Produkttester
Vorwort
Ich möchte Mindfactory für die Chance danken, diese Grafikkarte testen zu dürfen. Die Aktion war insoweit interessant für mich, da ich aufgrund der vielen Beschwerden im Netz von einem Kauf der RDNA Karten eigentlich schon abgesehen hatte. Ich möchte mir selber ein Bild davonmachen, ob an den Problemen tatsächlich etwas dran ist oder es überdramatisiert dargestellt wird.
Der Release der Karte war insoweit interessant, da die 5600XT eigentlich als Gegner der GTX1660ti geplant war. Daraufhin folgte Aktion auf Reaktion, denn Nvidia senkte die Preise ihrer RTX2060 Karte, um sie für die Mittelklasse Interessierten attraktiver zu machen. AMD konterte kurz vor Release mit einem neuen BIOS Update, dass die Taktraten deutlich anhob und man so die Performance der Karte um rund 7% steigern konnte. Allerdings erhalten nicht alle Karten dieses Update. Die in diesem Test befindliche Gigabyte Gaming OC erhält das besprochene Update und ist sehr einfach über die Gigabyte Seite installierbar. Ein sehr positiver Aspekt: alle Custom Karten Hersteller garantieren dieses Update. Das heißt, sollte das BIOS Update eure Grafikkarte beschädigen, so greift weiterhin eure Garantie.
Spezifikationen
Schaut man sich die Spezifikationen an, weiß die Karte zu überzeugen. Die RX5600XT basiert wie ihre großen Brüder auf der RDNA Architektur mit dem Navi 10 Chipsatz und wurde im 7nm Verfahren gefertigt. Mit 2304 Shader Prozessor Einheiten liegt sie gleichauf mit der RX5700, allerdings verfügt die RX5600XT nur über 6GB GDDR6 Grafikspeicher der mit 12.0 Gbps angebunden ist. Daraus ergibt sich eine Speicherbandbreite von 288GB/s. Der Takt liegt bei 1560MHz. Das neue BIOS Update erhöht den Takt auf bis zu 1750MHz und der Speicher wird mit 14.0 Gbps angebunden.
Das neue BIOS findet ihr direkt auf der Gigabyte Homepage:
https://www.gigabyte.com/Graphics-Card/GV-R56XTGAMING-OC-6GD/support#support-dl-bios
Verpackung
Die Verpackung kommt im inzwischen Aorus angehauchten Design und zeigt direkt auf der Vorderseite einige Features wie Fidelity FX, Freesync 2 und dass die GPU bereits ab Werk übertaktet ist. Auf der Rückseite gehen sie noch etwas näher auf die Features des eigenen Custom Modells ein, dazu zählt zum einen RGB Fusion 2.0, Das Windforce Kühlsystem und die Metal Back Plate im schlichten, aber eleganten Design.
Als ich die Verpackung öffnete, war ich dann jedoch negativ überrascht. Der aktuelle Trend zeigt zwar, dass immer weniger Zubehör enthalten ist, allerdings treibt Gigabyte es hier auf die Spitze. In der großen Verpackung befindet sich nichts Weiteres neben der Schnellinstallations-Anleitung. Ich vermutete anfangs, dass es vielleicht daran liegt, dass es sich um eine Promo Verpackung handeln könnte, speziell für die Test Aktion. Allerdings zeigte sich nach kurzer Google Recherche, dass auch andere nicht mehr Zubehör hatten und dies wohl der Standard Lieferumfang ist.
Kühlung, Features und Design
Die Gigabyte RX5600Xt Gaming OC verfügt über den Gigabyte typischen Windforce Kühlkörper. Auch wenn andere Custom Modelle lieber auf 2 große Lüfter setzen, vertraut Gigabyte weiterhin dem Prinzip, 3 80mm Lüfter zu verbauen, bei dem die äußeren Lüfter entgegen des Uhrzeigersinn laufen und der mittlere Lüfter mit dem Uhrzeigersinn läuft. Der Sinn der entgegengesetzten Laufrichtung ist, dass sich sonst die Luftströme der jeweiligen Lüfter aufeinandertreffen würden und unerwünschte Wirbel verursachen würden. Durch die Drehrichtung des mittleren Lüfters kollidieren die Luftströme nicht und es werden keine Turbulenzen erzeigt. Für eine Veranschaulichung empfehle ich die Grafiken der Gigabyte Homepage, die das super bebildert haben.
Der Kühlkörper besteht aus Alu Finnen. Die Abwärme des Grafikchips wird durch direkt aufliegende Kupfer Heatpipes zum Alu Kühlkörper geleitet. Hierfür werden 5 Voll-Kupfer Heatpipes genutzt. Vorteil bei der Gigabyte Gaming OC ist, dass auch der VRAM durch aufliegende Metalplatten mitgekühlt wird.
Mittels der Aorus Engine lässt sich die Performance der Karte beeinflussen. So kann man dort den Takt erhöhen oder senken, die Karte undervolten oder die Lüfter Kurve einstellen. Allerdings ist bei mir das Programm öfters abgestürzt und teilweise wurden Einstellungen nicht übernommen bzw. gespeichert.
Ein weiteres Feature ist RGB Fusion 2.0, durch das man den Gigabyte Schriftzug seitlich an der Karte zum Strahlen bringen kann. Es gibt verschiedene Modi und Farben zur Auswahl, für RGB Enthusiasten ist dieses Feature allerdings nichts, denn der Schriftzug ist das Einzige das leuchtet.
Dennoch weiß die Karte optisch zu überzeugen. Trotz 3 Lüftern und der Länge wirkt die Karte schlicht, dank der Grauen Lüfter Abdeckung und Backplate. Beides fühlt sich edel an und die Karte ist rundum gut verarbeitet. Allerdings solltet ihr vorher kontrollieren, ob die Karte in euer Gehäuse passt. Ich nutze ein NZXT H510 und habe weniger als 1cm Luft zur farbigen Blende im H510.
Die Grafikkarte hängt aufgrund der Länge und des Gewichts minimal durch, das fällt aber kaum auf und man muss sich darüber auch keine Gedanken machen.
Die Karte bringt natürlich auch die typischen AMD Radeon Features mit sich, auf die ich hier aber nicht weiter eingehe, da dies nicht Gigabyte spezifisch ist, sondern alle RX5600XT mit sich bringen.
Die Features wären zum Beispiel Radeon Image Sharpening, Fidelity FX und Radeon Anti-Lag.
Testsystem
Die Grafikkarte wird im folgenden System getestet:
AMD Ryzen 7 2700X mit Wraith Prism Kühler, MSI B450 Tomahawk Max, Crucial Ballistix LT Sport 3200MHz CL16 in einem NZXT H510 Gehäuse. Zur Stromversorgung dient ein Be Quiet! Pure Power 11 500W CM. Als Speicher Medium dient eine Samsung 970 Evo NVMe SSD und eine WD Blue 1TB HDD. Zur Lüftung werden die 2 NZXT Gehäuselüfter genutzt (Pull) und 2 Noiseblocker NB-eLoop B12-1 (Push).
Alle Komponenten sind nicht übertaktet.
Der Test finden unter Anwendung des BIOS Updates statt und mit der Treiberversion 20.2.1.
Damit die Werte ungefähr vergleichbar zu andere Tests sind, habe ich mich dazu entschieden, dieselben Anforderungen wie andere Tests haben, zu nutzen. Das heißt die Tests werden mit den höchsten Einstellungen durchgeführt und ohne AA. Ich verstehe, dass das Szenario kaum alltäglich ist und viele bestimmte Einstellungen runter drehen, um mehr Bilder pro Sekunde zu generieren. Aber wenn ich nun an einzelnen Einstellung rumstelle, dann kann man die Ergebnisse kaum noch mit anderen vergleichen, auch wenn die Ergebnisse für Casual User vielleicht realistischer sind.
(Benchmarks findet ihr im Forum unter: https://forum.mindfactory.de/t108403-testers-keepers-aktion-gigabyte-rx-5600-xt-gaming-oc.html#post1177713)
Man sieht, dass die RX5600XT nicht nur in 1080p brilliert, sondern auch in 1440p recht gut abschneidet. Selbst Titel wie RDR2 sind flüssig in WQHD spielbar, auch wenn die Frames ab und an unter die magische 60fps Grenze fallen. Mit entsprechend verstellten Einstellung kann man ohne große Grafikeinbuße die Frames erhöhen.
Jedoch muss ich dazu sagen, dass das Durchführen der Benchmark Tests alles andere als unkompliziert war. Ich musste diverse Treiberversionen ausprobieren, da die RX5600XT einfach nicht stabil lief. Jedes Mal habe ich die Treiber mittels DDU deinstalliert und dann die neuen Treiber installiert. Ich habe sogar das ganze System einmal neu aufgesetzt (Windows Neuinstallation). Auch mit der Treiberversion 20.2.1 läuft die Karte immer noch nicht wirklich stabil. Ich konnte zwar die Benchmarks halbwegs problemfrei durchführen, allerdings habe ich beim normalen und längeren spielen immer noch Blackscreens, Freezes, Artefaktdarstellungen und Fps Einbrüche. Womit ich zu meinem nächsten Punkt komme.
Grafikkarte Treiber
Wie bereits erwähnt habe ich mehrere Treiber ausprobiert und wenn die Karte immer noch nicht stabil lief, die Treiber sauber deinstalliert und die nächsten ausprobiert, ohne Erfolg. Ich habe mir auf Reddit unzählige Beiträge durchgelesen, diverse Tipps ausprobiert und auch wenn es anfangs besser erschien, kamen die Probleme wieder. Auch die RX5700 und XT haben diverse Probleme, die über ein halbes Jahr nach Release immer noch nicht behoben sind. AMD Radeon bietet sehr gute Features, allerdings würde ich bevorzugen, wenn sie erstmal die Karte stabil kriegen, und sich dann um die Features kümmern. So haben wir halbfertige Features und nicht stabil laufende Grafikkarten.
Temperatur und Lautstärke
Was schade ist, denn auch hier weiß die Grafikkarte wieder zu überzeugen. Ich habe kein dB Messgerät um die Lautstärke zu messen. Zumal ich auch bezweifle, ob die günstigen Geräte wirklich seriöse Werte anzeigen, daher kann ich nur mein subjektives Empfinden wiedergeben. Ich spiele fast nur mit Kopfhörern und während des Spiels höre ich eigentlich so gut wie nichts. In Momenten, wo kein Ton da ist, nimmt man ein leichtes Surren wahr. Allerdings bin ich mir sicher, dass das nicht von der Grafikkarte kommt, zumindest nicht allein, sondern auch der Wraith Prism Kühler und die beiden NZXT Gehäuse Lüfter ihren Teil dazu beitragen. Im Betrieb ohne Kopfhörer hört man Lüftergeräusche ziemlich gut, aber wie bereits erwähnt, ist die Grafikkarte nicht allein schuld daran. Im Idle betrieb stehen die Lüfter, somit ist sie dort komplett unhörbar.
Temperaturtechnisch komme ich beim Spielen nie über 72 Grad Celsius. Somit hat man noch einen gewissen Spielraum, um die Lüfterkurve anzupassen. Wenn man es noch leiser haben möchte, kann man die rpm der Lüfter etwas runterdrehen. Dies resultiert natürlich in höheren GPU Temperaturen, allerdings wären selbst 80 Grad Celsius unter Last immer noch mehr als in Ordnung.
Fazit
Diese Karte macht es mir leider sehr schwer, sie zu empfehlen. Hardwaretechnisch ist es ein super Produkt von AMD und Gigabyte. Die Leistung überzeugt, die Kühlung zeigt keine Schwächen und auch die Qualität lässt sich nicht bemängeln. Doch die gute alte Software.. Als AMD Sympathisant war für mich schnell klar, mir eine RX5700 zu holen. Dann kamen all die Berichte über Treiber Probleme und ich wartete erst einmal ab. Doch bis heute halten diese Probleme an. Ich wollte diesen Test nutzen, um selber mal zu sehen, ob was an den Problemen dran ist. Und leider ist es so. Ich kann nicht sagen, ob man Tester Kollegen ähnliche Probleme hatten, doch sollten mehrere Leute dieselben Erlebnisse haben wie ich, kann ich diese Karte einfach nicht empfehlen. Man zahlt hier mittlerweile über 300¤ für eine 1080p Karte, wo man dann auch erwartet, dass sie problemfrei läuft. Doch nach dem ganzen Hin und her, Treiber installieren und deinstallieren, Problemlösungen finden und auszuprobieren, muss sogar ich sagen, dass ich eine Nvidia Karte bevorzugen würde. Eine RTX2060 bietet ungefähr dieselbe Leistung, vielleicht etwas weniger und obwohl die Custom Modelle noch mehr kosten, würde ich eher zu diesen Karten greifen. Genau so würde ich auch eine RTX2060S statt einer RX5700 empfehlen. Das Preis/Leistungsverhältnis spricht klar für AMD, aber solange sie die Software Probleme nicht beheben, sollte man einen Bogen um die Karten machen. Ich bin täglich 10 Stunden unterwegs und wenn ich dann endlich zuhause bin und spielen will, erwarte ich einen funktionierenden PC. Ich habe dann weder die Nerven, noch die Zeit, mich mit Treiber de- und Installationen rumzuschlagen und im Internet nach Lösungen zu suchen.
Selbstverständlich gibt es auch einige Fälle, bei denen die Leute kaum bis keine Probleme haben, natürlich. Aber meiner Erfahrung und auch Ansicht nach kann ich, zumindest aus meiner Sicht, keine Kaufempfehlung aussprechen. Falls die Kollegen oder User Tipps haben oder es neue Treiber geben wird, werde ich sie natürlich ausprobieren und auf Besserung hoffen.