Produkttester
Das Mainboard wurde mir kostenfrei zu Test im Rahmen des "Testers Keepers" zur Verfügung gestellt, was das die Bewertung jedoch nicht beeinflusst. In diesem Test möchte ich den Fokus neben der Ausstattung des Boards sowohl auf Energieeffizienz als auch der Übertaktung des Arbeitsspeichers liegen.
+++ Update: UNDERVOLTING ALLER CPUS ERST MIT BIOS-VERSION 1.4 MÖGLICH +++
Mit dem BIOS-Update auf Version 1.4 erhalten Kunden nun die Möglichkeit die CPU zu undervolten. Die Einstellungen finden sich unter "Advanced CPU Configration" Damit habe ich meinen i5-13600K mit einem Voltage Offset von - 135 mV eingestellt, was in substanziell geringeren Temperaturen und Stromverbräuchen resultiert. Ein Leistungsverlust ist nicht zu beobachten. Vor allem im Cinebench R23 ist ein geringfügig höheres Ergebnis zu beobachten, da die CPU nicht ins sog. thermal throttling gegen Ende des Runs läuft. Entsprechend wurde die Bewertung um einen Stern nach oben korrigiert.
+++ Kurzzusammenfassung +++:
Positiv:
MSI-typisch sehr gute Verarbeitung
WiFi 6E + 2,5 Gbit LAN
WiFi-Modul wird während Windowsinstallation/-setup erkannt
Alle derzeit relevanten Features grundlegend vorhanden
Kein PCIe Lanesharing
7 PWM Lüfteranschlüsse (2 CPU + 5 Gehäuse)
Suchfunktion im BIOS
Neutral:
I/O-Shield nicht vormontiert und leider nicht schwarz beschichtet
Spannungswandler und deren mittelmäßig dimensionierte Kühlkörper sind okay, aber nicht herausragend
USB-C mit 10 Gbit/s (USB 3.0) vorhanden (leider kein 20 Gbit/s, kein Displayport, kein Thunderbolt)
Zwei M.2-SSDs (4.0 x 4) vorhanden
Negativ:
Preis/Leistungsverhältnis sehr schlecht
Hoher Stromverbrauch im Leerlauf
Kein Undervolting bei bestimmten CPUs möglich (Liste am Ende)
BIOS-Handbuch passt nicht zum BIOS
ALC897-Soundchip
Eher dünner SSD-Kühler auf oberer SSD
Kein PCIe 5.0 für oberen Erweiterungsslot
"Board-Explorer" aus BIOS entfernt
+++ Langfassung +++
+++ Ausstattung des Boards:
Zum Lieferumfang gehört neben dem Board ein SATA-Kabel, ein weiter Standoff für die sekundäre M.2 SSD und die WiFi-Antennen. Die Ausstattung des Rear-I/O kann den Fotos auf der Mindfactory-Artikelseite (Artikelnummer: 75387) entnommen werden.
Als PCIe Erweitungsslots sind fünf mechanische x16 Slots vorhanden. Dies sind von (oben nach unten) als&
& 4.0 x16 (von CPU; mechanisch verstärkt)
& 3.0 x1 (vom Chipsatz)
& 4.0 x4 (vom Chipsatz)
& 3.0 x1 (vom Chipsatz)
& 3.0 x1 (vom Chipsatz)
angebunden.
Daneben lassen sich zwei M.2 SSD anschließen, von der die Obere mit einem vergleichsweise eher dünnen Kühlkörper bedeckt ist. Diese ist direkt via PCIe 4.0 x4 an die CPU angebunden. Die andere ohne Kühlkörper über 4.0 x4 an den Chipsatz. Alle Slots sind zeitgleich nutzbar und es findet kein Lanesharing statt. Letztere M.2 Slot kann auch SATA M.2 SSD aufnehmen. In diesem Fall wird jedoch einer der vier SATA-Ports abgeschaltet, da der B760-Chipsatz nur vier SATA Schnittstellen bereitstellt.
Der relevante Teil des Front-I/O beschränkt sich auf einen USB-A 3.0 Header (für zwei 3.0 Typ A Ports) und einen USB-C 3.0 Header (für einen 3.0 Typ C Port) was ausreichend sein sollte. Der Sound wird über einen ALC897 generiert.
+++ Einleitendes, Montage und BIOS:
CPU wurde der i5-13600K gewählt. Dies hat den Grund, dass der Internal Memory Controller (IMC) der non K-CPUs im DDR4-Bereich häufig nicht so hohe Geschwindigkeiten erreicht. Für hohe RAM-Takte muss dann in Gear 2 gewechselt werden und der IMC wird in der Geschwindigkeit halbiert. Dadurch entstehen zusätzliche Latenzen, die sich nachteilig auf die Leistung auswirken können. Gear 2 ist auch der Standardmodus für DDR5 jedoch kann dieser Nachteil durch wesentlich höhere Bandbreiten von DDR5 überkompensiert werden kann, sodass die grundsätzliche Empfehlung Ende Q1/2023 vor allem für Spieler DDR5 ist. Um den Bandbreitennachteil zu kompensieren kann DDR4 in Gear 1 ebenfalls sehr leistungsstark sein, jedoch muss hierzu der IMC übertacktet werden. Dies gelingt mit den K-CPU typischerweise etwas besser. Daneben profitiert man bei Intels 13. Gen erst ab dem i5-13600K von der neuen Raptorlake Architektur und dessen Vorzügen, auf die aber nicht näher eingegangen werden soll. Unterhalb des 13600K wird weiterhin die ältere Alderlake-Architektur angeboten.
Der Einbau gestaltete sich relative einfach. Leider war das I/O-Shield nicht fest installierten, was aber nach der Montage nicht weiter stört. Zum Erreichen eines gleichmäßigen Anpressdrucks der CPU im Sockel wird ein Contactframe von Thermalright verwendet, welches für unter 15 € zu haben ist. Die vier Schrauben wurden abwechselnd und überkreuz nach und nach mit maximal 180 °-Drehungen bis zum Auftreten eines spürbaren Widerstands nicht mal fingerfest angezogen. Zum Abschluss wurden die Schrauben mit weiteren 60 °-Umdrehung festgezogen. Eine Nutzung eines solchen Frames führt neben optimaler Signalübertragung zu einem langfristig optimalen Kontakt zwischen CPU-Heatspreader und der Bodenplatte des CPU-Kühlers, was sich unter anderem in CPU-Hochlast-Szenarien in reduzierten Temperaturen äußert. Vorteilhaft bei diesem Mainboard ist das Vorliegen von sieben 4-Pin-PWM-Lüfteranschlüssen (1 CPU, 1 CPU Wasserpumpe, 5 Gehäuse), die so gute Durchlüftung des Cases gewährleisten. Die Lüfterkurven lassen die Auswahl unterschiedlicher Temperatursensoren zu wie z.B. CPU, CPU-Sockel, Chipsatz, VRM oder allgemein "System".
Nach der Installation von Windows 11 Pro 22H2 wurde das XMP-Profil geladen. Dies gelang problemlos, sodass die vorliegenden vier 8 GB Crucial DDR4 Sticks wurden sofort richtig erkannt und das XMP Profil von 3600 MT/s CL16 ließ sich ohne Probleme laden. Weitere Speicheroptimierungen erfolgen später (siehe unten).
Generell gefällt die optische Oberfläche des BIOS/UEFI von MSI sehr gut. Sie ist sehr übersichtlich und die Eingabe per Maus wird gut unterstützt. Vor meinem aktuellen System besaß ich ein MSI B550 Gaming Edge Wifi. Im Vergleich ist die graphische Oberfläche weitgehend unverändert geblieben, sodass vieles vertraut erscheint. Mancher mag den gewohnte "Board-Explorer" vermissen. Dieser besteht aus einer Ansicht des Mainboards, was die verbauerten Komponenten bei einem Klick auf die jeweilige Schnittstelle anzeigt. Dies ist vor allem beim Troubleshooting interessant um sich zu versichern, dass Bauteile richtig bzw. überhaupt erkannt werden. An dieser Stelle findet sich nun die "Security"-Kachel, unter der sich Einstellungen zum BIOS-Passwort, dem TPM und Secureboot finden. Dieses ist entgegen des Handbuchs nicht als Unterpunkt der Kachel "Settings" zu finden. Hier muss das BIOS-Handbuch angepasst werden. Positiv: Es gibt eine Suchfunktion im BIOS die tadellos funktioniert und auch das Anfragen von Treibern über das Windowsupdate lässt sich abschalten, falls es nicht sowieso per Gruppenrichtlinie unterbunden wird (nur mit Windows 10/11 Pro möglich). Dies ist dringend empfohlen, um nicht unmittelbar beim ersten Installieren der Windowsupdates mit noch weiteren zusätzlichen Tools zwangsversorgt zu werden.
+++ Installation von OS und Treibern:
Zur optimalen Kompatibilität von Hardware und OS wird Windows 11 Pro 22H2 verwendet. Das WLAN-Modul wird während der Installation erkannt, was sehr praktisch und erfahrungsgemäß nicht selbstverständlich ist.
Insgesamt dauert das Installieren von OS inklusive aller Windowsupdates und der Treiber rund 30 Minuten (was natürlich auch von der Geschwindigkeit der Internetverbindung abhängt). Bei der Installation der Treiber die im Supportbereich von MSI zum Download bereitstehen traten keine Probleme auf. Das Verbinden eines Lautsprechers via Bluetooth hat jedes Mal einwandfrei und auf Anhieb funktioniert.
+++ Energieeffizient, Undervolting, RAM-OC und Sound
Ein Problem moderner Hardware ist die meist hohe Energieaufnahme im Leerlauf. Es ist dringend geraten die C-States auf manuell auf C10 einzustellen und die Intel Speedstep Technology" zu aktivieren. Ohne eigebaute dGPU wird eine optimierte "Idle-Leistungsaufnahme an der Steckdose von 35 Watt gemessen. Kein guter Wert. Da die Package Power mit unter 5 W angegeben wird, ist schnell der Chipsatz im Verdacht. Dieser liegt im Leerlauf bei 42 °C und damit höher sogar als die CPU. Eine Referenzmessung mit einem Dell OptiPlex 3000 (i5-12500, 2 x 8 GB DDR4-3200, B660-Chipsatz) ergab eine Leitungsaufnahme (= Stromverbrauch) im Leerlauf von gerade einmal 15 W. An der Alderlake/Raptorlake-bzw. B660/B760-Plattform kann es also nicht liegen. Hier muss dringend nachgebessert werden! Im heruntergefahrenen Zustand (nicht Standby) schwankt das Messgerät zwischen 0,9 und 1,3 W. Dies lässt sich ändern, wenn im BIOS unter SettingAdvancedPower Management Setup die Einstellung ErP Ready eigeschaltet wird. Dann liegt der Stromverbrauch auch heruntergefahren bei 0 W. Schade, dass dies keine Standardeinstellung ist. Im Standby schwankt das Messgerät zwischen 2,3 und 2,6 W, was in Ordnung ist.
Wird mittlere bis hohe Last angelegt steigt die Leistungsaufnahme enorm. Dieser Leistungsaufnahme kann jedoch begegnet werden. Hierzu gibt es unterschiedlich Ansätze.
Der erste Ansatz besteht im sogenannten Undervolting von CPU und GPU. Dabei werden die Bauteile mit weniger Spannung versorgt, als es eigentlich laut offizieller Spezifikation nötig ist. Dadurch kann sehr häufig die Leitungsaufnahme (= Stromverbrauch) substanziell gesenkt werden bei nur sehr geringen Leistungseinbußen. Ein Risiko besteht bei zu starken Undervolting in der Entstehung von Instabilität des Systems. Die Grenzen müssen individuell für jedes Exemplar ausgelotet werden. Beim Test hier soll der Fokus auf der CPU und speziellen Funktionen des Mainboards liegen. Hier beginnen Probleme.
UPDATE: Undervolting aller CPUs mit BIOS-Version 1.4 möglich!
Ein Undervolting des i5-13600K und bestimmten anderen CPUs (Liste am Ende) ist schlicht nicht möglich! Dies wurde sowohl mit der MSI eigenen "CPU Lite Load"-Funktion probiert als auch über einen klassischen Spannungsoffset. Beides führt zwar zu einer reduzierten Leistungsaufnahme bei jedoch erheblich Performanceverlust. Grund ist hier die sog. IA CEP (Current Excursion Protection). Diese soll für die Einhaltung der Spezifikationen sorgen und reduziert bei zu wenig Spannung Taktfrequenz und allgemeine Performance. Ein Abschalten ist bei dieser Kombination von Mainboard und CPU nicht möglich. Im BIOS-Handbuch von MSI finden sich keine Hinweise zu der Einschränkung. Hier wird behauptet, dass die IA CEP abschaltbar wäre, was sie aber beim vorliegenden Modell nicht ist. Die Option wird im BIOS nicht einmal angezeigt. Auch die Suchfunktion findet kein Ergebnis.
Eine längliche Internetrecherche ergab, dass ein Deaktivieren von CEP bei K-CPUs nur auf Z690/Z790 möglich ist (siehe Liste am Ende). Dies wird über einen neuen Microcode realisiert, der im BIOS enthalten ist. Der technische Grund erschließt sich mir nicht und ich möchte nicht über Produktsegmentierung und Upselling spekulieren.
Abhilfe kann jedoch das Installieren einer älteren Bios-Version sein, bei der noch der alte Microcode enthalten ist. Dies ist jedoch bei diesem B760-Board nicht möglich, da selbst das Release-Bios den neueren Microcode enthält. Eine Option dürfte dies also nur bei 600er Boards sein. Am Ende bleibt nur die Powerlimits etwas abzusenken, sodass konnte zumindest etwas Effizienzgewinn unter Volllast erreicht wird, was im Teillastbereich jedoch keine Vorteile mit sich bringt. Eine Spannungswandlertemperatur von 65 °C (nur noch 56 °C nach UV mit BIOS 1.4) beim Gaming auf QHD 165 fps ist das Resultat. Diese gehen aber noch in Ordnung. Ich möchte MSI dringend bitten diese Funktion uneingeschränkt frei zugeben (ist mit BIOS-Version 1.4 passiert) oder die genauen technischen Hintergründe zu erläutern, nicht zuletzt, um auch vom eigenen Namen abzulenken. Die Boardpartner haben hier sicher einigen Spielraum, ähnlich wie es bei den Powerlimits der Fall ist.
Ram-OC funktioniert sehr gut. Die vorliegenden vier Crucial Ballistix 8 GB Riegel liefen sofort problemlos mit den im XMP hinterlegten 3600 MT/s. Manuelles OC lieferte 4000 MHz mit minimal angepassten Timings (tRAS auf 36 statt 38 und Commandrate 1 statt 2) mit 1,44 V in Gear 1. Damit sind solide 58472 MB/s lesend bei 62.2 ns Sekunden Latenz erreicht worden. Eine Verringerung der Latenz ist Gegenstand zukünftiger Optimierungen, da dies sehr zeitintensiv ist.
Der Onboardsound ist vorhanden, überzeugt aber weniger. Im akustischen Vergleich zu meinem Vorgängerboard mit ALC1200 wirkt der Onboardsound mit einem 35 Ohm (nicht herausragend viel) Kopfhörer merklich "unpräziser". Dass mittlerweile beim Onboardsound deutlich gespart wird ist leider kein Einzelfall mehr. Dass es auf dem aktuellen Mainboardmarkt bei brauchbaren Modellen der Preisklasse bis 200 € nur einen ALC897 zu bekommen ist grenzt an eine Frechheit. Ab 150 € aufwärts sollte der 1220/bzw. 4080 Standard sein. Vor zwei Jahren war selbst beim 135 € MSI B550 Tomahawk (die absolute Empfehlung im AM4 Bereich ohne WiFi) der ALC1200 schon enthalten. Genau dieses Board der AM4 Generation wird aktuell trotz des Plattformalters aktuell für 170 € verkauft. Was ist hier passiert?
+++ Konkurrenzprodukte und Vergleich +++
+ Intelplattform-Konkurrenz:
Hier hat das das MSI Pro B760-P Wifi DDR4 für 180 € (am 23.03.2023 bei Mindfactory) einen (zu) schweren Stand - vor allem durch hauseigene Konkurrenz. Da wäre zum einen, das nur 15 € teurere (Stand 27.03.2023) MSI MAG B760 Tomahawk WIFI DDR4, welches die 13. Intel-Gen. ebenfalls out of the Box unterstützt. Dieses hat neben kleineren Vorteilen wie dem vorinstalliertem I/O-Shield und dem Mehr an USB 3.X Ports, den Vorteil noch größerer Kühlköper für die Spannungswandler. Daneben ist der obere PCIe x16 Slot mit PCIe 5.0 angebunden was nominell die doppelte Datentransferrate ermöglicht. Derzeit gibt es zwar noch keine GPU die PCIe 5.0 auch nur unterstützt, geschweige denn davon merklich profitiert, jedoch fehlt so potentiell etwas Zukunftsfähigkeit. Relevanter ist, dass das Tomahawk die Möglichkeit bietet drei M.2 SSD anzuschließen, die sich alle unter Kühlkörpern befinden. Das B760 Tomahawk wäre dann vor allem für sehr leistungsstarke Setups mit i7-13700(K) oder i9-13900(K) zu bevorzugen, die ggf. in der Zukunft noch durch SSD-Storage oder eine leistungsstarke Next-Gen GPU aufgerüstet werden sollen. Die fehlende Undervolting Option sei auch hier beachtet. Leider wurde beim knapp 195 € teuren B760 Tomahawk ebenfalls nur ein ALC897 verbaut. Der preisgleiche Vorgänger B660 Tomahawk Wifi DDR4 hatte noch einen ALC1220, dafür aber nur PCIe 4.0 x16 am oberen Slot (kaum relevant, s.o.) verbaut. Auf mich persönlich wirkt leider ein wenig so, als wurde dies "heimlich" gemacht, da die Aufmachung des Boards nahezu unverändert bleibt.
Zum Zweiten existiert noch das MSI Z690-A Pro WiFi DDR4. Für gerade rund 20 € Aufpreis (Stand 23.03.2023) zum Pro B760-P Wifi DDR4 bekommt man ebenfalls PCIe 5.0 am oberen x16 Slot, mehr USB 3.X, die Möglichkeit sogar vier M.2 SSD anzuschließen und bessere Spannungsversorgung der CPU (14 + 1 +1 Phasen anstelle von 12 + 1 +1 Phasen bei den beiden B760). Der Z-Chipsatz ermöglicht dazu das klassische Übertacken von K-CPUs mittels Multiplikator und das Undervolten von K-CPUs. Weiterhin ist dieser mittels acht 4.0-DMI-Lanes an die CPU statt der nur vier 4.0-DMI-Lanes bei B760 angebunden. Das ermöglicht so theoretisch mehr PCIe-Erweiterungen ohne Bandbreitenverlust. Die Intel 13. Gen wird nicht out oft the Box unterstützet, was ein BIOS-Update erforderlich macht. Dieses gelingt mittels Flashbacktaste am I/O-Shield auch ohne passende 12. Gen CPU ganz vorbildlich. Damit erscheint dieses Mainboard eindeutig als die zu favorisierende Alternative.
+ AMD-Plattform Konkurrenz:
User, die nur am Spielen von PC-Spielen interessiert sind und nur selten leichte (Office-)Arbeiten verrichten, können mit einem aktuellen AMD-System glücklicher werden. Eine Mainboard-Empfehlung sind hier das MSI Pro B650-P Wifi, das B650 PG Lightning von Asrock, welches nicht über Onboard WLAN verfügt, und das Gigabyte B650 Gaming X AX. Der entsprechende AMD Ryzen 5 7600 bzw. 7600X stellt für 230 € die eindeutig stärkere Gaming CPUs dar und ist in Spielen durchschnittlich schneller als der aktuelle i5-13600K (350 €) bei geringerer Leistungsaufnahme. Weiterhin bauen zukünftige CPU-Generationen von AMD auf den AM5 Sockel auf, sodass die CPU bei Interesse aufgerüstet werden kann. Nachteilig an der AM5-Plattform bleibt der noch höhere Stromverbrauch im Leerlauf, was einen Einsatz als reinen Büro-/Officerechner schnell unattraktiv macht. Office/Business-User sollten kritisch hinterfragen, ob die zweifelsfrei hohe Leistung eines modernen klassischen Desktop-Systems wirklich benötigt wird. Häufig ist die Rohleistung eines Laptops, Intel NUC mit 12./13 Intel Gen bzw. AMD 6000er o.Ä. völlig ausreichend. Diese kommen mit Idle-Stromverbräuchen deutlich < 10 Watt aus.
Daneben zeigt sich die AM5-Plattform äußerst wählerisch, fast zickig, was den Arbeitsspeicher angeht. Hier muss also mit besonders großer Sorgfalt bei der Auswahl des Arbeitsspeichers vorgegangen werden. Nur weil ein bestimmtes Arbeitsspeicherkit EXPO-zertifiziert (XMP für AMD) ist, heißt das nicht, dass die ausgewählte Kombination von Mainboard und RAM am Ende auch wirklich mit den auf dem Arbeitsspeicherkit angegebenen EXPO-Frequenzen stabil läuft. Hier enthalten die Kompatibilitätslisten der jeweiligen Mainboards auf den Herstellerseiten hilfreiche Informationen. Langsam seitens der Boardpartner nachgelieferte BIOS-Updates verschaffen langfristig aber Abhilfe. Zusammenfassend dürften reine Spieler mit AM5 die preiswertere und energieeffiziente Plattform mit besserer Spieleleistung erhalten.
+++ Fazit:
Bitte nicht falls verstehen: Alles in allem handelt es sich um ein wirklich grundsolides Mainboard mit MSI-typisch super Verarbeitung, das alle derzeit relevanten Funktionen und Features aufweist!
Der Preis von 180 € erscheint jedoch erheblich zu hoch. Ein höherwertiger ALC1220/4080-Soundchip und ein dritter M.2 SSD-Slot (gerne auch als PCIE 4.0 x 4 im Lanesharing mit dem dritten PCIe-Erweiterungsslot, der als 4.0 x 4 Slot angebunden ist.) wären das Mindeste, um den Preis zu rechtfertigen | Platz auf dem Board ist ja hinreichend vorhanden. Ich persönlich würde angesichts dessen doch eher zum oben genannten MSI Pro Z690-A Wifi (erhältlich als DDR4 oder DDR5) greifen. Eine echte Empfehlung wäre das Pro B760-P Wifi DDR4 für bei einem Preis von 130 bis 140 € für preisbewusste Kunden, die dann doch eher zum ebenfalls empfehlenswerten i5-13500 statt des i5-13600K greifen. Ersterer wäre dann Stand jetzt auch undervoltbar. Der Kunde kann so alleine durch die Wahl der CPU rund 100 € sparen, welcher Diese lieber in eine leistungsstärkere Grafikkarte oder in eine DDR5-Plattform investieren sollte. Es ist zu erwarten, dass zukünftige Spiele einen wachsenden Bedarf an Arbeitsspeicherbandbreite haben, sodass die Performanceunterschiede zwischen DDR4 und -5 zunehmen werden. DDR5 ist darüber hinaus innerhalb der letzten 12 Monate preislich wesentlich attraktiver geworden. Eine Investition in die 12./13. Intel Generation und DDR4 sollte m. M. n. nur erfolgen, wenn ausreichend DDR4 RAM (Minimum 16 GB, besser 32 GB) von mindestens guter Qualität (XMP 3200 und höher; Micron E-Die oder Samsung B-Die) vorliegt, wie in meinem persönlichen Fall.
Leider fällt auch der Vergleich zu meinem persönlichen "Vorgänger-Board" (MSI B550 Gaming Edge Wifi) ernüchternd aus. Hier wurde noch ein hörbar höherwertiger ALC1200-Audiochip, großzügiger dimensionierte VRM-Kühlkörper, mehr USB 3.0 Ports, RGB-Beleuchtung (Softwarefrei mittels Schalter auf dem Board abschaltbar), ein fest installiertes I/O-Shield und ein dickerer SSD-Kühler zum Preis von damals (Oktober 2021; Board wird inzwischen nicht mehr hergestellt) gerade einmal 150 € geboten.
Für Gelegenheitsspieler die den Rechner überwiegend auch für leichte Officeaufgaben einsetzten wollen, kann ein Intelsystem aus energetischen Gründen die bessere Wahl sein. Kreativanwender profitieren, anders als Spieler, spürbar von den e-cores neuerer Intel CPUs, die die Multicoreleistung massiv steigern, was gerade beim z.B. Rendern sehr relevant ist.
Wer rein an der Spieleleistung interessiert ist, dem sei die aktuelle AM5-Plattform sehr ans Herz gelegt, da hier das klar bessere Preis/Leistungsverhältnis zu erwarten ist.
Am Ende vergebe ich 3 von möglichen 5 Sternen (-1 für die hohen Stromverbrauch im Leerlauf, sowie das überarbeitungswürdige BIOS-Handbuch und nochmal -1 für das schlechte Preis/Leistungs-Verhältnis im Vergleich zur hauseigenen-Konkurrenz
Für weitere Produkttests stehe ich gerne zur Verfügung und würde mich über Positivauswahl sehr freuen.
+++ Testsystem:
CPU: i5-13600K (6 P-cores; 8 e-cores)
Kühler: Thermalright Peerless Assassin 120
RAM: 32 GB Crucial Ballistix (BL8GQ36C16U4B,M6FE1, Single-Rank) via XMP auf 3600 MT/s CL16 @ 1,35 V.
SSD: 1 x 1 TB Samsung 990 Pro (PCIe 4.0 x 4, für OS und Spiele); 1 x 1 TB Kioxia Exceria G2 (PCIe 3.0 x 4, Daten und Backup)
GPU: EVGA Nvidia RTX 3070 FTW3 mit Undervolting auf 1870 MHz @ 0.875 V
PSU: bequiet! Straight Power 11 750 W Modular 80+ Gold
Case: bequiet! Pure Base 600 Window
OS: Windows 11 Pro 22H2
Sonstiges: Thermalright 1700 Contact Frame
Kopfhörer: Audio Technica ATH-PRO5X
+++ Kompatibilitätsliste 12./13. Gen Undervolting neuer Microcode:
- Undervolting möglich mit Z690/Z790: Alle K- und KF-CPUs; alle i5, alle i3; alle Pentium und Celeron
- Undervolting NICHT möglich mit Z690/Z790: i9 non-K und i7 non-K, i5- 12400(F) mit H0-Stepping.
- Undervolting möglich mit B660/B760: i5-12400(F) mit C0-Stepping, alle i3, alle Pentium und Celeron.
- Undervolting NICHT möglich mit B660/B760: Alle i9 und i7, i5-13600K(F) und 12600K(F); i5-12500; i5-12600; i5-12400(F) mit H0-Stepping.