Produkttester
Im Rahmen des "Testers Keepers" Programms von Mindfactory durfte ich das bequiet! Pure Power 10 Netzteil in der 600 Watt Variante testen. Vielen Dank an Mindfactory und auch bequiet! dafür.
Mein Testbericht ist der Übersicht halber in folgende Punkte aufgeteilt:
1. Verpackung und Inhalt
2. Eckdaten des Netzteils
2.1. Anschlüsse
2.2. Leistungsdaten
2.3. 80+ Zertifizierung
3. Verarbeitungsqualität
4. Einbau
5. Testsystem
6. Betrieb
6.1. Lautstärke
6.2. Spannung/Effizienz/Leistung
7. Fazit
1. Verpackung und Inhalt
Die Verpackung ist ein stabil gebauter Karton, das Netzteil selbst wird im inneren von einer extra Papp-Lasche gehalten. Insgesamt ist alles im Karton sehr kompakt zusammengelegt, weswegen sich nichts bewegen kann, somit spart man sich etwas Verpackungsmaterial und nervt jeden der das Netzteil wieder ordentlich einpacken will. Das Netzteil selbst ist in eine Lage Luftpolsterfolie gepackt, diese dient aber hauptsächlich nur dazu Kratzer abzuhalten.
Beigelegt ist zudem ein vergleichsweise großes Päckchen an Feuchtigkeit aufsaugender Kugeln, viele kennen diese von z.B neu gekauften Schuhen. Diese sind letztendlich aber auch dafür verantwortlich dass beim auspacken ein chemischer Geruch deutlich zu vermerken ist, dieser verfliegt aber schon nach ein zwei Tagen komplett und ist nur merkbar wenn man wirklich direkt am Netzteil riecht.
Enthalten ist zudem eine Anleitung die grundsätzlich alles Wichtige erklärt, sollte man noch nie ein Netzteil verbaut haben. Außerdem findet man noch einen Kaltgerätestecker, auch wenn man davon schon einen halben Schrank voll hat, um das Teil kommt man leider nicht herum. So nett wie bequiet! aber ist haben Sie gleich fünf Schrauben zur Befestigung mitgeliefert, man braucht allerdings nur vier davon. Wer versucht alle ins Netzteil zu schrauben macht wahrscheinlich etwas falsch. Dazu gesellen sich dann auch noch ein paar Kabelbinder, welche mir sehr positiv aufgefallen sind, weil es einfach die beste Art ist Kabel zusammenzubinden, nach Klettstreifen natürlich.
Zum Inhalt zählen außerdem noch diverse Kabel für das Anschließen von Komponenten, aber dazu kommen wir in Punkt 2.1.
2. Eckdaten des Netzteils
2.1. Anschlüsse
Anschlüsse bietet das Netzteil mehr als genug für jeden normalen Anwender. Man bekommt so ganze vier 8Pin PCIe Stecker, was für Crossfire und Sli Systeme mit mindestens zwei Karten mehr als ausreichend ist, eine FuryX z.B benötigt zwei 8Pin Stecker und eine Gtx 1080 kommt meist mit einem 6 und einen 8Pin Stecker daher.
Dazu gesellen sich dann noch ganze sechs Sata, drei 5.253 (Molex), ein 3.53 (Molex) und natürlich der 20+4 Pin ATX Stecker.
Aufgeteilt ist das ganze wie folgt, jeder Punkt stellt dabei ein Kabel dar:
PCIe 6+2 Pin
PCIe 6+2 Pin
3x Sata
1x Sata, 2x 5.253 (Molex)
2x Sata, 1x 5.253 (Molex), 1x 3.53 (Molex)
Das Molex steht in Klammern, da ich nicht ausmachen kann ob es sich wirklich um Steckverbinder der Firma Molex handelt, allerdings ist die Stecker Art oft nur als "Molex" bekannt weswegen ich es doch hinzugefügt habe.
2.2. Leistungsdaten
Das Netzteil brüstet sich selbst mit 600 Watt an Leistung, im gleichen Zuge ist es aber "nur" 80+ Silber qualifiziert. Soll heißen dass die Leistung nicht mit einer 100%igen Effizienz von Wechselstrom auf Gleichspannung umgewandelt werden kann, weswegen man nicht unbedingt 600Watt herausbekomme bzw. mehr als 600 Watt reinstecken muss um diese dann am Ende herauszubekommen.
Das Netzteil hat 2 getrennte 12Volt Schienen. Die Erste darf ganze 32 Ampere übertragen und dient dazu die CPU/Mainboard über den ATX und den CPU Verbinder zu versorgen, sowie für jegliche Peripherie wie z.B Sata Festplatten, Lüfter usw. Aus den 12 Volt und den 32 Ampere ergeben sich maximal rund 384 Watt für diese Schiene. (Spannung * Stromstärke = Leistung)
Die zweite 12 Volt Schiene ist alleine für die GPU/VGA Stecker vorgesehen und liefert mit 28A maximal 336 Watt.
Jedem fällt natürlich auf dass die beiden Werte alleine schon 600 Watt überschreiten, das ist ganz einfach so da es Maximalwerte sind und logischerweise nicht beide gleichzeitig so viel Leistung geben können. Tatsächlich ist die kombinierte maximale Stärke der beiden Schienen mit 48 Ampere bemessen also 576 Watt. damit wird dann auch wieder ein Schuh aus den maximalen 600 Watt.
Die 5 Volt und 3,3 Volt Schiene dürfen zusammen auf maximal 140 Watt kommen. Diese beiden werden vom Mainboard, teilweise der Cpu und dem Ram sowie Festplatten, Laufwerken und Lüftern benutzt.
Alles in Allem ist das Netzteil also für jegliche Systeme mit einer CPU und einer GPU mehr als ausreichend, selbst eine FuryX wie in meinem System hat keine Probleme mit der Stromversorgung, da beide 8Pin Stecker nach der Spezifikation voll ausgenutzt werden können mit den 150 Watt pro 8Pin Stecker. Sparsamere Grafikkarten dürften auch in einem Crossfire System keine Probleme machen, lediglich in Verbindung mit sehr hungrigen CPUs sowie mit dem FX9650 bzw. einer starken Übertaktung kann es da knapp werden.
In meinem System arbeitet ein I7 6700K mit 1,4 Volt und eine Stock FuryX, sowie eine SSD und zwei PCI Karten, alles wird ohne Probleme mit Strom versorgt und läuft ohne Aufstände.
2.3 80+ Zertifizierung
Wie in 2.2 schon angesprochen ist das Netzteil mit 80+ Silber ausgewiesen. Konkret bedeutet das, dass bei 20% Auslastung des Netzteils eine Effizienz von mindestens 87% anliegt. Bei 50% Auslastung stehen wir auch schon bei 90% im Wirkungsgrad. Und bei 100% Last gehen wir wieder auf unsere 87% zurück.
Die 80+ Zertifizierung sagt somit aus dass das Netzteil mindestens einen gewissen Wirkungsgrad hat, welcher sich unter Anderem widerspiegelt durch geringere Hitzeentwicklung und eine effizientere Umwandlung der Wechselspannung zur Gleichspannung. Weniger Hitze deswegen, weil bei einem hohen Wirkungsgrad einfach weniger der Leistung als Verlustleistung, z.B als Wärme, verloren geht.
Allerdings ist die Zertifizierung etwas umstritten, da diese Werte nur unter Laborbedingungen erreicht werden müssen, soll heißen bei genau 23°C Raumtemperatur, welche durch Gehäuse oder einfach ein warmes Zimmer oft der Realität fern bleiben. Und da die Bauteile im Netzteil mit Hitze unter Umständen weniger Effizient werden sollte man nicht nur blind diesen Werten vertrauen. Außerdem ist es möglich zum Test der Zertifizierung bessere Bauteile im Netzteil zu haben als man dann schließlich im Endprodukt verbaut hat um eine höhere Zertifizierungsstufe zu erhalten als eigentlich geleistet wird.
3. Verarbeitungsqualität
Die Verarbeitungsqualität entspricht dem bequiet! üblichen Standard, alles sieht robust aus und fühlt sich auch so an. Selbst der ein/aus Schalter am Netzteil fühlt sich sehr wertig an beim Betätigen. Alle Kabel sind leicht zu Handhaben und stecken fest und sicher in den Steckplätzen, allerdings ist keine Gewalt von nöten um diese einzustecken. Einzige Anmerkung sind die großen Molex Anschlüsse, die nicht mit dem Rest des Netzteils mithalten können, deren Pins verbiegen sich leicht zur Seite und sind dann nur noch unter viel Geduld und Gewalt steckbar. Das Problem lässt sich aber bei sehr vielen Netzteilen beobachten, ich selbst hatte nie eins wo dies nicht der Fall war.
Der Lüfter des Netzteils ist durch einen extra Grill geschützt und kann durch das Grobe und großzügige Gitter am hinteren Ende des Netzteils gut die Abwärme wegleiten. Die Kabel selbst wirken an einigen Stellen etwas Steif, was aber auf die Dicke und Flachband-Bauart der Kabel zurückzuführen ist.
4. Einbau
Der Einbau selbst gestaltete sich als nicht ganz so einfach, da mein Gehäuse recht klein ist und somit das abmontieren des CPU Lüfters notwendig war. Abseits davon ist es eine sehr einfache Installation. Man schiebt das Netzteil ein und verschraubt es mit den mitgelieferten Schrauben am Gehäuse, sobald das Netzteil sitzt kann man ohne Probleme die ATX und CPU Verbinder einstecken. danach kann auch im eingebauten Zustand noch jedes weitere Kabel an- und abgeschlossen werden, dank der modularen Bauweise. Das Verlegen der Kabel stellte sich an einigen Stellen als schwierig dar, da durch die flache Bauweise einige Biegungen nicht ganz einfach umzusetzen waren.
5. Testsystem
Wie schon ein paar mal angerissen hier einmal mein Testsystem, mit welchem ich das Netzteil belastet habe.
I7 6700K@1.4Volt
FuryX
16GB (4x4GB) DDR4 Ram 2700mhz
500GB Samsung NVME SSD
Blackmagic Capture Card
500GB 2.53 HDD
Realtek Soundkarte (dient als Fallback)
Extra Lüfter sind neben dem CPU Lüfter nicht angeschlossen.
6. Betrieb
6.1 Lautstärke
Ich müsste lügen wenn ich sagen würde dass ich das Netzteil aus meinem System heraushören kann. Selbst wenn die vergleichsweise laute FuryX ausgebaut ist, dann ist der CPU Lüfter und meine HDD immer noch deutlich lauter als das Netzteil und selbst die sind leise und kaum hörbar.
In jedem normalen PC wird das Netzteil also wahrscheinlich sogar das leiseste Bauteil sein, was nicht zuletzt auch dem BeQuiet Pure Wing Lüfter zu verdanken ist.
6.2 Spannung/Effizienz/Leistung
Da ich selbst kein wirklich gutes Werkzeug habe um das zu messen kann ich leider nicht mit harten Fakten glänzen. Allerdings steht es meinem gleich teuren 500 Watt 80+Gold Netzteil von Silverstone in Nichts nach. Die Spannung ist sehr stabil und bleibt nach Angaben von Tweak PC immer unter der 2% Grenze auf den wichtigen Spannungen für CPU und GPU. Diese 2% können und werden auch oft durch die Spannungswandler auf dem Mainboard bzw. der Grafikkarte ausgemerzt, Stichwort Load Line Calibration macht genau das.
Die Übertaktung meiner CPU war somit genauso solide auf 4,8 GHZ wie mit meinem vorherigen Netzteil und das bei einer eher passablen Spannungswandlung auf dem Mainboard.
Der Verbrauch meines Systems beläuft sich auf rund 470 Watt, dadurch darf das Netzteils im oberen Mittelfeld seiner Spezifikationen arbeiten, ich habe auch in der ganzen Zeit kein einziges Problem gehabt was die Stromversorgung anbelangte.
7. Fazit
Das Netzteil kostet aktuell 82¤ und ist damit genau im Bereich anderer 600 Watt Netzteile. Damit stimmt das Preis-Leistungsverhältnis. Nach meinen Tests würde ich sogar soweit gehen und sagen, dass das Netzteil sogar ein sehr gutes P/L Verhältnis hat. 600 Watt und das Teil Modular mit DC/DC Wandlern ist bei dem Preis und der nahezu immer guten Verarbeitungsqualität echt nicht schlecht. Dazu kommen noch 3 Jahre Garantie. Hier hätte ich mir zwar etwas mehr gewünscht, aber bei dem Preis ist das verkraftbar wie ich finde.
Allgemein sollte man bei einem PC nicht an den falschen Stellen sparen, hier kann ich aber guten Gewissens sagen dass man bei dem Netzteil nicht unbedingt die teureren Modelle kaufen muss, da dieses gerade für jeden Otto Normal Verbraucher und normalen Übertakter perfekt ist.
Personen, die gerne Molex Stecker benutzen, würde ich allerdings zu einem anderen Netzteil raten, bei welchem diese eine höhere Qualität haben, da diese aber mit den Jahren an Relevanz verloren haben ist das vielleicht auch gar nicht so wichtig.
PS: Vielen Dank an den netten Jan für das gegen lesen ^^