Verifizierter Kauf
Hallo zusammen,
ich habe mir diesen Controller für einen günstigen Fileserver mit einem halbwegs aktuellen Linux (Kernel 4.9) besorgt, auf dem ich ein Software-RAID fahren möchte. Da die Karte keinerlei RAID-Funktionen besitzt, ist sie ideal für meine Zwecke. Sie unterstützt den AHCI-Modus, so dass es zu keinerlei Einschränkungen beim Zugriff auf die Laufwerke kommt. Der Controller (Chipsatz: Marvell 88SE9215) wird einwandfrei unterstützt. Im Unterschied zum 76617F, welcher zusätzlich Ports für eSATA zur Verfügung stellt, die bei Benutzung dann aber interne Ports deaktivieren (Jumperkonfiguration), werden hier sämtliche Ports zur Seite herausgelegt. Beim 76617F werden die 4 Hauptports nach oben herausgelegt, so dass die Stecker der SATA-Kabel ggf. mit anderen im System verbauten Karten kollidieren können.
Der Controller sieht folgendermaßen aus:
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|-----[S0]---[S1]---[S2]---[S3|P0]---
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| |||||||| |||||||| [S3|P2]|[S3|P1]
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| |||||||| |||||||| [S3|P4]|[S3|P3]
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Hierbei bedeutet:
S0 = SATA-Port 0
S1 = SATA-Port 1
S2 = SATA-Port 2
S3 = SATA-Port 3
Wichtig zu wissen ist, dass die hinteren Ports über einen Port-Multiplier am SATA-Port 3 angebunden sind, so dass:
S3|P0 = SATA-Port 3, Port 0
S3|P1 = SATA-Port 3, Port 1 (unten)
S3|P2 = SATA-Port 3, Port 2 (oben)
S3|P3 = SATA-Port 3, Port 3 (unten)
S3|P4 = SATA-Port 3, Port 4 (oben)
gilt.
Sämtliche Ports unterstützen SATA (nennen wir es mal 1,5G), SATA II (3G) und SATA III (6G). Es können HDDs, SSDs sowie ATAPI-Geräte (bspw. DVD-Laufwerk) angeschlossen werden.
Möchte man von diesem HBA-Controller booten, so geht das nur an den Ports S0-S2 sowie S3|P0, von den hinteren Ports am Multiplier geht dies nicht. Das OptionROM liefert beim Booten im BIOS-Modus einen Statusbildschirm mit den erkannten Geräten an S0-S2 sowie S3|P0 (also den bootbaren Geräten), welcher jedoch im UEFI-Modus nicht erscheint. UEFI wird von meinem Mainboard in Verbindung mit diesem Controller aber ebenfalls unterstützt.
Da es sich um einen PCIe 2.0 x1-Controller handelt, kann dieser im optimalen Fall etwa 500 MB/s übertragen, wobei ich real auf etwa 450 MB/s kam. Hierzu sei gesagt, dass sich die Übertragungsrate bei mehreren Geräten gleichzeitig an den Ports P0-2 sowie P3|0 recht gleichmäßig verteilt (unter der Prämisse, dass alle Geräte die gleiche SATA-Revision unterstützen und die PCIe-Lane der limitierende Faktor ist). Sind ebenfalls Geräte an den Multiplierports angeschlossen, teilen diese sich quasi die an S3|P0 zur Datenübertragung zur Verfügung stehende Rate gleichmäßig auf, es sei denn, auf den anderen Ports S0-S2 findet gerade keine Datenübertragung statt, so dass S3|P0-S3|P4 im Idealfall mit voller Geschwindigkeit übertragen können.
Die 5 Ports S3|P0-S3|P4 liefern auch hinsichtlich ihrer Einheit eine weitere Einschränkung: Ist an einem der 5 Ports ein Gerät mit SATA oder SATA II angeschlossen, so wird das Protokoll während der Datenübertragung an sämtlichen dort angeschlossenen Geräten auf den kleinsten gemeinsamen Nenner reduziert und es steht lediglich die zu dieser Revision gehörende Datenrate zur Verfügung. Bspw.:
S3|P0 = 1,5G DVD-ROM
S3|P1 = 3G HDD
S3|P2 = 6G SSD
Wenn nur die SSD ihre Daten überträgt, steht theoretisch die volle Bandbreite zur Verfügung. Sobald gleichzeitig von der HDD Daten übertragen werden, steht auch der SSD nur noch 3G zur Verfügung. Schiebt nun auch noch gleichzeitig das DVD-ROM Daten durch die Gegend, sind die anderen beiden Geräte ebenfalls auf 1,5G beschränkt. Sobald die Datenübertragung vom langsamsten Gerät abgeschlossen ist, wird nahezu sofort wieder zur nächsthöheren Revision geschaltet, die von dem langsamsten der gerade übertragenen Geräte unterstützt wird.
Noch einmal zusammenfassend:
- An jedem einzelnen der 8 Ports kann die maximale PCIe-Geschwindigkeit erreicht werden (~450 MB/s real bei mir)
- Die Geräte an den 4 Hauptports übertragen im besten Fall mit Maximalgeschwindigkeit, ansonsten teilen sie sich recht gleichmäßig die maximal verfügbare Bandbreite der PCIe-Lane
- Wenn Daten gleichzeitig von den Haupt- und Multiplierports übertragen werden, teilen sich die Geräte an den Multiplierports (in Abhängigkeit des kleinsten gemeinsamen Nenners der gerade übertragenen Geräte) die Gesamtbandbreite von Port S3|P0, bspw.:
S0 = 150 MB/s
S1 = 150 MB/s
S3|P0 = 75 MB/s
S3|P3 = 75 MB/s
Es kommt natürlich darauf an, wie viele Daten ein Gerät übertragen kann. Unterstützt Gerät XY zwar SATA 6G, kann aber nur bspw. 50 MB/s übertragen, bleibt für die anderen Geräte mehr Bandbreite zur Verfügung. Ich muss aber auch sagen: Welcher I/O-Scheduler unter dem von mit genutzten Kernel nun werkelt und inwiefern dieser mit dem Chipsatz-Treiber sowie dem Chipsatz selbst nun genau zusammenarbeitet, weiss ich nicht.
Bisher fühlen sich meine 4TB WD-RED-Platten wohl an diesem Controller.