Produkttester
Vorwort
Das Konfigurieren und Zusammenbauen neuer PC-Systeme und Hardware bereitet mir seit mehr als zwei Jahrzehnten große Freude.
Umso größer ist meine Überraschung, dass ich im Rahmen der Aktion "Testers Keepers" von Mindfactory und Thermalright als Produkttester für die CPU-Kühler-/Lüfterkombination Thermalright HR-02 Plus ausgewählt wurde.
Beiden Firmen sende ich meinen herzlichen Dank für diese Möglichkeit.
Gleichzeitig versichere ich, dass der unentgeltlich bereitgestellte und von mir hier bewertete Thermalright HR-02 Plus neutral und sachlich beurteilt wird.
Verpackung und Lieferumfang
Die Verpackung des HR-02 Plus ist in bräunlicher Farbe gehalten. Der Aufdruck des Produktnamens und des Herstellers ist in schwarzer Schrift gehalten, ebenso der Hinweis auf die "20th anniversary edition". Auf der Rückseite sind die Spezifikationen des Kühlkörpers und des Lüfters festgehalten. Beide Bauteile zusammen bringen 910 g auf die Waage. Klar, es mag auffälligere und ggf. schönere Verpackungen geben, aber schließlich zählen die inneren Werte oder Produkte.
Der HR-02 Plus ist für eine maximale Thermal Design Power (TDP) von 240 Watt spezifiziert.
Im Lieferumfang befinden sich
1x Lüfter TL-D14S (L140 mm, W102 mm, H162 mm, 1500 rpm, 4-Pin PWM, 5V/3-Pin ARGB, 150 g)
1x Kühlkörper (L140 mm, W152 mm, H27 mm, 6 Heatpipes, 760 g)
1x Montage-Set AMD AM4
1x Montage-Set Intel 775, 115x, 1200, 2011, 2011-3, 2066
1x RGB-Fernbedienung mit S-ATA Power-Anschluss
4x Lüfterklammern
1x Wärmeleitpaste (Thermalright CFX)
1x Schraubenzieher
1x Montageanleitung
Design und Verarbeitung des Kühlkörpers
Wir beginnen mit dem Herzstück, dem Kühlkörper des HR-02 Plus. Er wirkt hochwertig verarbeitet und stellt eine Hommage an den vor zehn Jahren vorgestellten HR-02 Macho dar. Nahezu alle Finnen des Kühlkörpers haben den gleichen Abstand, lediglich am oberen Rand musste ich an zwei Stellen geradebiegen, was leicht zu verschmerzen ist. Die auf dem Prozessor aufliegende Fläche besteht aus vernickeltem Kupfer. Der Kühlkörper ist wuchtig und nicht lackiert. Das kenne ich noch aus der Zeit, als Computergehäuse beige und klobig waren und RGB in Computern nicht bzw. kaum verbreitet war.
Ich muss gestehen, dass mir das Design anderer z.B. in schwarzer Farbe lackierter Kühlkörper (z.B. Be Quiet! Dark Rock-Serie) besser gefällt; dies ist jedoch Geschmackssache.
Alle Kühlflächen sind mit Löchern durchsetzt; Thermalright schreibt auf der Produkthomepage von einer patentierten "vertical hole technology", welche die Strömungseigenschaften und Wärmeabgabe des Kühlkörpers verbessern soll.
In jedem Fall besitzt der HR-02 Plus eine riesige Kühlfläche für die spezifizierte Kühlleistung bei einer Wärmeabgabe von 240 W TDP.
Design und Verarbeitung des Lüfters
Der Lüfter des Typs DL-14S, ebenfalls von Thermalright, besitzt eine neutrale, helle Farbe, die ihn bei aktiver ARGB-Beleuchtung schön in Szene ist. Der Lüfter lässt sich jedoch auch ohne ARGB betreiben, indem man den zugehörigen 5V/3-Pin-Anschluss schlicht nicht beachtet. An beiden Seiten besitzt er jeweils vier abnehmbare gummierte Anbauteile, die Vibrationen dämpfen sollen | das gefällt.
Eine RGB-Fernbedienung lässt die Wahl zwischen den aufgedruckten Modi "B", "M" und "S".
Im Betrieb "eiert" lediglich die Unterseite des Lüfters sowie der nicht ganz mittig angebrachte Aufkleber. Auch dies ist ein Detail, das ich lediglich der Vollständigkeit halber nenne; störend ist es keinem Fall. Die Bewegungen der Lüfterblätter beschreiben eine eindeutige Ebene.
Drehzahlen und Lautstärke des Lüfters (ohne montierten Kühlkörper)
Schwerer wiegt jedoch, dass der Lüfter auch bei geringen Drehzahlen von ca. 500 rpm gelegentlich leise schleift. Dies fällt nur in unmittelbarer Nähe auf. Bei höheren Drehzahlen, d.h. ab ca. 700 upm, fallen jedoch Luftverwirbelungsgeräusche auf, die empfindsame Ohren durchaus wahrnehmen werden. Ob sie störend sind, muss jeder Silent-Enthusiast für sich beurteilen. Die Drehzahlkurve (in upm, Umdrehungen pro Minute) in Abhängigkeit von der abgegebenen PWM-Leistung (in Prozent) sieht wie folgt aus:
1% PWM | 320 upm
5% PWM | 420 upm
10% PWM | 500 upm (bis jetzt nicht bzw. kaum hörbar)
20% PWM | 700 upm (erste Luftverwirbelungsgeräusche)
50% PWM | 1000 upm (deutlich wahrnehmbares Rauschen)
80% PWM | 1400 upm
100% upm | 1570 upm (maximale Drehzahl)
Anleitung und Montage
Die Anleitung liegt separat in deutscher und in englischer Anleitung bei. Alle Komponenten sind eindeutig mit einem Buchstaben und einer Bezeichnung bebildert abgedruckt. Die Installation wird in acht Schritten bebildert und separat für AMD- und für verschiedene Intel-Sockel dargestellt. Im "assembly package" liegen alle zur Montage benötigten Bauteile separat verschlossen bei. Für Intel-Systeme ist eine Backplate vorgesehen, für AMD-Systeme genügen Haltebügel. Leider tragen nahezu alle separat verschlossenen in Tütchen verschlossene Bauteile die Kennziffer "4", was sich jedoch nicht in der Anleitung wiederfinden lässt. Dennoch genügt die bebilderte, wenn auch etwas klein abgedruckte Anleitung für einen sichere Installation der 910 g schweren Kühler-/Lüfter-Kombination von Thermalright. Dank einer "Anpressdruckjustierungsplatte" (sic) lässt sich der Anpressdruck bei montiertem Lüfter symmetrisch verändern, ohne zwei Schrauben separat drehen zu müssen.
Leistung
Das Testsystem besteht aus folgenden Komponenten:
o AMD Ryzen 7 3700X
o be quiet! Dark Rock 4 (als Referenz) vs. 1x Thermalright HR-02 Plus
o 4x qe quiet! Silent Wings 3 14cm PWM
o MSI B550 Tomahawk
o 2x16 GB DDR4 Crucial Ballistix DDR4-3200
o MSI RTX 2070 Super 8G Gaming X Trio
o Be Quiet! Straight Power Platinum 11 550W
Eingesetzte Software:
o Windows 10 Pro x64 20H2
o Prime95 v30.3 build 6
o HWInfo64 v7.00
Es wird nun der Be Quiet! Dark Rock 4 gegen den Thermalright HR-02 Plus getestet.
Zum Ermitteln der maximalen Temperatur unter Volllast wurde Prime95 mit der Einstellung Small FFTs durchgeführt. Dies ist zwar realitätsfern, ermöglicht aber das Erreichen maximaler Temperaturwerte. Es wurden separat alle acht Kerne und einmal lediglich vier Kerne (für Temperatur-Spikes unter vollem Boost) für ca. zehn Minuten belastet. Die Package Power der CPU beträgt dann ca. 85-90 Watt.
Alle Messungen wurden bei einer Raumtemperatur von 19°C durchgeführt.
Dem Be Quiet! Dark Rock 4 (TDP 200 W) gelingt es mit Drehzahlen von 400 | 800 upm, den Ryzen 7 3700X bei Volllast auf allen Kernen bei 65°C zu halten. Belastet man lediglich vier Kerne, boostet der Prozessor höher und erreicht kurzzeitig maximale Temperatur-Spikes von 85°C.
Beim Spielen werden in Abhängigkeit von der CPU-Auslastung hingegen ca. 50-55°C erreicht.
Dem Thermalright HR-02 Plus (TDP 240 W) gelingt es mit Drehzahlen von 400 - 660 upm, den Ryzen 7 3700X bei Volllast auf allen Kernen bei 62°C zu halten. Belastet man lediglich vier Kerne, boostet der Prozessor höher und erreicht kurzzeitig maximale Temperatur-Spikes von 78°C.
Beim Spielen werden in Abhängigkeit von der CPU-Auslastung hingegen ca. 48°-53°C erreicht.
Insbesondere kann der Lüfter des Thermalright HR-02 Plus bei voller Drehzahl von 1570 upm die Temperaturen weiter senken als der BeQuiet! Dark Rock 4, dessen Lüfter maximal 1000 upm erreicht.
Mir geht es jedoch um vergleichbare Messwerte, weshalb ich ein annähernd vergleichbares Geräuschniveau einer maximalen Kühlleistung vorgezogen habe.
Vor allem werden die maximalen Temperaturen mit dem Thermalright HR-02 Plus im Vergleich mit dem Dark Rock 4 erst zu einem späteren Zeitpunkt erreicht; hier macht sich die deutlich größere Kühlfläche bemerkbar. Bei den Temperatur-Spikes der in 7nm hergestellten Ryzen 3000- und (5000-Serie) kann jedoch kaum ein CPU-Kühler bessere Werte erreichen.
Hier limitiert einfach die Tatsache, dass sehr viel Wärme auf einer sehr kleinen Fläche erzeugt wird.
Interessant kann es werden, wenn ich den Thermalright HR-02 Plus auf meinem Zweit-System, einem ASUS Z490 mit den kommenden Rocket-Lake-S-Prozessoren von Intel betreiben werde. Dieses System soll auch seine dauerhafte Arbeitsstätte werden.
Bei der weitaus höheren zu erwarteten Wärmeabgabe eines Intel i7-11700K sollte der Thermalright HR-02 Plus seine Stärken über die größere Kühlfläche besser ausspielen können. Hierfür muss ich jedoch noch mindestens zwei Wochen warten, bis er (erneut ) käuflich zu erwerben ist.
Fazit:
Der Thermalright HR-02 Plus ist eine gelungene Neuauflage des vor zehn Jahren vorgestellten HR-02 Macho, nun aber mit ARGB-Lüfter.
Für einen Preis von rund EUR 84,- liefert er eine hohe Kühlleistung. Vor allem besitzt er große Reserven, damit auch bei kurzfristig hohen Wärmeabgaben Wärme schnell und effektiv abgeführt werden kann. Als Alternativen würde ich den BeQuiet! Dark Rock Pro 4 und den Noctua NH-D15 nennen, die preislich auf vergleichbarem Niveau der teuerern Luftkühler liegen. Ich persönlich hätte mir einen leiseren Lüfter als den TL-D14S gewünscht.
Die Montage gelingt dank der bebilderten Anleitung nach etwas Einlesezeit; alle Bauteile sind eindeutig zu identifizieren und zu montieren.
Wer auf eine maximal hohe Kühlleistung für Einzelturm-Luftkühlern mit genug Reserven für Prozessoren mit hoher Wärmeabgabe (Intel, hörst Du mit?) Wert legt, liegt mit dem Thermalright HR-02 Plus auf der sicheren Seite.
Bei Bedarf kann dank vorhandenen vier Lüfterklammern auch ein zweiter Lüfter montiert werden, sofern hierfür tatsächlich noch Platz vorhanden sein sollte.
Positive Aspekte:
+ Riesige Kühlfläche
+ Platte zum Justieren des Anpressdrucks
+ 14cm-ARGB-Lüfter mit gummierten Halterungen
Andere Aspekte (persönlicher Eindruck)
o Sehr ausladende Abmessungen | bitte vor Kauf und Einbau prüfen!
o Montage könnte noch einfacher gelingen
o Lüfter könnte für Silent-Enthusiasten weniger Luftverwirbelungsgeräusche verursachen (bei geringerer Kühlleistung)
Vielen Dank an Mindfactory für die Möglichkeit, den Thermalright HR-02 Plus zu erhalten. Das Testen hat mir wie erwartet große Freude bereitet!