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Testers Keepers! | be quiet! DarkPower Pro 11 550Watt vs. Seasonic G-550 550Watt
Einleitung:
Im Rahmen der Testers Keepers!-Aktion erhielt ich ein be quiet! DarkPower Pro 11-Netzteil mit einer Leistung von 550W. An dieser Stelle gilt Mindfactory sowie Listan meinen Dank für die freundliche Bereitstellung des Testexemplars. Speziell möchte ich mich bei Frau Bruns von Mindfactory für die freundliche und problemlose Kom-munikation bedanken.
Schwerpunkt dieses Reviews soll ein Vergleich zwischen dem be quiet!-Netzteil, im folgenden Pro11 genannt, und dem Seasonic G-550, im folgenden als G-550 be-zeichnet, anhand einiger Punkte darstellen, die da wären:
- Technischer Unterbau und elektrische Leistung
- Äußere Erscheinung von Verpackung und Netzteil sowie der Verarbeitung
- Temperaturen und Geräuschpegel unter CPU- und GPU-Stresstest
Getestet worden sind beide Netzteile im folgenden PC:
- CPU: Intel Xeon 1231 v3 (kein OC)
- CPU-Kühler: EKL Ben Nevis
- GPU: MSI R9 285 2GD5T OC (Takt auf 1GHz angehoben)
- RAM: Crucial Ballistix Sport (2 x 8GB)
- MoBo: Gigabyte G1.Sniper Z97
- SSD: Transcend SSD370S (256GB)
- Gehäuse: Nanoxia Deep Silence 2 (2 mitgelieferte Lüfter vorne, 1 hinten)
- OS: Windows 10 Pro
Genutzte Software für den Stresstest und zum Ablesen der Temperaturen:
- Prime95
- Unigine Valley Benchmark 1.0
- MSI Afterburner
Technischer Unterbau und elektrische Leistung:
- Das Pro11 -
Das mit einer 80+ Platinum (bis zu 94% Effizienz) ausgezeichnete Pro11 ist ein teilmodulares Netzteil der High-End-Klasse von be quiet! und beerbt seinen belieb-ten Vorgänger der Serie DarkPower Pro 10. Im Gegensatz zum Vorgänger, als man auf Seasonic als OEM setzte, setzt be quiet! bei der Pro 11-Reihe auf FSP, wobei be quiet! diesmal selbst für das Design des technischen Unterbaus verantwortlich ist. Das Pro 11 ist semi-modular. Das ATX-Stromkabel für die Versorgung des Main-boards ist fest mit der PSU verbunden. Auf Seiten der Schutzschaltungen ist das Pro11 vollumfänglich ausgestattet und bietet UVP, OVP, SCP, OPP, OCP und OTP.
Als Besonderheit bietet das Pro11 (im Gegensatz zum G-550 und den allermeisten Netzteilen auf dem Markt) eine sog. Multi-Rail Aufteilung der 12V-Leitungen. Das heißt, dass die Lasten für CPU, Grafikkarte(n), Mainboard und Peripherie eigens mit Strom versorgt werden und folglich der Vorteil ggü. einer einzelnen 12V-Schiene darin besteht, dass die Gefahr einer Überlastung einer Schiene vermindert werden kann. Auf 2 der vier 12V-Schienen leistet das Netzteil je 20A, auf den anderen je 25A.
Darüberhinaus bietet das Pro11 als weitere Besonderheit die Möglichkeit, die vier 12V-Schienen zu einer stärkeren, dann mit 45V belastbaren Single-Rail zusam-menzufassen. Dies hat be quiet! so gelöst, dass ein Umschalter via Kabel mit einer Slot-Blende samt I/O-Schalter ausgestattet worden ist, um das Netzteil im ausge-schalteten Zustand umzuschalten. Der Vorteil des zu recht mit "OC-Key" benannten Features ist die Möglichkeit, auch größere Lasten stabil zu liefern, wenn der Nutzer sich an (extremen) Übertaktungen der GPU und CPU versucht. Diese Möglichkeit bietet das G-550 nicht. Es liegen 8 und somit 2 SATA-Kabel mehr bei als beim Se-asonic. Auch bietet das Pro11 im Gegensatz zum G-550 vier Anschlüsse für Ge-häuselüfter, welche vom Netzteil selbst gesteuert und nach Aussage von be quiet! selbst regulierend in Abhängigkeit der Systemtemperatur angetrieben werden.
Zur besseren Vergleichbarkeit mit dem Seasonic, welches dieses Feature wie ge-sagt nicht unterstützt, habe ich vom Austesten dieser Funktion abgesehen, auch weil ich persönlich die händische Einstellung der Lüfter an der Gehäusefront priori-siere.
Interessant dürfte diese Funktion des Pro11 für jene sein, dessen Mainboard keine hinreichend große Anzahl an Lüfterstecker besitzt und auf eine Steuerung per Ge-häuse verzichten müssen oder wollen. Apropos Lüfter: Das Netzteil setzt auf einen hauseigenen 13,5cm-SilentWings 3 Lüfter, der, wie wir später sehen werden, sei-nen Namen zu recht trägt.
Be quiet! setzt beim Pro11 auf hochwertige japanische Kondensatoren und bietet eine Garantiezeit von 5 Jahren inkl. Vor-Ort-Service innerhalb der ersten 12 Monate an. Zum Testzeitpunkt kostet das Pro11 bei Mindfactory 133¤ zzgl. VSK.
- Das G-550 -
Das bereits Ende 2012 veröffentlichte G-550 ist ein 80+ Gold (bis zu 89% Effizienz) semi-modulares Netzteil mit (offiziell) Single-Rail-Technik, über die 45A standesge-mäß abgerufen werden können. Seasonic fertigt das Netzteil selbst und stattet es ebenso komplett mit allen Schutzschaltungen wie das Pro11 aus. Das Anschluss-feld des G-550 ist im Gegensatz zum Pro11 übersichtlicher. Es gibt keine separaten Anschlüsse für Gehäuselüfter. Es lassen sich zwei 6+2 VGA-Kabel anschließen. Beim Pro11 sind es vier 6+2 VGA-Kabel. Be quiet! traut hier dem Multi-Rail-Ansatz diese Lasten trotz (nur) 550 Watt zu. Im Gegensatz zum Pro11 ist neben das ATX-Kabel auch das 8Pin-CPU-Kabel fest mit dem PSU verbunden. Es liegen 6 SATA-Kabel bei. Seasonic setzt auf ein 12cm-Lüfter des Herstellers ADDA. Auch Se-asonic verbaut hochwertige Technik und bietet ebenfalls 5 Jahre Garantie. Zum Testzeitpunkt kostet das G-550 bei Mindfactory 76¤ zzgl. VSK.
Äußere Erscheinung von Verpackung und Netzteil sowie der Ver-arbeitung
Dem Pro11 merkt man seine Preisklasse bereits bei der Verpackung an. Grund da-für ist die große Schachtel, in der das mitgelieferte Zubehör enthalten ist.
Zunächst zu dem Netzteil selbst: Die Verarbeitung lässt kaum Wünsche offen, auch wenn die Stäbe oberhalb des Lüfters hätten stabiler sein können. Diese zu Verbie-gen ist jedenfalls ohne große Krafteinwirkung möglich. Hier gibt es, auch aufgrund des aufgerufenen Preises, Verbesserungspotential. Im Gegensatz dazu setzt Se-asonic auf eine schlichte Wabenstruktur. Die Dimensionierung der Netzteile unter-scheiden sich bereits auf dem ersten Blick. Maße von 180x150x86mm (Pro11) ste-hen hier dem 2cm kürzeren G-550 entgegen. Wer ein mITX-System aufbauen möchte, sollte insbesondere beim Pro11 genau nachprüfen, ob die Länge von 18cm in das ausgesuchte Gehäuse passt.
Gefällig fallen die vielen beigelegten Kabel bei, welche zumeist gesleevt sind und einen hochwertigen Eindruck vermitteln, auch wenn sie ggü. den Kabeln des G-550 nicht als Flachbänder ausgelegt sind und ich sie beim Einbau als etwas störrisch empfunden habe. Sie rasten satt in ihre vorgesehenen Plätze ein und haben im Gegensatz zu den Kabeln des G-550 ein sattes Gewicht. Anschlussmäßig bietet be quiet! das volle Paket. Das Anschlussfeld des G-550 sollte aber für den Otto-Normal-Nutzer mit zumeist einer GPU und wenigen Festplatten kein Nachteil darstellen. Das Pro11 bietet wie bereits erwähnt das OC-Key-Feature, steuerbar in Form eines Schalters an der Blende. Auch liegen beim Pro11 Kabel zum Anschließen von Ge-häuselüfter bei.
Alles in allem würde die sowohl die Verarbeitung als auch das Zubehör beider Pro-dukte als für ihren Preis angemessen bezeichnen. Be quiet! bietet freilich aber das schönere Auspackerlebnis ;-)
Temperaturen und Geräuschpegel unter CPU- und GPU-Stresstest
Nun zum wichtigsten Teil: Wie verhalten sich beide Netzteile im Hinblick auf die Lautstärke unter einem CPU- und GPU-Stresstest, also nahezu voller Systemaus-lastung?
- Vorgehen -
Zu den Lüftern:
- Gehäuselüfter drehen durchgehend auf Minimum (900U/m)
- CPU-Kühler dreht bei maximal 1000U/m (50%)
- GPU-Kühler drehen maximal bei 50%
Zum Auslesen der Temperaturen:
- MSI Afterburner
Zum Stressen der CPU und GPU:
- Prime95
- Unigine Valley Benchmark 1.0
Temperaturauslese und Hörtest nach 30min Stresstest:
Pro11: GPU bis zu 68 Grad C. CPU bis zu 66 Grad C.
G-550: GPU bis zu 72 Grad C. CPU bis zu 66 Grad C.
Hörtest aus 80cm Entfernung zur PC-Unterseite:
- Beide Netzteile unhörbar und somit für die Mehrheit alltagstauglich. Hörbar sind dagegen CPU-Kühler und vor allem die GPU.
Hörtest aus 30cm Entfernung zur PC-Unterseite:
- Beide Netzteillüfter sind unhörbar. Das G-550 verursacht leider einen aus nächster Nähe wahrnehmbar hochfrequentes Fiepen. Unangenehm!
Hörtest aus nächster Nähe zur PC-Unterseite (praxisuntauglich):
- Der Lüfter des Seasonic rotiert etwas hörbar, das be quiet! ist unhörbar. Das Fie-pen des Seasonic ist lauter hörbar.
Verhalten beim An- und Ausschalten des PCs:
- Das G-550 verursacht beim Ausschalten des PCs ein nahezu unhörbares Klicken. Beim Anschalten quasi unhörbar.
- Hier verursacht mein Modell des Pro11 ein hörbares "Klick" beim Anschalten und ein deutlich hörbares "KLICK" beim Ausschalten. Dieses Klicken ist in meinem Fall reproduzierbar und fördert nicht gerade das Vertrauen in die Langlebigkeit der PSU.
Fazit zum Temperatur- und Hörtest
Etwas verwundert bin ich über die niedrigere maximale Temperatur der GPU wäh-rend des Einsatzes der Pro11. Ich vermute, dass dieser sich aufgrund seines größe-ren Lüfters und seiner besseren Effizienz geringfügiger erwärmt und somit die GPU oberhalb weniger Abwärme zuführt als das G-550. Das Pro11 ist meines Erachtens absolut zu Recht als Silent-Netzteil beworben und dürfte zumindest mit semi-passiven Netzteilen gleichziehen. Auch aus nächster Nähe verrichtete das Pro11 seine Arbeit lautlos und sollte Silent-Fans somit zufrieden stellen. Insbesondere, wer seinen Rechner nebst seines Sitzplatzes betreibt und die übrigen Komponen-ten auf Silent-Betrieb ausgerichtet hat, sollte hier zufrieden sein.
Das Seasonic produziert auf relativ geringer Distanz ein Fiepen und aus nächster Nähe ein Rauschen. Ich gehe davon aus, dass das Seasonic unter höherer bzw. nahezu maximaler Auslastung entsprechend an Geräuschpegel-Emission zulegen wird.
Test-Fazit
Das be quiet! DarkPower Pro 11 ist ein sehr gut ausgestattetes Netzteil mit heraus-ragender akustischen und elektrischen Leistung. Er bietet Systembuildern, die viele Komponente in ihrem PC einbauen möchten einen großen Spielraum an An-schlüssen und darüber hinaus Übertaktern die notwendige elektrische Zuverlässig-keit bei großen OC-Vorhaben.
Kritik muss sich be quiet! dafür gefallen lassen, zu diesem Preisbereich kein voll modulares Design anzubieten. Wer gerne seinen PC optisch aufeinander abstim-men möchte, kann dies bei diesem Netzteil aufgrund des fest angeschlossenen ATX-Kabels nicht tun. Eine unnötige Einschränkung. Verbesserungswürdig fällt auch die Stabilität der Gitter oberhalb des Gehäuselüfters aus. Zum Klicken beim An- und Ausschalten möchte ich mich nicht negativ äußern. Dafür würde ich erst Feedback seitens be quiet! respektive anderen Käufern abwarten.
Mein persönlicher Wunsch für das Nachfolge-Modell wäre, die Länge des Netzteiles bei gleichbleibender Qualität zu schrumpfen, um ihn für mITX-Builder attraktiver zu machen.
Im Gegensatz zum be quiet! fallen Funktionsumfang, Anschlussvielfalt, Zubehör, Effizienz, Geräuschpegel und Service innerhalb der ersten 12 Monate beim Se-asonic schlechter aus. Das große Aber: Die Preisdifferenz ist erheblich. 76¤ stehen 133¤ gegenüber und beide leisten 550Watt. Für sich genommen ist das be quiet! eine deutliche Empfehlung wert!
Zum Seasonic würde ich raten, wer
- nicht übertaktet
- nicht mehr als 6 SATA-Festplatten anschließt
- seinen Rechner nicht aus nächster Nähe zu seinem Sitzplatz betreibt
- das Netzteil nicht an seine Grenze treibt bzw. nicht hörempfindlich ist
Auch hier erhält man ein Produkt mit sehr hochwertigen Komponenten und gleich-langer Garantiezeit bei spürbar geringerem Preis. Wer mit den genannten Defiziten leben kann, erhält auch hier ein ausgezeichnetes Netzteil.