Verifizierter Kauf
Das MAG B660M Mortar DDR4 ist ein Mainboard aus MSIs Mittelklasse-Modellreihe, der MAG-Serie. Die Ausstattung ist daher gut, das Board ins Gehäuse einzusetzen ist z.B. dank der vormontierten Anschlussblende ein Kinderspiel, und es gibt integrierte Heatsinks für beide M.2-Slots, um dortige SSDs nicht zu heiß werden zu lassen.
Worauf ich aber besonders geachtet habe, sind ausreichend starke Komponenten der CPU-Spannungswandler, dem VRM (Voltage Regulator Module). Ein VRM ist aufgeteilt in eine gewisse Anzahl an Phasen, die die CPU mit möglichst stabiler Spannung versorgen. Je mehr Phasen und je hochwertiger die Komponenten jeder Phase, desto besser kann das VRM auf den Strombedarf der CPU reagieren.
Bei vorigen Boardgenerationen oder bei günstigeren Boards (zum Beispiel beim MAG B660M Bazooka DDR4) werden oft zwei getrennte Komponenten pro Phase eingesetzt, sogenannte Hi- und Lo-MOSFETs. Dies führt mit den leistungsstärksten CPU-Modellen durch die erhöhten Schaltverluste der separaten MOSFETs zu entsprechender Wärmeentwicklung im VRM. Derartige Boards würde ich daher nur für Einstiegs-CPU-Modelle bis maximal Mittelklasse verwenden.
Mittlerweile setzt MSI ab einem gewissen Preispunkt auf hochwertigere Powerstages, die beide MOSFETs samt Steuerungslogik in einem Bauteil integrieren. Dadurch können die Schaltverluste minimiert werden und die Effizienz steigt deutlich an. Sprich, weniger Stromverbrauch und geringere Wärmeentwicklung im VRM. Beim B660M Mortar DDR4 kommen für die CPU-Spannungsversorgung 12 Powerstages mit je 60 Ampere zum Einsatz, aufgebaut als sechs echte Phasen mit je zwei Powerstages im Parallelbetrieb.
Man darf diese 60A zwar nun auch nicht einfach mit 12 multiplizieren und 720A Spitzenleistung für das VRM ausweisen, denn so eine Spitzenleistung ist im Praxisbetrieb eines VRM überhaupt nicht abrufbar. Es geht dabei vielmehr um die Effizienz. Wir haben hier also eine durchaus qualitative VRM-Sektion, die natürlich auch dem Stromhunger der höheren CPU-Modelle geschuldet ist.
Bei der CPU-Stromversorgung sind zwei 8-pin EPS12V-Anschlüsse vorgesehen. Entwarnung, falls das Netzteil lediglich einen 8-pin EPS-Stecker mitbringt: Nur das eine gesteckte Kabel am "CPU PWR1"-Anschluss links ist Pflicht, der "CPU PWR2"-Anschluss ist optional. Bereits der erste Anschluss kann theoretisch über 300 Watt liefern und ist somit für die meisten CPUs ausreichend. Mehr braucht man höchstens mit einem i7/i9, dem man komplett von der Leine lässt (und dann holt man besser ein höheres Boardmodell).
Hat man zwei EPS12V-Kabel am Netzteil, schließt man natürlich auch beide an. Dies verdoppelt quasi den Kabelquerschnitt, damit können sich dann auch unter Prime95-Dauervolllast die Kabel und Stecker nicht über Gebühr erwärmen. Ein gutes Netzteil empfiehlt sich übrigens generell, ich würde auf eine Effizienz nach mindestens 80PLUS Gold sowie eine relativ lange Garantiezeit achten, um dort auf der sicheren Seite zu sein.
Bei der Audio-Sektion wird auf den Realtek ALC1200-Chip mit speziellen Audio-Kondensatoren gesetzt. Dieser ist zwar nicht das Topmodell (das ist der ALC4080), aber bereits ein deutlich besserer Chip als die ALC8xx auf den günstigsten Boardmodellen.
Auf dem Board sind vier Lüfteranschlüsse vorhanden, was typisch für die günstigeren Mittelklasse-Boards ist. Die Einstiegsmodelle haben nur zwei Anschlüsse, das ist zu wenig, und die teureren Boards haben dann eher acht Anschlüsse.
Sowohl 4-pin-PWM- als auch 3-pin-DC-Lüfter können vollumfänglich per Lüfterkurve geregelt werden, dabei kann man entweder die CPU-, System- oder MOS-(Spannungswandler)-Temperatur als Referenz nehmen. Auch eine Hysterese (griechisch: Nachwirkung) lässt sich einstellen, also dass die Lüfter z.B. bei schnell sinkender CPU-Temperatur nicht ruckartig runterdrehen, sondern langsam und stetig die Drehzahl reduzieren (z.B. in Ein-Sekunden-Intervallen statt 0,1 Sekunden). Die CPU-Temperatur kann sich sehr schnell ändern, aber das Gleiche muss dank Hysterese nicht für das Lüftergeräusch gelten.
Die hintere Anschlussblende ist recht gut bestückt: Acht USB-Ports (davon einer USB-C), DisplayPort- und HDMI-Ausgang, dazu 2.5 Gbit LAN von Realtek und Audioanschlüsse samt Digitalausgang, das ist solide. Nur noch mehr USB-Ports, intern wie extern, wären noch besser gewesen. Aber für den Preis kann man nicht meckern.
Das größte Manko ist sicherlich, dass kein Flash BIOS Button vorhanden ist. Somit kann man das BIOS mit einer 13er-CPU nicht auf die aktuelle Version updaten, ohne erst eine ältere CPU für das Update einsetzen zu müssen. Ok, Intel ist nun wirklich nicht für die Langlebigkeit seiner Sockel bekannt, und nach der 13. CPU-Generation wird auch schon Schluss sein mit den CPU-Upgrades, dann wird ein neuer Sockel mit neuen Boards fällig. Aber es musste MSI klar sein, dass Kunden sich dieses Board mit einer 13er-CPU wie dem 13600K zulegen wollen, und diese können dann ohne 12er-CPU das BIOS nicht updaten. Denn ohne das neueste BIOS läuft das System erstmal nicht. Aber wenn man dies weiß und berücksichtigt, oder nur eine 12er-CPU einsetzen will, ist das ok.
Im Grunde haben wir ein sehr stimmiges Board für den Preis. Und man kann den günstigen DDR4-Speicher weiterbenutzen, was meist kaum Leistung kostet. Die Höchstwertung wird nur verhindert, weil kein Flash BIOS Button / USB Flashback vorhanden ist.