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Die MSI Radeon RX 5600 XT Gaming X 6GB im Test I Testers Keepers
Einleitung
Mit der Radeon RX 5600 XT erschien am 29. Januar 2020 die 5. Grafikkarte der 5000er Desktop-Serie von AMD. Während die 5500 XT 4 Gigabyte und 8 Gigabyte-Versionen auf dem kleineren Navi 12-Chip aufbauen, basiert die Radeon 5600-Serie wie die 5700-Serie auf dem 251mm² großen Navi 10-Chip. Beide GPUs basieren auf AMDs neuer RDNA-Architektur, die speziell für den Gaming-Einsatz entwickelt wurde.
Im Gegensatz zur großen Schwester RX 5700 XT sind bei allen RX 5600-Karten vier der ursprünglichen 40 Compute Units (CUs) deaktiviert. Mit 192-bit statt 256-bit ist das Speicherinterface auch kleiner geraten als beim Vollausbau der Navi 10 GPU, so dass die Speicherbestückung mit 6 Gigabyte GDDR6-Speicher aus technischen Gründen ebenfalls kleiner ausfällt.
Alle Chips von AMDs Navi-Familie werden im fortschrittlichen 7 Nanometer (nm) Fertigungsverfahren bei TSMC hergestellt, so dass die GPUs deutlich höher takten können als die Vorgänger der Polaris-Serie, die noch im 14nm-Verfahren bei Globalfoundries gefertigt werden. Bei den Navi Grafikkarten unterscheidet AMD neuerdings zwischen Base-Clock, Game-Clock und Boost-Clock.
Base-Clock ist der Basistakt, der selbst im Worstcase immer anliegt, selbst wenn man die Grafikkarte in einem synthetischen Stresstest quält. Der Gameclock ist der durchschnittliche Takt in Spielen, der unter normalen Voraussetzungen und ohne Änderung der Leistungseinstellungen im Treiber anliegen sollte. Der Boost-Clock hingegen ist der maximale Takt, der selbst unter optimalen Gegebenheiten nur äußerst selten erreicht wird. Bei der MSI Radeon RX 5600 XT Gaming X wird der Gameclock mit 1615 MHz angegeben, was nur 110 MHz geringer ist als bei der nächstgrößeren MSI Radeon RX 5700 Gaming X. Der geringere Takt kommt der Leistungsaufnahme (TDP) zugute, die MSI mit 160 Watt angibt. Ein erstaunlicher Wert, schließlich liegt der TDP-Wert bei vielen Karten der 5500 XT-Serie bei 140 Watt.
Wie alle Karten aus AMDs Navi-Serie unterstützt die MSI Radeon RX 5600 XT Gaming X den PCI Express 4.0-Standard. Ein entsprechendes Mainboard mit AMDs x570- oder dem kommenden B550-Chipsatz vorausgesetzt. Dieser sorgt dafür mit doppelter Bandbreite gegenüber PCIe 3.0 dafür, dass die Framerate der Grafikkarten bei vollem GDDR6-Speicher und Zugriff auf den Systemspeicher nicht vollends einbricht.
Spezifikationen
Weitere Spezifikationen der MSI Radeon RX 5600 XT Gaming X können der folgenden Tabelle entnommen werden:
PCB-Design MSI
Bus Standard PCI Express 4.0
L*B*H 297 * 140 * 58 mm
Stromversorgung 2 * 8 Pin
Spannungswandlerkreise GPU 8
Kühlerdesign Gaming X / 2,7 Slots
Kühlkörper Alu-Radiator, 6 Heatpipes
Lüfter 2 * 95mm
Lüfter im 2D Modus abschaltbar Ja
GPU-Basistakt 1.420 MHz
GPU-Gametakt 1.615 MHz
GPU-Boosttakt 1.750 MHz
Speichertakt 6.000 MHz
Speicherbandbreite 192-bit
Leistungsaufnahme 150 W
Empfohlenes Netzteil Ab 450 W
Einstellbare Max. GPU-Power +20%
Gewicht 1401g
DirectX Unterstützung 12.0
Anschlüsse 3 * DisplayPort 1.4 DSC / 1 * HDMI 2.0b
Design & Verarbeitung
Die Radeon RX 5600 XT Gaming X ist eines von zwei verschiedenen RX 5600-Modellen seitens MSI. Neben dem Topmodell der Gaming X-Reihe gibt es noch die günstigere RX 5600 XT Mech OC. Das Design der Radeon RX 5600 XT Gaming X wurde für die Navi-Grafikkarten von Grund auf neugestaltet und unterscheidet sich auch optisch deutlich von den Gaming X-Varianten auf Basis von Nvidia-GPUs.
MSI setzt hierbei auf ein schlichtes, aber optisch hochwertig wirkendes Design aus mattem, schwarzem Plastik und grauem Plastik in gebürsteter Aluminium-Optik. Als Kontrast-Element sind um die zwei Lüfter rote Zierleisten angebracht. Die Rückseite der Grafikkarte wird durch eine schwarze Backplate geschützt, die aus Aluminium besteht und somit gleichzeitig als Wärmeleiter fungiert.
An der Seite befindet sich noch das Logo der MSI Gaming X-Serie, welches im Betrieb leuchtet und sich mit der mitgelieferten Software farblich individuell ansteuern lässt. Da aber mittlerweile Wasserkühlungen, Mainboards und weitere Komponenten alle ihre eigene Software zur Einstellung der RGB-Beleuchtung mitbringen, muss jeder User selbst entscheiden, wie wichtig ihm die individuelle Farbgestaltung seines Rechners ist. Auch ohne Software wechselt das MSI-Logo fließend die Farbe.
Größe und Gewicht sind für eine Mittelklassekarte mit 150 Watt TDP sehr ordentlich, was eine hohe Wertigkeit und einen leisen Betrieb verspricht.
Montage
Die Montage der Karte gestaltet sich einfach, wie bei fast jeder Grafikkarte. Alte Karte raus, neue Karte rein in den PCI-Express-Slot, 8-Pin-Stecker vom Netzteil anschließen, Befestigungsschrauben an der Slotblende nicht vergessen | Fertig!
Testsystem
Mein Testsystem für die MSI Radeon RX 5600 XT Gaming X besteht aus folgenden Komponenten:
" AMD Ryzen R5 3600 (6 Kerne / 12 Threads) gekühlt mit einer AiO 360mm Wasserkühlung.
" Gigabyte x570 Aorus Master
" 32GB Crucial Ballistix Sport AT V2 Dual Rank DDR4-3200 DIMM CL16 Dual Kit (übertaktet auf 3400 MHz)
" Dell U2413 Monitor
Getestet wird in der eher seltenen Auflösung 1920*1200 (16:10) in möglichst maximalen Grafikeinstellungen. Die Ausnahme bildet das grafisch wenig anspruchsvolle Forza 7, welches daher in 4k-Auflösung getestet wird. 16-fache anisotropische Texturfilterung ist dabei immer aktiviert. Die MSI Radeon
RX 5600 XT Gaming X wird mit folgende Grafikkarten im Benchmarkparkour verglichen:
" MSI Radeon RX Vega 56 Airboost OC 8GB
" Sapphire Radeon RX 570 Pulse 8GB
" MSI Radeon R9 290 Gaming 4GB
Benchmarks
Die MSI Radeon RX 5600 XT Gaming X zeigt in allen Tests spielbare Frameraten und liegt ungefähr auf dem Level einer Radeon RX Vega 56. Dabei sinken die Frames pro Sekunde (fps) selten unter die wichtige Marke von 60. Nur der wahrscheinlich unoptimierte Gothic Teaser und der experimentelle Minecraft Shader Mod stellen die Karte vor größere Herausforderungen. Dabei sind jedoch beide Titel klar als "spielbar" zu bezeichnen. Während Techlands Dying Light der Karte eher zu liegen scheint, muss Sie sich in Resident Evil der Vega-Karte geschlagen geben. Für eine Mittelklasse-Grafikkarte ist dies jedoch ein respektables Ergebnis.
Die Radeon RX 570 und R9 290 werden von der MSI RX 5600 XT Gaming X klar geschlagen.
Overclocking
Der etwas versiertere Anwender hat durch die Performance-Regler in AMDs Adrenalin Treiber zahlreiche Möglichkeiten noch mehr Leistung aus seiner MSI Radeon RX 5600 XT Gaming X herauszuholen. Um der RX 5700 jedoch nicht zu nahe zu kommen liegt der im Treiber einstellbare maximale Takt bei +10% und die Leistungsgrenze, die den Stromverbrauch regelt bei +20%. Der Speichertakt hingegen kann problemlos um 1.000 Mhz auf 7.000 Mhz angehoben werden.
Insgesamt sind so weitere 10% Mehrleistung möglich und sofern man damit einverstanden ist, dass die Garantie durch Overclocking erlischt, ist dies auch jedem zu empfehlen, da die Karte selbst unter den oben genannten Taktraten nicht am physikalischen Limit arbeitet. Die Taktraten des Top-Modells Radeon RX 5700 XT zeigen dies deutlich.
Lautstärke / Temperatur / Verbrauch
Während die MSI Radeon RX 5600 XT Gaming X sich in den Spielebenchmark mit der RX Vega noch einen harten Schlagabtausch liefert, werden die Vergleichskarten beim Thema Lautstärke deklassiert.
Im Windows schalten sich die Lüfter komplett ab und selbst beim Spielen dauert es ein paar Minuten bis die Karte eine Temperatur von 60 Grad erreicht und die Lüfter anfangen zu rotieren. Doch selbst dann bleibt die Karte stets unhörbar aus dem Testgehäuse. Ein Blick auf das Gewicht der Karte verrät: MSI verbaut den gleichen Kühler, wie bei dem höheren RX 5700 XT-Modell. Kein Wunder also, dass die Karte so ein hervorragendes Ergebnis einfährt. Großes Lob an MSI!
Insgesamt sieht man grade beim Thema Kühler auch wie sehr sich Grafikkarten in den letzten Jahren weiterentwickelt haben. Die Lautstärke der R9 290 beim Spielen ist nur mit einem geschlossenen Headset erträglich.
Modell Lautstärke Karte Windows Desktop Lautstärke Karte Last
MSI RX 5600XT 6GB passiv nicht wahrnehmbar
RX Vega 56 8GB kaum wahrnehmbar deutlich wahrnehmbar
RX 570 8GB kaum wahrnehmbar leicht wahrnehmbar
R9 290 4GB leicht wahrnehmbar sehr deutlich wahrnehmbar
Beim Thema Verbrauch fährt die MSI-Karte ein hervorragendes Ergebnis ein. Unter Windows meldet der Treiber einen Verbrauch von lediglich 6 Watt und beim Spielen werden ca. 90 Watt angegeben. Das ist fast die Hälfte der RX Vega 56, bei ähnlicher Performance.
Preis-/Leistungsverhältnis
Die MSI Radeon RX 5600 XT Gaming X wird bei Mindfactory zum Testzeitpunkt für 329 EUR angebotenen und gehört damit zu den teureren RX 5600 XT Modellen. Betrachtet man jedoch den hochwertigen Kühler, ist der Aufpreis durchaus gerechtfertigt. Für 20 EUR mehr gibt es jedoch bereits die ersten Modelle der RX 5700, welche neben höheren Taktraten zusätzlich 2 Gigabyte mehr Grafikspeicher bietet. Schnäppchenjäger, die ohnehin nur in Full-HD spielen wollen, können zur 5600 XT greifen. Spieler mit einem Monitor mit höherer Auflösung sollten den Aufpreis für die Radeon RX 5700 in Betracht ziehen.
Fazit
MSI hat mit der Radeon RX 5600 XT Gaming X ein gelungenes Produkt auf den Markt gebracht. Die Karte bietet eine hohe Spieleleistung und ist auch für zukünftige Spieletitel in Full-HD gerüstet. Dabei ist sie gleichzeitig die kühlste, leiseste und effizienteste Karte unter den Testprobanden. Sie eignet sich damit besonders für Spieler, die sich ein Silent-System zusammenstellen möchten, jedoch ohne auf Spieleleistung verzichten zu wollen.