Produkttester
Liebe Leser/innen!
Wenn Ihr hier gelandet seid, dann hofft ihr bestimmt, ein paar Informationen zu dem relativ frisch erschienenen Gehäuse "Silent Base 601" der Marke beQuiet zu erhaschen. Ich hatte das große Glück, nicht nur Teilnehmer an der von Mindfactory bewährten Aktion "Testers Keepers" zu sein, sondern auch tatsächlich zu einem dieser Tester ausgewählt zu werden. An dieser Stelle einen großen Dank an die Mindfactory AG und natürlich auch an die Listan GmbH respektive beQuiet für diese Chance.
Nach einigen kleinen Verzögerungen wurde mir das Gehäuse in einem ansprechenden Karton sicher und unversehrt angeliefert.
Das Gehäuse ist | wie ich es auch schon vom beQuiet Pure Base 600 her kannte | in zwei stabile Styropor- Formen verkeilt und zusätzlich in einer transparenten Folie umwickelt. So ist es gut gegen Bewegungen beim Transport abgefedert und weiterhin gegen Kratzer abgeschirmt.
Die bei der Lieferung beiliegenden Kleinteile wie ein zusätzlicher Einbauschacht für HDDs, Schrauben, Klettverschluss-Bänder und Halter für zusätzliche Lüfter sind in einem Karton im Inneren des Gehäuses zu finden, welcher wiederrum mit einem mit Plastik ummantelten Draht fixiert wurde. Alles in allem eine perfekt organisierte Lösung für den Transport, bei welchem es je nachdem auch mal ruppiger zugehen kann.
Nach dem Auspacken und Entfernen aller Kleinteile habe ich zunächst einen optischen Vergleich zu meinem bisherigen Gehäuse gezogen.
Man sieht hier schön, dass das Silent Base 601 deutlich mehr Platz bietet als das Pure Base 600, obwohl beide Varianten im Midi-Tower Bereich angesiedelt sind. Natürlich ist das Silent Base 601 nicht der Nachfolger des Pure Base 600, dennoch sieht man hier auch den typischen Aufbau eines Gehäuses aus den Reihen von beQuiet. Das Design des Silent Base 601 finde ich durch die orangen Streifen an der Front deutlich ansprechender, aber auch dort ist die Verwandtschaft klar zu erkennen.
Die generelle Verarbeitung des Silent Base 601 ist sehr hochwertig, da im Vergleich zum Pure Base 600 deutlich weniger Kunststoff verwendet wurde. So ist der Deckel als auch die Front aus robustem Metall, was die Stabilität und die allgemeine Verarbeitung merklich aufwertet.
Die folgende Hardware aus meinem alten Kasten wird vollständig in die neue Heimat umgesiedelt:
- Asus ROG Maximus VII Ranger
- I7 4790k (geköpft, auf 1.12 V-Core fixiert und alle Kerne auf 4,4 Ghz übertaktet)
- Thermalright HR-02 Macho Rev. B
- 4 x 8 GB G.Skill TridentX DDR3-2400 CL10 auf XMP-Profil
- Asus Strix GTX 1070 O8G (undervolted auf 0.850 mV und auf 1.823 MHz fixiert)
- beQuiet Dark Power Pro 10 550 Watt
- Samsung Evo 850 250 GB SSD
- Seagate ST1000DX001 1 TD SSHD
- 2 x 140mm beQuiet Silent Wings 2
- 3 x 140mm beQuiet Silent Wings 3 PWM
Da auch bei Gehäusen gewisse ISO-Standards eingehalten werden, gestaltet sich auch dieser Einbau relativ simpel. beQuiet hat hier eine besonders pfiffige Lösung für die Öffnung der Seitenwände verbaut: mittels eines einfachen Arretierungssystems können diese einfach mittels eines Knopfdrucks geöffnet und auch genauso leicht wieder montiert werden. Dies erspart den Schraubenzieher, wenn man auch vielleicht im laufenden Betrieb den Rechner öffnen muss, um ggf. nach Fehlerquellen zu suchen. Klasse!
Zur eigentlichen Montage: Das Mainboard wird im senkrecht lagernden Zustand auf die dafür vorgesehen Schrauböffnungen gelegt und entsprechend verschraubt. Ich habe den Kühler auf der CPU direkt drauf gelassen, da der Thermalright HR-02 Macho Rev. B zwar ein guter und leiser Kandidat ist, allerdings auch etwas fummelig zu montieren. Zudem breche ich mir gerne bei der Auftragung der Wärmeleitpaste einen ab; somit erspare ich mir das alles und montiere das Mainboard wie vorgesehen. Das Netzteil wird wie auch in der beiliegenden Anleitung beschrieben unten in den Kanal geschoben. An dieser Stelle ein wichtiger Tipp: die Kunststoffverkleidung über den in dem Schacht liegenden HDD-Käfig entfernen plus den erwähnten Käfig, um die Kabel des Netzteiles zu erreichen. Die Kabel können dann an der Rückwand des Towers wunderbar verteilt werden. Zum einen gibt es drei mit orangen Gummiumrandungen versehene Kabelkanäle, welche zum einen optisch gefallen, aber auch für ein sauberes Kabelmanagement sorgen. Zudem gibt es an vielen Stellen an der kompletten Rückseite kleine Ösen, welche für die Fixierung von Kabeln mithilfe von Kabelbindern oder den beigelegten Klettverschluss-Bändern genutzt werden können.
Eine sehr durchdachte Sache an der Rückwand bzgl. der Montage von 2,5" Datenträgern ist mir aufgefallen: ich wusste durch andere Tests bereits, was beim Silent Base 601 hier auf mich zukommt ergo, dass es Platz für zwei 2,5" Laufwerke geben wird. Allerdings ist dieser Schlitten auf zwei Ebenen montierbar, was auf den Bildern schön zu erkennen ist. Damit ist es möglich, bis zu vier 2,5" Laufwerke zu verbauen.
Allerdings wird dafür ein zweiter Schlitten benötigt, welcher dem Gehäuse leider nicht beilag. Diesen wird man aber sicherlich auf Nachfrage hin für einen kleinen Euro nachgeliefert bekommen (in diesem Falle direkt beim Hersteller). Mir persönlich hat dies sehr gefallen, da ich damit recht viel Möglichkeit zur Erweiterung meines Speicherplatzes habe.
Meine 3,5" SSHD findet im unteren Schacht neben dem Netzteil Platz. In der Front des Gehäuses setze ich zudem beide "Silent Wings 2" von unten aufgebaut ein. Weiterhin lasse ich gleich die kleine Plastikabdeckung hinter der Front weg, damit die SSHD auch Frischluft bekommt.
Ein Silent Wings 3 PWM wird direkt an die Rückseite hinter dem CPU-Kühler montiert. Die letzten beiden Silent Wings 3 kommen in den Deckel. An dieser Stelle hat sich beQuiet auch ein sehr schönes Gimmick einfallen lassen: unter jenem Deckel ist eine Schiene angebracht, die mithilfe von zwei Schrauben fixiert ist und ganz einfach herausgenommen werden kann. Damit ist die Montage für die oberen Lüfter ein wahres Kinderspiel. Natürlich muss man gucken, dass man die Kabel bereits in die korrekte Richtung verlaufen lässt, um diese hinterher auch an der Hinterwand verlegen zu können.
Ich habe mich ganz bewusst dazu entschieden, die beiden vorhandenen Pure Wings 2 gegen das eben erwähnte Setup auszutauschen, da ich mich bereits durch den Besitz des Pure Base 600 viel mit Airflow sowie Luftfördermassen und auch Geräuschentwicklung beschäftigt habe. Da ich aber beim Austausch auf Lösungen derselben Marke gegriffen habe, möge man mir an dieser Stelle verzeihen. Es wäre aber auch wünschenswert, wenn man gleich vorab bei einem auf "Silent" fokussiertem Gehäuse direkt auf die stärkeren Lüfter zurückgreifen würde und diese entsprechend vormontiert.
Zum guten Schluss wird noch die Grafikkarte verbaut und alle Kabel so ordentlich wie möglich verlegt, gruppiert und fixiert | hierbei immer mit dem Fokus, die Kabel nicht unter Spannung, Druck oder starkem Knicken zu haben.
Der erste Start glückt und der Gerät startet in seiner neuen Heimat in das Betriebssystem.
Jetzt interessieren uns natürlich die Kühl-Eigenschaften und das große Stichwort "Silent". Alle installierten Lüfter werden bei mir im BIOS über die Option "Turbo" geregelt, wobei alle Lüfter auf die Sensoren des Mainboards adaptiv reagieren. Neben einem Test mit Prime95 in der Version 27.9 mit AVX-Erweiterung zeigt ein erster Test (Small FFT) nach ca. 5 Minuten eine Temperatur von 61 Grad auf dem wärmsten Kern des i7. Da Prime95 bekanntermaßen ein selten auftretendes Szenario widerspiegelt, habe ich mich natürlich auch an in meinem Alltag benutzte Software gewagt und CPU-lastige Titel wie "The Division" und "Hitman Season 1" getestet. Mittels MSI Afterburner kann ich mir im laufenden Betrieb alle relevanten Informationen bzgl. der Auslastung und Temperatur meiner Hardware anzeigen lassen. Bei den genannten Titeln komme ich auf maximal 57 Grad (The Division) sowie 56 Grad (Hitman Season 1).
Wie verhält sich die Grafikkarte im Vergleich zu vorher? Hier gab es für mich keine Überraschungen. Durch das Undervolting und die Fixierung auf einen maximalen Wert von 1.823 MHz für den GPU-Takt habe ich im Pure Base bei einem Stresstest nie mehr als 60 Grad gesehen, das hat sich hier nicht geändert.
Eine große Freude habe ich bei meinen internen Datenträgern: durch den etwas größeren Abstand zwischen Rückwand des Mainboard-Trays und Seitenwand beim Silent Base 601 im Vergleich zum Pure Base 600 hat meine dort montierte 2,5" SSD nun eine maximale Temperatur von 32 Grad, vorher waren es bis zu 38 Grad. Die im unteren Schacht verbaute 3,5" SSHD profitiert nun deutlich von meinem Lüfter-Setup und wird nicht wärmer als 26 Grad. Spitze!
Was ist nun mit dem "Silent"? Rein subjektiv betrachtet kann ich das Gehäuse kaum hören. Meine Frau hat den Rechner eine Woche lang für Home-Office verwendet und behauptet das Gleiche. Ich habe aber dennoch mal die App "Smart Tools" auf meinem Galaxy S8 verwendet und die darin integrierte Schallmessung ausgeführt. In ca. 1 m Abstand wurde mir ein Wert von 2 | 3 dB angezeigt, was quasi einem leichten Windrauschen gleichzusetzen ist. Dies gilt sowohl im Leerlauf als auch unter Last. Da ich während des Spieles immer ein Headset nutze (Lioncast LX 50), höre ich noch nicht einmal das.
In Summe ist das beQuiet Silent Base 601 ein solides Gehäuse für die Mittelklasse, welches mit sinnvollen Features wie eine hochwertige und solide Verarbeitung aufwartet als auch viel Liebe zum Detail in Lösungen für eine einfache Montage sowie Möglichkeiten für ein ordentliches Kabelmanagement. Alle Komponenten wie zusätzliche Lüfter, Laufwerke sowie das Netzteil werden durch pfiffige Gummikupplungen bzw. Aufsätze entkoppelt, damit diese keine Vibrationen auf das Gehäuse übertragen. Vorne hinter der Front als auch am Boden befinden sich zwei Staubschutzfilter, welche für eine Reinigung leicht entnommen werden können. Natürlich gibt es aber auch negative Punkte: für den Preis | welcher im Schnitt 120 ¤ beträgt | hätten von Werk aus auch zwei Silent Wings verbaut werden können. Das ist sicherlich Meckern auf hohem Niveau, aber die Pure Wings 2 sind in Relation zu der Marke leider die low-budget-Variante und stören das Gesamtbild des insgesamt hochwertigen Eindruckes. Zudem finde ich die Öffnung zum Kabelbaum des Netzteils nicht sonderlich geschickt gelöst, da zum einen der ggf. montierte Festplattenkäfig demontiert sein muss als auch die darüber liegende Plastikverkleidung. Da hätte man auch mit einem Arretierungssystem wie bei den Seitenwänden arbeiten können, um den Zugang zu erleichtern.
Am Ende überwiegen aber die vielen positiven Eigenschaften, so dass ich eine klare Kaufempfehlung aussprechen kann. Ich gebe aber den Tipp, die integrierten Lüfter gegen leisere auszutauschen und zudem noch mind. 2 weitere dazu zu kaufen, um einen optimalen Airflow hin zu bekommen.