenen Weg einschlägt. Wer auf aggressive Drachen-Logos in knallrot oder blinkende LEDs auf jedem Zentimeter hofft, wird hier enttäuscht und das ist auch gut so.
Das Board ist fast komplett in Schwarz gehalten. Das PCB (die Platine selbst) ist matt-schwarz, was sehr hochwertig wirkt. Darauf sitzen massive, silber-graue Kühlkörper für die Spannungswandler (VRM) und die M.2-Slots. Dazu kommen dezente, geometrische Muster in einem helleren Grau, die dem Board eine technische, fast industrielle Ästhetik verleihen.
Mir persönlich gefällt dieser "Stealth-Look" außerordentlich gut. In meinem Gehäuse wirkt die Hardware dadurch aufgeräumt und professionell. Es schreit nicht "Gaming", sondern strahlt eher eine ruhige Kompetenz aus. Für Nutzer, die doch etwas Farbe wollen. Das Board bietet natürlich diverse ARGB- und RGB-Header, um Lüfter oder LED-Streifen anzuschließen und über MSI Mystic Light zu steuern. Das Board selbst drängt sich aber optisch nicht in den Vordergrund, sondern bietet die perfekte Bühne für die anderen Komponenten wie meine RTX 3080.
Verarbeitung & Haptik
Nimmt man das Mainboard aus der antistatischen Hülle, spürt man sofort das Gewicht. Das ist ein gutes Zeichen! Das hohe Gewicht kommt primär durch die massiven Kühlkörper (Heatsinks) zustande.
PCB-Qualität: Die Platine wirkt sehr verwindungssteif. MSI wirbt oft mit "Server Grade PCB", und tatsächlich fühlt sich das Material dick und robust an. Beim Einbau und beim Anziehen der Schrauben hatte ich nie das Gefühl, dass das Board durchbiegt oder knarzt.
Steel Armor: Ein Highlight für Besitzer schwerer Grafikkarten ist der verstärkte PCIe-Slot. Meine RTX 3080 ist ein ziemlicher Brocken. Der metallverstärkte Slot ("Steel Armor") gibt mir das sichere Gefühl, dass die Karte stabil sitzt und der Slot nicht unter dem Gewicht ausbricht oder absackt.
Kühler-Montage: Alle Heatsinks sitzen bombenfest. Nichts wackelt oder klappert. Besonders die Abdeckungen für die M.2 SSDs wirken wertig und sind thermisch gut angebunden.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Verarbeitung liegt auf einem Niveau, das man früher nur bei der teureren "Tomahawk" oder "Carbon" Serie gefunden hat. Hier gibt es absolut nichts zu meckern.
Montage: Einbau Freude statt Bastel Frust
Der Einbau eines Mainboards ist oft der nervigste Teil beim PC-Bau. Doch hier hat mich das MSI B850 Gaming Plus wirklich überrascht. MSI hat an vielen kleinen Stellen mitgedacht, um den Prozess so schmerzfrei wie möglich zu gestalten.
Vorinstallierte I/O-Blende: Früher hat man sich regelmäßig die Finger an den scharfen Kanten der I/O-Blende geschnitten oder noch schlimmer vergessen, sie vor dem Mainboard einzubauen. Beim B850 Gaming Plus ist die Blende fest mit dem Board verbaut. Das sieht nicht nur besser aus, sondern macht den Einbau ins Gehäuse kinderleicht. Das Board glitt perfekt an seinen Platz und die Schraublöcher passten auf den Millimeter genau.
Platzverhältnisse: Rund um den neuen AM5-Sockel ist genügend Platz. Selbst mit meinem doch recht ausladenden CPU-Kühler gab es keine Konflikte mit den RAM-Bänken oder den VRM-Kühlern. Das Layout ist hier sehr durchdacht.
EZ M.2 Clips: Ein absoluter Segen! Wer schon mal versucht hat, die winzigen M.2-Schrauben mit einem magnetischen Schraubenzieher in ein dunkles Gehäuse zu manövrieren, weiß, wovon ich rede. MSI nutzt hier einen kleinen Dreh-Mechanismus aus Plastik. SSD einlegen, Clip drehen, fertig. Kein Werkzeug nötig. Warum ist das nicht schon immer Standard?
Lüfter-Anschlüsse: Die Fan-Header sind logisch über das Board verteilt (oben für CPU, seitlich und unten für Gehäuselüfter), sodass man die Kabel sauber verlegen kann.
Kurz gesagt: Die Montage verlief absolut reibungslos ("alles super", wie ich es mir erhofft hatte). Auch für weniger geübte Bastler ist dieses Board sehr gut zu handhaben.
Leistung & Praxis: Der B850-Vorteil
Kommen wir zum wichtigsten Punkt: Der Performance im Alltag. Hier spielt der neue Chipsatz seine größte Stärke aus.
Der "Out of the Box" Vorteil
Das wohl größte Argument für dieses Board ist der B850 Chipsatz. Viele Nutzer, die aktuell einen Ryzen 7 9800X3D auf einem B650 Board verbauen wollen, müssen oft erst ein BIOS-Update per USB-Stick durchführen ("Flashback"), bevor der PC überhaupt ein Bild zeigt. Das ist stressig und fehleranfällig.
Beim MSI B850 Gaming Plus WiFi 6E war das anders: CPU rein, Kühler drauf, einschalten | läuft. Das Board erkannte den brandneuen 9800X3D sofort. Kein Update, kein schwarzer Bildschirm, kein Herzrasen. Dieser Komfort ist den Aufpreis zum Vorgänger Chipsatz meiner Meinung nach allein schon wert.
Stabilität & VRM-Temperaturen
Der Ryzen 7 9800X3D ist ein Biest, was Gaming-Leistung angeht, verlangt den Spannungswandlern aber auch einiges ab, wenn er boostet. Ich habe das System diversen Stresstests unterzogen (Cinebench R23, Prime95).
Das Ergebnis: Die VRM-Temperaturen blieben absolut solide. Die massiven Kühlkörper leisten ganze Arbeit. Selbst unter Dauerlast wurden die Wandler nie kritisch heiß, was bedeutet, dass die CPU ihren Takt dauerhaft halten kann und nicht gedrosselt wird. Für ein Board der "Mittelklasse" ist diese Spannungsversorgung beeindruckend stabil und absolut tauglich für High-End-CPUs.
RAM & EXPO
Auch beim Arbeitsspeicher gab es keine Zicken. Ich nutze ein DDR5-Kit mit 6000 MHz. Im BIOS (welches MSI-typisch sehr übersichtlich aufgebaut ist) habe ich einfach das EXPO-Profil aktiviert, neu gestartet, und der RAM lief stabil auf der versprochenen Geschwindigkeit. Die Speicher-Kompatibilität scheint bei der 800er Serie deutlich besser zu sein als noch zum Start von AM5.
Konnektivität (LAN vs. WLAN)
Das Board bietet WiFi 6E, was für viele sicher ein Kaufargument ist (schnelle, stabile Verbindung im 6GHz Netz). Da ich meinen PC aber stationär nutze und auf maximale Ping-Stabilität in Online-Shootern angewiesen bin, setze ich primär auf den 2.5 Gbit LAN-Port.
Die Verbindung ist absolut stabil, Datentransfers im Heimnetzwerk (zum NAS) reizen die Bandbreite voll aus. Es ist aber beruhigend zu wissen, dass man mit WiFi 6E und Bluetooth 5.3 eine moderne Backup-Lösung an Bord hat, falls man den PC doch mal umstellen muss oder Bluetooth-Controller verbinden will.
Preis-/Leistungsverhältnis
Der Preis für Mainboards ist in den letzten Jahren gestiegen, das ist kein Geheimnis. Das MSI B850 Gaming Plus WiFi 6E positioniert sich im mittleren Preissegment.
Vergleicht man es mit den teureren X870(E) Boards, fehlen eigentlich nur Features, die 99% der Gamer nicht brauchen z.B. USB 4.0 oder noch mehr PCIe-Lanes.
Vergleicht man es mit den günstigeren B650 Boards, zahlt man hier zwar etwas mehr, bekommt aber die garantierte "Out of the Box" Kompatibilität für Ryzen 9000, modernere Features und oft ein besseres VRM-Design.
Für mich ist das Preis-Leistungs-Verhältnis hier sehr gut. Man bekommt ein Board, das auch die stärksten CPUs befeuern kann, ohne für unnötigen Schnickschnack zu bezahlen. Man zahlt für Qualität, Stabilität und den neuen Chipsatz und das ist fair.
Haltbarkeit & Zukunftssicherheit
Mit dem Sockel AM5 hat AMD versprochen, die Plattform noch einige Jahre zu unterstützen. Das macht dieses Board zu einer Investition in die Zukunft.
PCIe 5.0 M.2 Slot: Das Board verfügt über einen Lightning Gen 5 M.2 Slot. Das ist perfekt, da moderne PCIe 5.0 SSDs inzwischen immer erschwinglicher werden und im Dezember 2025 der neue Standard sind.
Chipsatz: Der B850 ist brandneu und wird sicher noch lange Treiber- und BIOS-Updates erhalten.
Im Vergleich zu meinem alten System (AM4) fühlt sich alles "schneller" und "reaktiver" an, nicht nur in Spielen, sondern auch beim Booten und in Windows.
Fazit
Das MSI B850 Gaming Plus WiFi 6E ist der Beweis dafür, dass man kein 500€-Mainboard braucht, um einen High-End-PC zu bauen. Es ist der perfekte Unterbau für meinen Ryzen 7 9800X3D und die RTX 3080.
Was mir besonders gefallen hat:
Der stressfreie Start: Keine BIOS-Updates nötig, CPU wurde sofort erkannt.
Das Design: Schlicht, schwarz, edel, passt in jedes Setup.
Die Montage: EZ M.2 Clips und vorinstallierte Blende sparen Nerven.
Die Leistung: Kühle Spannungswandler auch bei High-End-CPUs.
Kritikpunkte:
Echte Kritikpunkte muss man mit der Lupe suchen. Da mittlerweile PCIe 5.0 Grafikkarten auf dem Markt sind, könnte man bemängeln, dass dieses Board im x16-Slot (modellabhängig bei der B-Serie) eventuell noch auf PCIe 4.0 setzt. Für meine RTX 3080 und selbst für die meisten aktuellen High-End-Karten ist das kein spürbarer Nachteil, aber wer das absolut letzte Prozent Leistung aus einer Next-Gen-Karte (RTX 50er Serie) kitzeln will, müsste eventuell zu einem teureren X870E greifen. Für 99% der Gamer ist das aber irrelevant.
Kaufempfehlung:
Wer aktuell einen PC mit der Ryzen 9000er Serie (und besonders den X3D-Modellen) plant und ein zuverlässiges, gut ausgestattetes Mainboard sucht, das einfach funktioniert, der kann hier bedenkenlos zugreifen.