Produktbewertung des NZXT Capsule

Gliederung:
1. Rahmenbedingungen
2. Anforderungen
3. Lieferumfang
4. Funktionsweise
5. Verarbeitung
6. Design
7. Installation
8. Leistung
9. Studiovergleich
10 . Zusammenfassung


1. Rahmenbedingungen
Im Rahmen des Testers Keepers Programm haben wir, meine Partnerin und ich, uns für das NZXT Mikrofon beworben. Diese Tatsache beeinflusst die Bewertung in keiner Weise. Der Grund für die Bewerbung war ein konkreter Bedarf für ein höherwertiges Mikrofon. Während der Bewertung haben wir uns stets den Preis für das Produkt vor Augen geführt, um auch ein ehrliches Gesamtbild abgeben zu können. Zu testzwecken steht primär das Arbeitsgerät (MacBook Air) und als Ausweichmöglichkeit ein Zweitgerät mit Windows 10 bereit.


2. Anforderungen
Wie bereits erwähnt ergab sich im Laufe der letzten Monaten Home-Office bedingt ein regelrechter Bedarf. Der Arbeitsmittelpunkt ist mittlerweile das eigene Zuhause und nicht mehr das Büro. Meine Partnerin ist Journalistin im medizinischen Bereich und muss regelmäßig Texte einsprechen. Tonspuren, welche mit dem Headset eingesprochen wurden, waren qualitativ für das Video-Team nicht zu verwerten. Dadurch war regelmäßig eine Fahrt ins Studio notwendig. Gerade wenn es nur um wenige Sätze geht, steht der Aufwand selten im Verhältnis. Das Mikrofon soll daher vorrangig das gesprochene Wort in hoher Qualität aufnehmen. Wir stellen Anforderungen an das Ausblenden von umliegenden Nebengeräuschen, eventuell auftretenden Hall und das Filtern von Scroll und Tippgeräuschen auf dem Laptop. Die Tonqualität soll ausreichend gut sein, dass das Video-Team diese akzeptiert.


3. Lieferumfang
Im Karton findet sich das Mikrofon an sich, ein Standfuß und ein Adapter der als Schwenkarm dient. Falls das Mikrofon ohne Fuß verwendet werden soll, kann es einfach mittels Drucks auf einen Punkt aus der Halterung gelöst werden. Um den Verbindungsteil wieder abzudecken ist eine Schnellverschlussabdeckung im Lieferumfang enthalten. Darüber hinaus ist das benötigte USB-Kabel beigelegt, sodass direkt mit den Aufnahmen gestartet werden kann. Die beiliegende Karte mit QR-Code führt einen zur Online-Anleitung. Diese ist allerdings, wie ich finde, eher kurzgefasst. Dennoch: Wer ohne Extrawünsche direkt mit der Aufnahme beginnen will, kann dies tun. Der Lieferumfang ermöglicht die direkte Inbetriebnahme. Der Ausgang für das USB-Kabel und der Klinkenstecker befinden sich auf der Unterseite des Mikrofons. Headsets und Kopfhörer müssen einfach eingesteckt werden.


4. Funktionsweise
Beim NZXT Capsule handelt es sich um ein Kondensatormikrofon mit der Richtcharakteristik Niere (Cardioid). Im Rahmen der Anforderungen ist dies die optimale Bauform. Die Superniere hätte hier mehr Nach- als Vorteile. Hierbei wird, nach der Form einer Niere, vorwiegend der von vorne kommende Schall eingefangen und seitliche Geräusche nur minimalwahrgenommen werden. Akustische Signale hinter dem Mikrofon werden vollkommen ignoriert. Das bedeutet, dass Störgeräusche z.B. durch de Tastatur dennoch möglich sind. Auch die Tatsache, dass das Mikrofon auf einem nur leicht entkoppeltem Standfuß steht, trägt dazu bei. Alternativ bietet der Hersteller einen entsprechenden Arm, den NZXT BOOM, für 100 Euro an. Allerdings gibt es aber auch Alternativen, die dank der Gewindeanschlüsse ebenfalls nutzbar sind und nur 1/3 des Preises kosten.
Das Mikrofon nimmt mit einer 24 Bit Bittiefe und 96 kHz Abtastrate die akustischen Signale auf. Auf Grundlage des Nyquist-Shannon-Abtasttheorem sind dies gute Werte. Die Abtastrate liegt damit deutlich über der optimalen Rate für Sprachaufnahmen von 44,1 kHz. Durch die Abtastrate von 96 kHz eignet sich das NZXT Capsule somit auch für musikalische Aufnahmen. Die 24 Bit Abtastrate ist ebenfalls auf hohem Niveau und entspricht dem heutigen Standard für HD-Soundaufnahmen. Für Streaming reichen 16 Bit.

Das NZXT Capsule ist ebenfalls mit einem Popschutz ausgestattet. Der Popschutz verhindert explosionsartige Geräuschaufnahmen. In dem vorliegendem Use-Case sorgt es vorrangig dafür, dass kleine Windlaute den Ton nicht verfälschen, die beim Lesen von Buchstaben häufig auftreten (z.B. beim P oder B). Dieser lässt sich zwar formal nachrüsten (z.B. mit dem richtigen Mikrofon-Arm) aber ist hier praktischerweise integriert. Dies unterstreicht die Möglichkeit eines mobilen Einsatzes.


5. Verarbeitung
Bereits der Karton wirkt hochwertig. Das Mikrofon ist sicher eingebettet in Schaumstoff. Innenliegend befindet sich ein zweiter versiegelter Karton. Auf dem Transport kann mit dem Produkt eigentlich nichts passieren. Der Umkarton kann sicherlich einige Male als Transportbox dienen, falls das Mikrofon mal auf Reisen gehen muss. Für mich ein klarer Vorteil, da ich an unterschiedlichen Orten aufnehme und ab und an zum Aufbau in anderen Locations gezwungen bin. Ohne Extra-Anschaffungen kann ich direkt mit den Aufnahmen starten. Die verwendeten Materialien wirken hochwertig. Die Kombination aus Aluminium und ASB ist stabil. Ob das ASB mit der Zeit ausbleichen wird bleibt abzuwarten. Direkt nach dem Auspacken konnten nur minimale Kratzer am linken Schwenkrad des Mikrofons entdeckt werden. Diese fallen bei grober Betrachtung nicht auf. Ansonsten ist die Verarbeitung einwandfrei. Fraglich bleibt für mich, ob die endlos drehbaren Räder in der dauerhaften Praxis bestehen werden, oder ob ein System mit Anschlag bei minimaler und maximaler Lautstärke für eine längere Laufzeit sorgen würden. Das beigelegte USB-Kabel ist ein Standardmodell.


6. Design
Das Mikrofon ähnelt optisch seinem Namen | es erinnert an eine Kapsel. Das Design kommt ohne viele Ecken und Kanten daher und wirkt sehr futuristisch. Auch der LED-Ring am unteren Ende des Mikrofons sieht sehr modern aus. Leuchtet das Licht blau, ist das Mikrofon aktiv, leuchtet es rot, so lässt sich schnell die Stummschaltung erkennen. Der Großteil des Gehäuses ist aus Metall. Für einen festen Stand wurde unter dem Fuß ein Anti-Rutsch-Ring integriert | in passendem NZXT-Lila-Ton, auch wenn man diesen Ring wohl selten zu Gesicht bekommen wird. Die beiden Drehregler sind gleichzeitig Knöpfe. Optisch schön flach anzuschauen sind sie in der Praxis tatsächlich zu flach. Als Anwender mit langen Fingernägeln kommt man kaum drum herum das Gehäuse zu berühren und gegebenenfalls zu verkratzen. Einen weiteren Kritikpunkt gibt es für die Knöpfe. Einhändig lassen sich diese nicht bedienen, dann neigt das Mikrofon nach hinten und fällt um. Wegrutschen tut es nicht. Mit einem Gewicht von über 800 Gramm hat es einen festen Stand. Dennoch: Die Knöpfe lassen sich nur beidhändig bedienen.


7. Installation
Das Mikrofon ist nach dem Unboxing direkt im Fuß verankert. Will man es mit dem Standfuß nutzen, ist es direkt bereit mit dem Computer verbunden zu werden. Es wird direkt nach dem Verbinden (über USB-Kabel) mit dem Laptop erkannt. Je nachdem welches Aufnahmeprogramm man nutzt, können unterschiedliche Einstellungen vorgenommen werden. Danach kann es mit der Aufnahme losgehen. Ansonsten lässt sich zur Installation gar nicht viel mehr sagen, da es fix geht. Einfach und unkompliziert. Zudem sei gesagt, dass Firmwareupdates vom Hersteller bereitgestellt werden, aber lediglich über Windows installiert werden können. Weitere Software, um Einstellungen am Mikrofon vornehmen oder Tondateien aufnehmen oder schneiden zu können, liegt dem NZXT Capsule nicht bei.


8. Leistung
Um die Leistung messen zu können testen wir verschiedene Szenarien. Alle Szenarien sind unseren Anforderungen entsprechend angemessen und üblich. Dabei wird auch Wert auf die beworbenen Eigenschaften gelegt.

"Die Lesung"

Methodenbeschreibung:
Hierbei wird das Mikrofon mit geringem Abstand zur vorderen Tischkante platziert. Dadurch hat es zudem einen geringen Abstand zur Signalquelle. Zudem wird hinter das Mikrofon ein Stapel Blätter platziert, das während der Aufnahme umgeblättert wird. Laut Hersteller sollte man diesen Vorgang kaum wahrnehmen können. Das Szenario sollte analog zu einem Tastendruck zu bewerten sein.

Ergebnis:
Leider ist selbst bei einer langsamen und vorsichtigen Vorgehensweise das Umblättern deutlich zu hören. Somit scheidet es aus, ein Skript hinter dem Mikrofon platzieren zu können. Denn auch wenn das Mikrofon Töne die hinter ihm entstehen nicht wahrnimmt scheinen die Schallwellen zu reflektieren und seitlich auf das Mikrofon zu treffen.

"Die Straße"

Methodenbeschreibung:
Wir wohnen in Berlin zwischen Wedding und Mitte. Sowohl Autos als auch Straßenbahnen sind bei geschlossenem Fenster wahrzunehmen. Mit der Zeit "überhört" man diese zwar, aber auf einer auch leisen eingesprochenen Tonspur sollten diese nicht zu hören sein. Das Mikrofon wird mittig auf dem Tisch platziert und ein Text wird in normaler Lautstärke eingesprochen. Das Fenster durch das primär Störgeräusche eintreten könnten ist rund 2m entfernt. Das Szenario wird bei gekipptem Fenster wiederholt.

Ergebnis:
Sobald das Fenster geschlossen ist, sind keine Nebengeräusche der Straße hörbar. Man hört lediglich das sauber aufgenommene gesprochenen Wort. Bei gekipptem Fenster ist die Tram eindeutig zu hören und die fortlaufend vorbeifahrenden Fahrzeuge sind in Form eines Grundrauschens wahrnehmbar.

"Das Büro"

Methodenbeschreibung:
Das Mikrofon erlaubt einen mobilen Einsatz. Deshalb möchten wird bei geschlossener Tür prüfen, ob Unterhaltungen oder das Geräusch einer Kaffeemaschine wahrgenommen werden kann. Dazu wird das Mikrofon erneut mittig platziert und alle Türen (2 m Abstand) und Fenster (2 m Abstand) des Raumes geschlossen. 4 m von der Tür entfernt wird ein Telefongespräch mit normaler Lautstärke geführt. Nach rund 10 Sekunden legt die Person auf und begibt ich Richtung Küche. Dabei läuft sie nah an der Tür in der sich das Mikrofon befindet vorbei und bedient die 2 Räume weiter stehende Kaffeemaschine (Philips Vollautomat).Während dieses Vorgangs wird ein Text durchgängig eingesprochen.

Ergebnis:
Das Gespräch vor der Tür war nicht wahrzunehmen. Ebenso wenig wie das nahe vorbei laufen an der Tür. Und auch der relativ lauter Philips Vollautomat war nicht wahrzunehmen.

"Der Popschutz"

Methodenbeschreibung:
Das Mikrofon wird zunächst mit lauten P und B Buchstaben in kurzer entfernen besprochen und anschließend plötzlich laut angeschrien. Dabei wird überprüft ob Störgeräusche, wie Knack- oder Zischlaute aufgenommen werden.

Ergebnis:
Egal wie sehr wir uns bemühten, es waren keinerlei Störgeräusche wahrzunehmen. Insofern arbeitet der Popschutz einwandfrei.


9. Studiovergleich
Methodenbeschreibung:
Durch den Zugang zu einem professionellen Tonstudio lässt sich die Qualität sehr gut vergleichen. Dabei wurde eine bereits eingesprochene 20-sekündige Tonspur erneut aufgenommen. Im Gegensatz zum Tonstudio wird die Aufnahme in einem normalen Zimmer aufgenommen und alle Türen und Fenster geschlossen, sowie alle weiteren Geräusche gemieden.

Ergebnis:
Die Aufnahme mit dem NZXT klingt runder und klarer als die der Studioaufnahme. Auch der Popschutz funktioniert deutlich besser und nimmt dem Ton explosive Höhen und Tiefen. Nur die Lautstärke und der "Druck" ist bei der Studioaufnahme deutlich besser abgestimmt. Ich persönlich lausche lieber einer begeisterten und druckvollen Stimme als einer sonoren Erzählung. Hier ist sicherlich durch die Sprechweise und mithilfe einer Softwareunterstützung noch eine Verbesserung zu erzielen.


10 . Zusammenfassung
Pro und Contra
++ Design
++ 24 Bit und 96 kHz
++ Popschutz
++ Tonqualität
+ Verarbeitung
+ Hohes Gewicht
+ Installation
+ Bedienung
+ mobiler Einsatz

o Preis

- Schwergängiger Mute-Knopf
- Zu flacher Mute-Knopf
- Keine beiliegende Software
- Drehregler ohne Anschlag
- Das Firmwareupdate auf Windows begrenzt

Einsteiger- oder auch Profi?
Von der Bedienung her für blutige Anfänger geeignet, während die Qualität im HiFi-Bereich anzusiedeln ist.

Sind 130 Euro angemessen? Was kostet ein Vergleichsprodukt?
Die Aufnahmequalität hat uns positiv überrascht. Das Video-Team hat die Aufnahmequalität als gut bewertet und so ist es nun in Zukunft möglich Tonspuren daheim aufzunehmen. Lediglich bei Störgeräuschen konnte der Hersteller nicht überzeugen. Im Vergleich zur direkten Branchenkonkurrenz (Razer, HP Hyper, Trust usw.) ist der Preis für das Gebotenen gut. Bis auf das Trust ist die Abtastrate und Bittiefe bei anderen Produkten niedriger. Zudem bietet Trust in diesem Preissegment einen Reflexionsfilter. Der benötigt allerdings deutlich mehr Platz und ist möglicherweise nicht einfach an einen Schwanenhals zu befestigen. Wirkliche Konkurrenz sehen wir vorrangig im HiFi-Bereich. Z.B. mit den Produkten von PreSonus. Die Produkte dieses Herstellers sind als Preisleistungshits bei Lautsprechern bereits bekannt.

Fazit
Das NZXT Capsule ist einem HP Hyper oder Razer vorzuziehen. Die Aufnahmequalität ist sehr hoch. Störgeräusche werden weniger ausgeblendet als erhofft. Technisch gibt es teils bessere Konkurrenz von PreSonus oder Trust. Aber hier muss man andere Einschränkungen hinnehmen oder sollte sich fragen, ob man diese Extras benötigt. Beim Design ist das NZXT der Konkurrenz überlegen. Das Capsule wirkt wie ein hochwertiges Deko-Objekt und nicht wie ein Gebrauchsgegenstand. Insofern hat man hier eine gute und einzigartige Mischung aus Mikrofon und Hingucker. Leichte Abzüge gibt es dennoch, da die Ausblendung von Hintergrundgeräuschen nicht optimal war und die Konstruktion der Bedienelemente zu wünschen übriglässt.