Produkttester
Ich hatte das große Glück und durfte im Rahmen der "Testers-Keepers"- Aktion das NZXT H1 in der 2021 Version, mit der der Mangel, der durch das ursprünglichen PCIe-Riser entstand, behoben wurde, ausgiebig testen. Im Folgenden werde ich versuchen meine Eindrücke, die ich während des Zusammenbaus des Systems gesammelt habe, so akkurat wie möglich wiederzugeben. Auf diese Weise sollte mein Testbericht einen guten Überblick verschaffen, was euch mit dem Gehäuse-Bundle erwartet und ob es euren Ansprüchen gerecht wird.
I) Design & Verarbeitung
Dieser Punkt ist bekanntlich ein Heimspiel von NZXT und so ist es wenig überraschend, dass sich das H1 durch eine äußerst elegante, minimalistische Optik und gleichzeitig eine makellose, hochwertige Verarbeitung auszeichnet. So bin ich während des gesamten Zusammenbaus, auf keinen einzigen Produktionsrückstand gestoßen und die Hardware passte millimetergenau in die Schraubfassungen und Steckvorrichtungen. Auch die verwendeten Materialen (SGCC Stahl und gehärtetes Glas) wirkten äußerst wertig.
II) Spezifikationen & Besonderheiten
Trotz seines bescheidenen Volumens von knapp unter 14 Litern, passen Grafikkarten mit einer Länge bis 30,5 cm und einer Breite von maximal 2,5 Slots hinein. Das Gehäuse bietet daher beispielsweise Platz für eine RTX 3070 Founders Edition. In meinem Fall wurde lediglich eine GTX 960 von Palit verbaut, welche selbstverständlich ohne Probleme in das Gehäuse passte.
Das NZXT H1 sticht natürlich besonders durch das bereits verbaute Netzteil und die 140mm AIO Wasserkühlung hervor. Dass genau diese Komponenten verbaut sind, ist kein Zufall, so bedürfen diese Teile nicht wirklich einer individuellen Abstimmung und sind in der vorliegenden Konfiguration sowohl für Einsteiger-, als auch Enthusiasten-Systeme bestens geeignet. Außerdem erspart man dem Kunden so den mitunter nervenaufreibendsten Aspekt beim PC-Bau, dem sauberen Verlegen der Kabel. Durch die vorinstallierte AIO muss zudem kein extra Platz für ausgefallene Kühlvorrichtungen eingeplant werden, was ja in einem ITX-System einer der entscheidendsten Faktoren ist.
Ein kleines Manko der AIO-Wasserkühlung ist das Mounting-Kit für AMD-Systeme, dieses nutzt die Kunststoffverstrebungen des Mainboards und wird so an nur zwei Punkten fixiert, was in einem unregelmäßigen Druck und damit in einer suboptimalen Wärmeabfuhr resultiert.
Durch die vorverlegten Kabel spart man sich nicht nur eine Menge Zeit, diese garantieren auch ein perfektes Ergebnis. So hat das ATX- sowie das CPU-Kabel bereits die ideale Länge und muss nur noch eingesteckt werden. Die Kabel des Front-Panels sowie das der Grafikkarte muss allerdings in den meisten Fällen noch etwas versteckt werden, da diese aufgrund unterschiedlicher Mainboard Layouts recht lang sind.
Sehr nett zu sehen ist, dass in dem NZXT H1 neben einem USB-Typ A Port auch ein Typ C Port an der Front installiert ist. Dieser wird mehr und mehr gebraucht, ist allerdings noch immer nicht in jedem Gehäuse verbaut. Voraussetzung hierfür ist selbstverständlich ein entsprechender Anschluss am Mainboard.
Darüber hinaus anzumerken ist, dass im H1 die IO-Blende unten installiert wird, wodurch dann natürlich auch alle Kabel, inklusive der Display-Kabel, unten angesteckt werden müssen. Neben dem Nachteil, dass es so deutlich schwieriger ist Peripherie einzustecken, hat es aber auch den entscheidenden Vorteil, dass alle Kabel gebündelt nach hinten weggehen und so ein besonders sauberes Kabel-Management, auch außerhalb des Systems, ermöglicht wird.
III) Zusammenbau des Systems
In meinem Leben habe ich nun schon einige System zusammengebaut und dennoch kann ich mit Gewissheit sagen, dass sich der Zusammenbau im NZXT H1 mit Abstand am einfachsten und intuitivsten gestaltet hat. Zuerst muss man sich zwar einen kurzen Überblick über das Konzept des Gehäuses machen, da es sich ja grundlegend von anderen Gehäusen abhebt, der eigentliche Bau im Anschluss war dann allerdings kinderleicht. Hierzu trägt vor allem auch die "Step by Step" Anleitung durch nummerierte Sticker im Innern bei, die sich übrigens rückstandsfrei abziehen lassen.
Besonders hervorzuheben ist auch der Fakt, dass das Case praktisch ohne Schrauben auskommt und sich, bis auf eine Ausnahme, "tool-less" auseinanderbauen lässt. Das bestätigt einmal mehr den modernen Charakter des Gehäuses.
Leider sind einige Schrauben, wie die des Mainboards, nicht immer auf geradem Weg mit dem Schraubendreher erreichbar und so musste ich diese teilweise schräg hineindrehen. Eine Bärenaufgabe war das allerdings nicht und so ist das eher in die Kategorie "meckern auf hohem Niveau" einzuordnen.
Insgesamt habe ich eine gute Stunde benötigt das System zu bauen, dazu muss gesagt werden, dass ich stets sehr ruhig und sorgfältig arbeite und mir in diesem Fall nebenbei auch Notizen gemacht habe.
IV) Geräuschpegel und Hitzeentwicklung
Dieser Punkt ist wohl die größte Schwäche des H1, nicht weil es in diesem Punkt katastrophal abschneidet, sondern weil es die Messlatte in allen anderen Belangen so hoch gesetzt hat. Die Lüfter der Grafikkarte und des Radiators haben definitiv kein Problem durch die perforierten Außenwände Frischluft anzuziehen, aber durch den fehlenden Ausstoßlüfter und den sehr komprimierten Aufbau, staut sich die Warmluft im Innern, was natürlich einen negativen Einfluss auf die Lautstärke und Temperatur der Komponenten hat. In meinem Fall wurde ein Ryzen 5 1600 und eine GTX 960 verbaut, die sich unter Last mit 51° CPU-Temperatur und 75° GPU-Temperatur trotzdem noch im grünen Bereich befanden. Dies ist wohl allerdings maßgeblich auf die geringe TDP zurückzuführen, sollten hier also High-End Komponenten verbaut werden und diese im Zweifelsfall auch noch übertaktet werden, könnte es hier zu einem Problem kommen.
Insgesamt bleibt der PC im Idle angenehm ruhig, das Summen der Pumpe ist allerdings zu jedem Zeitpunkt wahrnehmbar. Unter Last ist die Geräuschentwicklung dann wesentlich höher, bleibt aber vor allem mit Kopfhörern oder Ingame-Sound erträglich.
V) Fazit
Im ersten Moment war ich etwas skeptisch bei dem auf den ersten Blick sehr hoch erscheinenden Preis, doch für ein vergleichbares Netzteil werden ca. 110¤, für eine vergleichbare AIO ca. 70¤ und für eine Riser Karte ca. 20¤ fällig. Zieht man das ab, kommt man auf einen Preis von 150¤ für das Gehäuse, was für ein Small Form Factor Case mit völlig neuem Konzept durchaus vertretbar ist.
Und gerade dieses neue Konzept ist durch eine fabelhafte Umsetzung die größte Stärke des H1. So eignet es sich durch seine winzige Grundfläche von 18,7 x 18,7 cm beispielweise ideal als Konsolen-Killer neben dem TV oder für besonders kleine Computertische, wie in meinem Fall. Dank des sehr strukturierten Aufbaus und den vorverlegten Kabeln ist es außerdem auch für blutige Anfänger geeignet, die trotzdem Wert auf ein sauberes Kabelmanagement legen. Wie schwierig das für gewöhnlich in einem ITX-System umzusetzen ist, sollte kein Geheimnis sein.
Trotz einiger kleiner Schwächen bin ich insgesamt ziemlich überzeugt von dem H1 und es wird sicherlich nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich ein System in ihm baue.
Wer allerdings bereits ein SFX-Netzteil oder eine CPU-Kühlung besitzt oder noch etwas mehr Raum für die Grafikkarte benötigt, aber ein Gehäuse mit ähnlichem Format sucht, könnte mit dem etwas günstigeren Meshlicious von Ssupd besser beraten sein. Dies bietet zudem einen wesentlich besseren Airflow, wird allerdings meiner Meinung nach im Punkto Design vom NZXT H1 geschlagen.
Zuletzt möchte ich mich noch einmal ganz herzlich bei Mindfactory und NZXT für das in mich gesetzte Vertrauen und diese einmalige Gelegenheit bedanken. Das gesamte Projekt hat mir wirklich sehr viel Spaß bereitet.