Produkttester
Zunächst einmal möchte ich mich herzlich bei Mindfactory und MSI bedanken, die mir diese Karte freundlicherweise zum Testen zur Verfügung gestellt haben. Dieser Hinweis dient der Transparenz. Ich bin in meiner Meinung dennoch vollständig unabhängig und werde auf alle positiven und negativen Aspekte des Produkts eingehen, die mir innerhalb von knapp 2 Wochen intensiven Testens aufgefallen sind. Des Weiteren werde ich häufig meine bisher verwendete XFX RX 590 Fatboy Aktiv zum Vergleich heranziehen und auch versuchen die Karte ins Verhältnis der aktuellen Konkurrenzprodukte von Nvidia zu setzen, auch wenn ich diese NICHT selbst besitze bzw. getestet habe. Zur Erhebung der Daten wie FPS, Temperatur und Leistungsaufnahme diente der MSI Afterburner. Um eine bessere Übersichtlichkeit zu gewährleisten habe ich meine Rezension in unterschiedliche Teile gegliedert, zu denen ich dann jeweils eine Bewertung abgebe und abschließend in einem Fazit zu einer finalen Bewertung zusammenfasse.
Ebenfalls vorab möchte ich noch ein paar Worte zu meinem Testsystem verlieren. Dabei handelt es sich um einen Ryzen 5 3600 in Kombination mit 16 GB DDR4 3200 Mhz CL 16 installiert auf einem MSI B450-A Pro MAX. Die PCI-E 4.0 Funktionalität der Grafikkarte konnte ich also nicht testen, wobei diese für die meisten Anwender in diesem Preisbereich ohnehin irrelevant sein dürfte. Alle getesteten Spiele waren auf einer SATA SSD von Crucial installiert. Als Monitor kam ein Model mit 75 Hz, FreeSync und Auflösung von 1920x1080 von Acer zum Einsatz. Die von mir angepeilte Framerate lag also bei 75 Bildern pro Sekunde, obwohl FreeSync auftretende Framedrops durchaus sehr gut kaschiert.
Getestet habe ich also in Full-HD insbesondere mit folgenden Spielen: A Plague Tale: Innocence, Metro Exodus, Forza Horizon 4, The Division 2, aber auch älteren Titeln wie Crysis 3 und STALKER: Clear Sky.
Grundsätzlich gestört hatte mich bei meiner alten RX 590 die hohe Leistungsaufnahme und Wärmeentwicklung sowie die damit einhergehende Lautstärke der Karte unter Volllast. Diese wurde in anspruchsvolleren Szenarien gerne mal bis über 70°C warm. Zwar immer noch unbedenklich, jedoch drehten die Lüfter bei diesen Temperaturen durchaus auf 2000 RPM hoch, was beim Spielen ohne Headset zu einer störenden Geräuschkulisse führte.
Nun aber endliche zur eigentlichen Rezension:
Verpackung, Verarbeitung und Design:
Die Lieferung erfolgte, wie von Mindfactory gewohnt, überaus schnell und unkompliziert per DHL. Die Karte kommt in einer relativ schlichten, schwarz-roten Umverpackung daher, die noch einmal die wichtigsten Produkteigenschaften und Features auf der Vorder- und der Rückseite zur schau stellt. Beim Öffnen des Umkartons wurde schnell deutlich, dass es sich hier um eines der teureren und hochwertigeren Custom Designs der RX 5500 XT handelt. Garantieinformationen, eine Anleitung zur Installation der Grafikkarte und weitere Dokumente liegen in einem schicken, schwarzen Umschlag bei. Die Karte selbst ist dann gut gepolstert von einer Schaumstoffform umgeben und in eine Kunststofftüte eingepackt, sodass beim Transport keinerlei Schäden entstehen konnten. Das Design der Karte schließlich, weiß zu begeistern. Sie verfügt über eine Backplate aus Aluminium, die natürlich sehr schick aussieht, vermutlich aber auch der Kühlung zugutekommt. Auch die Vorderseite mit den zwei Axiallüftern ist sehr gut verarbeitet. Zwar kommt hier glaube ich nur Kunststoff zum Einsatz, dieser fühlt sich jedoch absolut nicht billig, sondern absolut wertig an. Das MSI Logo an der Seite verfügt über eine RGB-Beleuchtung, deren Farben sich über eine Software regeln lassen. Der Einbau war sehr einfach und ging flott von der Hand. Der Hersteller hat hier ganze Arbeit geleistet. Deshalb: 5/5 Sternen
Performance:
Für die meisten Kaufinteressenten vermutlich das wichtigste Kriterium. Grundsätzlich kann ich hier sagen: In den meisten modernen Titeln reicht die RX 5500 XT nicht für allerhöchste Detailstufen bei 75 FPS aus. Jedoch wird sich der Großteil der Käufer auch mit der zweithöchsten Detailstufe zufriedengeben, da die Unterschiede wirklich schwer zu erkennen sind. Folglich habe ich auch stets auf dieser zweithöchsten Detailstufe getestet. Im Durchschnitt erreichte ich folgende FPS in den bereits genannten Spielen:
A Plague Tale: Innocence 76 FPS; Metro Exodus 54 FPS; Forza Horizon 4 105 FPS; The Division 2 80 FPS; Crysis 3 115 FPS; STALKER:Clear Sky (DX9) 186 FPS
Im Großen und Ganzen ist die RX 5500 XT gleichauf mit meiner alten RX 590, in manchen Spielen sogar ein wenig langsamer. AMD ist es hier gelungen eine Ablösung für die auf der veralteten GCN-Architektur basierenden Einsteiger und Mittelklasse Modelle wie der Radeon RX 570, RX 580 und RX 590 zu kreieren. Nicht weniger, aber eben auch nicht mehr. Wer auf der Suche nach einem Produkt für solides 1080p 60 FPS Gaming bei hohen bis sehr hohen Detailstufen ist, der wird hier zumindest was die Performance angeht fündig. Jedoch hat Nvidia hier mit der GTX 1650 Super bzw. GTX 1660 sehr starke Konkurrenzprodukte im Portfolio die mindestens gleichauf bzw. häufig auch noch ein gutes Stück schneller sind als die RX 5500 XT. Letztendlich sorgte die Performance bei mir für eine erste Enttäuschung. Meine alte RX 590 konnte nicht übertroffen werden und die Konkurrenz ist in diesem Preisbereich sehr stark aufgestellt. Für höhere Auflösungen als Full-HD bzw. höhere Framerates, wie z.B. 120 FPS ist die RX 5500 XT, außer vielleicht in E-Sports Titeln ohnehin nicht geeignet. Deshalb hier nur 3/5 Sterne
Wärmeentwicklung, Lautstärke und Energieverbrauch:
Zugegeben: An diesem Punkt werden vermutlich die meisten budgetorientierten Spieler ein Auge zudrücken. Der Kauf einer günstigen Grafikkarte ist meistens auch mit einem hohen Lautstärkepegel und einem relativ hohen Energieverbrauch verknüpft. So damals auch die Situation beim Kauf der RX 590, bei der mir jedoch nach einiger Zeit der Nutzung klar wurde, dass ich für meine nächste Grafikkarte etwas mehr Geld ausgeben wollte, um mein Spielerlebnis nicht durch einen hohen Geräuschpegel des Rechners stören zu lassen. Mit der neuen RDNA-Architektur und der Fertigung im 7 nm Verfahren hat AMD hier, besonders bei der Leistungsaufnahme, einen sehr großen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Im Schnitt genehmigte sich die 5500 XT 100 Watt in den getesteten Szenarien. Die RX 590 lag durchschnittlich bei 140 Watt, jedoch auch gerne mehr unter hoher Belastung. MSI gibt die TDP der Gaming X mit 140 Watt an, sodass sie lediglich einen 8-Pin Stromanschluss am Netzteil benötigt. In meinen Tests schaffte es die Temperatur der Karte nie über 65°C und auch bei diesen Temperaturen blieben die Lüfter hörbar, aber angenehm leise bei ca. 50% der Maximaldrehzahl. Auf dem Desktop und bei einfacheren Anwendungen bleiben die Lüfter gänzlich aus, wie es sich gehört. Hier liefert MSI mit der Gaming X also ein wirklich gutes Custom Design ab, was man für den verlangten Preis jedoch auch erwarten sollte. Doch dazu später mehr. Punktabzug gibt es jedoch für die ab Werk eingestellte Lüftersteuerung. Diese verhält sich absolut merkwürdig. Die Lüfter blieben bis zu einer Temperatur von ca. 60°C komplett aus und drehten dann auf etwa 50% auf, wodurch die Karte wiederum unter diese Schwellentemperatur fiel und die Lüfter wieder komplett abschalteten. So sprangen die Lüfter ständig zwischen 0 und 50 Prozent hin und her, was ich als überaus störend empfand. Dieses Verhalten konnte ich in jedem getesteten Szenario zuverlässig reproduzieren. Dafür habe ich kein Verständnis. Zwar ließ sich die Lüfterkurve per MSI Afterburner ganz einfach manuell justieren und dieser Umstand damit beheben, jedoch bezweifle ich, dass der durchschnittliche Anwender die Muße hat sich mit einer zusätzlichen Software zu beschäftigen, um die Karte anständig nutzen zu können. Und auch hier bietet Nvidia mit seinen Konkurrenzprodukten noch weniger Leistungsaufnahme bei gleicher oder höherer Performance. Auch wenn mir bei der RX 5500 XT Gaming X, gerade im Vergleich mit meiner alten XFX RX 590 sehr vieles gefällt, kann ich aufgrund der Probleme mit der Lüftersteuerung und der Konkurrenzsituation wieder nur 3/5 Sterne geben.
Software:
Getestet habe ich mit der aktuellen Treiberversion und Software Adrenalin 20.2.2. Dabei hatte ich keinerlei Abstürze oder sonstige Probleme zu beklagen, von denen ja seit Wochen in diversen Foren über die Grafikkarten der Radeon RX 5000er Serie von sehr vielen Nutzern berichtet wird. Insgesamt bin ich ein großer Freund der Software von AMD seit dem großen Update Ende 2019. Features wie FreeSync, RadeonChill und vor allem Radeon Image Sharpening, welches sich besonders in einer relativ niedrigen Bildschirmauflösung wie Full-HD stark bemerkbar macht, will ich nicht mehr missen. Auch MSIs Softwarepaket zur Einstellung der RGB-Beleuchtung und zusätzlichen Konfiguration der Grafikkarte funktioniert intuitiv und auch für den Laien verständlich. Hier habe ich, rein aus meiner persönlichen Perspektive absolut nichts auszusetzten und gebe deshalb 5/5 Sterne
Preis(-Leistungs-Verhältnis):
Für mich persönlich das wichtigste Kriterium beim Kauf einer Grafikkarte und so wird es vermutlich auch vielen anderen Spielern gehen, die auf der Suche nach einer neuen, vor allem günstigen Grafikkarte sind. Stand Mitte März 2020 kostet die MSI RX 5500 XT Gaming X 8G mindestens 235¤ (Quelle: Geizhals.de). Das ist schlicht und ergreifend zu teuer für das was hier an Performance geboten wird. Kein Zweifel, AMD hat hier in vielen Bereichen einen großen Schritt nach vorne gemacht. Auch das Custom Design als solches von MSI ist sehr hochwertig und macht vieles richtig. Doch kommt einer der stärksten Konkurrenten, in Form der Radeon RX 590 schon aus eigenem Hause. Sicher, die Radeon RX 590 benötigt sehr viel mehr Strom und ist im Schnitt auch deutlich lauter als eine Radeon RX 5500 XT, jedoch dürfte das die wenigsten Kaufinteressenten stören, da die günstigeren Custom Modelle der RX 590 bereits ab ca. 180¤ verfügbar sind (Stand 15.03.2020). Des Weiteren ist das Angebot von Konkurrent Nvidia hier einfach deutlich überlegen. Bessere Performance bei geringerer Leistungsaufnahme zu einem geringeren Preis. AMD kam hier Ende 2019 einfach zu spät. Preislich sollte AMD die RX 5500 XT dort platzieren, wo zurzeit die älteren Polaris Modelle zu finden sind, ansonsten sehe ich hier wenig Chancen, diese am Markt zu etablieren. Deshalb hier nur 1/5 Sternen
Fazit:
Abschließend kann ich für die MSI Radeon RX 5500 XT Gaming X 8G leider keine Kaufempfehlung aussprechen, obwohl mir die Karte an sich sehr gut gefällt. Die Verarbeitung ist hervorragend, die Leistungsaufnahme hat einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht, Temperatur und Lautstärke sind mit ein wenig Konfiguration ebenfalls ausgezeichnet. Die Performance ist jedoch einfach nur in Ordnung und nicht mehr. Bezieht man den Preis mit ein, bekommt man hier einfach zu wenig für sein Geld und ist mit anderen Produkten wie einer Nvidia Geforce GTX 1660, oder sogar auch einer AMD Radeon RX 590 besser bedient. Es fühlt sich an wie eine verpasste Chance. Es bleibt zu hoffen, dass AMD den Preis der Radeon RX 5500 XT in den kommenden Wochen nach unten korrigiert, um endlich auch wieder im Einsteiger- und Mittelklassesegment mit einer modernen GPU konkurrenzfähig zu sein. 3/5 Sterne