Verifizierter Kauf
Mein Bericht ist vor Allem für die Audioproduzenten und Musiker von Relevanz.
Eckdaten:
- Pure Base 600 Case
- Ryzen 3600 unter dem Scythe Mugen 5 Rev.B, dazwischen Thermal Grizzly Kryonaut
- 2x Crucial Ballistix 3000MHz CL15 Dual-Rank
- Gigabyte GTX 1050 TI
- Tascam US Audio-Interface
Ich komme von einem intelbasierten System (G4560). Anwendungsbereich ist digitale Musikproduktion (DAW) mit Cubase Pro 10.5, ohne unnötige Ressourcenfresser außer dem Zugang zum Internet und Antivirenprogramm. Mein System besteht aus mehreren SSD's (je eins für OS, Projekte, Sampler, Daten). Meine Arbeiten gehen vom voll arrangierten Symphonieorchester über Metal bis hin zu Elektropop. Dementsprechend besitze ich viele arbeitsspeicher- und leistungshungrige Plugin-Sampler wie Philharmonik, Amplitube und weitere.
Ich habe unter dem G4560 trotz gutem Binning und leistungsbasiertem Setup mit zunehmender Erfahrung in der Musikproduktion gelitten. Spätestens beim Komponieren mit einem schön cremigen Symphonieorchester war Schluss mit der Cremigkeit. So las ich mich bei Kaffee durch die ganzen Bewertungen hier und dort durch, schaute viele Youtube-Tests und studierte entsprechende Dawbenches ein. Es kristallisierten sich am Ende der Ryzen 3600 und 3700 heraus, gerade auch im Hinblick auf das Geld.
So wurde es der Ryzen 3600 mit dem MSI Tomahawk B450. Ich dachte mir, dass der Sprung vom Zweikerner so oder so befriedigend genug sein muss. Nach wochenlangem Testen hatte ich bald den Eindruck, dass mit diesem Chip ein Glücksgriff geschah. Oder es ist einfach das verbesserte Binning von dem man in diesem Jahr hört und liest.
Testbericht:
Leistungstestdauer pro Test betrug 3 Stunden. Vorab: Die CPU hat nie 76°Celsius erlebt. Durchschnittlich bei 65°C. Der Ram wurde auf 3733MHz CL17 übertaktet.
Lief stabil bei 4,45 GHz mit fester Spannung auf 1,2V auf OCCT, Cinebench R15 und R20. Auf Prime95 stabil erst ab 1,275V. Cinebench R20 Multicore bei 4092 Punkten. In CPU-Z war der I9 9900K beim Singlecore bezwungen und beim Multicore in Reichweite. Der Hauptgedanke: Soviel Power für 160 Euro? Sollte ich in Zukunft mal aufrüsten, werde ich sicher mal die Taktfrequenz auf 4,6GHz oder darüber hauen und lostesten.
Tägliche Anwendung:
Die CPU läuft seitdem stabil bei 4,1GHz unter einer festen Spannung von 1,075V. Im Idle bei 31°C (im Hochsommer etwas höher) und ansonsten selten über 50°C. Ryzen Master ist wegen daw-spezifischen Stabilitätsgründen nicht installiert. Die Einstellungen sind auf Leistung getrimmt und der Ram ist auf 3600MHz CL16-18-18-38 heruntergesetzt. Beim Ram könnte unter Umständen noch was gehen. Aber da lasse ich ohne tiefergehendes Wissen die Finger von.
Wo der G4560 nur mit äußerster Mühe bei größtem Buffersize von 2048samples 30 Spuren so gerade noch verarbeiten konnte, ist das neue System bereit für ein saftiges Orchester mit 60 Spuren+ flüssig mit engem Buffersize von 64samples. Je nach Buffersize und Ressourcenhunger der Plugins mehr oder weniger.
Durch den Systemwechsel haben sich die Latenzen des Interfaces nicht verbessert oder verschlechtert. Einziger Kritikpunkt, der aber aufgrund der hervorragenden Verarbeitungsqualität und vor Allem Leistung nicht so sehr ins Gewicht fällt, ist der im Vergleich zum Intel prozentuale Limit der CPU-Auslastung, ab wann die DAW instabil wird. Aber das ist bekannt. Bei Intel kann man auf 95% CPU-Auslastung noch ohne größere Probleme arbeiten. Auf dem Ryzen hingegen wirds instabil bei mir ab etwa 85%-90% (irgendwo dazwischen fängt es an).
Um allerdings auf die 85% Auslastung zu kommen, bedarf es wirklich sowas wie z.B. ein komplettes Orchester, wo jedem Instrument einzeln eine Spur je Artikulation zugeordnet sein soll, mit komplexen Routings und Bussen. Notfalls kann man ja den Buffer höher setzen und Tracks bouncen oder einfrieren, um Luft zu schaffen.
Der Rechner wurde speziell für die Daw privilegiert, allerdings wird hin und wieder mal Assassins Creed Odyssey gespielt. Temperaturen nie über 50°C. Die Grafikkarte wurde nicht gewechselt.
Kurz: Mit dem G4560 25fps => Mit dem Ryzen 3600 49fps. => Okay !
Abschließende Worte:
Durch den Wechsel auf einen 6-Kerner habe ich für mich entdeckt, dass der 3900x, 3950x oder deren Nachfolger für meinen Anspruch wohl genau das Richtige wären. Aber wir reden hier wirklich von gehobenen Ansprüchen, die für den Ottonormalverbraucher im Bezug auf den Kosten-Nutzen-Faktor nicht von Relevanz sind, so erscheint mir. Nach oben geht es halt immer. Im Hinblick auf die Leistung, den Preis und das Leid, bevor ich dieses Schmuckstück mein Eigen nennen konnte, möchte ich aber gerne auf dem Boden bleiben und wunschlos zufrieden sein. Eine Weiterempfehlung nach den beschriebenen Erfahrungen ist obligatorisch.