Produkttester
Fazit First
Die Kraken X73 liefert solide Kühlleistung und Laufruhe. Der Preis für die gebotene Leistung angemessen. Sowohl bzgl. der Kühlleistung als auch preislich reiht sich die X73 zwischen Riesen-Luftkühlern und Custom-Wakü ein. Sie ist gut geeignet für Overclocking, aber auch für Silent-Betrieb.
Die Montage ist exzellent einfach und die Verarbeitungsqualität ist tadellos. Die enthaltenen Lüfter sind hochwertig, bieten ebenfalls eine ordentliche Leistung und mit entsprechendem Drehzahlprofil auch Laufruhe für Silent-Freunde.
NZXT liefert ein rundum gelungenes Produkt. Es hat einen gehobenen Preis, wird aber auch gehobenen Ansprüchen gerecht. Geringfügiges Verbesserungspotenzial sehe ich bei der Verkabelung und beim Lieferumfang (Wärmeleitpaste, Ersatzschrauben, PWM-Y-Kabel..).
Auspacken und Lieferumfang
Kaum waren alle Teile raus aus der frustfreien Verpackung, hatte ich das Gefühl, sehr wertige Komponenten in der Hand zu halten. Der Lack des Radiators ist super. Selbst das Innere der Finnen des Radiators ist perfekt schwarz, und die Oberflächen scheinen nicht anfällig für Schmutz oder Kratzer. Alle Montageteile sind ebenfalls tadellos lackiert und frei von scharfen Kanten oder Ähnlichem. Es gibt keine unangenehmen Gerüche. Auch die Lüfter machen gleich einen hochwertigen Eindruck aber dazu später mehr.
Es sind lange 12 lange und 12 kurze Schrauben und 24 Unterlegscheiben enthalten, Reserveschrauben gibt es leider nicht. Damit lassen sich die Lüfter entweder an den Radiator hängen oder zwischen Radiator und Gehäuse platzieren. Wer die Wakü in Push-Pull Konfiguration (mit 6 Lüftern) betreiben möchte, hat entweder nur 2 lange Schrauben pro Lüfter oder muss sich selbst ein paar M3,5 Schrauben in passender Länge besorgen.
Die Rundköpfe der beigelegten Schrauben sind den magnetischen Staubfiltern meines Gehäuses im Weg. Geläufige Senkkopf-Lüfterschrauben passen da viel besser, das sollte man ggf. bei der Planung von Position und Strömungsrichtung des Radiators im Hinterkopf behalten, wenn man auf Staubfilter setzt.
Die Anleitung liegt in Papierform bei und gut ist mehrsprachig und verständlich.
Lüfter
Häufig sind beigelegte Lüfter ein Fall für die Tonne, wenn man gehobene Ansprüche an die Performance und Lautstärke hat. Die 3 mitgelieferten NZXT Aer P jedoch wirken wertig und haben mich überzeugt. Sie sind optisch schlicht, aber sehen aber dennoch klasse aus, da sie anthrazit-farbe Akzente haben, schön abgerundet sind und auch die Details wie die entkoppelte Schraubenführung und der Sticker auf der Rotormitte stimmen.
Für einen ersten subjektiven Vergleichstest habe ich verschiedene Lüfter an dem Radiator montiert, da die Lüfter dann gegen den Strömungswiderstand arbeiten müssen. Das Verhältnis von gefühltem Luftzug durch den Radiator zu Lautstärke sind die Aer P sehr ordentlich. Ich habe mehrere Modelle zum Vergleich genutzt. An einen SilentWings 3 kommen die Aer P nicht ganz ran, aber einen PureWings schlagen sie knapp. Ein Masterfan Pro ist hingegen keine ernste Konkurrenz. NZXT liefert also absolut brauchbare Lüfter.
Die Lüfter sind PWM-regelbar. Im PWM Betrieb beginnt die Regelung der Lüfter bei 19% Duty mit 480rpm und endet bei 2070rpm. Wer trotzdem über die Spannung regelt: bei ca. 5V laufen sie bei mir an und sind dann zwar nicht super silent, aber ruhig und vibrationsarm. Sehr gut ist der große Drehzahlbereich, der den Aer sehr flexibel macht. Da das Motorgeräusch sehr gering ist, jedoch im Vergleich eher Vibrationen bei steigender Drehzahl für Geräusche sorgen, sollten die Lüfter bzw. der Radiator bestmöglich entkoppelt montiert werden.
Pumpe
Die Pumpe mit voller Drehzahl läuft an, sobald man den S-ATA Stromanschluss verbindet. Der erste Probelauf zur Dichtigkeitsprüfung lief problemlos. Bei voller Leistung ist ein dezentes, aber hörbares Summen sowie ein paar anfängliche Luftgeräusche zu vernehmen. Vibrationen sind vorhanden, aber recht gering.
Sobald USB ebenfalls verbunden ist, reduziert sich die Drehzahl und damit auch das Geräusch. Gleichzeitig geht die Beleuchtung an.
Über 2000rpm bzw. 75% Leistung ist das Geräusch deutlich hörbar und klar lauter als bspw. das einer VPP755 D5 Pumpe. Verringert man bis 1600rpm (50%) wird das Geräusch leiser und weniger hochfrequent, was schon viel angenehmer ist. Darunter wird die Pumpe schön leise und ist z.B. bei 1350rpm (40%) kaum hörbar.
Wird USB getrennt, läuft sich wieder auf 100%, vermutlich ein Sicherheitsfeature. Mit verbundenem USB ist die Pumpe auch beim Booten direkt ruhig.
Bereits im ausgebauten Zustand zeigt die Flüssigkeits-Temperaturanzeige 25°C (Raumtemperatur 22,5) an. In dem Bereich, der unter dem üblichen Betriebsbereich liegt, ist die Temperaturanzeige scheinbar nicht sehr genau.
Montage
In meinem Rechner werkelt sonst eine Custom-Wakü, die natürlich aufwendiger zu montieren ist als eine AIO-Wakü. Aber auch sonst sind mir schon viele verschiedene Montage-Konzepte über den Weg gelaufen, aber die Montage der X73 auf dem Prozessor ist spitzenmäßig einfach. Ich habe sie auf Sockel AM4 angebracht. Dabei wird einfach die originale Backplate mit 4 Abstandshaltern mit beidseitigem Gewinde festgeschraubt. Danach wird das Pumpenmodul nur noch auf die Abstandshalter aufgesetzt und mit Rändelmuttern festgeschraubt. Alles ist super einfach, passgenau und auch problemlos im stehenden Gehäuse möglich.
Die bereits aufgetragene Wärmeleitpaste macht das ganze extra komfortabel. Es liegt jedoch keine Paste für weitere Montagen bei. Übrigens lässt sich sowohl der Beleuchtungsring mit dem NZXT-Schriftzug wie auch die Halterung des Pumpenmoduls in 30°-Schritten drehen. Ich habe die Anschlüsse nach oben ausgerichtet, sonst wären sich meinem RAM in die Quere gekommen.
Der beiliegende Halterahmen für Intel-Sockel ist aus flexiblem, hochwertigem Kunststoff, und ebenfalls sauber gearbeitet. Gut finde ich, dass sich die Aufnahmen des Halterahmens für die Abstandshalter für verschiedene Intel-Sockel präzise verschieben lassen.
Ansonsten ist nicht viel für die Montage zu tun. Die Lüfterschrauben drehen sauber ins Gewinde des Radiators. Die Schlauchlänge hat in meinem PC-O11 für alle möglichen Radiatorpositionen gut gereicht. Wer den Radiator unten im Gehäuse montiert, muss allerdings damit leben, dass das eingeprägte NZXT Logo auf Kopf steht. Die Schläuche sind auch genügend flexibel und dennoch dank der klasse Ummantelung absolut knickfest. Die Fittings sind aus Kunststoff und lassen sich nicht demontieren (würde ich zumindest nicht riskieren).
Gut ist auch, dass der Radiator mit 121mm etwa genauso breit ist wie die Lüfter. Da auch nur 27mm dick und 394mm lang ist sollte er in praktisch alle Gehäuse mit 360er Radiator-Slot passen.
Ein Kompromiss ist aus meiner Sicht die Verkabelung. Einerseits sind Stromversorgung (S-ATA), Drehzahl-Signal fürs Mainboard und ein Kabel für weitere HUE Beleuchtungen in einem Anschlusskabel zusammengefasst, um wenig Stecker zu haben. Andererseits kommt ein weiteres Kabel für die USB-Verbindung dazu. Um die X73 sinnvoll zu verwenden, sollte man Stromversorgung und USB anschließen. Drehzahl-Signal und HUE-Kabel sind eher optional, sodass ich eher hier separate Stecker erwartet hätte. Die Kabel sind schwarz, etwas störrisch und nicht gesleeved. Hier hatte etwas Mühe die Optik die perfektionieren.
Software & RGB
Die "CAM"-Software hat mich bisher durchaus überzeugt. Im Gegensatz zu den Softwares vieler Mainboard-, Grafikkarten- und Peripheriehersteller ist CAM sehr übersichtlich und mir sind keine Bugs oder Abstürze begegnet. Es lassen sich u.A. die Beleuchtung konfigurieren und Profile für die Pumpe konfigurieren.
Es sind viele, teils innovative Effekte vorhanden und es gibt einige Anpassungsmöglichkeiten. Es gibt auch intelligente Effekt, die beispielsweise die CPU-Temperatur über die Farbe anzeigen. Diesbezüglich liefert NZXT m.E. eine der besten Out-of-the-Box Lösungen für aRGB. Tools von ASUS, Gigabyte, KFA2 usw. können da in Qualität und Umfang nicht mithalten. In meinem Rechner nutze ich einen Arduino zur Beleuchtungssteuerung, um völlig unabhängig zu sein. Die Beleuchtung der X73 lässt sich jedoch nur über USB erreichen, d.h. es gibt keinen zusätzlichen Eingang für Mainboard-Controller mit Aura Sync, Mystic Light etc., sodass man auch mit einem Arduino die Beleuchtung leider nicht ohne Weiteres steuern kann.
Die Optik des Infinity-Mirrors finde großartig. Die Schriftzugbeleuchtung ist separat einstellbar. Der Ring hat 8 LEDs. Wenn man genau hinsieht, erkennt man den quaderförmigen Block, auf dem der Schriftzug sitzt, aber das sieht alles sehr gut und ordentlich aus.
Benchmark
Getestet habe ich mit Prime95, Small FFTs für ca. 10 Minuten. Die Gehäuseseitenteile habe ich geöffnet. Im Deckel bzw. Gehäuseboden sind Lüftungsschlitze, durch die die X73 und die Vergleichs-wakü die Luft ziehen und durch den jeweiligen Radiator pushen müssen. Die Raumtemperatur beträgt etwa 22°C. Zu kühlen: ein AMD Ryzen 7 1700X @3,6Ghz, 1,2V, 96W
Mittelgroßer Turmkühler von Thermalright, 2x120mm Lüfter in Push-Pull @1450rpm:
60°C, sehr lautes, surrendes Geräusch (= Lärm)
Kraken X73, 600rpm, Pumpe 40%:
57°C CPU, 38°C Wasser, leichtes Summen sowohl von Lüfter, Pumpe kaum wahrnehmbar
Kraken X73, 600rpm, Pumpe 60%:
57°C CPU, 37°C Wasser, leichtes Summen sowohl von Lüfter als auch Pumpe
Kraken X73, 950rpm, Pumpe 55%:
52°C CPU, 33°C Wasser, hörbares Lüftergeräusche, Pumpe noch leise
Kraken X73, 1350rpm, Pumpe 70%:
49°C CPU, 30°C Wasser, deutlich hörbare Lüftergeräusche, Pumpe im Vergleich zu Lüftern nicht hörbar
Kraken X73, 2050rpm, Pumpe 100%:
46°C CPU, 27°C Wasser, sehr laute Lüftergeräusche, Pumpe im Vergleich zu Lüftern nicht hörbar
Custom Wakü 280x60mm, 2x SilentWings 3 @600rpm, Pumpe 40%:
50°C, nahezu unhörbar
Custom Wakü 280x60mm, 2x SilentWings 3 @1350rpm, Pumpe 70%:
46°C, hörbares Lüftergeräusch, Wasserplätschern
Im Langzeitbetrieb, wenn sich das Wasser im Ausgleichsbehälter komplett aufgewärmt hat, können die Temperaturen nochmal 1-2 Grad höher steigen. Die X73 hat natürlich weniger Wasser im Umlauf und wärmt sich dadurch schneller auf. Der tatsächliche Performance-Unterschied bei Dauerbelastung sollte daher noch etwas geringer ausfallen.
Die X73 erledigt ihre Aufgabe aus meiner Sicht optimal. Bereits auf niedriger Lüfter- und Pumpenstufe hält sie den Prozessor in einem idealen Temperaturbereich. Sie hat genügend Leistungsreserven, um ihn auch noch kälter zu bekommen, aber das ist gar nicht notwendig, denn bei nicht mal 60°C braucht man sich eigentlich überhaupt keine Sorgen machen. Und dabei ist die X73 wunderbar leise.
An die Custom-Wakü kommt die X73 nicht ganz ran. Diese ist mit einem 280x60mm Radiator aber auch für reine CPU-Kühlung etwas überdimensioniert und glatt doppelt so teuer. Wer sich das geringe Geräuschniveau der Custom-Wakü wünscht, könnte die X73 ggf. mit anderen Lüftern noch etwas optimieren, aber aus meiner Sicht ist das nicht notwendig.
Der von mir herangezogene Luftkühler erreicht so niedrige Temperaturen nicht mal mit ach und krach. Man braucht einen sehr großen, klobigen Luftkühler, um wenigstens etwas näher an die Leistung der X73 ranzukommen. Das wäre auch etwas billiger, aber dann hat man halt einen schweren Metallklumpen am Board hängen, nicht die großartige Optik und vermutlich auch nicht die großen Leistungsreserven, wie die X73 sie bietet.
Zum Schluss ein riesiges Dankeschön and Mindfactory für das Testexemplar!